HARZBRUMMEN
MIT DEM ELEKTROMOTORRAD AUF TOUR
Jetzt wird es rasant.
Osterode, das »Tor« zum Harz«, ist quasi der Eingang zu Norddeutschlands schönster Bergwelt. Und wo, wenn nicht hier, ist auch der Startpunkt zu einer Motorradtour unter Hochspannung. Im Ortsteil Förste empfängt Sie Matthias Schmidt, Motorradfahrer aus Leidenschaft, ein Mann mit Zweirad-Visionen und ein Kenner des Harzes, der auf kaum eine Frage eine Antwort schuldig bleibt. Und weil er den Harz so liebt, will er ihm Gutes tun.
Deshalb hat Matthias Schmidt den Harz nicht nur zum Motorrad-Schutzgebiet erklärt, sondern sich als europaweiter Pionier für Elektromotorräder eine besonders schöne Fahrstrecke mit spannenden und leckeren Stationen ausgedacht – und die sollten Sie sich nicht entgehen lassen. Die eingesetzten Fahrzeuge haben 15 PS und können daher mit dem Führerschein 125er-Klasse/1b gefahren werden. Von Förste geht es zunächst nach Osterode.
TIPP
Auch wenn Sie nicht Motorrad fahren wollen – die Stationen dieser Tour können Sie genauso gut mit dem Auto oder dem Fahrrad ansteuern.
Jede Einzelne ist ein Harzerlebnis!
OSTERODE – WOCHENMARKT UND KIEPENFRAUEN
Wenn Sie dann, nahezu geräuschlos, auf Ihrem Elektromotorrad entlang der Stadtmauer, die erstmals 1233 urkundlich erwähnt wurde, in die Altstadt fahren, werden Sie sich fühlen wie ein Zeitreisender.
Wer Verkehrsschilder und Reklametafeln ausblenden kann, der wähnt sich hier im Mittelalter. Die kleinen engen Gassen, die uralten Häuser, das Kopfsteinpflaster – es braucht nicht einmal viel Fantasie, um sich das Leben hier wie vor ein paar Hundert Jahren vorstellen zu können.
Besonders beeindruckend ist der Marktplatz. Früher war hier der Kornumschlagsplatz für den ganzen Harz. Seit den 1970er-Jahren ist hier eine Fußgängerzone. Vor der Kulisse der liebevoll restaurierten Fachwerkhäuser findet nicht nur jeden Samstag ein großer Wochenmarkt statt. Im Dezember gehört der Platz dem Weihnachtsmarkt und im Mai dem Altstadtfest »Die Drei Freundlichen Tage«. Aber auch rings um den Marktplatz herum lohnt es sich, mal ein bisschen zu schlendern. In den schönsten Fachwerkbauten sind heute Boutiquen, Cafés und Restaurants …
Dass Osterode noch heute über einen beeindruckend schönen alten Baubestand verfügt, ist einzig dem eisernen Willen der Osteroder Bürger zu verdanken. Sie trotzten nicht nur dem größten Stadtbrand von 1545, der kaum ein Haus verschonte. Weder der Dreißigjährige Krieg, eine Pestepidemie im frühen 17. Jahrhundert noch mehrere Hochwasser der Söse zwangen diese Menschen zur Aufgabe. Ungebrochen bauten sie ihre Stadt immer wieder auf. Und dabei waren und sind sie stets flexibel. So machten sie aus dem alten Kornspeicher vor den Toren der Stadt kurzerhand das Rathaus.
Die Geschichte, die sich dahinter verbirgt, erzählt Matthias Schmidt:
Der Kornspeicher ist eine der ersten Stationen der Tour. Das 250 Jahre alte Magazin wurde 1719 errichtet, um in der Harzgegend Hungersnöten vorzubeugen. In dem barocken, über 70 Meter langen Bau lagerten damals bis zu 2.000 Tonnen Getreide für das Königshaus Hannover.
Der staatliche Magazinverwalter gab das Brotgetreide zu festgelegten günstigen Preisen an die Oberharzer Berg- und Hüttenleute ab, denn der Oberharz ist für den Getreideanbau bis heute gänzlich ungeeignet. Eseltreiber und die berühmten Harzer Kiepenfrauen brachten das Getreide dann zu den Empfängern in den abgelegendsten Orten.
Der nächste Stopp der Tour ist nicht weniger geschichtsträchtig.
Linke Seite: Der Kornmarkt (Foto: Wikipedia, Kassandro).
