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Risikofaktor „Stress“

Kompakte Einführung und Prüfungsvorbereitung für alle interdisziplinären Studienfächer

AutorLotte Habermann-Horstmeier
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl162 Seiten
ISBN9783456957081
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Welche Folgen hat Stress für uns und unsere Gesellschaft? Risikofaktor „Stress“ ist der dritte Band einer neuen Reihe, die sich -unter dem Titel Kompaktreihe Gesundheitswissenschaften an ein breites Publikum im deutschsprachigen Raum wendet. Das Buch beschäftigt sich mit der Frage, welche Bedeutung der Risikofaktor Stress für unsere Gesellschaft und für unsere persönliche Gesundheit hat. Im Detail geht es dabei um folgende Fragen: • Was ist Stress? • Was sind die Ursachen und Symptome von Stress? • Was sind die biologischen, psychologischen und sozioökonomischen Folgen von Stress? • Wie kann Stress vermieden werden? Die Fragen werden interdisziplinär und praxisorientiert auf der Grundlage der Theorien und Konzepte von Public Health/Gesundheitswissenschaften betrachtet. Durchdachte didaktische Elemente unterstützen eine optimale Prüfungsvorbereitung: • optimal zum Repetieren oder zur Prüfungsvorbereitung für -Studierende in den verschiedensten Gesundheits-Studiengängen, • durch praxisbezogene Fragen und ausführliche Lösungsvorschläge gelingt leicht ein Transfer zur eigenen Erfahrungswelt, • ein umfangreiches Glossar sowie Verweise auf aktuelle Literatur- und Internetquellen ermöglichen ein gezieltes Nachschlagen. Ein schneller und übersichtlicher Einstieg in das Thema Risikofaktor Stress gelingt auch allen Interessierten ohne spezielle Fachkenntnisse, die z.B. ein bestimmtes Gesundheitsthema in ihrem Betrieb voranbringen möchten.

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Kapitelübersicht
  1. Risikofaktor „Stress“
  2. 1 Einführung
  3. 2 Stressmodelle
  4. 3 Ursachen und Symptome von Stress
  5. 4 Stressfolgen und Stressfolgeerkrankungen
  6. 5 Stress aus volkswirtschaftlicher Sicht
  7. 6 Umgang mit Stress
  8. 7 Stress im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention
  9. 8 Lösungsvorschläge zu den Aufgabenstellungen
  10. Anhang und Serviceteil
Leseprobe

1 Einführung


Dieses Buch soll

  • Sie mit grundlegenden Begriffen des Themas „Stress“ vertraut machen.
  • Ihnen einen ersten Überblick über die Häufigkeit von Stress, über verschiedene Stressmodelle sowie verschiedene Formen und Ursachen von Stress geben.
  • Ihnen Stressfolgeerkrankungen (einschl. Burnout) erläutern sowie die wirtschaftlichen Folgen von Stress deutlich machen.
  • Ihnen zeigen, wie Menschen mit Stress umgehen und einige Methoden zur Stressvermeidung und Stressreduktion vorstellen.
  • Sie in die Lage versetzen, das Gelernte zum Thema „Stress“ im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention sinnvoll einzusetzen.

1.1 Stress in unserem Leben


Stress im Beruf, Stress in der Schule, Stress in der Familie – viele Menschen leiden heute unter Stress. Chronischer Stress hat gesundheitliche Auswirkungen. Immer mehr Menschen fühlen sich ausgebrannt. Gibt man den Begriff „Stress“ in die Suchmaschine Google ein, erhält man innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde ungefähr 556.000.000 Ergebnisse. Bei dem Begriff „Burnout“ sind es immerhin 41.500.000 Ergebnisse. Nirgendwo sonst weltweit wird das Thema „Burnout“ derzeit (2016) so häufig in die Suchmaschine eingegeben wie in Österreich, Deutschland und der Schweiz (s. Linkverzeichnis [1] in Kap. 11).

