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E-Book

Tiertransporte

Rechtliche Grundlagen, Transportpraxis, mit Prüfungswissen Befähigungsnachweis Tiertransport

AutorAlexander Rabitsch, Robert Gayer, Ulrich Eberhardt
VerlagVerlag Eugen Ulmer
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl685 Seiten
ISBN9783818602918
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis41,99 EUR
Professionell Tiere transportieren. Wer Tiere transportiert muss dazu befähigt sein und muss die gesetzlichen Anforderungen kennen. Dieses Buch dient Transporteuren, Landwirten und Studierenden als praktischer Leitfaden. Die Autoren stellen alle wichtigen Regelungen vor. Gleichzeitig dient dieses Buch als Unterlage für den Erwerb des Befähigungsnachweises Tiertransporte.

Dr. med. vet. Robert Gayer ist Leiter des Veterinäramtes Ravensburg, hält Seminare zum Thema Tiertransport und Lehrgänge zum Tiertransporteur.

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Leseprobe

1Einleitung


Unzählige Tiertransportfahrzeuge rollen täglich über Europas Straßen. Sowohl die Öffentlichkeit als auch Kunden von Tiertransporteuren fordern zu Recht tierfreundliche Transportbedingungen. Medien, Tierschutzorganisationen und Behörden sind seit langem für das Thema Tiertransport sensibilisiert. Obwohl sich die Transportbedingungen die letzten Jahre stetig gebessert haben, werden, allen europäischen Rechtsvorgaben zum Trotz, immer wieder Missstände bei allerlei Tierbeförderungen aufgezeigt. Theoretisch kann jeder, der Tiere befördert, unweigerlich ins Visier der Öffentlichkeit bzw. der Kontrollorgane geraten. Für solche Fälle ist es gut zu wissen, was beim Tiertransport erlaubt ist und was nicht.

Das vorliegende Buch will keine Wertung zu Tiertransporten an sich abgeben, vielmehr will es die rechtlichen Rahmenbedingungen umfassend darstellen sowie die notwendigen fachlichen Inhalte erläutern, welche Transporteure für eine ordnungsgemäße Durchführung von Tierbeförderungen benötigen.

Spezialwissen ist gefragt

Grundvoraussetzungen für schonende und tiergerechte Beförderungen sind hinreichendes Spezialwissen und ausreichende Erfahrung. Den eigenen Hund oder die eigene Katze von A nach B zu transportieren, dürfte selbst dem Unerfahrenen keine Schwierigkeit bereiten. Anders sieht es jedoch bei Nutztieren und allen größeren Tieren aus, die in Gruppen auf die Ladefläche eines Transportanhängers oder eines Lasters gebracht werden sollen. Wie kann jemand, der über keine Erfahrung in diesem Bereich verfügt, landwirtschaftliche Zucht- oder Nutztiere dazu bewegen, aus der gewohnten Stallumgebung ohne Widerstand auf einen Anhänger oder gar auf einen hohen LKW zu gehen? Schreie und laute Geräusche helfen nicht wirklich weiter, Gewaltanwendung ist verboten und grundsätzlich abzulehnen. So leuchtet ein, dass man für das Verladen und Befördern nicht nur mit der jeweiligen Tierart vertraut sein muss und deren Bedürfnisse und Verhaltensgewohnheiten kennen sollte, sondern auch noch genaue Kenntnisse der Rechtsvorschriften benötigt. Zu Recht wird deshalb vom Gesetzgeber ein Befähigungsnachweis für Tiertransporteure verlangt.

