Die Tausendsassas der Berge
An die 4.400 Männer und Frauen stehen in Tirol im Dienst der Bergrettung. Sie absolvieren jährlich ca. 4.000 Einsätze und helfen dabei ca. 5.000 Menschen in Bergnot – und das ehrenamtlich! Sie sind bestens ausgebildet in Bergsport, medizinischer Ersthilfe und Bergetechniken und müssen das Klettern genauso gut beherrschen wie das Skifahren.
Die Einsätze, zu denen sie gerufen werden, sind so vielfältig wie das Leben selbst. Sie holen Verletzte von Berggipfeln und aus tiefen Schluchten, unterstützen die Polizei bei der Suche nach Vermissten, absolvieren Ambulanzdienste auf Pisten und bei Sportveranstaltungen, bergen Menschen aus Gletscherspalten und Liftgondeln, sondieren Lawinen nach Verschütteten, sind kompetente Erste-Hilfe-Leister und mitunter Notfallsanitäter. Viele von ihnen sind Flugretter, Suchhundeführer oder ausgebildet für Spezialeinsätze, und sie alle brauchen technisches Verständnis genauso wie mentale Stärke und psychologisches Einfühlungsvermögen.
Die meisten Bergretter und Bergretterinnen haben einen fordernden Beruf und viele eine Familie, ohne deren Unterstützung sie ihre wichtige Tätigkeit nicht ausüben könnten, denn sie müssen dafür viel Freizeit opfern. Für aktive Bergretter ist es selbstverständlich, so oft wie möglich an Einsätzen teilzunehmen und die vorgeschriebenen Kurse und Übungen zu absolvieren. Ihre Arbeitgeber brauchen ebenfalls Verständnis, wenn bei dringenden Einsätzen eine Dienstfreistellung ansteht.
Zu den Fähigkeiten der Männer und Frauen in den rotschwarzen Jacken zählt auch ihre detaillierte Ortskenntnis. Diese ist unverzichtbar bei Einsätzen in weitläufigem Gelände, deshalb sind die einzelnen Ortsstellen so wichtig.
Die Ortsstelle als wichtigste Zelle
92 Bergrettungs-Ortsstellen gibt es in Tirol, sie decken alle 279 Tiroler Gemeinden ab. Jeder Ortsstelle steht ein Ortsstellenleiter bzw. eine Ortsstellenleiterin samt Stellvertreter vor. Die neun Bezirke werden durch die Bezirksleiter repräsentiert. Wenn per SMS oder Pager die Verständigung von einem Notfall eintrifft, melden sich jene Bergretterinnen und Bergretter zurück, die abkömmlich sind. Sie verlassen ihre Arbeitsstelle, die Grillfeier mit Freunden oder springen mitten in der Nacht aus dem Bett und eilen zur Einsatzzentrale. Unter Führung der Einsatzleiter und mit großem Teamgeist werden alle Kräfte darauf verwendet, den Einsatz zu einem guten Ende zu führen.
Manchmal sind das hochdramatische Aktionen, die sich auch in den Medien niederschlagen, oft aber geht die Bergung von Vermissten oder Verletzten unspektakulär vor sich. Wenn die Feuerwehr mit lauter Sirene ausrückt, bleibt das keinem verborgen. Wenn aber die Bergretter bei der Jahreshauptversammlung von ihren Einsätzen berichten, wundern sich selbst die Bürgermeister, wie viele Menschen im Lauf des Jahres auf ihrem Gemeindegebiet aus Bergnot gerettet wurden.
Die 92 Tiroler Bergrettungs-Ortsstellen wurden zu verschiedenen Zeiten gegründet und unterscheiden sich, was Größe, Mitgliederzahlen, Einsatzhäufigkeit, finanzielle Ressourcen und Einrichtung der Bergrettungsheime betrifft. Manche haben einen respektablen Fuhrpark, andere nur ein oder gar kein Einsatzfahrzeug und absolvieren Einsätze vorrangig mit privaten PKWs und dem Täfelchen „Bergrettung im Einsatz“ hinter der Windschutzscheibe. Manche haben bestens ausgestattete Seminarsäle, andere müssen in kleinen Gemeinschaftsräumen zusammenrücken, manche teilen sich die Einsatzzentrale mit Feuerwehr oder Polizei.
Auch geografisch haben alle unterschiedliche Bedingungen und damit unterschiedliche Anforderungen. Viele Ortsstellen kommen wegen der häufigen Einsätze oft an ihr Limit, andere haben es eher ruhig. Die einen sind mehr mit Berg- und Wanderunfällen bzw. Sucheinsätzen im Sommer, die anderen vermehrt mit Lawinenabgängen oder hochalpinen Kletter- und Schluchtenbergungen konfrontiert. Eines aber eint sie alle: Die Bergrettungs-Ortsstellen sind lebensrettende Einrichtungen, auf die jede Gemeinde stolz sein kann.