Vor allem in den Industrienationen ist das gesellschaftliche Leben einschließlich der Arbeitsstrukturen in den letzten Jahrzehnten zunehmend komplexer geworden. Es gibt immer mehr Menschen, die sich dadurch belastet und überfordert fühlen. Chronischer Stress macht sie krank.

Stress wirkt sich jedoch nicht nur auf uns persönlich aus, sondern auch auf unsere Gesellschaft. Psychische Erkrankungen – oft als Folge von Stress – stehen inzwischen in Deutschland an der Spitze der Ursachen für Frühverrentungen. Bei nahezu der Hälfte aller Krankheiten spielt Stress eine Rolle (s. Kap. 4). Damit ist auch ein Großteil der Krankheitskosten durch Stress zumindest mitverursacht (s. Kap. 5).

1.2 Definition von Stress


Nach Bolliger-Salzmann kommt es dann zu (Dis-)Stress, wenn ein Missverhältnis zwischen den Anforderungen, die an eine Person gestellt werden, und den Möglichkeiten und Fähigkeiten dieser Person besteht, diese Anforderungen zu kontrollieren bzw. zu bewältigen (Coping; s. Kap. 2.2).

Definition „Coping“

Das Coping (von to cope with [engl.]: bewältigen, überwinden) ist eine Bewältigungsstrategie. Es beschreibt die Art des Umgangs mit einem als bedeutsam und schwierig empfundenen Lebensereignis oder einer Lebensphase.

Es besteht also ein subjektiv1 wahrgenommenes Ungleichgewicht zwischen den inneren und/oder äußeren Anforderungen, denen ein Mensch ausgesetzt ist, und seinen Handlungsmöglichkeiten. Der betroffene Mensch erlebt dieses Ungleichgewicht als unangenehm, jedoch gleichzeitig als für ihn von erheblicher Bedeutung.

Stressoren oder Stressfaktoren sind in diesem Zusammenhang innere und äußere Reize, die auf den Menschen einwirken und dadurch eine Reaktion bei ihm auslösen. Nicht bei jedem Menschen erzeugt derselbe Reiz jedoch Stress. Ob ein Reiz bei einem Menschen zur Entstehung von Stress führt, hängt entscheidend davon ab, wie der Betroffene das Geschehen bewertet. (Dis-)Stress entsteht vor allem in Situationen, denen man sich hilflos ausgeliefert fühlt, in denen man keine Möglichkeit sieht, etwas an dieser Situation zu ändern.

Da nicht jede Belastung als Stress empfunden wird, unterscheiden manche Stressforscher zwischen Eu-Stress und Dis-Stress.

Eu-Stress2 entsteht dann, wenn eine auf einen Menschen einwirkende Tätigkeit oder ein Zustand nicht als Belastung empfunden wird.

Dis-Stress3 ist dagegen Stress, der als unangenehm empfunden wird. Er hat negative körperliche, geistige und seelische Folgen für den Betroffenen.

Beispiel

Eine Tätigkeit muss innerhalb einer bestimmten Zeit erledigt werden. Da man sie aber gerne macht, wird der Zeitdruck nicht als belastender Stress empfunden. Es handelt sich hier um Eu-Stress.

Wenn dieselbe Tätigkeit, die innerhalb einer bestimmten Zeit erledigt werden muss, sehr ungern getan wird, wird der Zeitdruck als belastender Dis-Stress empfunden.

Auf die Ursachen und Symptome von Dis-Stress wird in Kap. 3 näher eingegangen. Wenn im folgenden Text der Begriff Stress verwendet wird, ist in der Regel Dis-Stress gemeint.

Der Begriff Stress wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts v.a. durch den Mediziner Hans Selye (1907–1982) geprägt. Er sah Stress als eine unspezifische Reaktion des Organismus auf jede Form von Belastung an. Mit dem aus der Physik entlehnten Begriff beschrieb er einen körperlichen Belastungszustand, der gekennzeichnet ist durch Anspannung und Widerstand gegenüber äußeren Stressoren. In späteren Jahren spielten v.a. die Bewertung der Situation durch den Betroffenen (Appraisal4) und die Möglichkeit der Stressbewältigung (Coping) eine zentrale Rolle in der Stressforschung (s. Kap. 2.2). Allerdings gibt es noch immer keine einheitliche Definition des Begriffs „Stress“. Es existieren zahlreiche Definitionen, die sich insbesondere im Hinblick auf das dem Stressbegriff zugrunde liegende Konzept unterscheiden.

