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E-Book

Reise Know-How KulturSchock China

Alltagskultur, Traditionen, Verhaltensregeln, ...

AutorManuel Vermeer
VerlagReise Know-How Verlag Peter Rump
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl300 Seiten
ISBN9783831749195
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
'Die Chinesen', ein Fünftel der Menschheit, sind keine gesichtslose Masse, sondern viele Individuen mit kulturellen und sozialen Prägungen, mit Familie, Beruf, Freizeit sowie Hoffnungen und Wünschen. Von alldem handelt dieses Buch. Um die aktuellen Entwicklungen zu verstehen, erläutert der Autor die geschichtlichen und politischen Hintergründe vom Konfuzianismus bis zur heutigen Rolle der Partei. Darüber hinaus geht er auch auf zahlreiche gesellschaftliche Erscheinungen ein, die bei uns kaum bekannt sind. So werden die problematische Wasserversorgung beschrieben, die Schwierigkeiten von jungen Frauen, passende Partner zu finden, oder auch die rasante Digitalisierung der Gesellschaft und die Verbreitung von Social Media wie WeChat. Auch in Deutschland präsente Themen wie die Sorge vor Raubkopien und Gefahren für die deutsche Wirtschaft durch chinesische Aufkäufe im Zuge der neuen Seidenstraßenpolitik werden behandelt. Unterhaltsam und leicht verständlich beschreibt der Autor den Lebensalltag, räumt kulturelle Stolpersteine aus dem Weg und vermittelt eine Vielzahl an praktischen Verhaltenstipps von A bis Z, um das Zusammentreffen mit Chinesen zu meistern. Dazu: Verweise auf ergänzende und unterhaltsame Multimedia-Quellen im Internet, Literaturempfehlungen zur Vertiefung ... Aus dem Inhalt: - Morallehren, Religion und mehr - Reform- und Öffnungspolitik - Essen und Trinken: chinesisches Zuprosten will gelernt sein - VR China: demokratische Diktatur des Volkes - Strategien der Konfliktbegrenzung - Die Hälfte des Himmels: zur Rolle der Frau - Regeln für Geschäftsreisen - Feste, Bräuche, Traditionen - Natur- und Umweltschutzdenken - Internet und Onlinemedien: Zensur oder Freiheit? - Streiflichter aus dem Alltag: Kinder, Familie, Arbeitsleben, Menschenrechte - Leben auf dem Land - Tücken der chinesischen Sprache +++ KulturSchock - die besonderen und mehrfach ausgezeichneten Kultur-Reiseführer von REISE KNOW-HOW.

Dr. Manuel Vermeer, Gründer und Inhaber der Dr. Vermeer Consult, studierte moderne und klassische Sinologie sowie spanische Romanistik in Heidelberg (1979-1985) und Shanghai (1982-1983) und promovierte zur chinesischen Wirtschaftspolitik. Seit 1988 ist er an dem von ihm mitgegründeten Ostasieninstitut der Hochschule für Wirtschaft in Ludwigshafen Dozent für Marketing Ostasien, chinesische Sprache (Fachsprache Wirtschaft), Kultur und Wirtschaft. Zahlreiche Lehraufträge in Europa (Schweiz, Dänemark, Spanien, Österreich) und Asien (China und Indien). Er berät Unternehmen strategisch im China- und Indiengeschäft, arbeitet als Trainer und Seminarleiter für Interkulturelles Management und gibt Sprachkurse Chinesisch für Manager. Vermeer ist gefragter Key-Note-Speaker für die Wirtschaft und Interviewpartner zahlreicher Medien. Er berät deutsche Unternehmen, die von asiatischen Unternehmen übernommen wurden, bzw. begleitet den M&A-Prozess. Er ist Verfasser des Langenscheidt Sprachführers Chinesisch, eines Managementbuches zum Umgang mit chinesischen Geschäftspartnern (China.de) sowie Co-Autor eines Praxishandbuches Indien. Zahlreiche Publikationen zur Sprache und Kultur Chinas und Indiens. 2015 erschien sein erster Asienthriller ('Mit dem Wasser kommt der Tod'), 2017 der zweite ('Das Jahr des Hahns'). Interviews und zitiert u. a. in Financial Times Deutschland, DIE ZEIT, Wirtschaftswoche, Focus, Handelsblatt, Bloomberg, BBC London, SWR 1 BW, SWR Fernsehen etc. Ein China-Interview (30 Min., SWR1 Leute) kann auf Youtube angesehen werden. Für Spiegel TV begleitete ein Fernsehteam ihn einen Tag lang; Ausstrahlung im März 2007 auf Vox und im Sommer 2007 weltweit auf Deutsche Welle.

