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E-Book

Rugby - Athletiktraining

AutorJan Treuholz, Mark Sandmann, Ralf Iwan
VerlagMeyer & Meyer
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl556 Seiten
ISBN9783840337154
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis33,99 EUR
Rugby ist aufregend, es fesselt die Massen. Ein moderner Kampf der Gladiatoren. 12 Millionen Menschen weltweit betreiben begeistert diesen dynamischen Sport, der den perfekten Athleten in einem weckt: blitzschnell im Sprint mit dem Ball, stark im Kontakt, ein filigraner Ballkünstler mit der Hand und dem Fuß gleichermaßen. Ralf Iwan, Mark Sandmann und Jan Treuholz ermöglichen dem Leser einen idealen Einstieg in die Sportart Rugby - sowohl in die olympische Siebenervariante als auch in die klassische Variante mit 15 Spielern pro Team. Sie beschreiben ein physisches Anforderungsprofil für beide Spielformen. In den einzelnen Abschnitten gehen die Autoren detailliert auf das Rahmentrainingskonzept von der Jugend bis in den Hochleistungsbereich ein. Sie vermitteln anschaulich sportwissenschaftliche Grundlagen und überführen diese leicht verständlich in praxisorientierte Trainingskonzepte.

Ralf Iwan ist Diplom-Trainer in der Leichtathletik und Athletiktrainer des Weltverbandes World Rugby sowie Trainerausbilder des internationalen Leichtathletik-Verbandes. Mark Sandmann ist u. a. World Rugby Educator. Als freiberuflicher Athletiktrainer arbeitet er seit Jahren u. a. mit Rugbyspielern am Bundesstützpunkt Hannover. Jan Treuholz ist Sportwissenschaftler und Sportlehrer, bildet für mehrere Sportfachverbände Trainer und Physiotherapeuten aus und trainiert eine Berliner Mannschaft im olympischen Siebenerrugby.

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Leseprobe

1LANGFRISTIGER TRAININGSAUFBAU IM ATHLETIKTRAINING


Ralf Iwan

„Eine lange Reise beginnt mit dem ersten Schritt.” (chinesisches Sprichwort)

Um es gleich vorwegzunehmen: Es gibt in der sportlichen Ausbildung keine Abkürzungen, die man nehmen kann! Nicht in der technischen Ausbildung und nicht in der athletischen Ausbildung. Es kommt im Sport darauf an, Schritt für Schritt und dem aktuellen Leistungsniveau des Sportlers angepasst, das Training nach sportwissenschaftlichen Gesichtspunkten aufzubauen. Das ist die Aufgabe des Trainers. Hierzu teilt man auch im Rugby die Trainingsphasen in verschiedene Abschnitte ein:

1.Grundlagentraining,

2.Aufbautraining,

3.Anschlusstraining sowie

4.Hochleistungstraining.

Die Einteilung in die Abschnitte und das Alter richtet sich nach dem jeweiligen Höchstleistungsalter einer Sportart. Bei einigen Sportarten kann das Höchstleistungsalter beispielsweise schon deutlich unter 20 Jahren liegen.

Einen zweiten Gesichtspunkt bei der langfristigen Trainingsplanung muss man bei Sportarten mit zwei verschiedenen Formaten – wie dem Rugby – beachten. Rugby wird in zwei Varianten gespielt: im olympischen 7er-Rugby und im traditionellen 15er-Rugby. Das 7er-Rugby gilt gemeinhin als Einstiegsvariante in den Rugbysport. Nach dem Aufbauoder Anschlusstraining entscheiden sich Spieler bewusst für eine Karriere in dem einen oder anderen Format. Das Höchstleistungsalter im 7er-Rugby kann man bei 25-27 Jahren angeben. So ist z. B. das Durchschnittsalter der auf der Sevens World Series spielenden Spielerinnen bei 24,8 Jahren und bei den Männern 25,6 Jahre (Quelle: World Rugby).

Im 15er-Rugby erreichen Spieler auf manchen Positionen (z. B. Props) allerdings auch erst Ende 20 ihr Höchstleistungsalter. Allgemein kann man sagen, das Weltklasse-Rugbyspieler – wenn sie verletzungsfrei bleiben – durchaus noch mit Anfang 30 auf internationalem Niveau spielen können.

Die einzelnen Abschnitte des langfristigen Trainingsprozesses beschreiben altersbezogen die Zielstellungen, Trainingsinhalte und Besonderheiten in diesem Trainingsabschnitt.

1.1FUNDAMENTALS: SPASS AM TRAINING


Alter:

Jungen 6-9 Jahre/Mädchen 6-8 Jahre

Spielklasse:

U 8/U 10

Leistungsniveau:

Schulrugby/Vereinsrugby

Zielstellungen:

Im ersten Trainingsabschnitt gilt es, dem Kind alle grundlegenden Bewegungselemente, wie Laufen, Springen, Werfen oder Balancieren, zu vermitteln und dies möglichst oft in Spielform. Dies bedeutet, dass man den Kindern viele Spiele, viele Sportarten, viele neue Reize und Herausforderungen anbietet und in das Training einbaut.

Die Überschrift über allem sollte „Spaß” sein und ein spielerisches Kennenlernen von Training und Spaß an der Bewegung.

Besonderheiten in diesem Alters-/Trainingsabschnitt

In diesen Trainingsabschnitt fällt die erste „sensible Phase” in der menschlichen Entwicklung, die sich Trainer zunutze machen sollten. Im Bereich Schnelligkeit sprechen Mädchen im Alter von 6-8 Jahren und Jungen im Alter von 7-9 Jahren besonders gut auf Trainingsreize an.