Den Eseltreibern wurde in osterode ein Denkmal gesetzt. (Foto: Wikipedia, Mseses)
WER|WO|WAS
Touristinformation
Osterode am Harz
Eisensteinstraße 1
37520 Osterode am Harz
Tel.: 05522 318333
Fax: 05522 31880
E-Mail: touristinfo@osterode.de
Schauplatz eines Gemetzels – im dritten Jahrhundert nach Christus lieferten sich am Harzhorn Römer und Germanen eine blutige Schlacht. (Foto: Lönne)
HARZHORN – ROMS VERGESSENER FELDZUG
Nach einer kurzen Fahrt von Osterode in Richtung Seesen führt Matthias Schmidt Sie zum Schauplatz der Römerschlacht am Harzhorn.
In einem Waldstück auf dieser Anhöhe machten zwei Hobbyarchäologen im Sommer 2008 eine sensationelle Entdeckung: Sie fanden Kriegswerkzeug aus einer Zeit vor rund 1.800 Jahren. Untersuchungen der Fundstücke ergaben etwas, das bisher in keinem Geschichtsbuch zu finden war:
Mehr als 2.000 militärische Artefakte belegen, dass das Harzhorn im dritten Jahrhundert nach Christus Schauplatz eines blutigen Gefechts zwischen Römern und Germanen gewesen sein muss!
Hier, an diesem Ort, war jeder, der das Harzvorland passieren wollte, gezwungen, den kilometerlangen Höhenzug zu überqueren. Das, erkannten die alten Germanen, war der ideale Ort, um den weit mehr als 1.000 römischen Legionären eine Falle zu stellen und ihnen den Weg auf dem Rückmarsch aus dem Norden zu versperren.
Wissenschaftler meinen herausgefunden zu haben, dass die Römer die Schlacht wohl gewonnen haben. Vermutlich war es ihnen, dank ihrer überlegenen Militärtechnik, gelungen, sich den Weg freizukämpfen.
Die Funde, Speer- und Katapultgeschossspitzen, Pionierschaufeln, Sandalennägel, Schwertgriffe, Kettenhemden und Knochen, zeugen jedenfalls davon, dass es ein erbitterter Kampf gewesen sein muss.
Jochaxt (Foto: C.S. Fuchs)
Links: Infostehle auf dem einstigen Schlachtfeld (Foto: Grimme)
Unten:
Gästeführung am Harzhorn (Foto: Franke)
Wenn man heute hier steht, kann man sich das Gemetzel kaum vorstellen.
Doch dann schickt die Sonne plötzlich Schattenspiele durch den Wald, und auf einmal meint man es fast zu hören, das martialische Kriegsgeschrei und den Lärm todbringender Pfeilsalven und Präzisionsgeschosse aus Torsionsgeschützen …
WER|WO|WAS
Wenn Sie mehr erfahren möchten, dann kommen Sie doch einfach wieder und nehmen an einer der Gästeführungen am originalschauplatz teil.
Harzhornführungen
Touristinformation
Bad Gandersheim
Stiftsfreiheit 12
37581 Bad Gandersheim
Tel.: 05382 73-700
Fax: 05382 73-770
E-Mail: tourist@bad-gandersheim.de
Foto: Daniel Stricker, Pixelio
Auf einer bei Motorradfahrern heiß begehrten Strecke durch Waldgebiete und Serpentinen führt die Tour vorbei am HöhlenErlebnisZentrum Iberger Tropfsteinhöhle (siehe Seite 90: Harzer Höhlenleben. Von der ältesten Familie bis zum Einhorn) zunächst nach Wildemann, dem kleinen Tirol des Harzes.
Wildemann (Foto: Thomas Beck)
Holländische Gastfreundschaft und die Adresse für »lekker« Köstlichkeiten im Harz: das Hotel Spiegelthaler Eck
Fünf Holländer im Harz: Familie Udink weiß, was ihre Gäste wollen. (Fotos: Marten Udink)
Und hier wird eingekehrt.
Im Spiegeltaler Eck werden Sie mit saisonalen Produkten aus der Region und einem ausgesucht liebevoll gestalteten Ambiente verwöhnt. Die Besitzer, Marten und Dymphna Udink, haben ihrer Heimat Holland den Rücken gekehrt und sich vor nunmehr sieben Jahren im Harz niedergelassen. Nachdem beide einst in Sterneküchen ihrer alten Heimat gearbeitet haben, wissen sie nun, wie sie die Geschmacksknospen ihrer Gäste vortrefflich umschmeicheln können.
Marten Udink, seines Zeichens ein kreativer Zauberer in kulinarischen Dingen, überrascht seine Gäste gerne mal mit außergewöhnlichen Kreationen wie etwa Sauerkraut mit Glühweinsoße. Ganz ehrlich: Ich war danach gefühlte vier Kilo schwerer, denn ich habe nicht einen Fitzel auf dem Teller gelassen …
Dieses und andere Rezepte finden Sie ab Seite 120: Harzschlemmen. Die besten Rezepte zum Probieren und Nachkochen.
Aber, Sie wissen ja: Nach dem Essen sollst du ruhen oder 1.000 Schritte tun. Also: Nutzen Sie die Mittagspause...