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Leseprobe

Chinas Geschichte bis 1949


Von den Anfängen bis ins 19. Jahrhundert


In China ist man sich in deutlich höherem Maße seiner Geschichte bewusst als dies in Deutschland der Fall ist, Chinesen beziehen sich stets aufs Neue auf historische Ereignisse. Als Außenstehender hat man dabei jedoch immer im Kopf, dass der Unterricht an chinesischen Schulen und Hochschulen nicht immer sachlich-objektiv präsentiert wird, sondern, gerade seit der Machtübernahme Xi Jinpings, des Staats- und Parteichefs (Stand: 2017), auch politischen Zwecken dienen soll. Die Kontinuität der chinesischen Kultur steht im Vordergrund. Dynastien wechselten, Kaiser kamen und gingen – und doch wurden und werden die zwei Jahrtausende seit Gründung des Kaiserreiches (221 v. Chr.) als historische Einheit betrachtet. Eine Fremdherrschaft wie die der Mongolen im 13. Jahrhundert wurde als chinesische Dynastie (Yuan) kurzerhand in die Reihe der Herrscherabfolgen eingeordnet und erscheint somit nicht mehr als Herrschaft der Fremden, die es de facto war, sondern als Herrschaft über die Fremden. Das heutige China entspricht dabei in seinen Dimensionen keineswegs dem historischen, da durch ständige Kämpfe, Neuaufteilungen und Eroberungen das jeweilige Staatsgebiet ebenso variierte wie in Europa. Riesige Provinzen wie Xinjiang („Neues Gebiet“) im Nordwesten und auch Tibet (chin.: Xizang) sind erst seit relativ kurzer Zeit Teil des chinesischen Herrschaftsgebiets. Auf die spezielle Situation Tibets kann in diesem Rahmen nur begrenzt eingegangen werden, aber die Provinz Xizang, wie sie auf den Karten heute verzeichnet ist, entspricht in ihrer Ausdehnung nur einem Teil dessen, was ursprünglich das alte Tibet ausmachte.

Qin Shi Huang Di, der „Gelbe Kaiser“, begründete im Jahr 221. v. Chr. die Qin-Dynastie. Sie gilt als der Beginn der chinesischen Dynastiegeschichte. Eventuell stammt sogar der im Westen gebräuchliche Name für das Land, China, aus der Zeit der Qin-Dynastie. Die Herrscher vor dieser Zeit bleiben mehr oder weniger im mythischen Dunkel; was sich zu Zeiten eines „Meisters Kong“ (von den Missionaren später latinisiert und entsprechend Konfuzius genannt) im 5. vorchristlichen Jahrhundert wirklich in China zutrug, wissen wir nicht. Der „Gelbe Kaiser“, der sich mit der berühmten Terrakottaarmee nahe der damaligen Hauptstadt Chang’an, heute Xi’an, begraben ließ, ist bis heute der Inbegriff des chinesischen Herrschers. Er vereinheitlichte die Schriftzeichen für das ganze Reich, standardisierte die Wagenspuren, ließ unliebsame Bücher verbrennen, kurz: Er einte das Reich nach seinen Vorstellungen und gab einen Vorgeschmack auf das, was die nächsten zwei Jahrtausende geschehen sollte.

Extrainfo 1 (s. S. 5): Das 2000 Jahre alte Manual „Sunzi“ zur Kriegskunst kann auch heute auf allgemeine Konfliktsituationen angewandt werden; vielleicht auch interessant für Manager …

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Buddhistische Grotten sind ein touristischer Anziehungspunkt. Nicht viele haben die Kulturrevolution unbeschadet überstanden.

Von 221 v. Chr. bis 1911, also im Verlauf der nächsten über 2000 Jahre, folgten sich gegenseitig ablösende Dynastien aufeinander, Diadochenkämpfe, Intrigen, das Übliche eben. Namen einzelner Dynastien wie Tang (7.–10. Jahrhundert) oder Ming (14.–17. Jahrhundert) sind auch uns geläufig; man spricht aber insgesamt von 24 Dynastien. In der chinesischen Historiografie erscheint diese Zeit als eine mehr oder weniger gleichmäßige Abfolge, in Wirklichkeit jedoch kann man eigentlich nicht von einem Land sprechen, das von wechselnden Herrschern regiert wurde, sondern von vielen Reichen wechselnder Größe und Relevanz, die keineswegs homogen waren. Nicht nur die Herrschaft der Mongolen über China im 13. Jahrhundert war eindeutig eine Fremdherrschaft; ab dem 17. Jahrhundert standen Teile Nordchinas unter dem Einfluss und der Herrschaft der Mandschus. Dieser Volksstamm aus der Mandschurei im Nordosten Chinas hatte 1644 Nordchina erobert.

Auch diese Zeit wurde als Qing-Dynastie in die Abfolge chinesischer Dynastien eingegliedert, obwohl der Kaiser selbst zeitweise kein Chinese war. Die Mandschus wurden, wie die Mongolen vor ihnen, sinisiert, d. h. sie gingen im Laufe der Zeit in der Masse der Han-Chinesen (die mit etwa 95% dominante Ethnie Chinas) unter und verschwanden einfach.

