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E-Book

Praxisratgeber Reisemobil-Kauf

Varianten - Technik - Praxis

AutorRandolf Unruh
VerlagHEEL Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl136 Seiten
ISBN9783958437463
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Reisemobile sind so beliebt wie nie zuvor. Am Wochenende spontan ans Meer oder in die Berge, zum Theater- oder Museumsbesuch in eine ferne Großstadt, wochenlang neugierig und entspannt durch reizvolle und unbekannte Gegenden vagabundieren - und trotzdem jeden Abend im eigenen Bett schlafen. Diesen Traum erfüllen sich immer mehr Menschen und kaufen sich ein eigenes Reisemobil. Bevor es losgehen kann, muss man sich aber unter unzähligen Modellen und Versionen einer großen Zahl von Marken entscheiden, die aber bei weitem nicht so viele Händlerstützpunkte haben wie große Autohersteller. Reisemobilkauf funktioniert ganz anders als der Erwerb eines Autos. Was muss man wissen, worauf soll man achten und wie kann man vorgehen, damit man die richtige Entscheidung trifft? Dieses Buch hilft besonders Neulingen beim Thema Reisemobile, sich zurechtzufinden und Irrwege zu vermeiden.

Reisemobile, Transporter, schwere Nutzfahrzeuge - Randolf Unruh widmet sich zeit seines Berufslebens mit Leidenschaft den Fahrzeugen der etwas anderen Art. Er gehört seit Jahrzehnten zu den profiliertesten Reisemobil- und Nutzfahrzeug-Journalisten und ist Autor von rund einem Dutzend Fachbücher.

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Leseprobe

Villa oder Reihenhaus auf Rädern?

Hier geht es um Grundsätzliches, die Bauart des Reisemobils. Was darf’s denn sein, ein wendiger Campingbus, ein schnittiger Teilintegrierter, ein Alkovenmobil oder ein wuchtiges integriertes Reisemobil? Und was ist das alles eigentlich?

Sie reagieren wissend, wenn Ihnen der Reisemobilhändler einen „Kastenwagen“ anbietet, obwohl Sie ganz bestimmt nicht in einer leeren rollenden Schachtel urlauben wollen? Sie verkneifen sich das Lächeln, falls Ihnen der Verkäufer einen „Intrigierten“ anpreist, weil Ihnen bewusst ist, dass er ein integriertes Reisemobil meint? Dann gehören Sie bereits zu den Eingeweihten.

Reisemobil ist nicht gleich Reisemobil - zwischen einem kompakten ausgebauten Campingbus und einem mächtigen Integrierten liegt eine ähnliche Differenz wie zwischen Smart und S-Klasse, zwischen Kanu und Kreuzfahrtschiff, zwischen Reihenhaus und Luxusvilla. Das gilt für die Abmessungen, den Preis und erst recht für die Nutzungsmöglichkeiten. Der Kleinwagen passt ebenso perfekt in die City wie der kompakte Campingbus im Alltags- und Freizeitverkehr. Die Mercedes S-Klasse ist ebenso für Fernstrecken und den anspruchsvollen Vielfahrer ausgelegt wie ein Integrierter der Top-Kategorie für die Fernreise.

Die Spannweite ist gewaltig: Einfache Campingbusse und Freizeitfahrzeuge gibt es ab etwa 30.000 Euro, doch die Reisemobilwelt stößt selbst beim zehnfachen Betrag für einen bestens ausgestatteten rollenden Riesen noch nicht an ihre Grenzen. Der Spagat reicht vom Lieferwagen mit einfacher Wohneinrichtung und Schlafmöglichkeit bis hin zum gewaltigen Luxusdampfer auf dem Fahrgestell eines ausgewachsenen Omnibusses oder Lastwagens - mit allen denkbaren Spielarten dazwischen.

So spannend die Welt der automobilen Freizeit durch ihre Vielfalt für den Kenner auch ist, soviel Verwirrung stiftet sie deshalb mitunter bei Neulingen. Mehr als 100 Marken stehen allein in Deutschland im Wettbewerb, unter ihnen herrscht ein Kommen und Gehen. Ihr Angebot verteilt sich auf diverse Aufbau-Kategorien und unterschiedlichste Preisklassen - wer steigt da noch durch? Was zum Beispiel ein „Teilintegrierter“ ist, erschließt sich Reisemobil-Neulingen erst nach längeren Erklärungen und aufwendigen Besuchen bei Händlern und Ausstellungen. Damit Sie gut vorbereitet in Informationsgespräche und konkrete Verhandlungen mit Händlern gehen, hier zunächst einmal die wichtigsten Reisemobilkategorien.

