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Outsourcing logistischer Dienstleistungen. Chancen und Risiken für mittelständische Speditionsunternehmen

Chancen und Risiken für mittelständische Speditionsunternehmen

AutorRalf Behrend
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl49 Seiten
ISBN9783640433872
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich BWL - Beschaffung, Produktion, Logistik, Note: 2,3, Hanseatische Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie VWA gemeinnützige GmbH, Studienzentrum Bremen, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Logistik gewinnt in der Wirtschaft durch die weltweite Arbeitsteilung im Zuge der Globalisierung immer mehr an Bedeutung. Die Vielfältigkeit und die Komplexität der benötigten logistischen Dienstleistungen wachsen durch die räumlichen Unterschiede der Beschaffungs-, Produktions- und Absatzmärkte. Auch will jeder Markt zeitnah mit Produkten versorgt werden. Verzögerungen sind nicht akzeptabel. Wegen der Globalisierung entstehen zunehmend neue Konkurrenzsituationen zwischen Wirtschaftsunternehmen, so dass die Erhaltung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit auf den relevanten Märkten existentielle Bedeutung erhält. Durch Fremdvergabe, Outsourcing, logistischer Dienstleistungen können die Unternehmen freie Kapazitäten schaffen, um sich wieder auf ihre eigenen Kernkompetenzen konzentrieren zu können. In dieser Arbeit sollen die Chancen und Risiken des Outsourcings logistischer Dienstleistungen für mittelständische Speditionsunternehmen herausgearbeitet werden. Für diese Analyse sollen unter anderem die Beweggründe für die Fremdvergabe der logistischen Dienstleistungen durch die Unternehmen der verladenden Wirtschaft untersucht werden. Ohne die Bereitschaft zur Fremdvergabe seitens dieser Unternehmen könnten die mittelständischen Speditionsunternehmen nicht von dem Outsourcingprozess profitieren. Zeitgleich zur Entwicklung dieser Arbeit liegt eine weltweite Wirtschaftskrise vor, die sich sehr intensiv im Zeitschriftenmarkt darstellt. Besonders in Bezug auf den Mittelstand ergibt sich derzeitig eine sensiblere Betrachtung der wirtschaftlichen Lage als in der Fachliteratur der zurückliegenden Jahre. Unter jeweils unterschiedlichen konjunkturellen Bedingungen scheinen Aussagen zum Thema Outsourcing ein unterschiedliches Gewicht zu bekommen. Zurückliegende unternehmerische Entscheidungen kommen dadurch erneut auf den Prüfstand und sollen im Zuge dieser Arbeit mit untersucht werden.

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Leseprobe

3. Chancen und Risiken des Outsourcings logistischer Dienstleistungen


 

3.1 Die Unternehmen der verladenden Wirtschaft und die mittelständischen Speditionsunternehmen


 

3.1.1 Konzentration auf Kernkompetenzen


 

Durch den großen Konkurrenzkampf in den Märkten weltweit kann man davon ausgehen, dass die Unternehmen der verladenden Wirtschaft sich hauptsächlich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren wollen, so dass Teilprozesse und komplette Bereiche des Unternehmens an externe Spezialisten ausgelagert werden. In den Bereichen des Transports, der Lagerung, der Beschaffungs- und Absatzlogistik z.B. sind diese Spezialisten die Spediteure und Logistikdienstleister, die wiederum ihre Kernkompetenzen in diesen Bereichen definiert haben.[17] Das klassische Speditionsgeschäft beinhaltete noch die reine Organisation der Versendung von Gütern, jedoch wurde seit den 80iger Jahren des letzten Jahrhunderts das Logistikgeschäft in das Kerngeschäft der Spediteure integriert.[18]

 

Die logistischen Dienstleistungen in den Bereichen der Güter- und Informationsströme können aufgrund von höheren Erfahrungswerten und Mengenvorteilen häufig durch die Spediteure und Logistikdienstleister günstiger erbracht werden, als es die Unternehmen der verladenden Wirtschaft realisieren könnten. Die großen und mittelständischen Speditionsunternehmen haben somit die Chance, sich in die Wertschöpfungskette des Unternehmens der verladenden Wirtschaft aktiv zu integrieren.[19]

 

