2. Beschwerden, Ursachen und Diagnose von Entzündungen der Nasennebenhöhlen
Atemwegserkrankungen, und dazu zählen auch Nebenhöhlenentzündungen, werden immer häufiger. Die Gründe hierfür liegen wohl darin, dass unser Abwehrsystem und unsere empfindlichen Schleimhäute durch Umweltschadstoffe und unsere Lebensweise immer stärker beansprucht werden.
Der medizinische Fachbegriff für eine Entzündung der Nasennebenhöhlen ist Sinusitis (lat. von „Sinus“ = Höhle, das Kürzel „itis“ bezeichnet immer einen entzündlichen Prozess). Die Beschwerden unterscheiden sich je nach Verlauf der Entzündung. Eine akute Sinusitis tritt meist als heftige Infektion nach einem Schnupfen auf, die chronische Sinusitis entwickelt sich in der Regel aus einer nicht ganz ausgeheilten akuten Sinusitis.
Entstehungsmechanismus einer Sinusitis
Die akute Sinusitis entsteht hauptsächlich über die Nase (rhinogen). Man spricht von ihr, wenn die Nebenhöhlenentzündung einen Schnupfen überdauert. Bei den meisten Formen von Schnupfen, sei dieser nun erkältungsbedingt oder allergisch verursacht, ist die Schleimhaut im Nasenraum geschwollen, wodurch die Einmündungsgänge der Nebenhöhlen im Nasenraum verlegt werden. Dadurch wird aber der Belüftungs- und Selbstreinigungsmechanismus der Höhlen behindert und es kommt zum Sekretstau. Bei entsprechender Veranlagung und geschwächtem Abwehrsystem können sich nun Bakterien vermehren und die Nebenhöhlen entzünden sich. Liegt bereits eine bakterielle Nebenhöhlenentzündung vor, wird durch den gleichen Kreislauf die Entzündung aufrechterhalten.
Die chronische Sinusitis entwickelt sich in der Regel aus der akuten, wenn diese nicht vollständig ausheilt. Die chronische Form, aber auch häufig wiederkehrende akute Nebenhöhlenentzündungen werden durch verschiedene Faktoren begünstigt. Dazu gehören anatomische Besonderheiten wie zum Beispiel eine Verbiegung der Nasenscheidewand oder Nasenpolypen, aber auch allergische Reaktionen der Nasenschleimhaut und eine allgemeine Schwäche des Immunsystems.
Beschwerdebild der akuten und der chronischen Sinusitis
Die Beschwerden einer Entzündung der Nasennebenhöhlen sind grundsätzlich davon abhängig, welche Nebenhöhlen von der Erkrankung betroffen sind, wie stark die Entzündung ist und ob sie akut oder chronisch verläuft. Oft ist auch nur eine Nebenhöhle betroffen. Grundsätzlich weist jeder Schnupfen, der länger als 8-10 Tage dauert, auf eine Sinusitis hin, erst recht, wenn dann Kopfschmerzen auftreten.
Beschwerden bei akuter Sinusitis
Eines der Hauptsymptome sind Kopfschmerzen, die meistens in der Gegend der Augen lokalisiert sind, unabhängig davon, welche Nebenhöhle betroffen ist. Beugt man den Kopf nach vorne, werden die Schmerzen intensiver. Wird Eiter gebildet, kann sich dieser in den Höhlen ansammeln und zu Druckgefühl, Kopf- und Gesichtsschmerzen führen. Die Nasenatmung wird durch die vermehrte Bildung von Schleim behindert, wobei der Nasenausfluss wässrig, später eitrig oder schleimig sein kann. Die Körpertemperatur ist häufig erhöht, meist aber nur leicht. Entsprechende Druckpunkte über den betroffenen Nebenhöhlen sind schmerzhaft. Man fühlt sich krank und matt und nicht selten leicht benommen im Kopf.
Eine akute Kieferhöhlenentzündung (Sinusitis maxillaris) verursacht meist starke pochende Schmerzen im Bereich der Kieferhöhle, in der Mitte des Gesichts und in der Schläfenregion. Neigt man den Kopf nach vorne, verstärken sich die Beschwerden. Zuweilen treten auch stechende Schmerzen in der Wangengegend auf. Die Nasenatmung ist behindert. Backen- und Weisheitszähne der erkrankten Seite sind klopfempfindlich, die Punkte unterhalb der Mitte der Augenhöhle druckempfindlich. Kieferhöhlenentzündungen sind bei Erwachsenen am häufigsten. Zu 20-30 % liegt ihre Ursache in Entzündungen im Oberkieferzahnbereich.
Die Stirnhöhlenentzündung (Sinusitis frontalis) führt zu Schmerzen in der Stirnregion (Stirnkopfschmerz), die in den inneren Augenwinkel ausstrahlen können. Punkte am oberen Rand der Augenhöhle sind druckempfindlich.
Bei einer Siebbeinzellenentzündung (Sinusitis ethmoidalis) ist der Druck im Bereich der Nasenwurzel am größten. Entzündungen der Siebbeinzellen sind im Kindesalter am häufigsten.
Weniger charakteristisch ist das Beschwerdebild einer Keilbeinhöhlenentzündung (Sinusitis sphenoidalis). Es kommt oft zu nicht genau lokalisierbaren Kopfschmerzen, die in den Hinterkopf ausstrahlen können.
Unter einer Pansinusitis versteht man die Entzündung aller Nasennebenhöhlen mit meist entsprechend ausgeprägten Symptomen.
