KAPITEL 1
Der »böse« Faktor X
Wie wäre es, wenn es einen Knopf gäbe, auf den man drücken könnte, und die überflüssigen Pfunde verschwänden auf Dauer? Und wenn es einen Faktor X gäbe, der Sie die ganzen Jahre daran gehindert hätte, Ihr Wohlfühlgewicht zu erreichen und zu halten? Wenn es nicht nur darum ginge, sich zusammenzureißen, weniger zu essen und sich mehr zu bewegen? Übergewicht ist nur zum Teil selbstverschuldet!
Mögen Sie gutes Essen? Natürlich. Nehmen Sie leicht zu oder sind übergewichtig? Vielleicht haben Mitglieder Ihrer Familie Übergewicht? Essen Sie vielleicht das Gleiche wie Ihr Partner oder Ihre Geschwister, aber nur Sie nehmen zu?
Nehmen Sie besonders leicht am Rumpf zu, während Arme und Beine relativ dünn sind? Hat Ihr Arzt Ihnen vielleicht gesagt, sie sollten weniger essen und sich mehr bewegen?
Können Sie Ihr Verlangen nur schwer zügeln? Gehören Sie zu denen, die einen starken Hang zu Süßigkeiten oder Brot, Kartoffeln und anderen Arten von Stärke haben? Die bei Süßem oder Snacks wie Kartoffelchips nicht aufhören können, bis alles weg ist? Die Stimmungsschwankungen oder im Laufe des Tages wechselnde Leistungsfähigkeit erleben? Fühlen Sie sich nach dem Mittagessen müde oder sogar schlapp? Die Konzentration schwächelt und Sie sind reizbar? Und dann essen Sie etwas Schokolade oder trinken Cola oder eine zuckerhaltige Limo und fühlen sich gleich besser und sprühen von Energie? Doch nach ein paar Stunden sind Sie wieder genauso müde, hungrig und schlecht gelaunt? Dieses Muster wiederholt sich nach dem späten und reichlichen Abendessen, vielleicht wachen Sie sogar mitten in der Nacht auf und werfen einen Blick in den Kühlschrank? Wenn Ihnen das bekannt vorkommt, sind Sie möglicherweise »zucker- und kohlenhydratsüchtig«.
Sind Sie oft gestresst? In der Natur ist Stress ein notwendiger Überlebensmechanismus, doch der heutige Stress hängt nicht mit realen Gefahren zusammen – wir müssen nicht davonlaufen! Die Hormone, mit denen uns die Natur zum Umgang mit Stress ausgestattet hat, halten sich im Blutkreislauf. Das Resultat ist chronischer Stress mit Symptomen wie Gewichtszunahme, geringem Sexualtrieb, Konzentrationsproblemen und schlechtem Gedächtnis sowie ernsteren Problemen wie Herzkrankheiten, Diabetes, Osteoporose, Hautleiden und Darmentzündung. Stress hat oft Auswirkungen auf unsere Essgewohnheiten: Wir überspringen Mahlzeiten oder greifen zu unkompliziertem kohlenhydrat- und fettreichem Essen. Aber ist es nur unsere Umgebung, die uns stresst, oder sind wir zu stressempfindlich geworden, und falls ja, warum?
Sind Sie ständig müde, schlecht gelaunt und sogar niedergeschlagen? Fühlen Sie sich unkonzentriert oder reizbar? Das kann an den Hormonen liegen, die auf Grund Ihrer Ernährung oder Ihres Lebensstils aus dem Gleichgewicht geraten sind. Unsere industrialisierte Ernährung steht in einem starken Konflikt mit unseren genetischen Voraussetzungen. Einige vertragen diesen Lebensstil allerdings besser als andere. Wie Sie in diesem Buch erfahren werden, spielt die Gesundheit des Darms eine sehr große Rolle für die geistige Gesundheit.
Zuckerabhängige, schlecht gelaunte, gestresste, ängstliche und deprimierte Menschen greifen schnell zu Schokolade und anderen Süßigkeiten sowie zu Lebensmitteln, die viel Fett, Zucker und Stärke enthalten. Die erhöhen nämlich die Ausschüttung von »Gehirnhormonen« wie Serotonin, Dopamin und Endorphinen, sogenannten Glückshormonen, und wirken daher beruhigend. Gleichzeitig erhöhen sie jedoch den Insulinspiegel, was zu Übergewicht, Diabetes Typ 2, erhöhtem Blutdruck und Herz- und Gefäßkrankheiten führen kann. Alkoholsucht hat eine ähnliche Wirkung, weshalb man vorsichtig sein soll, wenn man zu oft »einen Drink braucht«.
Aber warum hat das Gehirn das Bedürfnis, ruhiger und glücklicher zu werden? Warum braucht es mehr Glückshormone und bringt Sie dazu, das falsche Essen zu wählen? Zur Hormonstörung, die Ihr Ess- und Trinkverhalten erklärt, trägt eine wichtige und erst jetzt erkannte Ursache bei: Ihre Darmbakterien sind nicht im Gleichgewicht. Wenn man weiß, wie das Essen, die Hormone und die Darmflora im Körper zusammenwirken, kann man sein Verlangen besser steuern, statt sich von ihm steuern zu lassen.
Sind Ihre Hormone nicht im Gleichgewicht?
