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E-Book

Nicht ohne meine Hüfte

Wieder ?t dank Hüft-OP - ein Erfahrungsbericht

AutorAnnette Frieboes-Esalnik
VerlagPro-Talk Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl108 Seiten
ISBN9783939990192
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Jährlich werden in Deutschland rund 200.000 Hüftoperationen durchgeführt. Auch Annette Frieboes-Esalnik hat sich 2013 zu diesem großen Schritt durchgerungen. Sie schrieb ihre Gedanken und Erlebnisse vor und nach der Operation auf, um alle zu ermutigen, denen diese Erfahrung noch bevorsteht. Mit angemessenem Ernst, aber dennoch viel Humor, berichtet sie über die schwierige Akzeptanz von Diagnose und Therapie, die Ängste und Zweifel in der Klinik, die Anstrengungen in der Reha und letztendlich die Erleichterung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Annette Frieboes-Esalnik wurde 1969 geboren. Sie ist verheiratet, hat zwei Töchter und wohnt mit ihrer Familie sowie vielen Tieren in einem kleinen Ort in Norddeutschland.

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Leseprobe

1


Gleich am Montag nehme ich all meinen Mut zusammen und greife zum Telefon. Schon lange zuvor habe ich damit begonnen, mich über verschiedene Krankenhäuser zu informieren. Das hier ist mein Favorit. Schon auf seiner Internetseite gibt es den Patienten Ratschläge an die Hand, wie sie sich im Vorfeld solch einer Operation am besten verhalten sollen und was noch zu tun ist, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Und mir ist wichtig, dass ich mich mit meiner Wahl wohl fühle, dann kann ich besser mit der Situation umgehen. Auch meine Hausärztin befürwortet diese Einrichtung.

Also dann los, ich wähle die Nummer der Klinik. Es ist nun Ende September und die freundliche Stimme am anderen Ende der Leitung gibt mir einen Termin für den 17.10.2012. Beruhigt lege ich wieder auf. Das ist ja noch lange hin und bis ich dann einen OP-Termin bekomme, wird es sicher noch mindestens ein halbes Jahr dauern. Also noch ewig hin!

So dachte ich. Aber die drei Wochen gehen im Fluge rum – und schon muss ich zum ersten Termin. Mit dabei sind meine Schwägerin und mein Schwager, die mich seelisch unterstützen sollen. Die Fahrt dauert zwei Stunden und ist lustig. Alles andere liegt ja noch immer in weiter Ferne. Wir kommen gut durch und stehen nun vor dem Krankenhaus in Hamburg, gleich neben der Reeperbahn.

Guten Mutes gehe ich hinein, während meine Verwandten einen Bummel auf der Reeperbahn unternehmen.

Vorn in der Halle sehe ich zuerst die große Anmeldung. Eine nette Dame hinter dem Tresen fragt nach meinem Begehr und schickt mich dann weiter zum nächsten, etwas kleineren Tresen. Dort begrüßt mich ein älterer, sehr freundlicher Herr, der mir genau den Weg beschreibt, den ich nun weiter zu gehen habe, damit ich mich nicht verlaufe. Ich lande vor einem Büro mit verschlossener Tür und setzte mich brav auf einen der Stühle, die davor stehen. Nun habe ich etwas Zeit über mich und mein Hiersein nachzudenken. Und langsam steigt ein unangenehmes Gefühl in mir auf. Denn die Entscheidung, nun diesen Weg zu gehen, hat letztendlich die Operation zum Ziel. Damit muss ich mich ernsthaft auseinandersetzen.

Nach einer Weile werde ich aufgerufen und betrete das Büro, nehme auf dem mir zugewiesenen Stuhl Platz, und die Dame mir gegenüber, die für die Aufnahme zuständig ist, beginnt freundlich meine Daten abzufragen. Die Tür geht auf, ein Arzt unterbricht unsere Arbeit.

„Hab’ ich vielleicht mein Telefon hier liegengelassen?”, fragt er die Krankenschwester mir gegenüber. Dabei zieht er hektisch zwei andere Telefone aus seinen ausgebeulten Hosentaschen, die seine Hosenbeine schwer nach unten ziehen. Ich frage mich, wozu man nur so viele Telefone braucht.

„Nein, hier ist es nicht.”

„Hm, das ist ja blöd.” Der Mann blickt ein wenig ratlos und ich schlage vor: „Rufen Sie doch mal an, vielleicht hören Sie es ja klingeln.” Der Arzt sieht mich an und grinst anerkennend. „Gute Idee.” Die Schwester wählt seine Nummer, während der Arzt bereits aus dem Büro eilt. Kurze Zeit später hören wir ihn aus dem Gang rufen: „Hab’ es.” Ich lache leise in mich hinein, denn noch kann ich das, ohne an den ernsten Hintergrund meines Aufenthaltes zu denken.

Wir setzen das Aufnahmegespräch fort, das nun viel lockerer verläuft, und meine persönlichen Daten werden aufgenommen. Als die Dame mit mir fertig ist, schickt sie mich zum Röntgen eine Etage tiefer. Sie zeigt mir den genauen Weg. Also auf zur nächsten Station, wo ich mich folgsam erneut anmelde. Da meine Daten bereits dank Computertechnologie übermittelt sind, weiß die Dame mir gegenüber bereits, worum es geht. Ich muss kurz warten. Nachdem ein anderer Patient aus der Umkleidekabine kommt, werde ich hineingebeten, ziehe mir folgsam Schuhe und Hose aus und werde geröntgt, ziehe mich wieder an und begebe mich zum Büro der netten Schwester von der Aufnahme.

