Kapitel 2
Nahrungspausen statt Fasten – der sanfte Weg
Fasten reinigt Körper und Geist, hält jung und gesund und entgiftet den Organismus. So beschreiben es die Verfechter des Fastens, unter denen auch viele Ärzte und vor allem Therapeuten zu finden sind. Doch klassisches Fasten über einen Zeitraum von 2 oder 3 Wochen bedeutet einen tiefen Eingriff in das körpereigene System und sollte daher nicht ohne ärztliche Überwachung durchgeführt werden. Zudem ist Fasten nicht für alle Menschen gleich gut geeignet und lässt sich für die wenigsten mal so eben durchführen, da zum ernsthaften Fasten auch Ruhe und Entspannung wichtig sind. So sollte der Fastende einen Aufenthalt in einer Kurklinik oder zumindest einen kurzen Urlaub während des Fastens einplanen. Fasten bleibt daher immer eine Ausnahmesituation in der Ernährung und ist nicht alltagstauglich. Eine gute Alternative zum Fasten sind Nahrungspausen. Anders als beim echten Fasten wird dabei sehr wohl Nahrung aufgenommen, aber eben nur zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Zeitabständen.
Gesund essen ist gut – Nahrungspausen sind noch besser!
Zugegeben, solche Worte klingen für uns, die wir in einer Art Dauerüberfluss leben, reichlich drastisch; aber keine Angst – das bedeutet nicht, ab sofort allem zu entsagen und zum Hungerkünstler zu werden. Dennoch gilt: Pausen in der Nahrungsaufnahme entlasten den Organismus und machen ihn widerstandsfähiger gegen Krankheiten. Warum das so ist, lässt sich anhand der menschlichen Evolution erklären. Im überwiegenden Teil der Evolutionsgeschichte des Menschen herrschte Nahrungsmittelknappheit. Für uns heute kaum mehr vorstellbar: Lange Hungerzeiten wurden in früheren Zeiten nur unregelmäßig von Phasen der Nahrungsaufnahme durchbrochen. Dies änderte sich im Verlauf der Geschichte zwar, doch erst seit wenigen Jahrzehnten stehen dem Menschen tatsächlich zu jeder Jahreszeit Nahrungsmittel im Überfluss zur Verfügung. Diese Selbstverständlichkeit der Dauerverfügbarkeit von Nahrungsmitteln tut uns nicht gut, denn der menschliche Körper ist nicht auf dauernde Nahrungsaufnahme programmiert. Er braucht Nahrungspausen, um sich der Regeneration der Organe und der Ausscheidung von Giften zu widmen.
Gesunde und schonend verarbeitete Nahrungsmittel spielen dabei natürlich weiterhin eine große Rolle, wenn sie im richtigen Zeitrhythmus eingenommen werden. Aber auch gesunde Nahrung, zur falschen Zeit eingenommen, kann für den Organismus belastend sein, denn selbst hochwertige Nahrungsbausteine können einen Entzündungsreiz im Körper auslösen. Wissenschaftliche Veröffentlichungen und das weltweit bekannte Linus Pauling Institute in Amerika verweisen auf den entzündungsauslösenden Charakter bestimmter Speisen. Wie aber können ansonsten gute und gesunde Nahrungsmittel das Immunsystem provozieren und sich womöglich als Entzündungsauslöser bei der Verdauung erweisen?
Bekannt ist uns dieser Vorgang, wenn mit der Nahrung krank machende Bakterien oder Viren aufgenommen werden. Dann merken wir unter Umständen sehr schnell, dass uns Nahrung nicht immer ausschließlich freundlich gesonnen ist, denn Bauchschmerzen bis hin zum Brechdurchfall sind die Folgen. Etwas länger dauert es, wenn wir versteckte Belastungsfaktoren mit unserer Nahrung aufnehmen. Hier schlägt das darmeigene Immunsystem nicht sofort Alarm. Es kann eine ganze Zeit vergehen, bis wir Unbehagen verspüren.
Alarm im Darm – wenn Eiweiß und Fette den Darm attackieren
Zusammen mit den Kohlenhydraten bilden Proteine und Nahrungsfette die Grundlagen unserer Ernährung. Sie liefern dem Körper Energie, die er zur Aufrechterhaltung der Körperfunktionen benötigt. So sind Nahrungseiweiße – auch Proteine genannt – die Bausteine unserer Zellen, und viele Körperfunktionen werden über eiweißhaltige Enzyme gesteuert. Nahrungsfette wiederum sind Bestandteil der Zellmembranen und verantwortlich für die Produktion von Hormonen und anderen wichtigen körpereigenen Stoffen, während Kohlenhydrate neben den Fetten als wichtigste Energiequelle des Körpers gelten. Unter bestimmten Umständen können Fette und Proteine trotz ihrer lebenswichtigen Funktionen zu Belastungsfaktoren werden und Unverträglichkeitsreaktionen im Darm hervorrufen, die viralen Infektionen gleichen. Selbst nach einer länger zurückliegenden Einnahme reagiert der Darm auf ihre Aufnahme. Betroffene leiden sehr unter derartigen Unverträglichkeitsreaktionen, die sich gegenüber echten Nahrungsmittelallergien dadurch unterscheiden, dass sie wesentlich häufiger auftreten und sich der oder die Auslöser kaum bestimmen lassen.
