Die Opferterminologie im Psalter unterscheidet sich zum Teil wesentlich von der des priesterlichen Schrifttums und der prophetischen Opferkritik. Das sich daraus ableitende Opferverständnis macht deutlich, daß die Psalmen in Bezug auf Wahrnehmung und Deutung von Opfern ihren eigenen Weg gehen. Anlaß für diese Neudefinition des Opferbegriffs sind die tempellose Zeit während des Exils sowie die bleibende Diasporasituation mit dem Zweiten Tempel als neuem geistlichen Zentrum, aufgrund dessen eine neue Verhältnisbestimmung zwischen materiellem Opferkult, Gebet und Gotteslob notwendig geworden war. Intention der Psalmdichter war nicht die Suche nach einer Alternative zum offiziellen Großkult des Zweiten Tempels, auch wenn sich eine gewisse Distanz zu diesem konstatieren läßt. Das Verbleiben im Kult und die eigene Akzentsetzung drücken sich in den Psalmen durch Bevorzugung von Dank- und Gelübdeopfern sowie die besondere Betonung des Gotteslobes und der persönlichen Beziehung des Beters zu Gott in Form von spiritualisierten Opfern aus.
Geboren 1971; 1991-98 Studium der ev. Theologie an der Universität Hamburg; 1998-2000 Prävikariat im Kirchenkreis Lübeck; 2000-02 Mitarbeiterin im DFG-Projekt 'Theatralität, Kult und Rituale. Theater als kulturelles Modell in den Kulturwissenschaften', Teilbereich 'Transformationen kultischer Darstellungen' an der Universität Münster; 1998-2006 Lehrauftrag Bibelkunde Altes Testament an der Universität Hamburg; 2009 Promotion.
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