Was für ein fantastisches Organ die Haut ist! Sie ist unser größtes Organ und kann so viel: Wir wären hüllenlos, nichts würde uns in Form halten, hätten wir nicht die Haut mit ihren elastischen Fasern. Ohne unsere Haut sind wir nicht lebensfähig. Sie arbeitet Tag und Nacht für uns. Wenn wir schlafen, läuft sie auf Hochtouren und repariert, was tagsüber kaputtging. Schicht für Schicht schützt sie uns vor Substanzen, die nicht in den Körper gelangen sollten. Auf einer Fläche von rund 1,8 bis 2 Quadratmetern stellt sie als Kontaktorgan die Verbindung von innen und außen her. Sie ist unsere Außenantenne, die blitzschnell alles an die Schaltstelle im Gehirn weiterleitet. Sie verteidigt uns gegen ungewollte Eindringlinge (Krankheitserreger) von außen, ist Teil unseres Immunsystems und hat ihr eigenes Reparaturteam. Ist die Haut beispielsweise verletzt, bekommt sie über das Blut Hilfe von anderen Zellen, um die Wunde schnellstmöglich zu schließen.
Der Zusammenhang zwischen Gefühlen und Haut zeigt sich beim Erröten, beim Blasswerden vor Schreck und auch, ob man jemanden riechen kann oder nicht. Die Haut schüttet nämlich je nach Situation Duftstoffe aus, die genau darüber entscheiden. Sie hilft uns zu spüren, welche Berührung uns guttut, Lust auf mehr macht und welche Schmerzen verursacht. Sie hat ihren eigenen Thermostat, mit dem sie Kälte und Wärme reguliert, und spannt ihren eigenen Sonnenschirm auf, wenn wir es mit der Sonne übertreiben. Das sind nur einige kurze Beispiele, die die Bedeutung der Haut für den gesamten Organismus verdeutlichen.
Die einzelnen Hautschichten
Schicht für Schicht kann man unter dem Mikroskop die einzelnen Hautschichten erkennen.
- Oberhaut (Epidermis)
- Lederhaut (Dermis/Corium)
- Unterhautfettgewebe (Subdermis)
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Der Querschnitt der Haut zeigt, wie komplex sie aufgebaut ist. Betrachtet man die Hautschichten unter dem Elektronenmikroskop, kann man einzelne Schichten erkennen, die alle besondere Aufgaben haben. Die obere Hautschicht, dort wo die Pflegeprodukte ihre Wirkung entfalten, ist gerade einmal 0,5 Millimeter dick! Es lohnt sich, diese Schicht von einem halben Millimeter unter kosmetischen Aspekten besonders zu betrachten. Sie gilt es zu pflegen, mit Feuchtigkeit zu versorgen und geschmeidig zu halten, damit sie ihre Funktion erfüllen kann. Denn sie verhindert auf ganz natürliche Weise, dass Substanzen in die Haut eindringen können, die dort nichts zu suchen haben. Je dünner sie ist, desto leichter können ungewollte Substanzen über die Haut in den Körper gelangen.
Schutzschild der Haut: die äußere Pufferzone
Die äußerste Schutzbarriere ist der natürliche Hydrolipidmantel der Haut. Die äußere Hautschicht wird benetzt von einem feinen Sekretfilm aus den Talg- und Schweißdrüsen. Oft wird diese wichtige Hautfunktion fälschlicherweise mit einer Übersäuerung der Haut in Zusammenhang gebracht, weil diese Schicht auch Säureschutzmantel genannt wird. Ich verwende lieber den Fachbegriff Hydrolipidmantel. Die äußere Hautschicht bildet die erste wichtige Barriere, um das Eindringen fremder Stoffe über die Haut in den Organismus zu verhindern. Die Mischung aus Talg, Schweiß und Hautschuppen hält die Haut geschmeidig, schützt sie vor Austrocknung und wehrt Krankheitserreger ab. Mit dem Schweiß werden Milchsäurebakterien ausgeschieden, die auf dieser Schicht einen leicht sauren pH-Wert bilden. In diesem Milieu fühlen sich Bakterien nicht wohl und können nicht überleben. Deshalb weist die gesunde Haut einen pH-Wert von 6,5 auf. Sobald dieser aus dem Gleichgewicht kommt, schüttet die gesunde Haut entsprechende Stoffe aus, um den Schutz wiederherzustellen. Je intakter die Hautbarriere ist, desto widerstandsfähiger ist die Haut. Dieses Puffersystem funktioniert bei Babys noch nicht. Sie benötigen einige Wochen, bis sich der vollständige Schutz ausgebildet hat. Jahreszeiten, Luftfeuchtigkeit, Ernährung oder eine Übersäuerung des Organismus haben Einfluss auf den Hydrolipidmantel. Bei älteren Menschen und Aknepatienten verschiebt sich der pH-Wert der Haut ebenfalls.
Auch wenn Fans von basischer Kosmetik einen anderen Standpunkt vertreten: Fakt ist, die Haut reguliert ihren pH-Wert selbst und stellt ihn im leicht sauren Milieu mit einem pH-Wert um 6,5 immer wieder ein. Wenn Sie sich mit Seife (pH-Wert um 9) oder stark alkalischen (basischen) Reinigungsmitteln waschen oder basische Cremes verwenden (pH-Wert über 8), wird die Haut für kurze Zeit basisch. Die Schweißdrüsen arbeiten dann auf Hochtouren, um den Schutz schnell wiederherzustellen, die Ausscheidung wird beschleunigt und dabei werden auch verstärkt Abbauprodukte über die Haut ausgeschieden. Ein super Detox-Effekt, doch eine tägliche Überreizung kann den Hydrolipidmantel nachhaltig schädigen und zur Austrocknung der Haut führen.
