Vorwort
Alle Bücher über Chile beginnen mit ein paar Worten zur loca geografía, der „verrückten Geografie“ des Landes: Chile ist ein schmaler Streifen zwischen den Anden und dem Pazifik, der bei über 4300 km Länge nur durchschnittlich 180 km breit ist. 4300 km Länge, das sind 38 Breitengrade oder – auf Europa übertragen – einmal von der Sahara bis zum Nordkap, und zwar mitsamt den dazwischenliegenden Klimazonen. 180 km Breite: Wer von Santiago aus ungefähr anderthalb Stunden Fahrt in Kauf nimmt, kann zwischen Strandleben am Pazifik und Skilaufen in den Anden wählen.
Bedenkt man zudem, dass Chile bei einer Fläche, die dreimal so groß ist wie die Deutschlands, nur knapp 14 Mio. Einwohner hat, von denen dazu noch etwa die Hälfte im Großraum Santiago lebt, so versteht man, dass Chile in erster Linie Natur bietet, diese jedoch in einer für ein einzelnes Land wohl einmaligen Vielfalt. Glücklicherweise ist Chile bisher von den Auswüchsen des modernen Massentourismus verschont geblieben, wozu sicherlich 17 Jahre Diktatur ihren Teil beigetragen haben. Trotzdem verfügt Chile über mit die beste touristische Infrastruktur Lateinamerikas, was Straßennetz, öffentliche Verkehrsmittel und Unterkünfte betrifft.
Doch das detaillierte Beschreiben des Reiseziels Chile mit all seinen Sehenswürdigkeiten soll den Reiseführern vorbehalten bleiben. Dieses Buch möchte in erster Linie Sprachkenntnisse vermitteln, die – in Verbindung mit einer respektvollen Neugier – sicherlich der wichtigste Schlüssel zu den ungewöhnlich offenen, gastfreundlichen und hilfsbereiten Chilenen und ihrem Alltag sind. Denn auch wenn junge Chilenen heute Englisch lernen und man im Süden manchmal sogar mit Deutsch weiterkommt: Mit Spanischkenntnissen signalisiert man, dass man sich für die Menschen interessiert und nicht nur zu „konsumieren“ gedenkt.
Dieser Kauderwelsch-Band richtet sich sowohl an Spanisch-Anfänger als auch an jene, die bereits Spanisch sprechen und sich speziell für die chilenischen Besonderheiten – besonders die Umgangssprache – interessieren. Die Grammatik ist übersichtlich und unkonventionell dargestellt und erfordert keine Vorkenntnisse. Sie soll die Lernenden in die Lage versetzen, Grundstrukturen zu erkennen und somit selbstständig neue Sätze zusammenzustellen, auch wenn das Ergebnis nicht immer perfekt ausfällt. Der Konversationsteil enthält die häufigsten Basissätze und Floskeln sowie viele Tipps und Ratschläge, geordnet nach wichtigen touristischen Alltagssituationen.
Viel Spaß und ¡buen viaje! (Gute Reise!)
Enno Witfeld
Begleitendes Tonmaterial
Zu diesem Buch ist zusätzlich ein AusspracheTrainer als MP3-Download erhältlich unter
https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/spanisch-fuer-chile-mp3-download-1339
Auch erhältlich auf Audio-CD unter
https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/spanisch-fuer-chile-aussprachetrainer-audio-cd-184
Der AusspracheTrainer enthält alle Sätze und Redewendungen, die in diesem Buch mit einem markiert sind.
Hörproben: In ausgewählten Kapiteln im Konversationsteil dieses Buches können Sie sich unter den dort angegebenen Links Ausschnitte aus dem AusspracheTrainer anhören.
Hinweise zur Benutzung
Dieser Kauderwelsch-Band „Spanisch für Chile“ ist in drei Abschnitte gegliedert:
Die Grammatik beschränkt sich auf das Wesentliche und ist so einfach gehalten wie möglich. Sie will zunächst mit den wesentlichen Regeln des in Chile gesprochenen Spanisch vertraut machen. Viele grammatikalische Erscheinungen, zumal Ausnahmen und sprachliche Feinheiten, müssen bei dieser knappen Darstellung naturgemäß unberücksichtigt bleiben. Aber auch so bietet dieser Abschnitt genügend Stoff, der sicher nicht bei einmaligem Durchgang zu bewältigen, sondern wohl eher Schritt für Schritt unter ständiger Bezugnahme auf den Konversationsteil zu erarbeiten ist. Wer sich intensiver mit der Grammatik des Spanischen beschäftigen will, findet in den Literaturtipps am Ende dieses Buches einige empfehlenswerte Spanischlehrwerke.
Im Konversationsteil finden Sie Sätze aus dem Alltagsgespräch, die Ihnen einen Eindruck davon vermitteln, wie die spanische Sprache strukturiert ist, und Sie auf das vorbereiten sollen, was Sie später in Chile hören werden.
