Basiswissen
Kosmetikrühren ist kein Hexenwerk – es läuft im Prinzip immer nach dem gleichen Schema ab. Einmal verstanden, können Sie direkt zu Ihrer ersten selbst gerührten Creme durchstarten.
WIRKSTOFFE IN JEDER PHASE
Natürlich sind bereits sehr gute Wirkstoffe in den Fett- und Wasserphasen enthalten wie zum Beispiel Vitamine und Nährstoffe, sodass im Grunde alle drei Phasen Wirkstoffphasen sind. Der Einfachheit halber wird aber unter den Kosmetikrührerinnen nun mal nach diesen drei Phasen aufgeteilt.
Klappt immer, egal ob Sie als Maß einen Löffel oder Eierbecher nehmen:
BASISCREME
je 5 Teile Öl und Wachs/Butter
je 1 Teil Emulgator und Kosmetisches Basiswasser
10 Teile Wasser oder Tee o.ä.
DIE DREI PHASEN Beim Kosmetikrühren unterscheidet man drei Phasen:
Fettphase: alle Öle, Wachse, Fette, Emulgatoren und die Konsistenzgeber.
Wasserphase: wässrige Substanzen und all die Stoffe, die im Wasser erwärmt und gelöst werden müssen, also auch die Gelbildner, kristalline und pulverartige Stoffe wie Urea, Vitamin B12 oder Zitronensäure, Honig.
Wirkstoffphase: alle Wirk- und Duftstoffe, die nicht in der Wasserphase aufgelöst werden müssen, sowie die meisten Konservierungsstoffe, einschließlich der alkoholischen Flüssigkeiten wie Weingeist oder kosmetisches Basiswasser.
Pulver in der Wasserphase Manche Wirkstoffe wie Hyaluronsäure, Lysolecithin oder Vitamin B12 und noch einige andere werden in Pulverform angeboten, aber auch in kristalliner oder – bereits gelöst – in flüssiger Form. Nach meinen Erfahrungen ist fürs Kosmetikrühren, bis auf wenige Ausnahmen, die flüssige Form besonders geeignet, jedoch nicht immer leicht zu bekommen.
Der Einfachheit halber stehen diese Wirkstoffe also generell in den Rezepten in der Wasserphase. Falls Sie Wirkstoffe in flüssiger Form bekommen (oft gibt es Kapseln mit flüssigem Inhalt oder Ampullen in Supermärkten, Drogeriemärkten bzw. Apotheken), können Sie ihn natürlich in der Wirkstoffphase mit einrühren.
RÜHREN SCHRITT FÜR SCHRITT Das Prinzip des Kosmetikrührens bleibt stets gleich. Halten Sie sich einfach an die genannte Reihenfolge der Arbeitsschritte. Wenn Sie dann noch beachten, welche Stoffe zu welcher Phase gehören und wie sie eingearbeitet werden müssen, kann nichts mehr schief gehen. Mögliche kleine Abweichungen (zum Beispiel bei manchen Shampoos und Duschzusätzen) von diesen Schemata sind in den jeweiligen Rezepten genauer beschrieben.
In Sachen Temperatur helfen ein paar Grundregeln:
- Bienenwachs fängt erst bei 55 °C an zu schmelzen. Viel wärmer sollte eine Fettphase nicht werden. Daher, sobald es zu schmelzen beginnt, die Platte abstellen, die Gläser von der Platte nehmen und auf einer feuerfesten Unterlage abstellen.
- Buttern wie Shea- oder Kakaobutter mögen es nicht, über 40 ° C warm zu werden (sie können, was nur optisch und nicht von der Wirkung her von Bedeutung ist, dann in der fertigen Creme grießig werden). Also diese stets nach der Erwärmung der Fettphase darin langsam schmelzen lassen.
- Flüssigkeiten sind warm genug, wenn sich am Boden winzige Bläschen zu bilden beginnen, leichter Dampf aufsteigt oder die Glasscheiben des Bechers zu beschlagen beginnen. Sobald das geschieht: ebenfalls Platte abstellen, die Gläser von der Platte nehmen und auf einer feuerfesten Unterlage abstellen!
- Der Fingertest bringt Gewissheit für die richtige Verarbeitungstemperatur: Stecken Sie den sauberen kleinen Finger vorsichtig in die erwärmten Phasen. Fühlen Sie es gerade noch als erträglich warm, haben Sie ungefähr 40 °C im Glas.
Nachreifen der Creme Wundern Sie sich nicht darüber, die meisten selbst gerührten Cremes festigen sich noch 1–2 Tage lang nach. Das ist ein normaler Prozess und sorgt für eine schöne Konsistenz.
Emulsionen generell Für alle Arten von Emulsionen gehen Sie so vor:
1. Die Hände, Arbeitsflächen, alle Utensilien und zu füllende Behälter gründlich säubern.
2. Alle Rohstoffe bereitstellen.
3. Die abgewogenen Zutaten der Fettphase (außer Shea- und Kakaobutter) in einem feuerfesten Glas (direkt auf der Herdplatte oder im Wasserbad, es geht auch mal in der Mikrowelle) auf maximal 55 °C erwärmen, bis alle Bestandteile geschmolzen sind. Shea- und Kakaobutter jetzt erst zugeben.
