Dienst in der Kriegsmarine
Grundlegend gliedert sich die Hierarchie einer Armee in die Mannschafts- und Offizierslaufbahn. Während die Mannschaft das ausführende Organ stellt, übernehmen die Offiziere die Führung. Die zwei Laufbahnen teilen sich noch weiter auf in Dienstgradgruppen. Bei der Mannschaftslaufbahn sind dies die Mannschaftsdienstgrade, die Unteroffiziere ohne Portepee (Maate) und die Portepeeunteroffiziere (Bootsmänner) und bei der Offizierslaufbahn die Kadetten, Fähnriche, Leutnante, Kapitänleutnante, Stabs- und Flaggoffiziere. Verschiedene Dienstgrade innerhalb der Untergruppen spiegeln das Dienstalter und die damit einhergehende Erfahrung und Befähigung, sowie den entsprechenden Verantwortungsumfang des Aufgabenbereiches einer Dienststellung wider. Nicht anders war es bei der Kriegsmarine.
Mannschaftslaufbahn
Für den Flottendienst wurden, im Allgemeinen auch während des Krieges, nur Freiwillige angenommen. Diese mussten sich für eine Dienstzeit von vier Jahren verpflichten. Mit dem Eintritt in den Unteroffiziersstand verlängerte sich die Verpflichtungszeit auf insgesamt zwölf Jahre. Hinzu kam noch ein Ausbildungszuschlag von drei bis zwölf Monaten. Voraussetzungen, um in die Kriegsmarine aufgenommen zu werden, war ein Alter zwischen 17 und 23 Jahren, eine Körpergröße von möglichst mehr als 1,60 m, sowie die deutsche Staatsangehörigkeit und „Wehrwürdigkeit“. Die Anwärter mussten zudem als „marinetauglich“ gemustert werden, einen „arischen Abstammungsnachweis“ erbringen, durften nicht vorbestraft und mussten unverheiratet sein. Sie mussten ihre Arbeitsdienstpflicht erfüllt haben, also den Reichsarbeitsdienst absolviert haben oder von diesem freigestellt sein, ihre Lehrzeit abgeschlossen und notwendige zahnärztliche Behandlungen vor der Einstellung absolviert haben. Minderjährige3 Bewerber mussten außerdem eine schriftliche Einwilligungserklärung ihres Vormundes vorlegen. Auf die Zugehörigkeit zur Marine-Hitlerjugend wurde seitens der Kriegsmarine Wert gelegt.
Erfüllte ein Interessent all diese Voraussetzungen, so konnte er sich beim 2. Admiral der Nord- oder Ostseestation via Annahmegesuch bewerben. Dem folgte dann eine Eignungsprüfung, welche darüber entschied, ob der Bewerber angenommen wurde oder nicht. Die Einberufung erfolgte in Friedenszeiten zum 1. April oder 1. Oktober in eine der Schiffsstammabteilungen der Nord- oder Ostseestation. Dort begann die militärische (infanteristische) Ausbildung. In der Grundausbildung wurde den jungen Rekruten nach der Einkleidung zunächst „das richtige Gehen und Stehen“ beigebracht, wie es damals hieß, also sich militärisch korrekt zu bewegen sowie die „Ehrenbezeichnung“, den militärischen Gruß, korrekt auszuführen. Nach diesem ersten Schritt zum Soldaten wurden die Rekruten in einer Zeremonie vereidigt. Seit dem 2. August 1934 wurde der Schwur auf die Person Adolf Hitlers abgelegt. In dieser Zeit erfolgte auch der erste Landgang, welcher jedoch im Gruppenrahmen unter Begleitung eines Unteroffiziers als Sittenwächter stattfand. Einzelurlaub wurde erst später gewährt und zunächst auch nur an Sonntagen. In ihrer Grundausbildung erlernten die Rekruten im Weiteren den Umgang mit dem Gewehr, dem Karabiner 98 K. Die Ausbildung beinhaltete zudem Unterricht, Zeugdienst, Reinschiff, Sport, Musterungen und Exerzieren, hinzu kam der Infanteriedienst im Gelände, mit Geländemärschen und der Schießausbildung.
Dienstgradabzeichen der Mannschaft Ärmelabzeichen am linken Oberarm unterhalb des runden Laufbahnabzeichens getragen
Dienstgradabzeichen der Unteroffiziere ohne Portepee Laufbahnspezifische Ärmelabzeichen (Kombination des Laufbahnabzeichens mit einem Anker) wurden am linken Oberarm getragen, die Kragenpatten am Überzieher (Collani) mit goldener Tresse und Streifen
Ihrer Qualifikation und beruflichen Vorbildung entsprechend waren die Mannschaftssoldaten in eine von rund 30 Fachlaufbahnen eingeteilt. Die weitere Ausbildung richtete sich nach dieser Fachlaufbahn und setzte sich meist mit einem mehrmonatigen Gastenlehrgang fort. Dieser bestand aus einem theoretischen und praktischen Teil und war besonders für die technischen Laufbahnen, mit intensivem Lernen verbunden. Zu der Fachausbildung gehörten in der Maschinenlaufbahn zum Beispiel der theoretische Unterricht, die Motorenkunde, die Störquellensuche und Werkstattarbeit. Auf den Gastenlehrgang folgte dann in der Regel die erste Kommandierung an Bord eines Kriegsschiffes. Die Bordneulinge wurden auch Gasten genannt.
