DER WEG ZUM IMKER
Die Begeisterung für die Bienen trägt ein Imker in sich. Die Erlebnisse am Bienenvolk, dessen Ausstrahlung und die natürlichen Zusammenhänge, faszinieren Imker immer wieder aufs Neue.
Erzählen wir Menschen, denen wir begegnen, von unserem Beruf, sind die meisten begeistert und zeigen großes Interesse an Bienen. Viele sind aber auch erstaunt darüber, dass man von der Imkerei leben kann. Die ständig lebendigen und sich immer wieder anders zeigenden Beobachtungen, zum Beispiel den Schwarm beim Auszug zu erleben oder das Schlecken des Honigs, versetzen selbst den Imker immer wieder in Staunen.
EIN BERUF MIT TRADITION
Die ersten Imker gab es bereits vor ca. 2 000 Jahren vor Christus in den ersten komplexeren Kulturen der Menschheit: im alten Ägypten und entlang des Euphrat. Damals war noch der Großteil der Menschheit in der Landwirtschaft beschäftigt. Heute, 4 000 Jahre später, befassen sich die meisten Berufe in der westlichen Welt mit Technik und Kommunikation. Die Nähe zu Tieren und zur Natur stellt eine Besonderheit dar. Auch die Präsenz der Imker ist im Alltag der meisten Menschen kaum spürbar. Landwirte sind nicht in der Mitte unserer Gesellschaft präsent und machen nur eine kleine Zahl der Gesamtbevölkerung aus, obwohl ihnen die große Verantwortung für unsere Lebensgrundlage, die Ernährung, zukommt.
Ein Imker ist ein auf die Bienen spezialisierter Landwirt. Er hält und pflegt Bienen, weil er ihnen zugeneigt ist und erntet Produkte wie Honig und Bienenwachs, um seine Existenz zu sichern. Doch anders als zum Beispiel in landwirtschaftlichen Bereichen wie der Milchviehhaltung sind Imker nicht so streng an tägliche Rhythmen gebunden. Sicher, es gibt Tätigkeiten in der Imkerei, die zu einem bestimmten Zeitpunkt getan werden müssen, jedoch verhält sich dies relativ zum Jahreslauf. Im Winter können und müssen wir uns auf andere Arbeiten konzentrieren. Hier beschäftigen wir uns weiterhin mit den Bienen, nun aber weniger praktisch, wir sind mehr in Gedanken bei ihnen. Wir kümmern uns um Dinge, die in der Hoch-Zeit der Bienensaison liegen geblieben sind, können uns fachlich weiterentwickeln und uns um die gewonnenen Bienenprodukte kümmern.
Zu dieser Freiheit kommt aber auch die Herausforderung, dass das Aufbauen einer emotionalen Beziehung zu den Bienen schwerer ist. Der Landwirt in einem Milchviehbetrieb muss jeden Morgen und jeden Abend seine Kühe melken, sieht sie also jeden Tag. Wir hingegen sehen ein Bienenvolk ca. 20-mal im Jahr. Dies erfordert eine sehr konzentrierte und einfühlsame Arbeitsweise. Die Nähe kommt nicht durch fest verankerte Strukturen zustande, sondern mit dem Sich-bewusst-auf-den-Weg-machen.
Imker tragen maßgeblich zur Kultur bei, durch die Bestäubung der Pflanzen durch ihre Bienen.
IMKERN IM VERBAND
Es gibt viele verschiedene Wege und Ursprünge für die Art und Weise, wie der Imker seine Bienen hält.
Staatliche Einrichtungen und der Deutsche Imkerbund (D.I.B.) haben den Ansatz einer „guten imkerlichen Praxis“: Methoden, die im Zuge der Industrialisierung der Bienenhaltung zur Honigertragsmaximierung Einzug gefunden haben.
Der D.I.B. wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet, 1926 kommt das Einheitsglas heraus, das in Deutschland weit verbreitet ist. Die einzelnen Landesverbände des D.I.B. arbeiten eng mit den staatlichen Einrichtungen wie Bieneninstituten zu Fragen wie Hobbyausbildung und Forschung zusammen.
