Planung und Vorbereitung
Das erste Mal
Nicht jeder hat die Möglichkeit, sich Hunde zu halten, und für das Mushing, den Sport mit Schlittenhunden, sind ja gleich immer mehrere vonnöten. Oftmals ist es vernünftiger, auf den Hund zu verzichten, weil eben das Leben nicht ausreichend Zeit lässt für Hunde. Und „Zeit“ kann man durch nichts ersetzen. Keine noch so schöne Zwingeranlage kann dem Hund das geben, was er wirklich braucht: den Kontakt zu seinem Herrchen bzw. Frauchen. 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr, so charakterisierte Joe Redington sr., der Begründer des berühmten Iditarod-Rennens, das über 1800 km von Anchorage nach Nome in Alaska führt, den Anspruch an den Hund. Weit vernünftiger ist es also, zunächst einmal bei erfahrenen Mushern über die Schultern zu gucken, um zu erfahren, was auf einen zukommt, oder bei einem Kurs in einer Schlittenhundefahrschule die Grundlagen des Mushings zu erlernen. Die Anschaffung eines Hundes ist immer eine Entscheidung für viele Jahre und sollte daher reiflich überlegt sein. Zu viele Huskys warten in Tierheimen auf neue Besitzer, welche die Grundvoraussetzungen für die Anschaffung dieser leistungsfähigen Tiere mitbringen: Zeit, Erfahrung und Ausdauer.
Auf eigene Faust
Dies ist sicherlich der beschwerlichste Weg, diesen Sport zu erlernen. Neben den Hunden benötigt man nämlich zudem eine Reihe von Ausrüstungsgegenständen. Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, hilft es Ihnen hoffentlich, viele Fehler zu vermeiden, sei es bei der Auswahl des richtigen Hundetyps, beim Umgangs mit den Hunden oder beim Ausrüstungskauf. Meist passiert es, dass man auf Grund unvorhersehbarer Umstände zum Husky-Besitzer wird und die Faszination im Inneren der Seele zu arbeiten beginnt.
Die ersten Zug-Versuche beginnt man normalerweise mit dem Fahrrad, denn für den Schlitten oder Wagen benötigt man mehrere Hunde. Bald wird man unweigerlich mit der Entscheidung konfrontiert, wieder mit dem Mushing aufzuhören oder sein Leben umzukrempeln, um sich zur Gänze auf die Hunde einzustellen. Sollten Sie sich für die zweite Alternative entscheiden, gebe ich Ihnen den Rat, sich von einem Musher einen älteren, erfahrenen Leithund zu kaufen. Auch wenn dieser bereits 5 oder 7 Jahre alt ist – es lohnt sich allemal! Dies ist eine gute Ausgangsbasis für den Aufbau eines eigenen Schlittenhundeteams, denn man erspart sich Nerven und Lehrgeld.
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Alaskan Husky
Im Verein
Eine Mitgliedschaft im Verein ist natürlich immer sinnvoll, beispielsweise aus versicherungstechnischen Gründen, bei möglichen Problemen mit Tier- und Landschaftsschützern oder etwa wegen der Möglichkeit, Trainingstrails nutzen und an Rennen teilnehmen zu können. Leider ist der Kreis der Schlittenhundesportler in Deutschland wie auch in den meisten europäischen Ländern sehr klein, sodass sich vor Ort selten die Möglichkeit bietet, an einem Vereinsleben teilzunehmen. Zudem macht das im Vereinsleben obligatorische Hickhack untereinander es dem Anfänger nicht unbedingt leicht, in den Sport einzusteigen.
Doch es gibt auch positive Entwicklungen. So sind seit 2010 die beiden großen deutschen Schlittenhundeverbände AGSD (Arbeitsgemeinschaft Schlittenhunde Deutschland) und DSSV (Deutscher Schlittenhundesportverband) in einem neuen Verband vereint, der sich sich VDSV (Verband deutscher Schlittenhundesport Vereine e.V.) nennt. Der neue Verband gliedert sich in zwei Sparten: eine für reinrassige Hunde und eine ohne Rassentrennung. Gestartet wird gemeinsam, gewertet allerdings getrennt.
Leider sind Angebote in der Anfängerschulung immer noch nur in Ansätzen vorhanden. Daher ist es zurzeit noch schwierig, als Anfänger in Vereinen das notwendige Know-how zu erlernen. Eventuell kann man aber über den Verein einen Musher in seiner Nähe finden, bei dem man mithelfen und das Arbeiten mit Schlittenhunden hautnah erleben kann.
Bei kommerziellen Anbietern
Das ist zur Zeit wohl die beste Möglichkeit, in den Sport einzusteigen. Hier bekommt man (hoffentlich) bereits gut erzogene und disziplinierte Schlittenhundeteams, an denen man sich versuchen kann. Unter Anleitung eines erfahrenen Ausbilders lernt man so nach und nach, ein kleines Schlittenhundegespann zu führen und zu versorgen. Sicherlich sind Musherkurse nicht ganz billig, aber bevor man sich selbst ein Lebewesen anschafft, das man dann mehrere Jahre zu (ver-)pflegen hat, ist es weitaus sinnvoller, das Mushing in einem solchen Kurs einmal selbst auszuprobieren.
