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E-Book

Nerven wie Seile

Die Bergrettung im Einsatz

AutorIrene Prugger
VerlagLöwenzahn Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783706627719
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Wenn sie zum Einsatz gerufen werden, dann geht es nicht selten um Leben und Tod! Auch bei widrigsten Wetterverhältnissen, bei Nacht und Nebel sind sie unterwegs, um Menschen aus brenzligen Situationen zu retten: die Einsatzkräfte der Tiroler Bergrettung. Zwei Jahre lang haben die Autorin Irene Prugger und die Fotografin Maren Krings diese mutigen Frauen und Männer begleitet und packende Geschichten und emotionale Momente eingefangen. In Wort und Bild berichten sie hautnah von den Einsätzen der Bergrettung und vermitteln eindrucksvoll, wie zahlreich und vielseitig die Arbeit dieser 'Tausendsassas der Berge' ist. - spektakuläre Einsätze, persönliche Erfahrungsberichte und unterhaltsame Geschichten - Wissenswertes zu den vielfältigen Aufgaben der Einsatzkräfte - historische Entwicklungen und aktuelle Herausforderungen - atemberaubende Bilder von Maren Krings

Irene Prugger lebt als freie Journalistin und Schriftstellerin in Mils/Tirol. Für ihr literarisches Schaffen erhielt sie zahlreiche Literaturpreise, u.a. der Stadt Innsbruck. Sie verfasst Romane, Erzählungen, Kurzgeschichten, Hörspiele, Theatertexte und publiziert regelmäßig Reportagen, Interviews, Kolumnen und Rezensionen. Zuletzt bei Löwenzahn: 'Almgeschichten' (2010) und 'Südtiroler Almgeschichten' (2012). ireneprugger.com Maren Krings ist freischaffende Fotografin. Sie fotografiert Industrie und Architektur und veröffentlichte zuletzt den Bildband 'Echt Tirol ? echt oimerisch'. Als Kuratorin hat sie das zwischen Kunst und Sozialem vermittelnde WE AR 'T-Projekt initiiert. Darüber hinaus publiziert sie regelmäßig in zahlreichen Magazinen. Sie ist seit 2010 bei der Bergrettung Tirol. 360-photography-mk.de

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Leseprobe

Die Tausendsassas der Berge

An die 4.400 Männer und Frauen stehen in Tirol im Dienst der Bergrettung. Sie absolvieren jährlich ca. 4.000 Einsätze und helfen dabei ca. 5.000 Menschen in Bergnot – und das ehrenamtlich! Sie sind bestens ausgebildet in Bergsport, medizinischer Ersthilfe und Bergetechniken und müssen das Klettern genauso gut beherrschen wie das Skifahren.

Die Einsätze, zu denen sie gerufen werden, sind so vielfältig wie das Leben selbst. Sie holen Verletzte von Berggipfeln und aus tiefen Schluchten, unterstützen die Polizei bei der Suche nach Vermissten, absolvieren Ambulanzdienste auf Pisten und bei Sportveranstaltungen, bergen Menschen aus Gletscherspalten und Liftgondeln, sondieren Lawinen nach Verschütteten, sind kompetente Erste-Hilfe-Leister und mitunter Notfallsanitäter. Viele von ihnen sind Flugretter, Suchhundeführer oder ausgebildet für Spezialeinsätze, und sie alle brauchen technisches Verständnis genauso wie mentale Stärke und psychologisches Einfühlungsvermögen.

Die meisten Bergretter und Bergretterinnen haben einen fordernden Beruf und viele eine Familie, ohne deren Unterstützung sie ihre wichtige Tätigkeit nicht ausüben könnten, denn sie müssen dafür viel Freizeit opfern. Für aktive Bergretter ist es selbstverständlich, so oft wie möglich an Einsätzen teilzunehmen und die vorgeschriebenen Kurse und Übungen zu absolvieren. Ihre Arbeitgeber brauchen ebenfalls Verständnis, wenn bei dringenden Einsätzen eine Dienstfreistellung ansteht.

Zu den Fähigkeiten der Männer und Frauen in den rotschwarzen Jacken zählt auch ihre detaillierte Ortskenntnis. Diese ist unverzichtbar bei Einsätzen in weitläufigem Gelände, deshalb sind die einzelnen Ortsstellen so wichtig.

