Vorwort
Ich freue mich, dass du auch dieses Buch gekauft hast. Und wie in den beiden vorangegangenen »Werken« möchte ich dir auch diesmal wieder das Du-Wort anbieten. An und für sich ist das mein kleiner Trick, um Vertrautes, um Ungewohntes, um Persönliches leichter an die Frau bzw. an den Mann zu vermitteln. Wir gehen auch diesmal, für die nächsten Stunden, wieder eine vertraute, fallweise auch enge Beziehung ein, da passt das vertraute »Du« meiner Meinung nach einfach besser. Wenn du möchtest, können wir, nachdem du das Buch gelesen hast, wieder zum distanzierten »Sie« zurückkehren. ☺
Interessanterweise haben auch viele Männer meine Bücher gelesen, zumindest wenn ich den vielen Reaktionen trauen kann. Und das tue ich. Ich glaube – was heißt ich glaube, ich bin überzeugt davon –, dass genau so viele Männer wie Frauen von psychischen Indispositionen, Störungen, Krisen, Katastrophen, Krankheiten betroffen sind. Nur geben die Männer, wie wir richtig vermuten und wissen, das nicht so gern zu. Das Bild des starken, unverwundbaren Mannes, des Helden des Alltags, des Ritters ohne Furcht und Tadel und ohne Gefühle und Tränen – ja, das kennen wir. Weil ich ein Mann bin, weiß ich schon, wovon ich spreche, in diesem Fall schreibe. Auch wir Männer sind verwundbar, wir sind schwach, wir weinen auch (auch ich weine, nicht immer, aber doch manches Mal – das befreit!), auch wir Männer machen uns Gedanken über uns und lassen uns emotional leiten. Die Geschichte mit diesen Feststellungen ist freilich, wie du dir vorstellen kannst, nicht immer leicht – eine Art Strohhalm, oder besser ausgedrückt, fast ein Baumstamm, an den ich mich gerne klammere, um nicht regelmäßig in einen wie immer gearteten, möglichen Argumentationsnotstand zu geraten.
Noch etwas: Ich gendere im täglichen Leben gerne und zumeist korrekt. Ich begrüße die Besucherinnen und Besucher meiner Vorträge hin und wieder als »liebe Mitmenschinnen und Mitmenschen« – jaja, ich weiß, das ist übertrieben und vielleicht auch blöd, aber es ist zumeist ein Lacher. Vor allem bei den Frauen. Also: gendern ist meine Sache, ja, jedoch nicht in diesem Buch. Das würde zu viel Platz verschwenden, und es ist mühsam. Wenn ich dann das eine oder andere Mal darauf vergesse, dann bist du möglicherweise leicht oder mittelschwer irritiert und in Folge sogar grantig auf mich. Und das möchte ich nicht. Ist es okay für dich, wenn ich diesmal die weibliche Form wähle? (Falls mir nicht ganz gelingt, das durchzuziehen, bitte ich auch um Nachsicht …)
Ganz wichtig, bevor du eintauchst in meine Ansichtswelt der Krisen und vor allem in die vorgeschlagene Bewältigung einiger davon, ist die Tatsache, dass es sich bei meinen Ausführungen ausschließlich um meine Meinung(en) und persönlichen Erfahrungen handelt. Es ist, unschwer zu erkennen, kein wissenschaftliches Buch, es ist eine Sammlung von Geschichten, von mentalen Tipps und Tricks, die ich im Rahmen meiner Ausbildungen und vor allem in zahlreichen Gesprächen und Recherchen mit Fachleuten zusammengestellt habe. Ich habe viel gelesen, viel erfahren, einiges von anderen mit hoffentlich korrekter Quellenangabe verwendet. Es handelt sich um Methoden und Techniken, die mir hinsichtlich meiner Lebensqualität gutgetan haben und immer noch guttun. Und diesen Erfahrungsschatz gebe ich, teilweise zumindest, in diesem Buch weiter. Du sollst ja auch etwas davon haben!
Dein Ziel könnte und sollte es sein, dein Leben zu deinen eigenen Gunsten (zumindest hin und wieder) ein wenig zu überlisten und es mehr zu er-leben denn zu ver-leben. Wie oft vergeuden, verschleudern, verludern wir kostbare Lebenszeit, unwiederbringliche wertvolle Lebensstunden, Lebensmonate, gar Lebensjahre. »Überlisten« gefällt mir, das passt, das ist ein schönes Wort. Es ist stimmig, hat Humor, birgt aber auch genug Ernsthaftigkeit in sich, um zu vermitteln, wohin die möglichen Wege führen (können). List bedeutet auch Gewitztheit, Kunstgriff, Manöver, Schachzug, durch die positive Brille betrachtet – es kann aber auch Durchtriebenheit, Intrige, Täuschung in sich vereinen. So wie Yin und Yang. Gut und Böse. Gegensätzliche Kräfte, Einflüsse, die unser Leben bestimmen, die in ihrer Verbundenheit und Gemeinsamkeit unsere Lebensenergie ausmachen. Wer mit beiden Seiten und auch mit dem »Dazwischen« existieren kann, und dann noch eine gute Lebensqualität schafft, dem geht es gut. Der kann auf die oft floskelhaft gemeinte Frage »Wie geht’s dir denn?« sehr beruhigt mit »sehr gut« antworten. Vielleicht antwortest du darauf einmal mit »Wahnsinnig gut geht’s mir, fantastisch!« Auch wenn es nicht stimmt. Aber das müssen die anderen, unsere Gegenüber, nicht zu jeder Zeit detailliert wissen.