Eine vernünftige Entscheidung für die Eigen- oder Fremdfertigung logistischer Dienstleistungen bedarf nicht nur einer operativen, sondern auch einer strategischen Analyse in Bezug auf die eigenen Kernkompetenzen. Die Kernkompetenzen des Unternehmens der verladenden Wirtschaft bestehen häufig aus schwer imitierbarem Fachwissen und können in der Wirtschaft ein Alleinstellungsmerkmal der Unternehmung bedeuten. Bei der Analyse der eigenen Kernkompetenzen stellt sich immer die Frage nach dem Nutzen für den Kunden, der Möglichkeit, die eigene Idee (das eigene Produkt) vor Imitation durch die Konkurrenten zu schützen und eine Reproduzierbarkeit im eigenen Unternehmen zu jeder Zeit gewährleisten zu können. Kernkompetenzen müssen in der Unternehmung entwickelt werden und können nicht über externe Partner auf dem Markt eingekauft werden. Des Weiteren sollten die Kernkompetenzen auch nicht nach erfolgreicher Identifikation an externe Partner ausgelagert werden.[20]

 

Wenn innerhalb des Managements keine Einigung bezüglich der tatsächlichen Kernkompetenzen besteht, können diese auch nicht aktiv entfaltet werden. Die Kernkompetenzen werden in der Praxis teilweise nach dem Zufallsprinzip oder auf Basis von politischen Überlegungen definiert. Jeder Bereichsleiter in der Unternehmung hat ein großes Interesse, dass sein Teilbereich zu den Kernkompetenzen gezählt wird, um die Gefahr des Outsourcings dieser Teilbereiche an externe Partner reduzieren zu können. Für das Management wird die Analyse bezüglich der Kernkompetenzen und Nicht-Kernkompetenzen somit bereits innerhalb des eigenen Unternehmens erschwert. Durch sinnvolle Zuordnung der Teilbereiche in Form einer Inventurliste könnten die tatsächlichen Kernkompetenzen herausgearbeitet und festgelegt werden.[21]  

 

Für die Unternehmen der verladenden Wirtschaft ist es notwendig zu analysieren, ob die logistischen Dienstleistungen zu den eigenen Kernkompetenzen gehören. Auf der einen Seite beinhaltet die firmeninterne Logistik unter Umständen bereits einen schützenswerten Bereich des eigenen Fachwissens, der einen entscheidenden Beitrag für die Erzielung von Wettbewerbsvorteilen leistet. Auf der anderen Seite könnten die großen und mittelständischen Speditionsunternehmen jedoch durch ihr Spezialwissen und die teilweise langjährige Praxiserfahrung eine Optimierung der logistischen Teilprozesse ermöglichen.[22]

 

3.1.2 Unternehmensplanung: Eigenfertigungs- und Fremdbezugsentscheidungen


 

3.1.2.1 Strategisch wichtige Anlässe / Chancen für den Mittelstand

 

Die Anlässe für die Entscheidungen bezüglich der Eigenfertigung oder Fremdfertigung logistischer Dienstleistungen können zu verschiedenen Zeitpunkten in der Unternehmensplanung entstehen. Bereits bei der Gründung der Unternehmung oder situationsabhängig im Laufe der Zeit können die Entscheidungen notwendig sein. Auf der einen Seite könnte durch ein neues Produkt oder ein neu zu bearbeitender Markt ein neuer Bedarf an logistischen Dienstleistungen entstehen. Auf der anderen Seite könnten die in der Vergangenheit in Eigenfertigung erstellten logistischen Dienstleistungen zu keinen zufriedenstellenden Ergebnissen geführt haben und mögliche Alternativen der Fremdfertigung in Erwägung gezogen werden. Analysen müssen kontinuierlich durchgeführt werden, um frühzeitig auf Veränderungen des Marktes reagieren zu können und genügend Zeit für die Gegenüberstellung der Chancen und Risiken der Eigen- oder Fremderstellung logistischer Dienstleistungen zu haben. Eine erfolgreiche Umsetzung der Ergebnisse dieser Analysen kann jedoch nur in Unternehmen erfolgen, die bereit sind, Veränderungen in den betrieblichen Prozessen zu akzeptieren. Die Unternehmen, die dazu tendieren, das alte System aus Bequemlichkeit oder Betriebsblindheit beibehalten zu wollen, werden keine innovativen Änderungen in den logistischen Prozessen durchführen.[23]

