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Der Fischerort Câmara de Lobos ist eine der ältesten Siedlungen Madeiras
TYPISCH
MADEIRA IST EINE REISE WERT!
Hibiskus und Kapuzinerkresse blühen um die Wette, milde Luft schmeichelt dem Wohlbefinden, museale Tradition wetteifert mit modernem Leben. Steil ragen die Berge aus dem Meer, von einem grünen Pflanzenteppich überzogen. Eine Insel für Nostalgiker und Naturliebhaber.
SUSANNE LIPPS
Die promovierte Geografin ist auf Reiseführer zu Portugal und Spanien spezialisiert. Für die Reihe POLYGLOTT on tour betreut sie u.a. auch die Bände Azoren, Lissabon, Algarve und Portugal. Seit über 20 Jahren hat sie Madeira auf beruflichen und privaten Reisen oft besucht. Nach wie vor fasziniert sie die vielfältige Natur und Kultur der Insel.
Zwei Eindrücke prägten mein Bild von Madeira, Jahre bevor ich die Insel erstmals persönlich bereiste. Eine Fernsehsendung, in der die berühmte und weltweit einmalige Korbschlittenfahrt zu sehen war. Und eine Ansichtskarte von Freunden, die jede Menge kleiner, weißer Häuser mit roten Ziegeldächern inmitten von subtropisch üppigen Gärten zeigte. Beides steht für das alte, nostalgische Madeira, das Kaiserin Elisabeth von Österreich (»Sisi«) im 19. Jh. im deutschsprachigen Raum populär machte, indem sie einen Winter auf dem damals vom Rest der Welt noch recht isolierten Eiland mitten im Atlantik verbrachte.
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Pflastermosaiken zieren die Praça do Município in Funchal
Die noble Atmosphäre von »anno dazumal« ist auch heute noch überall zu spüren, wird sogar bewusst gepflegt. Ob Sie sich zum Afternoon Tea ins vornehme Reid’s Hotel begeben oder – von dezenter Livemusik begleitet – Kaffee und Kuchen auf der Straßenterrasse des Traditionscafés Ritz genießen, vielleicht auch einfach die Seele in den nach englischer Art angelegten Stadtgärten baumeln lassen … Vor allem in Funchal begegnen Ihnen auf Schritt und Tritt Zeugen einer ruhmreichen Vergangenheit. Ständig werden diese um weitere nostalgische Elemente ergänzt, etwa um eine Seilbahn, die heute die Altstadt von Funchal mit dem Villenvorort Monte verbindet, oder um fantasievolle Pflastermosaiken auf Plätzen und in Fußgängerzonen, die eine alte Handwerkskunst aufgreifen und fortführen. Auch die neu angelegte Praça do Povo an der Meerespromenade, der bunte Blumenrabatten das charakteristische Gesicht geben, steht in dieser Tradition. Nichtsdestotrotz entstand in den letzten zwei Jahrzehnten parallel dazu auch ein modernes Madeira. Mit rasanter Geschwindigkeit hielten eine zeitgemäße Infrastruktur, Versorgungs- und Dienstleistungsstandards Einzug, die einen Aufenthalt bequem und angenehm gestalten.
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Farbenfrohes Blumenfestival in Funchal
Madeira – das ist nicht nur Funchal, das ist auch Berg und Tal, Regenwald und Wüste. Auf engstem Raum dreht sich die Szenerie um 180 Grad. So wird die Hochebene Paúl da Serra im Westen der Insel gern als Schottland »en miniature« bezeichnet, ein durchaus zutreffender Vergleich angesichts der oft vom Nebel umwaberten Moorlandschaft, die von mageren Rindern und im Herbst von Kaninchenjägern durchstreift wird. Die Berge im Osten stehen in denkbar krassem Gegensatz dazu. Hier beherrschen bizarre Felsnadeln, senkrechte Abhänge und unergründliche Schluchten das Bild. Wer etwa ins abgeschiedene Nonnental im Inselinneren fährt, sollte schon schwindelfrei sein angesichts der Abgründe, die sich am Straßenrand auftun. Grandiose Aussichten, speziell vom Miradouro Eira do Serrado, wo Sie rund 800 m in die Tiefe blicken, sind der Lohn der Mühe. Kaum weniger imposant ist der »Skywalk« am Cabo Girão, diesmal mit senkrechter Sicht aufs Meer.
Eine Fahrt in den Norden der Insel führt Sie in eine andere Welt. In den fast undurchdringlichen Lorbeerdschungel, der die Hänge überzieht, gewähren nur die Levadas Einlass – schmale Wasserrinnen, die über viele Kilometer hinweg das kostbare Nass aus Quellen und Kaskaden einsammeln, um es zu den oft zu Dutzenden übereinandergestapelten Terrassenfeldern an der trockeneren Küste zu leiten. Dort gedeihen dank der Bewässerung tropische Kulturen wie Bananen oder Zuckerrohr. Bauerndörfer und freundliche Kleinstädte laden zu Besichtigungsstopps ein, das ländliche Leben geht noch seinen ruhigen Gang.
Und die Wüste? Besuchen Sie doch einmal die Ostspitze Madeiras, die flache, von Vulkanhügeln durchzogene Ponta de São Lourenço. Bizarre Felsen türmen sich dort an der brandungsumtosten Küste. Die Landzunge selbst präsentiert sich steppenhaft karg, im Frühjahr aber auch überraschend blütenreich. Für Wanderer ein Eldorado, aber auch wunderschön, um einfach zu schauen und zu fotografieren. Und den erlebnisreichen Tag vielleicht in der alten Hauptstadt Machico mit einer Poncha, dem typischen Getränk Madeiras, ausklingen zu lassen.
