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Schimmel, Fogging und weitere Innenraumprobleme.

Können wir in Zukunft noch »gesund« wohnen und arbeiten?

AutorHeinz-Jörn Moriske
VerlagFraunhofer IRB Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl202 Seiten
ISBN9783816792024
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,50 EUR
Können Schadstoffe in der Innraumluft Befindlichkeitsstörungen und gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen? Das Buch beschreibt, welchen Einfluss das Gebäude auf die Raumluftqualität und die Entstehung wohnhygienischer Schadensfälle wie Schimmelpilzbefall, Fogging oder das Sick-Building-Syndrom hat, inwieweit das Nutzerverhalten dazu beiträgt und wie hier Abhilfe geschaffen werden kann - baulich und nutzerabhängig.

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Leseprobe
4 Wohnhygienische Schadensfälle (S. 86-87)

4.1 Schimmelpilzbefall

4.1.1 Schadensbild

Schimmelpilzbefall stellt seit langem ein wohnhygienisches Problem dar. Dies besonders deshalb, weil Schimmelpilzbefall zu verschiedenen Befindlichkeitsstörungen bis hin zu Erkrankungen führen kann (vgl. Kap. 2.2). Zudem streiten sich Wohnraumnutzer und Gebäudebetreiber gern darüber, wer für die Entstehung des Schimmelbefalls verantwortlich ist und demzufolge auch die – manchmal nicht geringen – Kosten der Beseitigung zu tragen hat.

Unklar ist, wie viele Haushalte in Deutschland tatsächlich von Schimmelpilzwachstum betroffen sind. Da im Vorfeld immer ein Feuchteeintrag, sei es durch Gebäudeschäden oder unsachgemäßes Verhalten der Bewohner, vorhanden sein muss, sind Feuchteschäden indirekt auch ein Indikator für mögliche Schimmelpilzschäden. Brasche et al. (2003) fanden bei der Befragung von über 5000 Wohnhaushalten, die in Zusammenarbeit mit der Schornsteinfegerinnung 2003 vorgenommen worden war, bei alten und neuen Wohnungen in 22 % aller befragten Haushalte Feuchteschäden, die über kurz oder lang zu Schimmelbefall führen können.

Bei Untersuchungen des Bremer Energie-Instituts 2006 bei ungedämmten Altbauten waren ca. 26 % der Wohnungen von Schimmelbefall betroffen (Clausnitz er 2006). Auch wenn beide Studien an einem größeren Kollektiv durchgeführt wurden, bleiben es dennoch Einzelfallstudien. Es ist heute nicht mit Sicherheit bezifferbar, wie hoch der Anteil der von Schimmelpilzen befallenen Wohnungen und Büroräume tatsächlich ist. Rund ein Viertel der Wohnungen als allgemeine Angabe scheint dennoch nicht zu hoch gegriffen. Es macht zugleich das ökonomische Ausmaß und die Kosten deutlich, die zur Beseitigung der Schäden aufzubringen sind.

T I P P Das beste Mittel gegen Schimmelpilzbefall ist nach wie vor die Vorbeugung. Überschreitet die relative Raumluftfeuchtigkeit nicht die vorgegebenen Erfahrungswerte (ca. 60-65 % im Sommer und ca. 50-55 % im Winter; vgl. dazu auch Jahresgang der relativen Raumluftfeuchte in Kap. 5.1.1), wird zudem das Auftreten von Kondensationsfeuchte an kalten Flächen und/oder Wärmebrücken wirksam unterbunden und lüften und heizen die Raumnutzer regelmäßig und intensiv (zu Lüftungsempfehlungen vgl. Kap. 5.1.6), ist Schimmelwachstum zu Hause oder im Büro eigentlich kein Thema mehr. »Eigentlich« deshalb, weil in der Praxis nicht alle Punkte immer und überall eingehalten werden oder sich nicht einhalten lassen. Zum Beispiel kann man in einem alten Gebäude nicht von heute auf morgen den Dämmstandard der Außenwände so verbessern, dass die Gefahr zu Taupunktsunterschreitungen entlang kalter Außenwände deutlich verringert wird. Die bauliche Situation im Bestand wird in der Regel nur schrittweise verbessert werden können. Das Nutzerverhalten wiederum passt sich ebenfalls oft nur schrittweise den geänderten Rahmenbedingungen, wie der erhöhten luftdichten Bauweise in modernen Gebäuden an.