Aus Platzgründen kann die chinesische Dynastienabfolge hier nicht ausführlich besprochen werden, aber es bleibt festzuhalten, dass sie keineswegs so durchgehend „chinesisch“ war, wie es uns die Geschichtsschreibung glauben machen möchte.

Chinas Beziehungen zum Ausland beschränkten sich zunächst primär auf wenige Handelskontakte mit japanischen Kaufleuten und gelegentlichem, historisch eher diffusem Austausch mit Indien und den westlich von China gelegenen Herrschaftsgebieten. Über Handelswege, die später als Seidenstraßen bezeichnet wurden, kamen im Westen begehrte Produkte wie eben Seide, aber auch Gewürze und später Tee bis nach Europa (wenn die Türken heute einen çay trinken, so leitet sich dies Wort von dem chinesischen cha für Tee her). Kriegerische Handlungen blieben nicht aus, sogar eine Schlacht zwischen chinesischen Soldaten und römischen Legionären im 2. nachchristlichen Jahrhundert gilt als historisch belegt. Diese fand jedoch vermutlich im heutigen Xinjiang im Nordwesten des Reiches statt, also auf (zu jener Zeit) nicht wirklich chinesischem Staatsgebiet.

Kontakt zu Europäern, von Marco Polo abgesehen, entstand erst im 16. Jahrhundert. Ob der Venezianer Marco Polo tatsächlich je China erreichte, wird bis heute in der sinologischen Wissenschaft diskutiert; dass er in seinem weltberühmten Buch „Die Wunder der Welt“ weder den Tee noch die Schriftzeichen erwähnt, erscheint zumindest seltsam. Auch finden wir in den chinesischen Quellen jener Zeit keinerlei Hinweis auf einen Ausländer, der beispielsweise Gouverneur von Hangzhou gewesen wäre, wie Marco Polo es von sich behauptete.

1494 teilten die europäischen Seemächte Portugal und Spanien die Welt unter sich auf; im Vertrag von Tordesillas bestimmte der (leicht zu motivierende) Papst den Verlauf einer Linie, die von Pol zu Pol die Erde in eine westliche (spanisch dominierte) und eine östliche (portugiesisch dominierte) Hälfte teilen sollte. Diese zunächst etwa bei den Kapverdischen Inseln verlaufende Linie wurde von den Portugiesen weiter nach Westen verhandelt, sodass sie nun durch das heutige Brasilien verlief und somit für die folgenden Jahrhunderte auch die südamerikanische Sprachgrenze zwischen spanisch und portugiesisch bildete (und bildet). Die Portugiesen, angetrieben von König Manuel, suchten einen östlichen Seeweg nach Indien, um den Gewürzhandel und damit einhergehenden Reichtum Venedigs einzuschränken. Sie umrundeten die Südspitze Afrikas und Vasco da Gama ließ sich von arabischen Lotsen die Route und die Winde erklären, um das Arabische Meer nach Indien hin überqueren zu können. Seine Landsleute fuhren weiter bis Südchina, wo sie schließlich 1516 nahe Guangzhou (Kanton) ankerten. Die in westlicher Arroganz gefangenen Portugiesen mussten allerdings rasch erkennen, dass ihnen die Chinesen in mancher Hinsicht überlegen waren, technisch sowieso: Die chinesische Schiffbautechnik war der europäischen weit voraus. Aber auch sonst hatten die Ausländer aus chinesischer Sicht wenig zu bieten, der christliche Glaube war sicher kein attraktives Angebot. Man erlaubte den Portugiesen, sich vor der Küste auf der Halbinsel Aomen niederzulassen, später Macao genannt.

Die umgekehrt ebenso in Arroganz befangenen Chinesen blickten ihrerseits auf die Ausländer hinab und hatten dazu allen Grund: Die Fahrten des Zheng He, eines südchinesischen Eunuchen, der es bis zum Admiral gebracht hatte, führten schon in den 30er-Jahren des 15. Jahrhunderts, also vor der Geburt des Kolumbus, bis Afrika, nach Indien, vielleicht sogar bis nach Südamerika. Und dies mit einer Flotte, die die Karavellen des Kolumbus geradezu wie Spielzeuge aussehen ließ, bestehend aus bis zu 120 Meter langen Schiffen (die „Santa Maria“ des Kolumbus war etwa 20 Meter lang!) mit je bis zu neun Masten, mehreren Decks, zwölf Segeln und bis zu 2000 Mann Besatzung. An einer solchen Reise nahmen über 300 dieser Schiffe teil! In der Blütezeit dieser Flotte umfasste sie über 3000 Schiffe.

China war den Ausländern technisch in jeglicher Hinsicht...

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