Freund und manchmal auch Feind – Proteine
Bauchdrücken, Schmerzen, Blähungen, Verstopfung und Durchfall im Wechsel – Patienten mit Reizdarmsyndrom können ein Lied davon singen. Grund dafür können Immunreaktionen der Darmschleimhaut auf Nahrungseiweiße sein. Viele Infektionserreger sind auf Proteinen aufgebaut, und so kann dem Immunsystem des Darms nicht übel genommen werden, wenn es besonders auf Eiweiße reagiert. Auch dann nicht, wenn diese eben nicht von einem Erreger stammen, sondern von der Nahrung. Bemerkenswert daran ist aber, dass die Immunreaktion besonders oft bei der Nahrungsaufnahme von industriell veränderten Eiweißen vorkommt. Getreide und Milchprodukte besitzen ebenfalls Proteine, und in letzter Zeit scheint es immer mehr Reaktionen auf Eiweißquellen zu geben. Wissenschaftlich wird die Immunreaktion auf diese Art Proteine als gluten-assoziierte Enteropathie oder silente, also stille, Glutenintoleranz, bezeichnet. Zusammen mit der Glutenintoleranz tritt häufig auch eine Kaseinintoleranz auf, eine Reaktion auf das Milcheiweiß. Letztere scheint besonders häufig mit der Glutenintoleranz zusammen aufzutreten. Auch eine Reaktion auf den Milchzucker – eine Laktoseunverträglichkeit – ist möglich. In Asien ist sogar der überwiegende Teil der Bevölkerung hiervon betroffen. All dies lässt die Frage offen, ob Kuhmilch wirklich das ideale Lebensmittel für uns Menschen ist. Kuhmilch lässt sich zwar industriell gut verarbeiten und damit auch vermarkten, aber bedienen wir mit dem übermäßigen Konsum die Bedürfnisse der Bevölkerung oder jene der mächtigen Milchindustrie?
Unter Verdacht – Transfette
Neben den Proteinen können auch Nahrungsfette im menschlichen Körper entzündlich wirken. Besonders künstlich hergestellte Transfette, also industriell gehärtete Fette, stehen unter Verdacht, Entzündungsprozesse im Körper auszulösen sowie die Risiken von Schlaganfall, Herzinfarkten und Zuckererkrankungen zu erhöhen. Die seit Kurzem in den USA verbotenen künstlichen Transfette sind bei uns hauptsächlich in Süßigkeiten, Backwaren, Tiefkühlpizzas und Fertigsuppen zu finden.
© Fotolia: Alexander Raths
Krapfen mit Tücken? Die in vielen Backwaren enthaltenen Transfettsäuren können krank machen.
Was sind Transfette überhaupt?
Transfette sind flüssige Pflanzenöle, die durch industrielle Verarbeitung chemisch verändert und gehärtet werden, damit sie zur Stabilisierung von Lebensmitteln eingesetzt werden können. Das feste Fett dient als Konservierungsstoff, da es die Haltbarkeit der Lebensmittel verlängert und auch ohne Kühlung nicht ranzig wird. Außerdem wirken mit Transfett verarbeitete Lebensmittel geschmacklich weniger fettig. Transfette gelten schon lange als gefährlich. Seit 2015 sind sie daher in vielen Ländern wie etwa in den USA verboten. Vielfach wird auch schon vom Killerfett gesprochen. Das mag überzogen erscheinen. Es wurde jedoch zweifelsfrei festgestellt, dass beim Verzehr von mehr als 2 Prozent der täglich zugeführten Energie in Form von Transfetten Gefahr für die Gesundheit besteht. Seit April 2008 darf deshalb in Ländern wie Dänemark, Österreich, Ungarn, Norwegen und der Schweiz die Summe der Transfettsäuren 2 Gramm pro 100 Gramm pflanzliches Speiseöl nicht mehr überschreiten. Hierzulande ist man leider noch lange nicht so weit: Eine Ernährungsstudie besagt, dass 10 bis 20 Prozent der Frittierfette Transfettsäuren enthalten können. So bleiben die hohen Transfettwerte das Problem des Verbrauchers, der in einem offenen Markt jederzeit davon betroffen sein kann.
Transfettsäuren (TFA): Warum sie so gefährlich sind
TFA blockieren ein wichtiges Enzym, die Delta-6-Desaturase, und damit die Umwandlung von lebenswichtigen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren in verlängerte Formen. Dies kann zu erheblichen Störungen im lebenswichtigen Fettstoffwechsel und damit zu Erkrankungen wie Entzündungen und Störungen der Blutzirkulation führen.
Transfettsäuren richten an den Zellmembranen schwere Schäden an, da sie das Strukturgefüge der Zellwände zerstören. Dazu der Ernährungswissenschaftler Gerhard Jahreis von der Uni Jena: »Transfettsäuren setzen sich in der weichen Zellwand fest und machen sie hart wie Butterbrotpapier!«
Transfette erhöhen den schlechten LDL-Cholesterinwert im Blut zum Nachteil des guten HDL-Cholesterins. Die Folgen: Verstopfte Arterien führen zu einem erhöhten Schlaganfall- beziehungsweise Herzinfarktrisiko. Eine tägliche Einnahme von Triglyceriden mit 5 Gramm der Transfettsäurenreste steigert das Risiko der koronaren Herzerkrankung um 25 Prozent.
Laut einer in der Zeitschrift American Journal of Clinical Nutrition veröffentlichten Studie ergibt sich ein enger Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Transfetten und Typ-2-Diabetes.
Fazit: Weltweit gelten Transfette inzwischen als stark gesundheitsschädigend. Da in Deutschland die Politik noch nicht reagiert hat, ist der Verbraucher auf sich gestellt und...