In der o.a. Studie des Bremer Energie-Instituts (Clausnitz er 2006) wurde untersucht, ob das Vorhandensein einer dezentralen Gasheizung in der Wohnung zu einem geringeren Schimmelpilzrisiko führt. Dies war bei einer Begehung von ca. 1000 Wohnungen tatsächlich der Fall. Als Grund geben die Autoren an, dass die Gastherme beim Luftansaugen auch die in der Luft enthaltene Feuchte in den Schornstein abführt. In Zeiten der Nicht-Heizphase sorge der Thermenanschluss an den Schornstein für einen regelmäßigen Luftaustausch. Der letztendliche Beweis für diese Thesen fehlt in der Studie allerdings. Es wurden auch leider keine Luftwechselmessungen durchgeführt, die belegen wie hoch der Luftwechsel – bei geschlossenen Fenstern und Türen – in Wohnungen mit dezentralen Gasheizungen im Vergleich mit anderen zentralbeheizten Wohnungen war.

Ein kritischer Punkt für Schimmelbefall ist wie erwähnt die mögliche Taupunktsunterschreitung des in der Raumluft vorhandenen Wasserdampfes an kalten Oberflächen. Jedermann kennt das Kondensieren von Wasser an einer kühlen Getränkeflasche aus Glas, die man aus dem Kühlschrank geholt und einige Zeit in den Raum gestellt hat. Dies ist harmlos. Nicht so harmlos ist es aber, wenn die Feuchtigkeit aus der Luft hinter Schränken und Sofas unbemerkt vom Bewohner kondensiert und sich dort über längere Zeit ein mehr oder minder ausgeprägtes feuchtes Milieu bildet. Überschreitet die Feuchtigkeit entlang der Oberfläche etwa 80 % kommt es oft zum Schimmelbefall.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Impressum5
Inhaltsverzeichnis6
1 Vorwort8
2 Innenraumverunreinigungen12
2.1 Chemische Verunreinigungen13
2.1.1 Kohlendioxid13
2.1.2 Kohlenmonoxid18
2.1.3 Stickstoffoxide23
2.1.4 Ammoniak25
2.1.5 Ozon26
2.1.6 Radon28
2.1.7 Flu¨chtige organische Verbindungen30
2.1.8 Formaldehyd43
2.1.9 Schwerflu¨chtige organische Verbindungen48
2.1.10 Stäube und Faserstäube57
2.2 Biologische Verunreinigungen67
2.2.1 Schimmelpilze68
2.2.2 Bakterien79
3 Gesundheitsschutz im Baurecht84
3.1 Anforderungen im Baurecht auf nationaler Ebene,EU-Bauproduktenrichtlinie84
3.2 Anforderungen nach der Energieeinsparverordnung200285
4 Wohnhygienische Schadensfälle87
4.1 Schimmelpilzbefall87
4.1.1 Schadensbild87
4.1.2 Sanierung bei Schimmelpilzbefall95
4.2 Phänomen »Schwarze Wohnungen«(»Fogging«-Phänomen)102
4.2.1 Schadensbild102
4.2.2 Sanierungs- und Vermeidungsmöglichkeiten109
4.2.3 Rechtliche Konsequenzen112
4.2.4 »Fogging« an Fassaden?113
4.3 Krank in einem »kranken« Gebäude– das Sick-Building-Syndrom114
4.3.1 Schadensbild114
4.3.2 Vorgehensweise bei SBS-Beschwerden116
5 Hinweise fu¨r die Praxis121
5.1 Vermeidung wohnhygienischer Schadensfälle121
5.1.1 Innenraumklima121
5.1.2 Luftdichtheit, Luftwechsel131
5.1.3 Wärmeschutz, energetische Gebäudesanierung135
5.1.4 Einfluss der Haustechnik (Legionellen)148
5.1.5 Auswahl von Bauprodukten und Inventar149
5.1.6 Richtiges Lu¨ften und Heizen, Lu¨ftungssysteme154
5.2 Fragen und Antworten158
5.2.1 Schimmelpilzbefall158
5.2.2 Phänomen »Schwarze Wohnungen«167
5.2.3 Diverse Themengebiete176
6 Schlussbemerkung179
Danksagung183
Anhang184
Literaturverzeichnis184
Stichwortverzeichnis195

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