Schlittenhundeteam
Wie der Name „Team“ schon besagt, sollte die Gemeinschaft Mensch-Schlittenhunde zu einem Team zusammenwachsen, denn das ist die große Herausforderung und die große Faszination an diesem Sport!
Leider sind die Möglichkeiten, diesen Sport zu erlernen, in Deutschland (außer im Bayerischen Wald) und den angrenzenden Ländern sehr beschränkt (Ausnahme: Frankreich). Dagegen finden sich in den klassischen Schlittenhundeländern Finnland, Norwegen, Schweden, Alaska und Kanada eine geradezu unübersichtliche Anzahl an Anbietern. Hier muss man bei den Angeboten vorsichtig sein! Sie reichen von individuellen Touren mit nur wenigen Teilnehmern bis zu Massenunternehmungen, wo Touristen Bus für Bus durchgeschleust werden. Das Erlebnis Tier–Mensch kommt bei solchen Veranstaltungen selbstredend zu kurz.
Als Doghandler
Eine sehr kostengünstige und zudem intensive Art, die Grundlagen des Schlittenhundesports zu lernen, ist als Doghandler. Unter „Doghandler“ versteht man einen Betreuer eines Schlittenhundekennels (Zwinger), also eine Art Pferdeknecht für Hunde. Sicherlich ist hier die Hauptarbeit nicht das Mushen, sondern die Betreuung, aber damit fängt dieser Sport schließlich auch an. Martin Buser, mehrmaliger Champion des Iditarods, äußerte einmal, er habe nie wieder so viel Scheiße gekarrt wie in seiner ersten Zeit bei der damaligen Mushergröße Earl Norris. Martin Busers Erfolg spricht für sich.
Alles, was man als Doghandler braucht, sind Engagement, Enthusiasmus und der Wille, mit Tieren intensiv zu arbeiten. Meist bekommt man Kost und Logis und manchmal ein kleines Taschengeld gestellt. Baut sich nach einiger Zeit zum Musher ein Vertrauensverhältnis auf, so steht einem Einsatz auf dem Hundeschlitten nichts mehr im Wege!
Wahl des Veranstalters
Veranstaltercheck
Bevor man einen Mushingkurs bucht, sollte man sich darüber informieren, wie die Kurse durchgeführt werden:
- Anzahl der Teilnehmer: Je nach Streckenprofil darf pro Guide das Maximum bei sechs Schülern liegen, damit eine vernünftige Kontrolle gewährleistet ist. Wie überall sonst gilt auch hier die Regel: Je weniger Schüler, desto intensiver die Schulung.
- Qualifikation der Ausbilder: Wie in vielen Outdoorsportarten gibt es auch hier keine vorgeschriebenen Qualifikationen, nur Frankreich ist wieder eine löbliche Ausnahme. Es lohnt sich also nachzufragen, wie lange der Ausbilder den Sport betreibt, ob er schon längere Touren oder Rennen gefahren ist usw. Hüten sollte man sich vor Veranstaltern, die nach einem Schnupperkurs plötzlich eine eigene Schule eröffnen.
- Disziplin in den Hundeteams: Man kann durchaus fragen, ob man hier einer unkontrollierten Hundemeute überlassen wird und Raufereien an der Tagesordnung sind oder ob der Veranstalter Wert auf disziplinierte Teams legt. Kann er seine Hunde frei laufen lassen, ohne dass diese dann über alle Berge verschwunden sind?
- Länge und Schwierigkeiten der Touren: Hier sollte man sich selbst etwas unter die Lupe nehmen. Lange und mehrtägige Touren erfordern auch eine gewisse Resistenz gegen Kälte. Für den blutigen Anfänger ist es sicherlich sinnvoll, mit Tagestouren zu beginnen. Aber auch die unterscheiden sich manchmal gewaltig. Es ist ein Unterschied, ob man über einen See geradeaus vor sich hin träumen kann oder durch hügeligen, engen Wald fährt. Je nach Veranstalter steigen die Anforderungen dann so nach und nach.
- Preis-Leistungs-Verhältnis: Was ist in dem Angebot alles enthalten und welche zusätzlichen Kosten fallen für mich an, z. B. Leihgebühren für Ausrüstung (Winterbekleidung, Schuhe), Übernachtung und Verpflegung? Wie sind die Transporte vor Ort geregelt?
- Ausrüstung: Hier in Mitteleuropa reicht eine normale Winterausrüstung aus. Reist man nach Lappland, Sibirien oder Alaska, kann es dort schon ungemütlich kalt werden. Manche Anbieter haben in ihren Preisen deshalb zusätzliche Wärmekleidung (Schuhe, Overall, Handschuhe) mit inbegriffen. Wenn nicht, fallen schnell zusätzliche Kosten für die Neubeschaffung eines Kleidungsstücks an, das man vielleicht nie wieder benötigt.
Veranstalter in anderen Regionen
In den Regionen, in denen Mushing auf Grund der...