4. Die Wasserphase ebenfalls im Glas bis maximal 55 °C erwärmen und dann langsam in einem dünnen Strahl, am besten mit dem Schneebesen oder einem kleinen Handmixer, in die Fettphase einrühren.
5. Die Wirkstoffphase in die handwarme Creme einarbeiten.
6. Die abgekühlten Cremes in passende Behälter umfüllen (oder im Glas belassen, wenn Sie mit einem Glas mit Deckel arbeiten), sorgfältig verschließen, beschriften und dann am besten kühl und trocken aufbewahren.
Gele Bei Gelen (oder Mischungen, denen Gelbildner zugefügt wird) fehlt die Fettphase oder wird in die Wirkstoffphase integriert.
- Wasser etwas anwärmen.
- Den Gelbildner mit etwa ¼ der Wassermenge zu einer glatten Masse verrühren.
- Im Wasser zu lösende Stoffe im verbliebenen Wasser auflösen.
- Lösung unter die Gelmasse mischen.
- Wirkstoffphase nach und nach einrühren.
- Das Gel in passende Behälter umfüllen, sorgfältig verschließen, beschriften und dann am besten kühl und trocken aufbewahren.
Waschgele, Duschgele, Shampoos Gel-Spezial – Gele mit Tensidzusätzen:
Wenn zu Gelen Tenside gemischt werden sollen, muss die Reihenfolge des Anrührens etwas verändert werden. Hier ist Vorsicht geboten, denn Tenside haben die schlechte Angewohnheit, Mixturen zu verflüssigen. Das ist letztlich kein Problem, die Wirkung bleibt unbenommen, allerdings ist das Angerührte dann eben nicht so schön in der Konsistenz.
- Gelbildner in ¼ der Wassermenge auflösen, bis alle Klümpchen aufgelöst sind.
- Masse mit Konservierung mischen.
- Wasserlösliche Stoffe im restlichen Wasser auflösen und zum Gel geben.
- Emulgatoren (erwärmt und geschmolzen) mit allen abgewogenen Tensiden mischen.
- Die Tensidmischung zum Gel geben.
- Wirkstofföle, ätherische Öle dazugeben.
- Restliche Inhaltsstoffe einrühren, abfüllen, beschriften und dann am besten kühl und trocken aufbewahren.
Fettcremes Manchen Cremes fehlt die Wasserphase komplett, zum Beispiel bei reinen Fettcremes wie Lippenpflegestiften. Da gehen Sie so vor:
- Fettphase schmelzen.
- Wirkstoffphase einrühren.
- Mixtur in passende Behälter umfüllen und fest werden lassen.
- Sorgfältig verschließen, beschriften und dann am besten kühl und trocken aufbewahren.
TIPPS UND TRICKS für gutes Gelingen
Das Dünne muss ins Dicke Grundsätzlich gilt: Eher dünne Stoffe werden in eher dicke Mischungen eingerührt, das heißt, wässrige Zutaten werden in der Regel in die geschmolzenen Öle und Fette eingearbeitet.
Klümpchen vermeiden Indem Sie pulvrige Substanzen kräftig mit dem Schneebesen in die wässrige Phase einrühren, vermeiden Sie Klümpchenbildung. Kleinere Klümpchen lösen sich meist nach einer Weile von selbst auf. Wenn Sie zu 100 % klümpchenfrei arbeiten wollen, streichen Sie die Masse durch ein feines Haarsieb.
Behutsam und schnell zur sahnigen Creme Oft genügt es, die Wasserphase auf Raumtemperatur oder nur ganz leicht zu erwärmen. Mischen Sie die Flüssigkeiten dann gleich mit der Wirkstoffphase und fügen beides zusammen in die geschmolzene, nicht zu warme (angenehm warm am kleinen Finger) Fettphase. Das Ergebnis sind wunderbar sahnige und duftig leichte Cremes.
Bei dieser Methode darf das Fett nicht heiß werden, wenn der Rest eingerührt wird, da ansonsten die empfindlichen Wirkstoffe unwirksam werden können.
Mut zur Lücke Ein angegebenes Öl oder die Butter, der Emulgator oder sonstige Ingredienzien sind gerade nicht im Vorrat? Ein Wirkstoff fehlt, die Düfte sind aus? Kein Problem! Mit etwas Erfahrung finden Sie einen passenden Ersatz oder können die eine oder andere Zutat weglassen. Vielleicht entsteht auf diese Weise Ihre neue Lieblingsvariante!
Und wenn etwas mal nicht geklappt hat, finden Sie im Kapitel „Fragen und Antworten“ Hilfe.
DIE MARMELADENGLAS-KOSMETIK
Alle Zutaten der Fettphase in ein Schraubdeckelglas geben und die festen Fette darin langsam schmelzen lassen. Erwärmte Wasserphase dazugießen, gut zudrehen und (eventuell mithilfe von Topflappen) das Glas kräftig durchschütteln. Im Wasserbad die Lotion abkühlen lassen, immer wieder dabei das...