Einmal im Monat ist bei gesunder Haut Schichtwechsel. Denn so lange brauchen die Hautzellen, um von der in Zacken verlaufenden Basalzellschicht am unteren Ende der Epidermis an die Oberfläche zu gelangen. Auf dem Weg nach oben verändern sie Form und Funktion, bis sie immer platter werden und dicht übereinander den äußeren Schutzschild bilden und am Ende unmerklich abschilfern. Die kontinuierliche Veränderung der Hautzellen vom Reifen bis zum Absterben ist ein faszinierender natürlicher Prozess, der keinesfalls gestört werden sollte. Der Sinn von Naturkosmetik ist es, die Haut zu unterstützen, damit sie ihre Funktionen möglichst lange aufrechterhalten kann.
Ist die Haut beispielsweise zu trocken, lösen sich die Hornplättchen zu schnell ab, ist sie zu fettig, bleiben diese zu lange auf der Haut kleben. Beides versucht man über die richtige Pflege auszugleichen. Die Basalschicht ist unsere »Hautfabrik«; hier werden ununterbrochen Zellen geteilt. Wir haben auf einem Quadratzentimeter Haut rund 600000 Hautzellen. Eine unglaubliche Zahl, die nur erahnen lässt, was für ein komplexes Organ unsere Haut ist. Sie regeneriert sich permanent selbst. Logischerweise wollen viele Kosmetikprodukte auf diese Unmenge an Hautzellen Einfluss nehmen, damit sie sich fleißig teilen. Auf dem Weg dahin haben Kosmetikwirkstoffe allerdings viele Hürden zu überwinden. Nur wenige Inhaltsstoffe schaffen es aus dem Cremetiegel bis hierher. Sie müssen winzig klein sein, um durch alle Zwischenräume der darüberliegenden Hautschichten zu kommen. Das gilt für herkömmliche Kosmetik ebenso wie für Naturkosmetik. Natürliche Wirkstoffe greifen nicht in den Hautstoffwechsel ein wie unzählige Konstrukte aus dem Labor. Ihre Bestandteile sollen die Zellen vitalisieren und die Funktionen der verschiedenen Hautschichten unterstützen. Einige Beispiele: Feine Samenöle wie Kiwisamen-, Acaibeeren- oder Borretschsamenöl gelangen in tiefere Hautschichten. Im Gegenteil zu Olivenöl, dessen Struktur anders ist und das eher auf der Hautoberfläche verbleibt und die Haut schützt. Außerdem schaffen es Vitamine, Spurenelemente und sogenannte Polyphenole (sekundäre Pflanzenstoffe) aus Pflanzen, tief in die Haut einzudringen und die Regeneration gezielt anzuregen. Sie liefern Baustoffe, die für die Zellteilung notwendig sind.
Der Sinn von Naturkosmetik ist es, die Haut zu unterstützen, damit sie ihre Funktionen möglichst lange aufrechterhalten kann
Die Oberhaut
Der oberen Hautschicht sollte unsere ganze Aufmerksamkeit gehören. Ein Zuviel an Waschen, Duschen oder Peelings kann die Oberhaut schädigen. Bei einer Dicke von einem halben Millimeter kann das leicht passieren. Zum Beispiel durch Tenside und Emulgatoren, die in fast jedem Kosmetikprodukt enthalten sind. In herkömmlicher Kosmetik sind das häufig PEGs (Polyethylenglykole), diese stehen im Verdacht, die Hautbarriere durchlässiger zu machen. Dadurch brechen die Zellverbände auf ihrem Weg nach oben zu früh auf und die Haut wird durchlässiger für Stoffe, die nicht in den Organismus gelangen sollen. Naturkosmetik verwendet natürliche Emulgatoren, die aus Pflanzen gewonnen werden, oder bewährte Substanzen wie Bienenwachs, Lecithin oder Wollwachs.
Bedenken Sie: Kosmetik dient zur Pflege der Haut, die Haut wird von innen ernährt! Die Nährstoffe und Spurenelemente, die die Hautzellen benötigen, um sich zu teilen, werden permanent über das Blut herangeführt. Die Pflege von außen unterstützt diesen Prozess, kann die Haut jedoch niemals mit ausreichend Nährstoffen versorgen. Deshalb gilt: Je gesünder die Ernährung und je besser die Blutgefäße in Schuss sind, desto besser sieht Ihre Haut aus. Unterstützen Sie diesen Prozess daher durch eine vitalreiche Kost mit viel Obst und Gemüse, genügend Flüssigkeit (mindestens zwei Liter Wasser am Tag) und ausreichend Bewegung.
Oft hören Sie das Argument, die Haut »atmet«. Der Sauerstoff, den die Haut benötigt, wird ebenfalls über das Blut in die Hautzellen transportiert. Die Haut kann im Sinn einer Sauerstoffzufuhr nicht atmen und Sauerstoff von außen aufnehmen. Lediglich ein Prozent der Sauerstoffaufnahme erfolgt über die Haut. Die Versorgung des Organismus mit Sauerstoff ist Aufgabe der Lungen, nicht der Haut. Von Hautatmung kann man daher nur im übertragenen Sinne sprechen, wenn es um die Ausscheidungen der Haut geht. Hier sollte in der Tat für eine gute Durchlässigkeit gesorgt werden, damit die Stoffe über die Poren nach außen gelangen können. Dazu gehören natürliche Textilfasern für die Bekleidung und auch durchlässige Pflanzenöle, die die Basis von Naturkosmetik-Produkten...