Die Ortsstelle als wichtigste Zelle


92 Bergrettungs-Ortsstellen gibt es in Tirol, sie decken alle 279 Tiroler Gemeinden ab. Jeder Ortsstelle steht ein Ortsstellenleiter bzw. eine Ortsstellenleiterin samt Stellvertreter vor. Die neun Bezirke werden durch die Bezirksleiter repräsentiert. Wenn per SMS oder Pager die Verständigung von einem Notfall eintrifft, melden sich jene Bergretterinnen und Bergretter zurück, die abkömmlich sind. Sie verlassen ihre Arbeitsstelle, die Grillfeier mit Freunden oder springen mitten in der Nacht aus dem Bett und eilen zur Einsatzzentrale. Unter Führung der Einsatzleiter und mit großem Teamgeist werden alle Kräfte darauf verwendet, den Einsatz zu einem guten Ende zu führen.

Manchmal sind das hochdramatische Aktionen, die sich auch in den Medien niederschlagen, oft aber geht die Bergung von Vermissten oder Verletzten unspektakulär vor sich. Wenn die Feuerwehr mit lauter Sirene ausrückt, bleibt das keinem verborgen. Wenn aber die Bergretter bei der Jahreshauptversammlung von ihren Einsätzen berichten, wundern sich selbst die Bürgermeister, wie viele Menschen im Lauf des Jahres auf ihrem Gemeindegebiet aus Bergnot gerettet wurden.

Die 92 Tiroler Bergrettungs-Ortsstellen wurden zu verschiedenen Zeiten gegründet und unterscheiden sich, was Größe, Mitgliederzahlen, Einsatzhäufigkeit, finanzielle Ressourcen und Einrichtung der Bergrettungsheime betrifft. Manche haben einen respektablen Fuhrpark, andere nur ein oder gar kein Einsatzfahrzeug und absolvieren Einsätze vorrangig mit privaten PKWs und dem Täfelchen „Bergrettung im Einsatz“ hinter der Windschutzscheibe. Manche haben bestens ausgestattete Seminarsäle, andere müssen in kleinen Gemeinschaftsräumen zusammenrücken, manche teilen sich die Einsatzzentrale mit Feuerwehr oder Polizei.

Auch geografisch haben alle unterschiedliche Bedingungen und damit unterschiedliche Anforderungen. Viele Ortsstellen kommen wegen der häufigen Einsätze oft an ihr Limit, andere haben es eher ruhig. Die einen sind mehr mit Berg- und Wanderunfällen bzw. Sucheinsätzen im Sommer, die anderen vermehrt mit Lawinenabgängen oder hochalpinen Kletter- und Schluchtenbergungen konfrontiert. Eines aber eint sie alle: Die Bergrettungs-Ortsstellen sind lebensrettende Einrichtungen, auf die jede Gemeinde stolz sein kann.