Viehhandelsbetriebe und Transportspeditionen sind auf sachkundige Fachkräfte angewiesen. Gesucht sind verantwortungsbewusste Fahrer, die bereit sind, das anspruchsvolle und in der Öffentlichkeit mit Argwohn beobachtete Geschäft zu übernehmen. Die wenigsten im Transportgewerbe beschäftigten Fahrer kommen allerdings aus der Landwirtschaft oder haben eine Ausbildung im Agrar- oder Tierhaltungssektor. Viele Neueinsteiger besitzen gerade mal einen LKW-Führerschein und hatten gelernt, ihre Maschine mit der schweren Ladung sicher zu steuern. Doch beim richtigen Umgang mit lebender Fracht, sei es beim Auf- und Abladen oder beim Versorgen der Tiere unterwegs, betreten viele einfach Neuland. Zudem kommen ausländische Fahrer häufig aus anderen Kulturkreisen, in denen andere Regeln im Zusammenhang mit Tierwohl und Transportbedingungen gelten.

Prüfungsvorbereitung für den Befähigungsnachweis – Schulungsunterlagen

Innerhalb der Europäischen Union sind Schulungen für das Transportpersonal vorgeschrieben, die mit einer erfolgreichen Prüfung über die wichtigsten Inhalte der EU-Tiertransportverordnung abzuschließen sind. Es ist gut, solche Schulungen zum Erlangen ausreichender Sachkunde zu fordern. Sie können jedoch allenfalls die theoretischen Grundlagen liefern und einen begrenzten Einblick in die Praxis bieten. Die praktische Erfahrung wird erst mit dem Tun erworben, denn das beste Lernfeld bietet der Transportalltag. Theorie und Rechtsvorschriften sind jedoch die notwendige Basis für eine erfolgreiche Erfüllung der anspruchsvollen Aufgaben im Tiertransportgewerbe.

Das vorliegende Buch stellt die rechtlichen Bestimmungen im Zusammenhang mit Tiertransporten vor. Dabei soll es sowohl zu Schulungszwecken als auch zum Nachschlagen bestimmter Anforderungen dienen. Neben einem grundlegenden Einblick in das Tiertransportwesen vermittelt es eine Übersicht über die besonderen Eigenheiten und Ansprüche verschiedener Tierarten, die üblicherweise transportiert werden. Dabei beschränken sich die Inhalte vorwiegend auf den Straßentransport.

Abb. 2 Tiere zu transportieren ist ein anspruchsvoller Job.

Der Stoff kann bei der Ausbildung an Lehranstalten und an landwirtschaftlichen Schulen zum Einsatz kommen. Daneben bietet das Buch sich jedoch auch dem Unerfahrenen an, um sich auf einen Lehrgang zum Befähigungsnachweis vorzubereiten oder sich einfach einen Überblick über die Thematik zu verschaffen. Somit werden die Inhalte sowohl dem Neueinsteiger als auch dem erfahrenen Tiertransporteur empfohlen.

Allen, die von Berufs wegen mit dem Befördern von Tieren zu tun haben, kann es im Transportalltag bei der praxisgerechten Umsetzung der umfangreichen Bestimmungen helfen. Auch Kontrolleure, die Tiertransporte zu überwachen haben, müssen stets die fachlichen und rechtlichen Vorgaben berücksichtigen und können die Grundlagen hierzu im Bedarfsfall finden.

Nicht zuletzt mögen alle anderen Interessierten die richtigen Antworten auf Ihre Fragen bekommen, insbesondere was es im Zusammenhang mit dem Tiertransport alles zu berücksichtigen gilt und was als rechtskonform anzusehen ist.

1.1Ethische Fragen, Grundsätze des Tierschutzes

Beziehung Mensch/Tier – Nutzobjekt oder Mitgeschöpf?

Die Geschichte der Menschheit ist eng mit den Tieren verbunden. Haustiere begleiten den Menschen schon seit Jahrtausenden und sie leben in Gemeinschaft mit dem Menschen als Nutztiere oder Heimtiere. Der moderne Mensch denkt ganz bewusst über sein Verhältnis zu Tieren nach. Die wissenschaftliche Ethik, das ist einfach ausgedrückt die Lehre vom guten Leben und sittlichen Handeln, befasst sich als Teilgebiet der Philosophie mit der menschlichen Moral innerhalb menschlicher Gemeinschaften. Tierethik beschäftigt sich darüber hinaus mit allen menschlichen Geboten und Verboten, die für uns in der Beziehung und im Umgang mit Tieren eine Rolle spielen. Überlegungen, was den Tieren zumutbar und was schädlich ist, spiegeln sich in vielen alten Schriften wider, in Berichten, in Vorschriften und Verhaltensregeln. Zwar steht der Mensch nach abendländischer Weltsicht im Mittelpunkt der Welt, aber er hat eine Verantwortung für die Schöpfung, also insbesondere auch für die Tiere.