So kann Stress auf verschiedenen Ebenen folgendermaßen definiert werden:

  • Stress entsteht als Folge einer sinnlichen Wahrnehmung eines auslösenden Reizes und der Weiterleitung dieses Reizes über das Nervensystem zu einer reizverarbeitenden Region im menschlichen Körper. Parallel dazu werden auf biochemischer Ebene Drüsensekrete im Organismus freigesetzt. Beides ruft Reaktionen auf der körperlichen Ebene ebenso wie auf der Ebene der Gefühle, der Gedanken und des Verhaltens hervor.
  • Stress ist die Reaktion auf eine starke Beanspruchung des Menschen durch eine Belastung. Die Belastung ist eine objektive, auf den Menschen einwirkende Größe. Belastungen können beispielsweise physikalischer Natur sein (starke Sonneneinstrahlung, Hitze, Kälte, Lärm usw.), aber auch Giftstoffe oder das Eindringen von Krankheitserregern können Stresssituationen auslösen. Es gibt darüber hinaus auch psychische Stressoren. Hinzu kommt, dass selbst die eigenen Einstellungen, Erwartungshaltungen und Befürchtungen zur Entstehung von Stress beitragen können (s. Kap. 3).
  • Als Stress bezeichnet man einen subjektiven Zustand. Dieser Zustand entsteht dann, wenn eine Person befürchtet, dass sie eine auf sie zukommende, voraussichtlich länger andauernde Situation nicht vermeiden kann, die aus ihrer Sicht negativ besetzt ist. Dabei geht sie davon aus, dass sie die Situation nicht beeinflussen oder durch den Einsatz ihrer Ressourcen bewältigen kann. Der dann entstehende Stress ist in der Regel mit starken negativen Gefühlen verbunden.

Definition „Ressourcen“

Ressourcen sind materielle oder immaterielle Mittel, mit deren Hilfe eine Handlung durchgeführt oder ein Vorgang in Gang gesetzt werden. Im Bereich von Public Health/Gesundheitswissenschaften versteht man unter Ressourcen bestimmte Einflussfaktoren, die die Gesundheit eines Menschen fördern können. Man unterscheidet hierbei personale, soziale und materielle Ressourcen.

1.3 Häufigkeit von Stress


Nach einer repräsentativen Untersuchung zum Thema „Stress“, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im September 2013 in Deutschland im Auftrag der Techniker Krankenkasse durchführte, gaben 57% der Befragten an, „manchmal“ bzw. „häufig“ gestresst zu sein (s. Abbildung 1-1).

Abbildung 1-1: Wie häufig fühlen sich erwachsene Menschen ( 18 Jahre) in Deutschland gestresst? Ergebnisse einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse im September 2013.
Quelle: nach den Daten der Broschüre „Bleib locker, Deutschland! TK-Studie zur Stresslage der Nation“, 10/2013. Mit freundlicher Genehmigung der Techniker Krankenkasse vom 05.01.2017.

Bei den Berufstätigen waren sogar 70% „manchmal“ bzw. „häufig“ gestresst. Siebenundsechzig Prozent sagten, sie hätten nun noch mehr Stress als drei Jahre zuvor (s. Abbildung 1-2). Insbesondere Angestellte und Menschen mit höherem Einkommen waren häufiger betroffen.

Abbildung 1-2: Wie häufig fühlen sich Berufstätige in Deutschland gestresst? Und fühlen sie sich zum Zeitpunkt der Umfrage (2013) noch mehr gestresst als drei Jahre zuvor? Ergebnisse einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse im September 2013.
Quelle: nach den Daten der Broschüre „Bleib locker, Deutschland! TK-Studie zur Stresslage der Nation“, 10/2013. Mit freundlicher Genehmigung der Techniker Krankenkasse vom 05.01.2017.