Bezirk Imst


BR Gries-Sulztal

BR Imst

BR Innerpitztal

BR Jerzens

BR Längenfeld

BR Mieming

BR Nassereith

BR Niederthai

BR Obergurgl

BR Oetz

BR Rietz u. Umgebung

BR Sautens

BR Sölden

BR Umhausen

Bezirk Innsbruck-Land


BR Axams

BR Flaurling/Umgebung

BR Gries a. Brenner

BR Gries/Sellrain

BR Hall in Tirol

BR Leutasch

BR Matrei a. Brenner

BR Neustift

BR Scharnitz

BR Seefeld

BR St. Jodok

BR St. Sigmund

BR Steinach/Gschnitztal

BR Telfs

BR Vorderes Stubai

BR Wattens-Umgebung

Bezirk Innsbruck-Stadt


BR Innsbruck

Bezirk Kitzbühel


BR Fieberbrunn

BR Hopfgarten

BR Jochberg

BR Kirchberg

BR Kitzbühel

BR Kössen

BR St. Johann

BR St. Ulrich/Pillersee

BR Waidring

BR Westendorf

Bezirk Kufstein


BR Alpbach

BR Auffach/Wildschönau

BR Kramsach

BR Kufstein

BR Scheffau

BR Wörgl

Bezirk Landeck


BR Fiss

BR Flirsch

BR Galtür

BR Ischgl

BR Kappl

BR Kaunertal

BR Landeck

BR Nauders

BR Pettneu

BR Pfunds

BR Ried/Oberinntal

BR Schönwies

BR See

BR Serfaus

BR St. Anton a. Arlberg

Bezirk Lienz


BR Defereggental

BR Kals

BR Lienz

BR Matrei i. Osttirol

BR Obertilliach

BR Sillian

BR Virgen

BR Prägraten

Bezirk Reutte


BR Berwang/Namlos

BR Bichlbach

BR Ehrwald

BR Elbigenalp

BR Holzgau

BR Lermoos

BR Nesselwängle

BR Reutte

BR Stanzach

BR Steeg/Kaisers

BR Tannheim

BR Vils und Umgebung

Bezirk Schwaz


BR Achenkirch

BR Gerlos

BR Ginzling

BR Jenbach

BR Kaltenbach

BR Maurach a. Achensee

BR Mayrhofen

BR Schwaz u. Umgebung

BR Tux-Lanersbach

BR Zell a. Ziller

Fotoimpressionen Bezirk Landeck


Sportliche Herausforderung und soziales Engagement


Toni Mattle, geb. 1963, Elektronik-Unternehmer, Bürgermeister von Galtür (Paznauntal), Vizepräsident des Tiroler Landtags, bei der Bergrettung seit 1981, Ortsstelle Galtür, seit 2009 stellvertretender Landesleiter der Tiroler Bergrettung:

„Viele Tiroler Bergrettungs-Ortsstellen sind historisch gewachsen. In Regionen mit hohen Bergen und Passübergängen, wie zum Beispiel bei uns im oberen Paznauntal, gab es schon sehr früh Meldestellen für alpine Unfälle in Hütten und Gasthäusern. Und es gab immer auch die Notwendigkeit, Hilfe zu leisten, wenn jemand am Berg verunfallte. Wer selber bergbegeistert ist – und das sind alle Bergretterinnen und Bergretter – weiß, wie schnell dort oben abseits der Zivilisation etwas passieren kann und man auf Hilfe angewiesen ist.

Als junger Mensch ist man oft nur an den sportlichen Herausforderungen interessiert, man will sich als guter Bergsteiger, Kletterer und Skifahrer beweisen, aber mit zunehmender Reife findet man auch das soziale Engagement wichtig. Für mich ist die Bergrettung ideal, beides miteinander zu verbinden. Dass man dabei eine gute Erste-Hilfe-Ausbildung bekommt und prinzipiell bei jedem Unfall couragierter helfen kann, ist ein großer Vorteil.

Damit eine Ortsstelle dynamisch bleibt und gut funktioniert, braucht sie junge Mitglieder, die dieses wichtige ehrenamtliche Engagement weitertragen. Wir haben keine Nachwuchsprobleme, aber wir sprechen Kinder und Jugendliche dennoch aktiv an, um ihnen die Bergrettung näherzubringen. Es soll keine Lücke entstehen und jede Generation soll ihren sozialen Beitrag leisten. Davon profitiert der Einzelne und die Gemeinschaft, denn es fördert das Selbstbewusstsein, den Kameradschaftsgeist und den Zusammenhalt nicht nur in der jeweiligen Ortsstelle, sondern auch in der Gemeinde. Unser Beitrag für das Allgemeinwohl geht über die einzelnen Fälle und Einsätze hinaus – Tirol mit seinem intensiven Bergtourismus kann auf die Bergrettung nicht verzichten.“

Im Büro der Bergrettungs-Landesleitung in Telfs

Die Bergrettungs-Landesleitung Tirol


Die Tiroler Bergrettung ist eingebunden in den Österreichischen Bergrettungsdienst (ÖBRD), symbolisiert durch das edelweißgeschmückte grüne Kreuz auf weißem Grund, agiert aber wie die anderen Landesleitungen selbständig, wobei es eine gute Zusammenarbeit zwischen den Landesorganisationen gibt.

Der Sitz der Tiroler Bergrettungs-Landesleitung war jahrzehntelang in Innsbruck, bis sie im Jahr 2002 nach Telfs übersiedelte. Alle drei Jahre wird die Landesleitung der Bergrettung Tirol bei der Landesversammlung von den Ortsstellen demokratisch gewählt. Dabei werden der Landesleiter, der Landesleiter-Stellvertreter, ein Finanzreferent und zwei Rechnungsprüfer gewählt.

Der Geschäftsführer ist die einzige hauptberufliche Funktion bei der Bergrettung...

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