Aus ethischer Sicht lassen sich Kriterien für gutes und schlechtes Handeln des Menschen gegenüber Tieren ableiten. Wiewohl die Ansätze solcher Überlegungen bereits in der Antike und auch in der Bibel auszumachen sind, ist der menschliche Umgang mit Tieren in den verschiedenen Regionen der Erde höchst unterschiedlich und dabei einem zeithistorischen und gesellschaftlich-politischen Wandel unterworfen. Erst in neuerer Zeit setzte sich die Ansicht durch, dass das Tier um seiner selbst willen zu schützen ist (Ethischer Tierschutz).

Die Vernunft gebietet, dass mit Nutztieren sorgfältig umgegangen werden muss, um deren Wert und Nutzen möglichst lange zu erhalten. Also bestimmte zunächst die wirtschaftliche Qualität den Umgang mit dem Tier. Früher war oft zu hören, bei Schlachttieren sei die Behandlung nicht so wichtig, „sie würden ja sowieso geschlachtet“. Heute weiß jeder, dass Tiere Schmerz empfinden und leiden können und dass durch einen schonenden Umgang mit Tieren vor dem Schlachten weniger Verluste entstehen und eine bessere Fleischqualität erzielt wird. Kenntnisse über das Tier, seine Verhaltensweisen und Ansprüche bringen zudem Arbeitserleichterung und Arbeitssicherheit mit sich.

Über den wirtschaftlichen Wert hinaus muss man feststellen, dass Tiere als Lebewesen dem Menschen ähnlich sind, auch wenn sie nicht sprechen können und nicht vernunftbegabt sind. Tiere besitzen ähnliche Bedürfnisse wie Menschen. Sie haben Grundbedürfnisse wie Luft, Licht, Wohlfühltemperatur, eine Versorgung mit Wasser und Futter; sie haben einen bestimmten Platzbedarf und brauchen Bewegungsmöglichkeit. Tiere müssen gepflegt werden. Auch haben sie Anspruch auf körperliche Unversehrtheit, den Schutz vor Verletzungen oder Stress. Sie benötigen Sozialkontakte mit Artgenossen und sollen ihr arteigenes Verhalten ausleben können.

Die Tierschutzgesetzgebung basiert auf der Erkenntnis, dass Tiere – vor allem Wirbeltiere – empfindungsfähig sind und auch leiden können, möglicherweise ähnlich wie der Mensch. Nach den Grundsätzen der neuzeitlichen mitteleuropäischen Tierschutzgesetze sollen Tiere stets als Mitgeschöpfe behandelt werden und in menschlicher Obhut eine artgerechte Unterbringung, Fütterung und Pflege erhalten. Außerdem muss gewährleistet sein, dass sie weder Schmerzen, noch Angst, noch Leiden erfahren.

Die fünf „Freiheiten“

1.Freier Zugang zu frischem Trinkwasser und Nahrung

2.Anspruch auf ein angemessenes Lebensumfeld

3.Freisein von Schmerzen, Angst und Leiden

4.Freies Ausleben normaler Verhaltensweisen

5.Frei sein von Krankheiten

Diese Tierschutzaspekte gelten für alle vom Menschen gehaltenen Tieren, unabhängig davon, ob es sich um Streicheltiere, Freizeit- und Hobbytiere, Nutz- und Zuchttiere oder um Schlachttiere handelt.

Demzufolge ist es auch eine der Kernaufgaben der Transporteure sicherzustellen, dass Tiere während des Transportes „würdig“ behandelt werden und frei von...

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