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E-Book

Römische Geschichte

Von der Gründung der Stadt an

AutorTitus Livius
VerlagEdition Erdmann in der marixverlag GmbH
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl1280 Seiten
ISBN9783843800259
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Wir leben in einer Zeit, 'in der wir weder unsere Fehler, noch die Heilmittel dagegen ertragen können', schreibt T. Livius Patavinus (um 59 v. Chr. - um 17 n. Chr.) im Proömium seines monumentalen Werkes über römische Geschichte ab urbe condita (von der Gründung der Stadt an). In 142 Büchern antiker Zählung stellte er chronologisch in bemerkenswerter Anschaulichkeit und nicht ohne Anekdoten von hohem Unterhaltungswert, aber auch mit klaren und versteckten Stellungnahmen dar, was sich nach der Sage oder tatsächlich in Rom seit 753 v. Chr. bis zu seiner eigenen Lebenszeit unter Kaiser Augustus ereignete. Erhalten sind aus dem Gesamtwerk die Bücher 1-10 (753 bis 293 v. Chr.) und 21-45 (218 bis 167 v. Chr.), alles Übrige nur in Inhaltsangaben, Fragmenten und Zusammenfassungen. Der Marix Verlag legt hiermit eine deutsche Ausgabe aller erhaltenen Bücher dieser wirkmächtigen Darstellung römischer Geschichte vor.

Titus Livius (59 v. Chr. - 17 n. Chr.) wurde in Patavium, dem heutigen Padua geboren. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er jedoch in Rom und unterrichtete auf Einladung von Kaiser Augustus den späteren Kaiser Claudius I. Da er sich trotz seiner Nähe zum Kaiser nicht in die Politik einmischte, unterscheidet ihn dies vor allem von anderen Historikern. Er war davon überzeugt, dass Rom seit Beginn der römischen Geschichte zu Ruhm und Größe auserkoren war. Sein Werk 'Ab urbe condita' gilt als eines der bedeutendsten Werke über die römische Geschichte.