Weitere Kommandos und Beförderungen folgten. Bewährte sich ein Soldat im Dienst, so konnte er nach drei Jahren von seinen Vorgesetzten als Unteroffiziersanwärter vorgeschlagen werden. Auf seine Ernennung folgte dann ein mehrmonatiger Sonder- bzw. Fachlehrgang, sowie ein allgemeiner Unteroffi zierslehrgang, zur Schulung zum Vorgesetzten. Nach Bestehen der Lehrgänge erfolgte die Beförderung zum Maaten und die Kommandierung in eine Maatenstelle an Bord oder an Land. Diese brachte nun auch erstmals Verantwortung als Vorgesetzter, meist über eine Korporalschaft, mit sich.
Besonders tüchtige Unteroffizier konnten bereits nach einem Jahr zum Oberfeldwebelanwärter ausgewählt und nach Bestehen der entsprechenden Lehrgänge und Prüfungen direkt vom Maaten zum Oberfeldwebel befördert werden. Wer nicht als Oberfeldwebelanwärter ausgewählt wurde, wurde bei Eignung nach dreijähriger Dienstzeit als Maat zum Obermaaten befördert. Geeignete Unteroffiziere wurden zu Feldwebelanwärtern ernannt und nach Bestehen eines Fach- und allgemeinen Lehrgangs befördert.
Länger als zwölf Jahre dienende Feldwebel konnten zum Stabsfeldwebel, Oberfeldwebel nach dreijähriger Dienstzeit in diesem Dienstgrad und zehnjähriger Gesamtdienstzeit zum Stabsoberfeldwebel befördert werden. Nach Ablauf der zwölfjährigen Verpflichtungszeit konnten die Soldaten als Beamte übernommen werden. Bei besonderer Eignung konnte auch die Ausbildung zum Offizier erfolgen.
Dienstgradabzeichen der Portepeeunteroffiziere Schulterabzeichen mit laufbahnspezifischen Anker
Als Uniform trugen die Mannschaften und Maate ein Hemd mit Kieler Kragen, sowie Knoten und Tellermütze – weitläufig als „Matrosenanzug“ bekannt. Im Marinejargon sprach man von „der hinten getragenen Wäsche“. Während die Mannschaften meist weißes Zeug (Arbeitszeug, -hemd oder -jackett und weißes Hemd im Sommer) trugen, waren die Maate durch ihr blaues Hemd erkennbar. Im Winter, dessen Beginn die Marinevorschrift festlegte, wurde das weiße Hemd auch bei der Mannschaft gegen ein blaues gewechselt. Laufbahn-, Dienstgrad- und Abzeichen für Sonderausbildungen wurden untereinander auf dem linken Oberarm getragen. Die Tellermütze führte bis Kriegsbeginn ein Mützenband mit dem Namen des Schiffes oder Kommandos, dessen Enden an der Rückseite der Mütze auswehten. Zur Verschleierung wurde mit Beginn des Krieges nur noch die Aufschrift „Kriegsmarine“ getragen – so auch an Bord der Bismarck. Mit der Beförderung zum Feldwebel wechselte die Wäsche nach vorne. Ein Binder ersetzte den Knoten, ein Jackett den Kieler Kragen und das Hemd und eine Schirmmütze die Tellermütze.
Dienstanzug der Mannschaft und Unteroffiziere ohne Portepee
Dienstanzug der Unteroffiziere mit Portepee
Fachlaufbahnen
Nummer | Laufbahn | auf Bismarck |
I | Bootsmannslaufbahn (Untergruppen: Stückmeistergruppe, Wachtmeistergruppe, Waffenleitgruppe, Entfernungsmessgruppe und Segelmachergruppe) | 1.106 |
III S | Schiffssteuermannslaufbahn | 14 |
III T, U, M | Bootssteuermannslaufbahn * | |
III V | Vermessungssteuermannslaufbahn * | |
IV Fs | Fernschreiblaufbahn | 5 |
VII A | Artilleriemechanikerlaufbahn | |
VII T | Torpedomechanikerlaufbahn * | 106 |
VII Spr | Sperrmechanikerlaufbahn | |
IX Sv | Sachverwalterlaufbahn | 35 |