Was ist russischer Slang?
Im Russischen spielt die Norm- oder Hochsprache (литературный язык litiraturnyj jisyk Literatursprache) eine wesentlich größere Rolle als im Deutschen. Die Ursache dafür ist wohl die zentralistisch organisierte Regierung Russlands, auch wenn es formal eine Föderation ist. Ein wichtiges Element bei der Durchsetzung der Macht bis in die letzten Winkel des Riesenreiches war und ist eine einheitliche, streng normierte Sprache. Die Politik der sprachlichen Dominanz des Russischen begann zu Zarenzeiten und wurde in der Sowjetunion fortgesetzt. Zunächst wurde in den 1920er Jahren die Autonomie der einzelnen Völker gestärkt und die Entwicklung der Nationalkulturen gefördert, aber ab den 1930er Jahren wurde das Ziel proklamiert, eine einheitliche sowjetische Nation zu schaffen. Das Bindeglied dazu sollte eine einheitliche russische Sprache sein. Dies führte zum fast völligen Aussterben der russischen Dialekte. Gleichzeitig verdrängte Russisch die Sprachen der anderen Volksgruppen innerhalb der Sowjetunion.
Außerdem war die „Norm“ ein zentrales Element des Kommunismus à la Sowjetunion: alles sollte „normal“ (нормально narmal’na) sein – die Arbeit, das Verhalten der Menschen, ihr Denken, ihre Wünsche, ihre Träume, und natürlich auch die Sprache. So wacht bis heute eine Kommission in Moskau über die Reinheit der Sprache. Sie entscheidet, welche Wörter und Wendungen zur Hochsprache gehören, und welche nicht. Unwürdige Ausdrücke sind deshalb auch nicht in den offiziellen Wörterbüchern zu finden. Nur wenige umgangssprachliche Begriffe, die die Kommission als „Volkssprache“ (просторечие praßtar’etsch’iji) eingestuft hat, findet man mit dem entsprechenden Vermerk in Wörterbüchern.
Anders verhält es sich mit dem, was als Slang (сленг ßl’enk) oder Jargon (жаргон shargon) eingestuft wird: Diese innerhalb von bestimmten sozialen Gruppen (z. B. unter Jugendlichen) verwendeten Wörter und Begriffe findet man höchst selten in Wörterbüchern der „Literatursprache“. Erst recht nicht findet man dort vulgäre, obszöne Lexik und sehr grobe Schimpfwörter wie die so genannten „Mutterflüche“ (мат mat). So etwas heißt manchmal „nichtnormative Lexik“ (ненормативная лексика n’enarmatiwnaja l’ekßika).
Hinweise zu diesem Buch
In diesem Buch werden die gebräuchlichsten Ausdrücke aus folgenden Sprachebenen vorgestellt: allgemein umgangssprachliche Wörter, Slang verschiedener sozialer Gruppen und auch sehr vulgäre Begriffe. Letztere (gekennzeichnet mit ) werden nur vorgestellt, um ein besseres Hörverständnis zu ermöglichen. Man sollte diese Begriffe auf keinen Fall selbst verwenden!
Vulgäre Wörter oder Wendungen sind in diesem Buch vorsorglich mit dem Zeichen , sehr vulgäre Wörter oder Wendungen mit zwei gekennzeichnet.
Alle erklärungsbedürftigen Begriffe sind in kursiver Schrift wörtlich übersetzt. Dies mag manchmal etwas eigenartig anmuten, ist aber notwendig, um den Hintergrund oder die Struktur des Satzes zu erhellen.
Сматываем удочки!
ßmatywajim udatsch’ki
(wir) einziehen die-Angeln
Wir verdünnisieren uns!
In diesem Buch werden Beispiele mit Verben in der Vergangenheit nicht nur in der männlichen Form angegeben, sondern an vielen Stellen auch in der weiblichen Form. Natürlich können sich diese Verben sowohl auf Frauen als auch auf Männer beziehen.
он рехнулся
on richnulß’a
er ist verrückt geworden
она сдурела
ana sdur’ela
sie ist blöd geworden
Begleitendes Tonmaterial
Zu diesem Buch ist zusätzlich begleitendes Tonmaterial (AUDIO Russisch Slang) als MP3-Downloaderhältlich unter
https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/audio-russisch-slang-mp3-2387
Auch erhältlich auf Audio-CDunter
https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/audio-russisch-slang-audio-cd-2213
Hörproben: In ausgewählten Kapiteln im Konversationsteil dieses Buches können Sie sich unter den dort angegebenen Links Ausschnitte aus AUDIO Russisch Slang anhören.
Wie spricht man’s aus?
Alle Wörter in diesem Buch werden sowohl in kyrillischer Schrift als auch in einer (leicht vereinfachten) Lautschrift wiedergegeben, damit man gleich mit dem Sprechen loslegen kann, auch wenn man die kyrillische Schrift noch nicht so gut beherrscht. Kleine Ausnahme: Bei sehr langen Sätzen wird die Lautschrift aus ästhetischen Gründen weggelassen.
Lautschrift
In dieser Lauttabelle werden jeweils die Groß- und Kleinbuchstaben des Kyrillischen gezeigt. In der Lautschrift werden e / ë / ю / я am Wort- bzw. Silbenanfang mit vorangehendem j geschrieben, ansonsten wie das sogenannte. „Weichheitszeichen“ mit dem Apostroph ’. Alle stimmhaften Mitlaute werden am Wortende stimmlos, genau wie im Deutschen.
b | бабки bapki Kohle / Geld |
w | возбухать wasbuchat’ sich aufregen |
f | 2) vor stimmlosen Mitlauten und am Wortende wie in „fiel“ вкалывать fkalywat’ schuften |
g | галимо galima grottenschlecht |
E/e | 1) in betonter Stellung wie in „jetzt“ |
je (’e) | привет priw’et hallo |
i | 2) in unbetonter Stellung zwischen „e“ und „i“, annähernd wie in „allmählich“ чудненько tsch’udnin’ka wunderbar |
ji | 3) in unbetonter Stellung am Wortanfang zwischen „je“ und „ji“ wie in „yippee“ ерунда jirunda... |