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Leseprobe

Zweites Buch


Inhalt

Brutus verpflichtet das Volk durch einen Eid, keinen König über Rom zu dulden. Seinen Mitkonsul Tarquinius Collatinus, den die Verwandtschaft mit den Tarquiniern verdächtig machte, nötigt er, sein Konsulat niederzulegen und die Stadt zu verlassen. Die Güter der königlichen Familie lässt er plündern. Dem Mars weiht er ihren Acker, welcher den Namen das Marsfeld bekommt. Er lässt einige junge Adlige, und unter ihnen auch seine und seiner Schwester Söhne, weil sie sich zur Wiederaufnahme der königlichen Familie verschworen hatten, enthaupten. Dem Sklaven, der die Anzeige machte und Vindicius hieß, schenkte er die Freiheit. Nach dem Namen desselben wurde die vindicta benannt. Als Feldherr in der Schlacht gegen den König und dessen Söhne, welche mit vereinigten Heeren der Vejenter und Tarquinier gegen Rom anrückten, fiel er zugleich mit Arruns, dem Sohn des Stolzen, im Zweikampf. Die Frauen betrauerten ihn ein ganzes Jahr. Der Konsul Publius Valerius führt durch ein Gesetz die Ansprache an das Volk ein. Das Capitolium wird eingeweiht. Als der König der Clusiner, Porsenna, der den Krieg für die Tarquinier übernahm, in das Janiculum vorgedrungen war, wurde er beim Übergang über den Tiber durch die Tapferkeit des Horatius Cocles gehindert. Dieser hält, während andere die Balkenbrücke abbrechen, ganz allein die Etrusker auf, und als die Brücke abgerissen war, stürzt er sich mit seinen Waffen in den Strom und schwimmt zu den Seinen hinüber. Das zweite Beispiel der Tapferkeit gab Mucius. Er geht, den Porsenna zu ermorden, ins feindliche Lager, tötet den Schreiber, den er für den König hält, wird ergriffen, legt seine Hand auf einen Altar, auf welchem eben geopfert war, lässt sie verbrennen und sagt, solcher dreihundert hätten sich zum Tod des Königs verschworen, voll Verwunderung über beide schlägt Porsenna Friedensbedingungen vor, gibt den Krieg auf und lässt sich Geiseln geben. Eine von diesen, Cloelia, eine Jungfrau, hintergeht die Wache und schwimmt durch die Tiber zu den Ihrigen, wird wieder ausgeliefert, von Porsenna ehrenvoll zurückgeschickt und mit einem Standbild zu Pferd beschenkt. Appius Claudius rettet sich aus dem Sabinerland nach Rom; darüber bekommt die Stadt einen neuen Bezirk, den Claudischen. Die Zahl der Bezirke wird auf 21 vermehrt. Tarquinius den Stolzen, der mit einem Heer Latiner heranzieht, besiegt der Diktator Aulus Postumius am See Regillus. Wegen der in Sklavenhaft genommenen Verschuldeten zieht der Bürgerstand, um sich abzusondern, auf den heiligen Berg, wird aber durch die Klugheit des Menenius Agrippa von der Trennung zurückgerufen. Als dieser Agrippa stirbt, wird er seiner Armut wegen auf öffentliche Kosten bestattet. Es werden fünf Volkstribunen gewählt. Die Stadt der Volsker, Corioli, wird durch die Tapferkeit und Tätigkeit des Cnaeus Marcius erobert, der davon den Namen Coriolanus bekommt. Tiberius Atinius, vom Bürgerstand, wird im Traum erinnert, eine den Gottesdienst betreffende Sache dem Senat anzuzeigen. Er achtet nicht darauf, verliert seinen Sohn, wird lahm, lässt sich in einer Sänfte in den Senat tragen, bekommt nach gemachter Anzeige den Gebrauch seiner Füße wieder und geht nach Hause. Cnaeus Marcius Coriolanus, den man verbannt hatte, wird Volskischer Feldherr, rückt mit einem feindlichen Heer vor Rom; die an ihn abgeschickten Gesandten, nachher die Priester mit ihrer Bitte, seine Vaterstadt mit dem Krieg zu verschonen, werden von ihm zurückgewiesen; nur seine Mutter Veturia und seine Gattin Volumnia bewegen ihn zum Abzug. Der erste Vorschlag zur Landverteilung. Spurius Lassius, gewesener Konsul, wird auf die Anklage, nach dem Königtum gestrebt zu haben, verurteilt und hingerichtet. Die Vestalin Oppia wird wegen Unkeuschheit lebendig begraben; weil die Vejenter, diese benachbarten Feinde, mehr lästig als gefährlich waren, erbittet sich die Familie der Fabier die Führung dieses Krieges und stellt den Feinden 306 Bewaffnete entgegen, welche sämtlich am Fluss Tremera von den Feinden niedergemacht werden, nur ein zu Hause gelassener Minderjähriger blieb übrig. Der Konsul Appius Claudius verliert durch die Widerspenstigkeit seines Heeres eine Schlacht und lässt jeden zehnten Mann zu Tode prügeln. Außerdem enthält das Buch Kriege gegen die Volsker, Aequer und Vejenter, sowie Streitigkeiten zwischen den Vätern und Bürgern.