Freizeitimker haben jedoch die Möglichkeit, Bienen zu halten, ohne den Druck des wirtschaftlichen Ertrags zu haben, da sie von diesem finanziell nicht abhängig sind. Bienenhaltung kann dann so betrieben werden, dass sie auf die natürlichen Lebensäußerungen der Bienen eingeht statt auf die ökonomischen Bedürfnisse des Menschen. Erfreulicherweise suchen uns immer mehr Menschen auf, die unsere Art der Bienenhaltung lernen möchten. Wir betreiben eine Bienenhaltung, die sich in erster Linie an den Lebensäußerungen der Bienen orientiert und haben dabei den Anspruch, das Tier- und Imkerwohl zu vereinen. So ist uns eine dem Wohl der Biene entsprechende Arbeitsweise von größter Bedeutung. Wir brauchen hierzu die Wertschätzung und Anerkennung unserer Kunden, um diese Arbeit auch realisieren zu können.
Am Flugloch kann der Imker vieles vom Bien wahrnehmen. Fliegen die Bienen kräftig, freut sich der Imker.
WAS IST EINE (EU)BIO-IMKEREI?
In der EU-Bio-Verordnung werden hauptsächlich Aspekte der Bienenhaltung beschrieben, die für rückstandsfreie Produkte sorgen. Dies bedeutet, dass in den Bienenprodukten keine Pestizide oder andere belastende Stoffe sein sollten. Es ist untersagt, chemisch-synthetische Stoffe anzuwenden. Sehr vereinzelt wird auch über Prozesse, wie mit den Tieren, sprich hier: mit den Bienen umgegangen werden soll, geschrieben. Einer der verbotenen Maßnahmen ist das Schneiden der Flügel bei der Königin.
Über die EU-Bio-Verordnung hinaus gibt es verschiedene Anbauverbände.
Bioland
Den größten Verband stellt Bioland mit seinem organisch-biologischen Landbau dar. Er basiert auf einer Kreislaufwirtschaft, verzichtet auf Pestizide und chemische Dünger. Anfang der 70er-Jahre wurde der Verband unter anderem Namen gegründet und ist heute in verschiedenen Produktionsrichtungen der Landwirtschaft präsent.
Demeter
Der älteste biologische Anbauverband, Demeter, geht auf Impulse von Rudolf Steiner zurück. Er beruht auf den landwirtschaftlichen Vorträgen Steiners, die bis heute noch Landwirte und Interessierte inspirieren und neue Impulse geben. Der landwirtschaftliche Hof wird als ein Organismus gesehen, auf den Dinge von außen einwirken, der aber auch selbst nach außen wirkt.
Kosmische Kräfte, die von außen kommen, wirken sich in bestimmten Rhythmen auf die Arbeit aus und sollen berücksichtigt werden. Nach außen wirkt der Hof mit seinen Produkten, die eine besondere Qualität aufweisen. Für einen Organismus muss auch der Hof ganzheitlich geführt werden. Pflanzen, Tiere, Boden und Mensch bilden gemeinsam einen Demeter-Betrieb.
PARAMETER | KONVENTIONELL | EU-BIO- VERORDNUNG | BIOLAND | DEMETER |
Vermehrung | Kunstschwarm, Brutableger | Schwarmtrieb |
Brutraumwaben | Kunststoff- oder Wachsmittelwände | Bio- bzw. Bioland-Wachsmittelwände | Naturwabenbau |
Brutverteilung | Auf so vielen Brutraum-Zargen wie vom Imker gewünscht | Ein Brutraum |
Königinnen | Künstliche Besamung Flügelschneiden | | Schwarm- oder Umweiselung |
Zukauf von Züchtern Absperrgitter Halten mehrerer Königinnen in einem Volk |
Fütterung | Zucker + Ersatzpollenstoffe | Bio-Zucker | Bio-Zucker mit 10 % Honiganteil |
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