Jede Sprache hat ein typisches Satzbaumuster. Um die sich vom Deutschen unterscheidende Wortfolge spanischer Sätze besser durchschauen zu können, ist eine Wort-für-Wort-Übersetzung in kursiver Schrift hinzugefügt. Mit Hilfe der Wort-für-Wort-Übersetzung können Sie bald eigene Sätze bilden. Sie können die Beispielsätze als Fundus von Satzschablonen und -mustern benutzen, die Sie selbst Ihren Bedürfnissen anpassen. Mit etwas Kreativität und Mut können Sie sich neue Sätze „zusammenbauen“, auch wenn das Ergebnis nicht immer grammatikalisch perfekt ausfällt.
Jedem spanischen Wort entspricht ein Wort in der Wort-für-Wort-Übersetzung. Wird ein spanisches Wort im Deutschen durch zwei Wörter wiedergegeben, werden diese zwei Wörter in der Wort-für-Wort-Übersetzung mit einem Bindestrich verbunden. Zum Beispiel:
¿Hay un hotel aquí?
es-gibt ein Hotel hier
Gibt es hier ein Hotel?
Werden in einem Satz mehrere Wörter genannt, die man untereinander austauschen kann, steht ein Schrägstrich zwischen diesen:
Soy alemán / suizo / austríaco.
(ich-)bin Deutscher / Schweizer / Österreicher.
Ich bin Deutscher / Schweizer / Österreicher.
In Sätzen mit dem Tätigkeitswort „sein“ macht es einen Unterschied, ob eine Frau oder ein Mann den betreffenden Satz spricht, ob eine Frau oder ein Mann angesprochen wird, oder ob man über eine Frau oder einen Mann spricht. Im spanischen Satz und in der Wort-für-Wort-Übersetzung werden beide Formen wie folgt angegeben:
Estoy cansado / cansada.
(ich-)bin müde(m/w)
Ich bin müde.
Hier spricht ein Mann die Variante vor dem Schrägstrich, eine Frau jedoch die Form nach dem Schrägstrich.
Die Wörterlisten am Ende des Buches helfen Ihnen dabei. Sie enthalten einen Grundwortschatz von je ca. 1000 Wörtern Deutsch–Spanisch und Spanisch–Deutsch, mit denen man einen Großteil der Gesprächssituationen meistern kann.
Der Abschnitt „Das Wichtigste in Kürze“ am Ende dieses Buches hilft Ihnen, die wichtigsten Sätze und Formulierungen stets parat zu haben. Hier finden sich außerdem die wichtigsten Angaben zur Aussprache und die Abkürzungen, die in der Wort-für-Wort-Übersetzung und in den Wörterlisten verwendet werden; weiterhin eine kleine Liste der wichtigsten Fragewörter, Richtungs- und Zeitangaben. Denn wer ist nicht schon einmal aufgrund missverstandener Gesten im fremden Land auf die falsche Fährte gelockt worden? Wenn alles nicht mehr weiterhilft, dann ist vielleicht das Kapitel „Nichts verstanden? – Weiterlernen!“ der richtige Tipp. Es befindet sich ebenfalls im Abschnitt „Das Wichtigste in Kürze“, stets bereit, mit der richtigen Formulierung für z. B. „Ich verstehe leider nicht“ oder „Können Sie das bitte wiederholen?“ auszuhelfen.
Sprachen in Chile
Die Amtssprache in Chile ist Spanisch, das dort wie in den meisten lateinamerikanischen Ländern castellano (und nicht etwa español) genannt wird. Von den Nachfahren der indigenen Urbevölkerung Chiles werden außerdem mapudungun (auch Araukanisch genannt), die Sprache der Mapuche, sowie aymara (ein der Inkasprache quechua in vielerlei Hinsicht ähnliches Idiom) gesprochen. Im Süden Chiles leben heute ungefähr 400.000 Mapuche, von denen etwa die Hälfte zweisprachig ist. Allerdings sprechen nur 10 % – Tendenz fallend – im Alltag ausschliesslich Mapudungun, so dass auch diese Sprache vom Aussterben bedroht ist. Vor allem die jüngere Generation der Mapuche beherrscht ihre Sprache zum größten Teil nur noch passiv. Von den rund 40.000 chilenischen Aymara, die vorwiegend im Norden auf ehemals bolivianischem bzw. peruanischem Territorium leben und mit Ende des Salpeterkriegs unter chilenische Herrschaft fielen, sprechen noch etwa 40 % ihre Sprache (in Bolivien hat Aymara eine weitaus grössere Bedeutung).
Die deutschstämmigen Chilenen, die sich überwiegend im Süden in der sogenannten „Chilenischen Schweiz“ niedergelassen haben, sprechen heute noch Deutsch untereinander. In den allgemeinen chilenischen Sprachgebrauch wurden die...