(1) Die Taten des nunmehr selbstständigen römischen Volkes im Frieden und Krieg, die der jährlich wechselnden Beamten und die Herrschaft der Gesetze, mächtiger als die von Menschen, werde ich von jetzt an beschreiben. 2 Dass diese Freiheit erwünschter war, hatte die Härte des letzten Königs bewirkt. Denn die früheren haben so regiert, dass sie nicht mit Unrecht alle nach der Reihe für Erbauer, wenigstens der Teile der Stadt angesehen werden können, mit welchen sie, als neuen Wohnsitzen der von ihnen erhöhten Volkszahl, die Stadt erweitert haben. 3 Und es leidet keinen Zweifel, dass ebenderselbe Brutus, der durch Vertreibung des Königs Tarquinius sich so großen verdienten Ruhm erwarb, dies zum größten Nachteil des Staates getan hätte, wenn er, nach noch unzeitiger Freiheit lüstern, einem der früheren Könige die Regierung entwunden hätte. 4 Was wäre die Folge gewesen, wenn jener Bürgerhaufe, ein Gemisch aus Hirten und Zusammenläufern, das seinen Völkerschaften entflohen war, unter dem Schutze eines unverletzbaren Heiligtums,21 mit der Freiheit oder wenigstens mit Straflosigkeit beschenkt, von aller Furcht vor einem König befreit, von tribunizischen Stürmen umgetrieben wäre 5 und in einer ihm noch fremden Stadt sich mit den Vätern in Fehden eingelassen hätte, ehe noch Gattinnen und Kinder als Unterpfänder und die Liebe zum Wohnort selbst, an den man sich nur durch die Länge der Zeit gewöhnt, sie zum Gemeinsinn vereinigt hätten? 6 Zwietracht hätte den noch jungen Staat zersplittert, den die ruhige Milde der Regierung zusammenhielt und unter ihrer Pflege so erstarken ließ, dass er die segensreiche Frucht der Freiheit bei schon gereiften Kräften tragen konnte. 7 Die Freiheit selbst aber muss man mehr für darin gegründet halten, dass die Regierung der Konsuln auf ein Jahr festgesetzt wurde, als weil etwa an der königlichen Gewalt das mindeste geschmälert wäre. 8 Die ersten Konsuln hatten noch alle Rechte, alle Auszeichnung der Könige. Nur das verhütete man, dass das furchtbare Äußere dadurch verdoppelt würde, wenn sich beide die Rutenbündel vortragen ließen. Der Mitkonsul stand freiwillig nach und überließ die Bündel das erste Mal dem Brutus, der die Freiheit nicht eifriger gegründet haben konnte als er sie von nun an bewachte. 9 Vor allen Dingen verpflichtete er das Volk, solange es noch nach der neuen Freiheit haschte, damit es sich auch künftig nicht durch Bitten oder Geschenke des Königs beugen ließe, durch einen Eid, nie einen König über Rom zu dulden. 10 Ferner, um dem Senat durch die Menge der Mitglieder mehr Stärke zu geben, brachte er die unter den Hinrichtungen des Königs verminderte Zahl der Senatoren durch Aufnahme der Vornehmsten des Ritterstandes wieder auf die volle Zahl von 300; 11 und davon, sagt man, schreibe es sich her, dass bei jeder Zusammenrufung Väter und Nachgewählte in den Senat beschieden würden. Nachgewählte nämlich nannte man die in den neuen Senat Aufgenommenen. Dies war für die Einigkeit im Staat und für die Liebe der Bürger zu den Vätern ein Mittel von außerordentlicher Wirkung.

(2) Sodann wurde für den Gottesdienst gesorgt; und weil gewisse öffentliche Opfer immer von den Königen in Person verrichtet waren, so setzte man, damit die Könige auch in keinem Stück vermisst würden, hierzu einen Priester unter dem Namen »der kleine Opferkönig« ein. 2 Dies Priestertum wurde dem Oberpriester untergeordnet, damit nicht etwa der Name durch eine damit verbundene höhere Ehre der Freiheit nachteilig würde, für die man damals vor allem besorgt war. Und ich möchte fast glauben, man habe die Sorge, sie gar zu sehr von allen Seiten auch durch die größten Kleinigkeiten zu sichern, übertrieben, 3 war ihnen doch an dem andern Konsul, an dem sie weiter nichts zu tadeln fanden, sogar der Name unleidlich. Die Tarquinier, hieß es, hätten sich zu sehr an das Regieren gewöhnt. Priscus sei der Erste gewesen, nach ihm habe zwar Servius Tullius geherrscht, aber Tarquinius der Stolze, weit entfernt, sich durch die eingeschaltete Regierung zur Aufgabe des Throns als eines fremden Eigentumes bestimmen zu lassen, habe ihn als ein seinem Stamm gebührendes Erbe durch Frevel und Gewalt wieder an sich gerissen. Nach Vertreibung Tarquinius’ des Stolzen sei die Regierung in den Händen eines Tarquinius Collatinus. Die Tarquinier hätten nicht gelernt, im Privatstand zu leben: Der Name sei missliebig, sei der Freiheit gefährlich.

4 Diese Reden wurden von denen, die vorläufig in der Stille die Stimmung des Volkes erfahren wollten, durch die ganze Stadt verbreitet; und als sie bei den Bürgern mit diesem Argwohn Eingang fanden, berief Brutus eine Versammlung. 5 Hier las er gleich zuerst den Eid des Volkes vor, dass es keinen König und überhaupt niemanden in Rom dulden wolle, von dem die Freiheit zu fürchten habe. Dies müsse das höchste Augenmerk bleiben und nichts als geringfügig angesehen werden, was darauf Beziehung habe. Ungern rede er weiter, um den Mann zu schonen; und er hätte geschwiegen, wenn nicht die Liebe für das Ganze den Vorrang behielte. 6 Das römische Volk glaube die Freiheit noch nicht ganz errungen zu haben. Der Stamm des Königs, der Name des Königs, befinde sich nicht bloß im Staat, sondern sogar in der...

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