Bezirk Imst
BR Gries-Sulztal
BR Imst
BR Innerpitztal
BR Jerzens
BR Längenfeld
BR Mieming
BR Nassereith
BR Niederthai
BR Obergurgl
BR Oetz
BR Rietz u. Umgebung
BR Sautens
BR Sölden
BR Umhausen
Bezirk Innsbruck-Land
BR Axams
BR Flaurling/Umgebung
BR Gries a. Brenner
BR Gries/Sellrain
BR Hall in Tirol
BR Leutasch
BR Matrei a. Brenner
BR Neustift
BR Scharnitz
BR Seefeld
BR St. Jodok
BR St. Sigmund
BR Steinach/Gschnitztal
BR Telfs
BR Vorderes Stubai
BR Wattens-Umgebung
Bezirk Innsbruck-Stadt
BR Innsbruck
Bezirk Kitzbühel
BR Fieberbrunn
BR Hopfgarten
BR Jochberg
BR Kirchberg
BR Kitzbühel
BR Kössen
BR St. Johann
BR St. Ulrich/Pillersee
BR Waidring
BR Westendorf
Bezirk Kufstein
BR Alpbach
BR Auffach/Wildschönau
BR Kramsach
BR Kufstein
BR Scheffau
BR Wörgl
Bezirk Landeck
BR Fiss
BR Flirsch
BR Galtür
BR Ischgl
BR Kappl
BR Kaunertal
BR Landeck
BR Nauders
BR Pettneu
BR Pfunds
BR Ried/Oberinntal
BR Schönwies
BR See
BR Serfaus
BR St. Anton a. Arlberg
Bezirk Lienz
BR Defereggental
BR Kals
BR Lienz
BR Matrei i. Osttirol
BR Obertilliach
BR Sillian
BR Virgen
BR Prägraten
Bezirk Reutte
BR Berwang/Namlos
BR Bichlbach
BR Ehrwald
BR Elbigenalp
BR Holzgau
BR Lermoos
BR Nesselwängle
BR Reutte
BR Stanzach
BR Steeg/Kaisers
BR Tannheim
BR Vils und Umgebung
Bezirk Schwaz
BR Achenkirch
BR Gerlos
BR Ginzling
BR Jenbach
BR Kaltenbach
BR Maurach a. Achensee
BR Mayrhofen
BR Schwaz u. Umgebung
BR Tux-Lanersbach
BR Zell a. Ziller
Fotoimpressionen Bezirk Landeck
Sportliche Herausforderung und soziales Engagement
Toni Mattle, geb. 1963, Elektronik-Unternehmer, Bürgermeister von Galtür (Paznauntal), Vizepräsident des Tiroler Landtags, bei der Bergrettung seit 1981, Ortsstelle Galtür, seit 2009 stellvertretender Landesleiter der Tiroler Bergrettung:
„Viele Tiroler Bergrettungs-Ortsstellen sind historisch gewachsen. In Regionen mit hohen Bergen und Passübergängen, wie zum Beispiel bei uns im oberen Paznauntal, gab es schon sehr früh Meldestellen für alpine Unfälle in Hütten und Gasthäusern. Und es gab immer auch die Notwendigkeit, Hilfe zu leisten, wenn jemand am Berg verunfallte. Wer selber bergbegeistert ist – und das sind alle Bergretterinnen und Bergretter – weiß, wie schnell dort oben abseits der Zivilisation etwas passieren kann und man auf Hilfe angewiesen ist.
Als junger Mensch ist man oft nur an den sportlichen Herausforderungen interessiert, man will sich als guter Bergsteiger, Kletterer und Skifahrer beweisen, aber mit zunehmender Reife findet man auch das soziale Engagement wichtig. Für mich ist die Bergrettung ideal, beides miteinander zu verbinden. Dass man dabei eine gute Erste-Hilfe-Ausbildung bekommt und prinzipiell bei jedem Unfall couragierter helfen kann, ist ein großer Vorteil.
Damit eine Ortsstelle dynamisch bleibt und gut funktioniert, braucht sie junge Mitglieder, die dieses wichtige ehrenamtliche Engagement weitertragen. Wir haben keine Nachwuchsprobleme, aber wir sprechen Kinder und Jugendliche dennoch aktiv an, um ihnen die Bergrettung näherzubringen. Es soll keine Lücke entstehen und jede Generation soll ihren sozialen Beitrag leisten. Davon profitiert der Einzelne und die Gemeinschaft, denn es fördert das Selbstbewusstsein, den Kameradschaftsgeist und den Zusammenhalt nicht nur in der jeweiligen Ortsstelle, sondern auch in der Gemeinde. Unser Beitrag für das Allgemeinwohl geht über die einzelnen Fälle und Einsätze hinaus – Tirol mit seinem intensiven Bergtourismus kann auf die Bergrettung nicht verzichten.“
Im Büro der Bergrettungs-Landesleitung in Telfs
Die Bergrettungs-Landesleitung Tirol
Die Tiroler Bergrettung ist eingebunden in den Österreichischen Bergrettungsdienst (ÖBRD), symbolisiert durch das edelweißgeschmückte grüne Kreuz auf weißem Grund, agiert aber wie die anderen Landesleitungen selbständig, wobei es eine gute Zusammenarbeit zwischen den Landesorganisationen gibt.
Der Sitz der Tiroler Bergrettungs-Landesleitung war jahrzehntelang in Innsbruck, bis sie im Jahr 2002 nach Telfs übersiedelte. Alle drei Jahre wird die Landesleitung der Bergrettung Tirol bei der Landesversammlung von den Ortsstellen demokratisch gewählt. Dabei werden der Landesleiter, der Landesleiter-Stellvertreter, ein Finanzreferent und zwei Rechnungsprüfer gewählt.
Der Geschäftsführer ist die einzige hauptberufliche Funktion bei der Bergrettung...