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Phänomen Star Wars

Macht, Religion und Gesellschaft in einem Science Fiction-Universum

AutorChristoph Kohlhöfer, Mark Weiland, Markus Löhnert
VerlagScience Factory
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl86 Seiten
ISBN9783656460855
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Im Jahr 1977 begeisterte der erste Star Wars-Film 'Krieg der Sterne' die Zuschauer auf der ganzen Welt. Schauplatz der Geschichte: eine weit entfernte Galaxie, in der Gut und Böse einander gegenüberstehen und um die Vorherrschaft kämpfen. Jedi-Ritter und Sith-Lords verkörpern dabei die helle und die dunkle Seite der Macht, die ihnen 'übermenschliche' Fähigkeiten verleiht. In diesem Science-Fiction-Märchen finden sich ganz eigene Formen von Religion, Macht und Gesellschaft wieder. Es ist ein modernes Märchen, das durchaus als Spiegel seiner Zeit fungiert und bis heute eine riesige Fangemeinde in Atem hält. Aus dem Inhalt: der Begriff 'Science Fiction', der Mythos, Kampf zweier Gesellschaftsformen, die politische Ausgangslage, Kampf zwischen Gut und Böse.

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Leseprobe

Einleitung


Für jemanden meines Jahrganges 1977 sollte „Star Wars“ eigentlich etwas sein, das man mit der Muttermilch aufgesogen hat. Schließlich fällt in dieses Jahr nicht nur das erfreuliche Ereignis meiner Geburt, sondern auch ein ganz besonderer Meilenstein der Filmgeschichte, der, anfangs stark angezweifelt, durch seinen großen kommerziellen Erfolg eine eigene Filmindustrie ins Leben rufen und mit seiner mythologischen Erzählung vom Kampf des Guten gegen das Böse, angesiedelt auf fremden Welten, so etwas wie eine Religion unter den Fans begründen sollte. „Star Wars – A New Hope“, der erste Teil einer mehrteiligen Science-Fiction-Sage, der eigentlich gar nicht der erste, sondern der vierte Teil der Geschichte ist, kam ins Kino[1].

Dass ich den Mythos „Star Wars“ gleich mit der Muttermilch aufgesogen habe, würde ich in der Rückblende eher ausschließen. Tatsache ist jedenfalls, dass der Virus der Faszination für den „Krieg der Sterne“, besonders aber die „Jedi-Ritter“ und auch die Furcht vor dem, für Außenstehende seltsam anmutenden schwarz gekleideten Typen namens „Darth Vader“, der seinen Helm niemals abnimmt und ständig keucht, also ob er Asthma hätte, mich und meine Schulkollegen bereits im Volksschulalter infiziert hatte und uns bis heute nicht mehr los gelassen hat. Ich kann mich noch an Wettbewerbe im Pausenhof erinnern, wer das Atemgeräusch von Darth Vader am besten nachahmen könnte. Nicht selten ging ich als Sieger aus diesen Wettbewerben hervor.

Über die Jahre haben sich die „Star Wars“-Filme nicht nur als kommerziell höchst erfolgreiche Filme heraus gestellt, sondern durch bestimmte Besonderheiten in ihrer Handlungsstruktur und deren filmischer Umsetzung, einen ganz bestimmten Kult begründet, den hart gesottene Fans durchaus als eine Art Religion bezeichnen, mit deren Idealen sie sich hundertprozentig identifizieren. Grund genug also, im Rahmen des Theologiestudiums einen Blick auf die Hintergründe zu werfen und einen Versuch zu unternehmen, die verwendeten Symbole zu deuten und das eine oder andere Handlungselement als durchaus biblischen Ursprungs zu entlarven. Diesen Versuch möchte ich mit dieser Proseminararbeit unternehmen.

Star Wars – Ein Meilenstein der Filmgeschichte


Auch wenn es uns vielleicht gar nicht so vorkommt, so ist doch das Medium „Film“ als Unterhaltungsmedium gerade mal etwas mehr als 100 Jahre alt und bis es zu dem alltäglichen kommerziellen Medium aufsteigen konnte, das es heute überwiegend darstellt, dauerte es bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, als die US-Filmindustrie in Hollywood nach ihrer Gründung 1911[2] endgültig auch weltweit Fuß zu fassen begann. Wohl gab und gibt es auch außerhalb Hollywoods zahlreiche andere Filmschaffende bzw. sogar vergleichbare kommerzielle Filmzentren, beispielsweise die sogar, gemessen an der Anzahl der jährlich gedrehten Filme, noch produktivere indische Filmindustrie („Bollywood“[3]) oder die jeweils nationalen Filmproduktionen europäischer, südamerikanischer oder asiatischer Länder. In den US-Filmstudios war jedoch der Hintergrund des Filmschaffens (im Gegensatz zum Europäischen Film) bei unterschiedlichem handwerklichen Können letzten Endes stets ein kommerzieller, schließlich wurden die Filme dort mit privaten Mitteln finanziert und die Investoren erwarteten sich natürlich auch eine entsprechende Rendite ihres Kapitaleinsatzes.

Aber trotz allen verfügbaren Kapitals und Geschicks in der Vermarktung ihrer Produkte, wäre die US-Filmindustrie m. E. niemals zu ihrer Größe aufgestiegen, hätte es nicht immer wieder ganz besondere Meilensteine der Filmgeschichte gegeben, die

• die technischen Möglichkeiten dessen, was auf der Leinwand umsetzbar ist, neu definierten oder

• eine Geschichte erzählen, die es so bisher noch nicht im Kino gegeben hat oder

• die ein bereits existierendes Genre völlig neu definieren und somit einen Standard für alles schaffen, was innerhalb dieses Genres nachkommen würde.

