Bachelorarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Politik - Thema: Globalisierung, pol. Ökonomie, Note: 1,0, Universität Bielefeld (Fakultät für Soziologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Eine Arbeit, die nach Steuerungsformen jenseits der klassischen Dichotomie von Markt und Staat sucht, muss sich, so die hier vertretene Auffassung, explizit mit der Frage nach der emergenten Qualität der jeweiligen Steuerungsprobleme auseinandersetzen. Wenn nachvollzogen werden kann, dass sich diese Problemlagen aus komplexen Wechselwirkungen heraus ergeben, die sich der Beobachtung mittels eines symmetrischen Schemas von Ursache und Wirkung entziehen, ist zu vermuten, dass Steuerungsformen, die eben an diesem Schema der Kausalität ansetzten, sich als wenig adäquat erweisen. Mit dem Bankensektor ist ein Bezugsrahmen gefunden, der, aufgrund seines hohen Grades an globaler Vernetzung und Wissensbasierung komplexe Risikolagen beobachten lässt, die nicht durch eine bloße Aggregation von Einzelrisiken behandelt werden können.
Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit wird dieser Problemkontext mittels der Unterscheidung von räumlicher und kognitiver Entgrenzung erschlossen. Auf diese Weise kann eine Dynamisierung des Problemzusammenhangs über unberechenbare Selbstanpassungen der wirtschaftlichen und politischen Akteure an sich verändernde Bedingungen festgestellt werden. In einem zweiten Teil werden zunächst die Schwierigkeiten einer staatlichen Regulierung dieser qualitativ neuen Risikolagen exemplarisch auf die fehlende Berücksichtigung der wirtschaftlichen Innovationslogik innerhalb des Basler Akkords von 1988 bezogen, bevor die Empfehlungen der Group of Thirty zur wirtschaftlichen Selbststeuerung im Hinblick auf den Umgang mit derivativen Finanzinstrumenten, für die Etablierung eines gemeinsamen privat/öffentlichen Risikoverständnisses zwar gewürdigt, allerdings bezüglich der unzureichenden erwartungsstabilisierenden Effekte kritisiert werden. Im Anschluss an diese Überlegungen wird es dann möglich sein, die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) als Programm der Relationierung von Innovations- und Folgenperspektiven zu beschreiben, welches gegenüber klassischen Formen der direktiven Verhaltenssteuerung in seiner erwartungsstabilisierenden Wirkung auf der Metaebene der Steuerung von Interaktionsbeziehungen ansetzt und auf diese Weise, im Gegensatz zu Modellen des residualen Laissez-Faire, Stopregeln der Optionsrealisierung einbaut. Die Politik wird somit zu einem emergenten, nicht mehr auf die Dichotomie von marktförmiger und hierarchischer Steuerung zurückzuführenden, Umgang mit unberechenbarer Ungewissheit befähigt.
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