 

Die Möglichkeit, logistische Prozesse an externe Partner auszulagern, ist nicht nur den großen Konzernen der verladenden Wirtschaft vorbehalten. Gerade bei mittelständischen Unternehmen ist es besonders wichtig, dass sich die Geschäftsleitung auf die Kernkompetenzen konzentrieren und die durch die Fremdvergabe freien Kapazitäten zur Förderung und Entwicklung der primären Unternehmensbereiche nutzen kann. Durch die Vielzahl der Logistikanbieter am Markt haben auch die mittelständischen Unternehmen mittlerweile die Möglichkeit, passende Lösungen für ihre Probleme auf dem Markt einzukaufen. Die mittelständischen Speditionsunternehmen haben sich nicht nur auf die großen Konzerne der verladenden Wirtschaft eingestellt, da die Luft in diesen Bereichen sehr dünn ist und nicht viele Anbieter eine realistische Chance haben, durch die eigene Unternehmensgröße und die begrenzten Kapazitäten den Anforderungen der großen Konzerne gerecht zu werden. Basis- und Komplettlösungen für mittelständische Unternehmen bieten den mittelständischen Speditionsunternehmen Chancen, erfolgreich auf dem Logistikmarkt bestehen zu können.[24]

 

3.1.2.2 Die Transaktionskosten als Hemmnis für die Fremdfertigung

 

Bei der Analyse für die Eigenerstellung oder Fremdvergabe logistischer Dienstleistungen findet ein Austausch von Informationen zwischen dem outsourcenden Unternehmen und den potentiellen externen Logistikpartnern statt. Schon bei der ersten Kontaktaufnahme, beim Abschluss von Logistikverträgen und bei der kontinuierlichen Kontrolle der externen Logistikpartner entstehen Kosten, die als Transaktionskosten bezeichnet werden. Diese anfallenden Transaktionskosten müssen unbedingt in den Kostenvergleich zwischen Eigen- und Fremdfertigung einfließen, damit eine fundierte Analyse erst möglich wird. Marginale Kostenvorteile der Fremdfertigung könnten durch die Anbahnungskosten, Abwicklungskosten, Vereinbarungskosten, Kontrollkosten und Anpassungskosten geschmälert werden, so dass die Fremdfertigung unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht mehr gerechtfertigt werden könnte. In einigen Fällen könnte die Fremdfertigung vielleicht sogar noch teurer als die Eigenfertigung werden.[25]

 

Im Zuge der Informationssuche und –beschaffung entstehen Anbahnungskosten wie z.B. Reise-, Beratungs- und Kommunikationskosten. Nachdem alle Alternativen der externen Logistikpartner analysiert worden sind und der passende Partner gefunden worden ist, entstehen sogenannte Vereinbarungskosten im Zuge der Vertragsverhandlungen zwischen beiden Parteien. Sobald die Kooperation gestartet ist, entstehen parallel zur Durchführung Abwicklungskosten in den Bereichen der Prozesssteuerung und des Managements und Kontrollkosten in Bezug auf die Einhaltung der vertraglich vereinbarten Termine, Preise, Mengen, Qualitäten usw. Die vertraglichen Vereinbarungen können sich jedoch unter Umständen als nicht optimal für den korrekten Ablauf der logistischen Prozesse herausstellen, so dass zusätzlich noch Anpassungskosten für Änderungen während der vertraglichen Laufzeit entstehen. Diese genannten Kosten entstehen hauptsächlich im Falle der Fremdfertigung von logistischen Dienstleistungen, können jedoch in Teilbereichen auch im Zuge der Eigenfertigung anfallen, da auch die internen Prozesse kontinuierlich kontrolliert werden müssen und unter Umständen auch dort Veränderungen notwendig sind. Die Transaktionskosten lassen sich im Vorfeld schwer exakt bestimmen, so dass die Kalkulation auf Erfahrungswerten basieren muss.[26] Häufig verfügen beide Parteien nur über unvollständige Informationen, so dass transaktionsbezogene Probleme auftreten, die Kosten für die Beschaffung dieser Informationen nach sich ziehen. Beide Parteien können...

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