Jetzt geht’s los: Bereits alltagstaugliche Busse wie der VW Multivan öffnen die Tür zur Freizeit im Mobil.

Freizeitfahrzeuge: die Alleskönner, nicht nur für die Freizeit

Allroundeigenschaften sind das hervorstechende Merkmal ausgebauter Kastenwagen, besser Campingbusse oder Vans genannt, in der untersten Ausbaustufe auch Freizeitfahrzeuge. Ausbau deshalb, weil die blecherne Hülle, die Karosserie des Basisfahrzeugs, weitgehend unangetastet bleibt. Sie wird nur innen ausgebaut, mit Fenstern versehen und im Zweifelsfall durch ein Aufstell- oder seltener ein Hochdach zur Erweiterung des Lebensraums ergänzt. Im Unterschied zum Aufbau, bei dem eine komplett neue Karosserie auf ein Transporter-Fahrgestell gepflanzt wird. Morgens ins Büro, Parken in der Tiefgarage, mit einer Sammlung Kinder zum Schwimmkurs, Großeinkauf in Baumarkt und Möbelhaus, Fahrt ins Theater, zum Wochenendausflug oder in den Jahresurlaub - mit einem Freizeitfahrzeug oder Campingbus sind Sie alltags und in der Freizeit an 365 Tagen im Jahr immer gut angezogen.

Alle diese Fahrzeuge stammen von Transportern ab, Nutzfahrzeugen also. Deshalb ist das Fahrerhaus meist ein wenig nüchterner gestaltet, und der Motor arbeitet häufig etwas vernehmlicher als in einem Pkw. Doch die Wohnlandschaft hinter den Vordersitzen im Fond wiegt diese Nachteile bei weitem auf. Und häufig lassen schon eine elegante oder fröhliche Lackierung und ein munteres Farbdekor rein äußerlich die Verwandtschaft zum gewerblichen Einsatz vergessen.

Ausgebaute Kastenwagen oder Campingbusse teilen sich in drei Gruppen. Den Einstieg in den Urlaub auf Rädern bilden Freizeitfahrzeuge. Sie gibt es bereits auf Basis der aktuellen Generation der Lieferwagen oder Hochdach-Kombis wie VW Caddy, Renault Kangoo und dessen Bruder Mercedes Citan sowie der Zwillinge Citroën Berlingo und Peugeot Partner. Seit jeher versuchen sich findige Ausbauer daran, die rund viereinhalb Meter kurzen Stadtflitzer in flinke Miniatur-Reisemobile zu verwandeln. Postboten, Handwerker, junge Familien und Sportler sind klassenlos mit weitgehend identischen Autos unterwegs. Im Alltag mit Platz für eine Familie, sind sie auf Reisen meistens ein Fall für maximal zwei Urlauber, und auch sie müssen sich angesichts knapper Bettenmaße mögen. Die Preise beginnen für den Werksmodell VW Caddy Beach bei etwa 24.000 Euro, wer einen Komplettcamper mit Aufstelldach und vollwertiger Ausstattung einschließlich einfacher Küchenzeile ordert, landet schnell bei deutlich über 30.000 Euro. Einbausätze mit einem Umfang ganz nach Wahl gibt es dagegen für wenige tausend Euro. Besonders günstig einsteigen können Interessenten mit einem Gebrauchtwagen als Basis, denn einfache Ausbauten lassen sich auch nachträglich installieren.