„Star Wars“ vereinte alle diese drei Elemente in sich: immer wieder hatte es in der Vergangenheit Filme zu sehen gegeben, die sich mit technischen Weiterentwicklungen befasst hatten oder deren Handlung in der Zukunft angesiedelt war, ein derart episches Werk hatte es vorher aber noch nicht gegeben. Außerdem schufen die berühmten Weltraumschlachten, die Laserschwerter der Jedi-Ritter und die rasanten Flüge der „X-Wing“-Raumschiffe einen neuen optischen Standard für zukünftige Science-Fiction Filme.

Ganz nebenbei führte der fortan hohe Bedarf an optischen Spezialeffekten in der Filmindustrie zur Gründung einer neuen Industrie innerhalb der Filmindustrie, die sich mit der Zulieferung von Spezialeffekten für so ziemlich jeden Film befassten. Die damals von George Lucas gegründete Firma „Industrial Light and Magic“ ist bis zum heutigen Tage Marktführer in diesem Segment.

Exkurs: Zum Begriff „Science Fiction“


Rein der Wortbedeutung nach heißt „Science Fiction“ ja eigentlich: fiktive, also nicht-reale Wissenschaft. Sowohl in der Literatur als auch im Zusammenhang mit Kinofilmen wurde der Begriff immer für Filme verwendet, deren Personen der Handlung Zugriff auf Technologien besitzen, die ihnen besondere Möglichkeiten eröffnen, die es in der Realität (noch) nicht gibt.

„Ein Versuch, den Begriff Science Fiction […] zusammenzufassen, könnte so aussehen: SF liegt immer dann vor, wenn (scheinbar) unmögliche Dinge gezeigt werden, die technischer Natur sind und von denen sich denken lässt, dass sie eines Tages möglich sein könnten. Um Fantasy handelt es sich immer dann, wenn die gezeigten Dinge dem Mentalen oder Spirituellen entstammen und uns als unmöglich für alle Zeit erscheinen. Wird beides gemischt, spricht man meist von SF/Fantasy.“[4]

Genau diese Definition trifft auf die „Star Wars“ Filme in höchsten Maße zu: nicht nur gibt es darin Dinge, die technisch bis heute nicht möglich sind (Lichtschwerter, Kraftfelder, Reisen mit Lichtgeschwindigkeit …), sondern auch ist die Story in höchsten Maße spirituell-mythologisch ausgestaltet. Dies soll im nächsten Kapitel in groben Zügen dargestellt werden.

Wie schon eingangs erwähnt, hatte George Lucas die Saga auf insgesamt 12 Teile konzipiert.[5] Aus finanziellen Gründen entschloss man sich allerdings, mit der Verfilmung beim 4. Teil anzufangen. Die Zählweise der „Star Wars“-Filme ist daher immer ein wenig verwirrend, noch dazu, seit jene drei neuen Filme in den Kinos zu sehen waren, die in der Chronologie vor der vorangegangenen Trilogie anzusiedeln sind. Von Anfang an war es also ein Stilmittel der „Star Wars“-Filme, zu Beginn eines jeden Filmes irgendwelche Ereignisse nachzuerzählen oder zumindest als bereits geschehen vorauszusetzen.[6] Mit der Idee, zu seiner erfolgreichen Trilogie anstelle einer Fortsetzung die Vorgeschichte auch ins Kino zu bringen („Prequel“ statt „Sequel“) setzte George Lucas wieder einen neuen Trend in der Filmgeschichte, dem beispielsweise die Produzenten der berühmten „Superman“-Comics Jerry Siegel und Joe Shuster[7] ebenfalls nachgefolgt sind und zu den vergleichbar kultigen „Superman“-Kinofilmen eine eigene Fernsehserie schufen („Smallville“), in der die Jugendjahre und das Heranreifen des späteren Superhelden in einer kleinen Stadt namens „Smallville“ in Kansas, USA geschildert wird. Im vergangenen Jahr gab es außerdem die Anfänge des zweiten „DC-Comis“-Superhelden „Batman“ im Kino zu sehen.[8]

Somit ist es George Lucas also wieder gelungen, einen neuen Trend zu begründen und hinsichtlich der optischen und handwerklichen Qualität Maßstäbe zu setzen. Kritikerinnen und Kritiker, aber auch Fans, waren sich zwar stets uneinig hinsichtlich der Qualität der Drehbücher[9], besonders der Dialoge, aber angesichts des kommerziellen Erfolges ging ihre Kritik letzten Endes mehr oder weniger unter.

Einige Elemente und Personen der Handlung und ihr Verhältnis zueinander – Ein kurzer Überblick [10]


In diesem Kapitel möchte ich kurz einige Elemente und Hauptpersonen der Handlung herausgreifen, besonders jene, die für die beiden Szenen, die ich im weiteren Verlauf dieser Arbeit kurz behandeln möchte, von Relevanz sind. Abseits davon existieren natürlich noch einige weitere, sehr zentrale Charaktere, von deren Behandlung ich aber im Rahmen dieser Arbeit absehen werde, da sie erst in den späteren (aber filmgeschichtlich älteren) Filmen (man merkt, wie verwirrend das sein kann) vorkommen, wie z.B. Luke Skywalker, Han Solo, Prinzessin Leia etc.

Politische Ausgangslage


Innerhalb der Galaxie, in der sich „Star Wars“ zuträgt, existiert „schon seit Tausenden von Generationen“[11] eine Republik, in der alle Planeten durch Senatoren in einem Senat vertreten sind. Obwohl sie schon so lange bestand und funktionierte, hatte sie dennoch eine Schwachstelle, die ihr schlussendlich zum Verhängnis wurde: „Die Republik fiel...

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