Beim Essen denkt man nicht gerade an Hormone, doch mit jedem Bissen werden die Hormone im Körper positiv oder negativ beeinflusst. Indem man beim Essen Entscheidungen trifft, kann man die Wirkungen dieser Hormone auf den Körper beeinflussen, denn fast alle körperlichen Funktionen werden auf die eine oder andere Weise durch Hormone gesteuert. Oft wirken zwei oder mehrere Hormone auf dieselbe Körperfunktion in entgegengesetzter Weise ein, sodass deren Gleichgewicht entscheidend für die Gesundheit ist. Ungleichgewicht bei der Hormonproduktion führt in der Regel zu Krankheiten, aber auch zu gestörter Verbrennung.
Wenn es um die Fettverbrennung und das Zucker- und Energiegleichgewicht geht, ist Insulin das wichtigste Hormon. Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse erzeugt, die hinter dem Nabel liegt. Ohne Insulin ist das Leben unmöglich, doch zu viel Insulin hat eine ungünstige Wirkung auf Körper und Gesundheit. Zu viel Insulin beeinflusst die Verbrennung negativ und kann Übergewicht und einen schlechten Gesundheitszustand verursachen.
Das Hormon Insulin hat die Aufgabe, Kalorien im Essen zu verwerten oder zu lagern. Je höher der Blutzuckerspiegel ist, desto mehr Insulin produziert der Körper, um den Blutzucker so stabil wie möglich zu halten.
Solange man zu viel Insulin im Blut hat, ist der Körper darauf eingestellt, Fett zu lagern, statt zu verbrennen. Bei Übergewicht, besonders am Bauch, und bei Diabetes Typ 2 (wobei dort auch andere Ursachen eine Rolle spielen) hat man eine Insulinresistenz entwickelt (siehe S. 114 f., Kap. 5). Dann ist der Insulinspiegel ständig erhöht, sogar wenn man fastet. Dadurch wird der Körper zu einer Fetteinlagerungsanlage, während die Fettverbrennung eingestellt ist. Befindet man sich erst einmal in diesem Teufelskreis mit erhöhtem Insulin, der bei jedem Verzehr von Kohlenhydraten mit viel Zucker und/oder Stärke verstärkt wird, nimmt man sogar dann zu, wenn man weniger als zuvor oder weniger als andere isst. Außerdem führt ein erhöhter Insulinspiegel zu mehr Appetit, speziell auf Süßes, und zu all den gesundheitsgefährdenden Auswirkungen einer Insulinresistenz wie erhöhtem Blutdruck, Risiko von Diabetes Typ 2 und Herzkrankheiten.
Wir wissen nun, dass Störungen und Ungleichgewicht in der Bakterienflora des Darms ein wichtiger Faktor bei der Entwicklung von Insulinresistenz sind. Auch hier ist die Darmflora der wichtige Faktor X, der mithilft, Ihre Hormone ins Gleichgewicht zu bringen und eine effektivere Verbrennung zu ermöglichen.
Plagen Sie Entzündungen im Körper? Hautleiden, rheumatische Leiden, Gelenkschmerzen, niedriger Stoffwechsel, Allergien oder Asthma? Haben Sie eine Herzerkrankung mit verengten Herzkranzgefäßen? Leiden Sie unter einer Autoimmunerkrankung? Werden Sie vom Reizdarm geplagt (Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung)?
Eine Entzündung ist Teil des natürlichen Versuchs des Körpers, sich selbst zu reparieren. Wird sie jedoch chronisch, wird sie selbst zur Krankheit. Entzündungsleiden – wie diverse Ekzemtypen, Psoriasis, Migräne, Arthrose, Asthma, Darmleiden und bestimmte Herzerkrankungen – haben in den vergangenen 50 Jahren dramatisch zugenommen. Im gleichen Zeitraum ist auch unser Verbrauch an Antibiotika und industriell verarbeiteten Lebensmitteln, die schädliche Fettsäuren, raffinierte Kohlenhydrate und Zucker enthalten, angestiegen, gleichzeitig essen wir weniger natürliche und unbearbeitete Lebensmittel und nehmen damit auch weniger Ballaststoffe und lebende, gesunde Bakterien zu uns. Die gute Nachricht: Wir können das Gleichgewicht wiederherstellen und Entzündungen reduzieren, indem wir mehr Nahrung zu uns nehmen, die lebende, gesunde Bakterien, Ballaststoffe, mehr Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien und gleichzeitig weniger Omega-6-Fettsäuren, Transfette und hochglykämische Kohlenhydrate enthält. Mehr zu Entzündungen und dazu, wie Ernährung und Darm im Gleichgewicht einem helfen können, auf den Seiten 267–271, Kap. 12.
Der (noch) unbekannte Faktor X für ein dauerhaft gesundes Gewicht
Sie haben unzählige Diäten und »Abnehmprodukte« probiert und sind zum Abnehmkurs gegangen. Ja, zunächst haben Sie immer Gewicht verloren, und einige »Kuren« waren vielleicht effektiver als andere. Aber es hat nie lange gehalten. Haben Sie nachher wieder das Gleiche gegessen wie vorher, egal was für eine Art von Diät es war? Oder war die Versuchung zu groß, und Sie haben zwischendurch völlig aufgegeben? So oder...