So ein Lieferwagen oder Hochdachkombi schafft durch seine höhere Karosserie im Vergleich zum klassischen Kombi mehr Luft- und Lebensraum. Eine Klappsitzbank, die sich mit ausgetüfteltem Mechanismus in ein schlankes Doppelbett verwandelt, alternativ dazu ein Bett aus zusammengeschobenen Matratzenteilen, auf Wunsch eine Miniaturküche mit Wasseranlage und Kocher, Ablagekästen und/oder Stautaschen, dazu eine Innenleuchte und Vorhänge rundum - schon verwandelt sich ein schlichter Lieferwagen mit relativ geringem Aufwand in ein kleines mobiles Wochenendhaus. Wer an der geöffneten Heckklappe zusätzlich ein Heckzelt befestigt, erhält bereits einen erstaunlich großen Lebensraum. Dies auf einer Grundfläche, die das Maß eines VW Golf kaum überschreitet. Mit dem VW Caddy Beach gibt es sogar ein Modell ab Werk - ein fahrendes Zweimannzelt mit festem Dach, ein knapp bemessendes Domizil für Sportler und Naturfreunde. Doch die Möglichkeiten eines solchen Bonsai-Reisemobils sind begrenzt, das gilt vor alle für Bewegungsfreiheit und Stauraum. Das wahre Leben auf Rädern beginnt deshalb fast immer eine Klasse darüber in Freizeitfahrzeugen und Campingbussen auf der Basis der beliebten Transporter VW Transporter T6, Mercedes Vito/V-Klasse, der Zwillinge Ford Transit Custom und Tourneo Custom, der praktisch baugleichen Drillinge Citroën Jumpy, Peugeot Expert und Toyota Proace und der ebenfalls nahezu identischen Vierlinge Renault Trafic, Opel Vivaro, Nissan NV300 und Fiat Talento. Sie sehen an der Zusammenstellung: Bei Transportern wird über Marken- und Konzerngrenzen hinweg gern zusammengearbeitet. Hier gibt es in Serienausstattung zwei Schlafplätze, bei einer breiten Sitzbank und etwas Toleranz kann es sich auch eine Familie mit Kind gemütlich machen. Mit einem Aufstelldach und Liegeeinrichtung darin kommt ein knapp geschnittenes Doppelbett hinzu. Die Preisspanne ist groß und hängt vom Basismodell und dessen Ausstattung ab. Etwa 40.000 Euro sind im Minimum anzulegen, nach oben gibt es durch Motorisierung und Ausstattung kaum Grenzen.

Handlichkeit ist ein wesentliches Merkmal dieser Modelle. In den Versionen mit kurzem Radstand - es gibt auch längere Ausführungen - bleiben sie unter fünf Meter Länge, mit dem serienmäßigen Dach und meist sogar mit einem zusätzlichen Aufstelldach unter zwei Meter Höhe. Somit passen Freizeitfahrzeug und Campingbus in viele Garagen, Parkhäuser und Waschanlagen und sind nahezu uneingeschränkt alltagstauglich.

Moment, wie hieß der Begriff - Freizeitfahrzeug? So ist’s, auch wenn’s ein wenig irreführend klingt: Diese Modelle eignen sich nicht nur für den Alltag, sondern mit einer flexiblen Gestaltung des Innenraums zusätzlich für die aktive Freizeitgestaltung. Damit liegen sie noch sehr nahe an Großraumlimousinen und klassischen Vans. Deshalb gibt es Freizeitfahrzeuge in aller Regel bereits direkt vom Autohersteller, auch wenn drinnen häufig Spezialfirmen Hand angelegt haben. Begründer dieser Fahrzeugkategorie war ursprünglich der VW Multivan. 1985 geboren, hat er über viele Jahre hinweg als Kreuzung von Großraumlimousine und Freizeitfahrzeug seinem Namen alle Ehre gemacht. Heute konzentriert sich der Multivan auf die Aufgabe als Großraumlimousine, von Sonderausstattungen mit „Gute-Nacht-Paket“ und Bettverlängerungen oder Sondervarianten wie dem Geländegänger Panamericana und dem Multivan Freestyle abgesehen. Die Rolle als Alleskönner hat bei VW heute der California Beach übernommen. Mit dieser Bezeichnung reiht er sich bereits in der Campingbusfamilie ein.

Typisch für diese Freizeitfahrzeuge, die genauso gut auch Alltagsfahrzeuge sind: Es gibt drehbare Vordersitze oder dahinter häufig ein oder zwei Plätze gegen die Fahrtrichtung, es gibt eine dreisitzige Klappsitzbank mit einer Verlängerung und obendrein mittendrin einen Klapptisch. Dazu kommen eine separate Innenleuchte, auf Wunsch eine Kühlbox und eine Standheizung, dazu Verdunkelungsvorhänge - fertig ist ein vielseitiges Mobil für Alltag und Freizeit sowie häufig auch Beruf, garagentauglich und doch geräumig. Wer mehr vorhat oder im Laufe der Zeit Geschmack an der neuen Freizeitgestaltung entwickelt, wählt ein Freizeitfahrzeug mit Aufstelldach, das ergibt auf dem Parkplatz bequeme Stehhöhe und eine zusätzliche Liegefläche im Oberstübchen. Man besorgt sich bei spezialisierten Ausbauern vielleicht noch Schränke, eine herausnehmbare Box mit Kocher und Wasseranlage, eine transportable Toilette - fertig ist der kompakte und funktionelle Campingbus für zwei Personen oder auch mehr. Auf...

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