Es ist die Zeit, in der die neuronale Anpassung, also das Lernen von neuen Bewegungen, besonders gut funktioniert. Hinzu kommt, dass die Ausschüttung des Transmitters Dopamin dafür sorgt, dass Kinder in diesem Alter neue Bewegungen lernen wollen und immer neue Herausforderungen und Aufgaben suchen. Der Trainingsumfang ist in dieser Altersklasse relativ gering.

1.2GRUNDLAGENTRAINING: LERNEN, UM ZU TRAINIEREN


Alter:

Jungen 10-12 Jahre/Mädchen 9-11 Jahre

Spielklasse:

U 12/U 14

Leistungsniveau:

Vereinstraining

Zielstellungen:

Das Grundlagentraining stellt den Übergang vom spaßorientierten und kindgerechten Training zu mehr zielgerichtetem Training dar. Dies betrifft sowohl die technisch-taktische Ausbildung als auch das Athletiktraining.

Besonderheiten in diesem Alters-/Trainingsabschnitt

Die Frage: „Darf man in diesem Alter schon mit strukturiertem Athletiktraining beginnen?”, muss man ganz klar mit „Ja” beantworten. Der heutige Alltag von Kindern und Jugendlichen ist oft gekennzeichnet durch mangelnde Bewegung und fehlende Spielerfahrung in der Freizeit. Computerspiele, Smartphones auf der einen Seite sowie schulische Belastung (oftmals Ganztagsschulen) auf der anderen Seite. Dies macht es notwendig, in den Spielsportarten zielgerichtet, leistungs- und altersgerecht Formen von Athletiktraining einzuplanen. Wie sieht es aber mit Krafttraining aus? Nun ist Krafttraining nicht gleichzusetzen mit Training an und mit Hanteln. Training mit dem eigenen Körpergewicht stellt in diesem Trainingsabschnitt eine wichtige Komponente im Krafttraining dar.

Dabei ist es durchaus möglich, dass Kinder relativ schnell beachtliche Kraftwerte durch entsprechendes Training entwickeln. Sofern ein qualitativ hochwertiger Bewegungsablauf beachtet und eine ausreichende Zeit für die Anpassung (Sehnen, Bänder) gegeben wurde, ist daran nichts auszusetzen. Das Grundlagentraining ist eine wichtige Phase in der Entwicklung, in der fundamentale Bewegungsabläufe und Fähigkeiten erlernt werden.

Während im Techniktraining hier Grundlagen mit dem Ball (Fangen und Werfen) gelegt werden sollten, kann im Athletiktraining in dieser Altersklasse bereits mit dem Erlernen von Hebetechniken begonnen werden, die im langfristigen Trainingsaufbau in Übungen wie Kniebeuge, Reißen oder Umsetzen führen. Dabei steht die Qualität – wie übrigens in allen Trainingsabschnitten – immer an erster Stelle. Man könnte diesen Abschnitt also auch als „Kinder lernen Krafttraining” bezeichnen.

Es bestehen noch immer Vorbehalte gegen ein Krafttraining bei Kindern, insbesondere vor der Pubertät. Die gängige Aussage ist, dass Krafttraining vor der Pubertät nicht wirkt, da keine Hormonausschüttung1 stattfindet.

Aktuelle Studien haben allerdings gezeigt, dass bei Kindern auch vor der Pubertät durchaus muskuläre Hypertrophie und im besonderen Maße Kraftzuwächse zu verzeichnen sind! Diese beruhen im Wesentlichen auf einer verbesserten intra- und intermuskulären Koordination.

Ein Phänomen, das übrigens auch bei Jugendlichen und Erwachsenen zu beobachten ist, die mit dem Krafttraining beginnen. Die ersten Zuwächse in der Kraft stammen stets von einer Verbesserung der inter- und intramuskulären Koordination, also einer Verbesserung des Zusammenspiels der Muskeln und damit in einer Optimierung der Abläufe über das zentrale Nervensystem (ZNS).

Genau diese Tatsache sollte uns den Grund liefern, auch mit Kindern bereits im Krafttraining zu arbeiten. Krafttraining bei Kindern bedeutet primär, Qualität in der Ausführung zu erlernen und zu optimieren. Es geht weniger um die Last als um die Bewegung. Selbstverständlich darf auch Last bewegt werden. Nur als Steuerungsgröße muss die Qualität der Bewegungen dienen.

Das Verhältnis von Training und Wettkampf liegt bei 70:30. Der Trainingsanteil ist also höher und sollte entsprechend vielseitig gestaltet und genutzt werden.

1.3AUFBAUTRAINING I: GRUNDLAGEN SCHAFFEN


Alter:

Jungen 13-16 Jahre/Mädchen 11-15 Jahre

Spielklasse:

U 14/U 16

Leistungsniveau:

Vereinstraining, Landesauswahl

Zielstellungen:

Rugbyspezifische Grundlagen sowohl im technisch-taktischen als auch im athletischen Bereich legen.

Besonderheiten in diesem Alters-/Trainingsabschnitt

Das Aufbautraining ist gekennzeichnet von der ersten puberalen Phase der Sportler. Keine einfache Phase für Eltern und Trainer! Entscheidungen und Anweisungen werden oft infrage gestellt. Jugendliche gehen nicht selten in Opposition zum...

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