In der Schweiz brachte eine repräsentative Untersuchung unter Erwerbstätigen ähnliche Ergebnisse: 34% aller Erwerbstätigen fühlten sich dort „häufig“ bis „sehr häufig“ gestresst....

Inhaltsverzeichnis
Risikofaktor „Stress“1
Nutzungsbedingungen6
Inhalt7
Vorwort11
1 Einführung15
1.1 Stress in unserem Leben15
1.2 Definition von Stress16
1.3 Häufigkeit von Stress18
2 Stressmodelle25
2.1 Das biologische Stresskonzept25
2.1.1 Ablauf einer Stressreaktion27
2.1.2 Beendigung oder Chronifizierung der Stresssituation32
2.2 Das transaktionale Stressbewältigungsmodell33
3 Ursachen und Symptome von Stress35
3.1 Stressursachen35
3.2 Stressverstärker39
3.3 Stresssymptome41
4 Stressfolgen und Stressfolgeerkrankungen45
4.1 Stressfolgen45
4.2 Somatische Stressfolgeerkrankungen45
4.2.1 Herz-Kreislauf-System46
4.2.2 Stoffwechsel48
4.2.3 Immunsystem50
4.2.4 Sexualität51
4.2.5 Auswirkungen auf die Lebenserwartung51
4.2.6 Molekulare Veränderungen52
4.3 Stress und psychische Störungen53
4.4 Burnout54
5 Stress aus volkswirtschaftlicher Sicht63
5.1 Langzeitarbeitsunfähigkeit und Frühverrentung infolge von Stress63
5.2 Folgekosten von Langzeitarbeitsunfähigkeit und Frühverrentung66
5.3 Internationale Vergleichszahlen zu den volkswirtschaftlichen Kosten von Stress68
5.3.1 Schweiz68
5.3.2 Europäische Union (EU)70
5.4 Kritische Betrachtung der Stresskosten70
6 Umgang mit Stress73
6.1 Methoden der Stressvermeidung und Stressreduktion74
6.1.1 Ansatzpunkt „Stressreaktion“74
6.1.2 Ansatzpunkt „Persönliche Einstellungen und Bewertungen“76
6.1.3 Ansatzpunkt „Stressoren“77
6.2 Therapie bei Stress?79
7 Stress im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention81
7.1 Erkennen von Stress im Arbeitsbereich81
7.2 Vorgehen bei arbeitsbedingtem Stress87
7.2.1 Stress identifizieren und Maßnahmen planen87
7.2.2 Prioritätensetzung bei der Implementierung von Maßnahmen91
8 Lösungsvorschläge zu den Aufgabenstellungen97
8.1 Antwort zu Aufgabe 197
8.2 Antwort zu Aufgabe 2102
8.3 Antwort zu Aufgabe 3103
8.4 Antwort zu Aufgabe 4104
8.4.1 Antwort zu Aufgabe 4.1104
8.4.2 Antwort zu Aufgabe 4.2105
8.4.3 Antwort zu Aufgabe 4.3106
8.5 Antwort zu Aufgabe 5107
8.5.1 Antwort zu Aufgabe 5.1107
8.5.2 Antwort zu Aufgabe 5.2108
8.5.3 Antwort zu Aufgabe 5.3109
8.6 Antwort zu Aufgabe 6110
8.7 Antwort zu Aufgabe 7112
8.7.1 Antwort zu Aufgabe 7.1112
8.7.2 Antwort zu Aufgabe 7.2115
8.8 Antwort zu Aufgabe 8117
Anhang und Serviceteil121
9 Glossar123
10 Literaturhinweise146
10.1 Weiterführende Literatur146
10.2 Links150
11 Linkverzeichnis152
12 Abkürzungsverzeichnis154
Kurzvita162

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