„Schon fertig.” Es ist mehr eine Feststellung als eine Frage, und die Schwester begleitet mich zu meiner Untersuchung ins nächste Zimmer. Wieder bin ich einen Moment mit mir und meinen Gedanken allein. Eigentlich müsste ich ja schon total genervt sein wegen dieses ständigen Hin und Hers. Von hier nach da und schon so viel Zeit, die ich hier verbracht habe. Aber das hält sich in Grenzen. Während ich warte, macht sich jedoch langsam eine leichte Beklommenheit in meiner Magengrube breit.

Dann öffnet sich die Tür und herein kommt – „Mr. Verlorenes Telefon”, mit einem freundlichen Grinsen im Gesicht.

„Ach, das Telefon”, sage ich, als ich ihn ansehe, und sein Grinsen wird breiter.

„Und wie kann ich Ihnen weiterhelfen?”

Was für eine Frage, hat er doch mein entzückendes Röntgenbild, das nicht nur die Hüften in entblößender Weise zeigt, bereits auf seinem Bildschirm.

„Wie es aussieht, brauche ich wohl eine neue Hüfte”, sage ich etwas kleinlaut. Er sieht mich an, lächelt und blickt dann aufs Bild. „Welche Seite soll denn zuerst?”

Peng! Mit einem Schlag bin ich wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet. WELCHE Seite? Also sind beide Hüften schon so schlecht, dass ich mir aussuchen kann, welches Elend ich zuerst beenden will. Ich überlege kurz, während mein Mut in den Keller sinkt, und sage finster:

„Die Linke zuerst, bei der Rechten kann ich mir wenigstens noch allein die Socke anziehen, das schaff ’ ich links schon seit zwei Jahren nicht mehr.”

Wieder grinst er. Was gibt es da zu grinsen? Also mir ist wirklich nicht zum Scherzen zumute. Ich ärgere mich kurz, dann denke ich: Naja gut, für mich ist das Neuland, er macht sowas den ganzen Tag über. Würde er hier stehen und im Angesicht meiner Situation weinen, wäre ich wohl auch etwas irritiert, oder?

„So, dann ziehen Sie mal Schuhe und Hose aus und kommen hier rüber zur Untersuchungsliege.” „Ok”, sage ich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Zum Glück trage ich meine Slipper – angenehme, notwendige Schuhe in solch einer Situation, da man sie ohne Bücken und ohne Hilfe an- und ausziehen kann. Dann öffne ich meine Jeans, schiebe sie meine Beine herunter, setze mich auf den Stuhl und ziehe sie mir unbeholfen von den Füßen, wobei ich die Beine seltsam hin- und her bewegen muss, um überhaupt irgendwo herankommen zu können. Naja, wie immer halt, aber es ist mir doch ein wenig unangenehm, dabei beobachtet zu werden. Wieder lächelt der Arzt ermutigend.

„Ha, ganz typische Art in Ihrer Situation, die Hose auszuziehen.” Ich mag ihn.

Er sagt das immer so, mit einem ironischen Zwinkern in den Augen, und nimmt mir damit ein wenig die Unsicherheit. Ich überspiele meine Angst derweil mit Bemerkungen wie:

„Ich krieg die schon aus, ganz alleine, das dauert nur.”

Und er spielt eben mit. Ich humple zur Liege und hangele mich umständlich hinauf, alles unter seinem wissenden Blick. Dann nimmt er mein linkes Bein hoch und testet die Beweglichkeit. Seine Augenbrauen gehen in die Höhe.

„Gut, das wird aber echt Zeit. Sie können sich wieder anziehen.” Also pelle ich mich wieder von der Liege und humple zurück zum Stuhl.

Der Arzt tippt ein paar Notizen in den Computer. Ich Klugscheißer, der sich ja im Vorfeld sorgsam informiert hat, wie zum Beispiel über Titanmaterial bei Nickelallergie, muss unbedingt noch etwas loswerden: „Arbeiten Sie eigentlich mit dem Register für Gelenke der Uni Kiel zusammen?” Erst vor kurzem habe ich einen Bericht im Fernsehen darüber gesehen.

Er mustert mich einen Moment über den Rand seiner Brille hinweg, verschränkt die Arme vor der Brust und mit vor Ironie triefender Stimme klärt er mich auf:

„Wir haben schon seit Jahren unser eigenes Register.” Er lächelt und ich komme mir etwas lächerlich vor.

Man kann ja mal fragen. Aber alles halb so schlimm. Wie gesagt, ich überspiele meine Angst mit etwas Ironie und er spielt mit. Für mich eine absolut angenehme Atmosphäre.

„So, ich wäre hier dann fertig. Sie warten bitte einen Moment. Der operierende Arzt stellt sich Ihnen noch vor.”

„Oh, echt. Der kommt auch gleich. Ist ja ein Ding”, sage ich spontan.

„Ja, das ist hier so.” Er steht auf und gibt mir zum Abschied die Hand. Nach einer Weile öffnet sich die Tür wieder, und tatsächlich: Ein zweiter Arzt betritt das Zimmer, stellt sich mir vor und eröffnet mir, dass er mich operieren wird. Er erklärt kurz die OP und welches Material für das künstliche Gelenk verwendet wird. Das ist z.B. bei einer Nickelallergie wichtig. Dass die Prothese bei mir nicht zementiert wird und noch einiges mehr, erfahre ich auch. Da ich keine weiteren Fragen habe, bittet er mich, auf die Narkoseärztin zu warten, und verabschiedet sich mit einem „Alles Gute für...

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