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Bizarre Felslandschaften prägen die Halbinsel Ponta de São Lourenço
WAS STECKT DAHINTER?
Die kleinen Geheimnisse sind oftmals die spannendsten. Hier werden die Geschichten hinter den Kulissen erzählt.
WARUM HABEN DIE PALÄSTE IN FUNCHAL TÜRME?
Das Rathaus, einst Wohnsitz einer Adelsfamilie, hat einen und viele andere vornehme Häuser aus vergangenen Jahrhunderten auch. Nirgendwo in Portugal findet sich Vergleichbares. Die Aufgaben der Türme waren vielfältiger Natur. Sie beherbergten Zimmer und Hauskapellen, verhalfen den Besitzern zu Prestige und dienten auch als Ausguck. Rund um die Uhr waren sie mit Posten besetzt, die Alarm gaben, wenn sich ein Schiff der Stadt näherte. Handelte es sich um Piraten, zog man rasch die Wachmannschaft im Innenhof zusammen und verriegelte das Tor. Aber der Hausherr war auch daran interessiert, informiert zu werden, sobald ein Kauffahrer eintraf. Dann begab er sich in aller Eile zum Hafen, um dort Geschäfte früher als die Konkurrenten zu tätigen.
WIE KAM DIE FORELLE NACH MADEIRA?
Früher bevölkerte als einziger Süßwasserfisch der Aal die kurzen und eher periodisch wasserführenden Flüsse Madeiras. Um den Angelsport zu beleben, führte die Forstbehörde 1960 die Regenbogenforelle aus Nordamerika ein. Sie fühlt sich in allen halbwegs geeigneten Binnengewässern der Insel wohl, auch in Tümpeln und größeren Levadas. Durch Überfischung wie auch durch winterliche Starkregen oder sommerliche Trockenheit kommt es allerdings immer wieder zu großen Verlusten. So müssen regelmäßig zusätzliche Jungtiere ausgesetzt werden, für deren Zucht die idyllische staatliche Anlage in Ribeiro Frio verantwortlich zeichnet. Sie beliefert auch private Fischzuchten mit Forellennachwuchs.
WIE FUNKTIONIEREN DIE KUHSTÄLLE?
Überall auf Madeira blinken die Dächer winziger Hütten zwischen den Terrassenfeldern in der Sonne. Früher besaßen die traditionellen Viehställe ein Strohdach. Inzwischen ist man meist zum einfacher zu pflegenden Wellblech übergegangen. Ein oder zwei Kühe finden in diesen palheiros (palha = Stroh) Platz, zuweilen auch Ziegen. Vor Jahrhunderten wurden sie eingeführt, da in dem steilen Gelände kein Platz für Weiden vorhanden war. Etwa viermal am Tag müssen die Tiere gefüttert werden. Ganz selten sieht man noch Landwirte, die mit der Sichel Gras und Kräuter an Wegrändern abschneiden und – zu großen Bündeln geschnürt – auf dem Rücken zu den Ställen tragen. Viele palheiros stehen heute leer, da die zentrale Inselmolkerei geschlossen wurde.
50 DINGE, DIE SIE …
Hier wird entdeckt, probiert, gestaunt, Urlaubserinnerungen werden gesammelt und Fettnäpfe clever umgangen. Diese Tipps machen Lust auf mehr und lassen Sie die ganz typischen Seiten erleben. Viel Spaß dabei!
… ERLEBEN SOLLTEN
1 Stranderlebnis Abenteuerlich ist die steile Seilbahnfahrt (2 €) zur Praia do Garajau. Wer sich beim Schwimmen noch nicht genug ausgetobt hat, steigt auf dem Rückweg zum Parkplatz zu Fuß die 200 Höhenmeter hinauf.
2 Gleitschirmfliegen Auf einem Tandemflug mit dem erfahrenen Gleitschirmpiloten Hartmut Peters kann jeder ohne Vorkenntnisse in Arco da Calheta abheben und eine atemberaubende Aussicht genießen (www.airbase.de, 30 Min. 75 €).
3 Endemische Vogelarten Bei der Halbtagsexkursion in den Inselosten entdecken Sie in Begleitung eines Spezialisten (engl.) wilde Kanarienvögel, Gebirgsstelzen, Kanarenpieper und mancherlei weitere ungewöhnliche Vögel (35 €, online 30 €, www.madeirawindbirds.com).
4 Wochenend-Picknick Machen Sie es wie die Madeirenser, die am Sonntag die Picknickplätze in den Bergen bevölkern. Kontakte ergeben sich dabei zwanglos. Ein beliebtes Freizeitareal liegt beim Forsthaus am Pico das Pedras (ER 218 Santana - Pico Ruivo).
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Über den Wolken auf dem Pico Ruivo, Madeiras höchstem Gipfel
5 Über den Wolken stehen Brechen Sie früh auf, um den Pico Ruivo > zu besteigen. Vor 11 Uhr ist die Chance auf klare Sicht am Gipfel am besten. Sie schauen auf die Wolkendecke hinab, die im Tagesverlauf oft das ganze Bergland verhüllt.
6 Weinlese Zur Festa do Vinho Madeira > Anfang September können Sie selbst bei der Traubenernte Hand anlegen. In Estreito de...