In diesem Buch geht es um mentale Techniken und Übungen, die mir geholfen haben, neben meinen bisherigen guten, erfreulichen, positiven Erfahrungen vor allem auch den zahlreichen mit Fehler behafteten, traurigen, auch dramatischen persönlichen Erlebnissen eine doch immer wieder positive Wende zu ermöglichen. Es ist ein Zurückgreifen auf Bewährtes, auf Erkenntnisse, die gebildetere, gescheitere Menschen als ich es bin, erforscht, gewonnen und niedergeschrieben haben, ein Reflektieren, das mich in meiner Entwicklung, in meiner Lebenserfahrung weitergebracht hat. Das mich vor allem Eines gelehrt hat, und zwar aus festgefahrenen, generationenübergreifend vorgegebenen Strukturen auszubrechen, sie hinter mir zu lassen, über meinen eigenen Tellerrand hinauszuschauen und damit mehr Weitblick, Durchblick und Klarheit zu erlangen. Vor allem über mein eigenes Leben.
Es war und ist jeden Tag ein mühsamer Prozess, nicht hinter jedem Ratschlag zugleich eine Zurechtweisung zu erkennen. Es gibt sie, ganz sicher, jene Mitmenschen, die es mit uns – mit dir und mir – vorbehaltlos gut meinen. Unvoreingenommen. Wir erkennen das leider manchmal gar nicht oder zu spät. Faktum ist, dass du und ich unsere Umwelt, unser Umfeld nicht massiv und nachhaltig verändern werden und können. Das funktioniert ausschließlich theoretisch, es geht in der Praxis nicht. Du kannst die Rahmenbedingungen deines Daseins ändern, aber nur dann, wenn du selbst zur geplanten Veränderung bereit bist. Nicht können heißt nicht wollen. Aber das wissen wir mittlerweile schon, oder?
Wollen heißt machen – ins Tun kommen. Vergiss das nicht und rufe es dir bitte täglich ins Gedächtnis: Du allein bist die Gestalterin deines Lebens, auch wenn es sich manchmal manipuliert, gesteuert, düster und dunkel darstellt und als Ganzes nur schwer ertragen lässt. Die Schatten, die sich auf deine Seele legen, die dir das Herz schwer machen, sie werden sich eines Tages auflösen. Ich glaube fest daran. Sie werden sich lichten, langsam, aber stetig. Nur musst du etwas dafür tun, etwas dazu beitragen und vor allem musst du investieren: Zeit und Energie. Du musst deine Wünsche und Ziele formulieren und ins Tun kommen. »Hin zu« statt »weg von«.
Glaube mir, liebe Leserin, auch ich kenne intensive Gefühle der Beschwertheit, des Eingeengt-Seins, der Verzweiflung. Und das hat nichts mit meinen erlebten Panikattacken und der (Fast-)Heilung derselbigen zu tun. Nur höre ich in diesen dunklen Momenten und Situationen immer öfter auf mit dem Grübeln, mit der Resignation, mit meinem gelebten Selbstmitleid. Das Grübeln, das Denken in Spiralen, das so gut wie nie zu einem produktiven und nährenden Ergebnis führt, kann man sich selbst sanft versagen. Nicht verbieten oder unterbinden. Sanft versagen! Überhaupt würde uns Sanftheit, Nachsicht, Rücksichtnahme, nicht nur anderen gegenüber, guttun.
Nicht können heißt nicht wollen.
Man kann es lernen: sich Gedanken zu versagen. Und das wird nur einer meiner 52 Mental-Tipps sein, die ich dir in diesem Buch näherbringen werde. Du fragst dich, warum 52? Zugegebenermaßen war das eine Idee der von mir sehr geschätzten Damen meines Amalthea Verlags. Ich bin – erlaube mir nur einen Satz dazu – sehr dankbar, dass ich meine Gefühle, meine gelernten und entdeckten Lösungsvorschläge so mancher Daseinskrisen schriftlich festhalten darf und somit einem intensiven (Wieder-)Erleben Raum geben kann. 52 steht natürlich für die 52 Jahreswochen, und nachdem wir wissen und immer wieder periodisch im Jahreszyklus draufkommen, dass zahlreiche Krisen stimmungsmäßig in einem wie auch immer gearteten Zusammenhang mit der jeweiligen Jahreszeit stehen, fand ich den Vorschlag, genau 52 Mental-Tipps zu geben, ausgezeichnet.
Die Crux an der Geschichte ist, dass du immer dranbleiben musst. Vergleiche es mit körperlichem Training. Wenn du einmal in zwei Wochen laufen gehst oder einen anderen Sport deiner Wahl betreibst, dann ist das zwar »regelmäßiger« Sport, ganz...