Beschwerden bei chronischer Sinusitis
Chronische Entzündungen verlaufen oft beschwerdearm. Ansonsten entsprechen die Beschwerden denen einer akuten Sinusitis, wenn auch in abgeschwächter Form. Oft wird über Kopfdruck oder dumpfen Kopfschmerz, die Behinderung der Nasenatmung und verminderten Geruchssinn geklagt. Morgens ist meist „alles zu“. Die Schleimhäute können trocken sein, zuweilen ist aber auch eitriges Nasensekret vorhanden. Das allgemeine Befinden ist üblicherweise beeinträchtigt, man fühlt sich „nicht ganz auf der Höhe“. Das Gesicht ist zuweilen blass und aufgedunsen. Bei häufig auftretenden Entzündungen oder länger bestehender Erkrankung kommt es oft zur Ausbildung von Nasenpolypen. Wichtig bei einer chronischen Sinusitis ist, dass neben den auslösenden Bakterien auch die Beschaffenheit der Nasenschleimhaut, mögliche allergische Reaktionen und anatomische Besonderheiten als mögliche Ursachen abgeklärt werden.
Um die Diagnose zu sichern, ist oftmals der Besuch bei einem HNO-Arzt erforderlich, der eine Rhinoskopie, Ultraschall und eventuell eine Röntgenaufnahme durchführen wird.
Mögliche Ursachen von Nasennebenhöhlenentzündungen
Die Schleimhäute der Nasenhöhle und der Nasennebenhöhlen stehen miteinander in Verbindung. Aus diesem Grund entsteht eine Sinusitis in der Mehrzahl der Fälle entweder gleichzeitig mit Entzündungen der Nasenhöhle oder im Anschluss daran durch eine bakterielle Infektion. Jede Form von Schnupfen (= Entzündung der Nasenhöhle) kann bei entsprechender Veranlagung und entsprechendem Verlauf zu Nebenhöhlenentzündungen führen. Oft kommen begünstigende Faktoren hinzu wie zum Beispiel eine allergisch bedingte Schwellung der Nasenmuschelschleimhaut, Tabakkonsum, Nasenpolypen oder eine ungünstige Ausformung der Nasenscheidewand, etwa nach einem Nasenbeinbruch. Aber auch eine angeborene Schwäche des für unser Immunsystem so wichtigen lymphatischen Systems spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle, wenn Sie zu häufigen Infekten und Nebenhöhlenentzündungen neigen.
Erkältungsschnupfen (akute Rhinitis)
Bei einem Erkältungsschnupfen oder so genanntem banalen Schnupfen handelt es sich um einen normalerweise harmlosen Infekt der Atemwege, der durch Erkältungsviren ausgelöst wird. In der Regel heilt der Infekt nach 8-10 Tagen ohne Probleme aus. Grundsätzlich sind die Nebenhöhlen bei Schnupfen immer beteiligt, wenn auch in sehr unterschiedlichem Ausmaß. Erst bei entsprechender Veranlagung und vorgeschädigter oder geschwächter Schleimhaut kann es zur Vermehrung von Bakterien in den Nebenhöhlen und damit zu einer Sinusitis kommen.
Allergischer Schnupfen (allergische Rhinitis)
Neben virusbedingten Infektionen sind chronisch-allergische Reaktionen der Nasenschleimhaut der zweithäufigste Auslöser von Schnupfen. Allergien beruhen auf einer Störung des Immunsystems und betreffen vor allem die Schleimhäute der Atemwege und die Bindehaut der Augen. Die bekannteste allergische Reaktion ist Heuschnupfen, der durch den Pollenflug im Frühjahr bis Sommer bedingt wird. Aber auch viele andere Stoffe wie zum Beispiel Hausstaub, Tierhaare und Umweltschadstoffe können einen allergischen Schnupfen auslösen. Wie auch bei einem infektiös bedingten Schnupfen kann es aufgrund der zuvor beschriebenen Verschwellung der Einmündungsgänge zur Ausbildung einer sekundären Nebenhöhlenentzündung kommen. Wenn Sie Allergiker sind, ist es wichtig, nach Ausheilung der Nebenhöhlenentzündung die allergische Ursache zu beseitigen oder zumindest die Beschwerden so weit als möglich zu lindern. Durch sorgfältige Tests wird ein erfahrener Therapeut versuchen, diejenigen Stoffe herauszufinden, auf die Sie allergisch reagieren und gegebenenfalls eine Desensibilisierung einleiten. Das weitere therapeutische Vorgehen wird durch eine allgemeine Umstimmung Ihres Körpers und die Kräftigung Ihres Immunsystems geprägt sein.
Seltenere Formen chronischen Schnupfens
Neben dem häufigen Erkältungsschnupfen und dem allergischem Schnupfen gibt es auch andere Formen chronischen Schnupfens, die ebenso für die Entstehung einer Sinusitis verantwortlich sein können. Sie sind allerdings seltener. Ihre Behandlung ist meist langwierig und erfordert eine fachgerecht durchgeführte Diagnose und Therapie.
Chronisch hyperplastische Rhinitis: Die Nasenschleimhäute sind verdickt (hyperplastisch) und chronisch geschwollen, besonders die der unteren Nasenmuscheln; die Schleimsekretion ist meist vermehrt. Wichtigste Ursache ist der übermäßige Gebrauch von abschwellenden Nasentropfen. Aber auch Nebenhöhlenerkrankungen, das häufige Einatmen scharfer Chemikalien oder von heißer Luft sind mögliche Auslöser.
Chronisch-atrophische Rhinitis: Die Schleimhäute sind nicht geschwollen wie...