Schlank an einem Tag
Ob Steinzeit-Esser oder veganer Hipster – immer neue Trends machen Ernährung unnötig kompliziert. Statt spezieller Diäten brauchen wir alltagstaugliche Lösungen. Verbessern Sie Ihren Lebensstil mit Lust und Leichtigkeit – erst einmal nur an einem Tag in der Woche.
Ein neuer Weg zum Ziel
Essen ist kompliziert geworden. In unserer Überflussgesellschaft gibt es zwar mehr als genug zu essen, doch das macht keineswegs zufrieden. Im Gegenteil: Viele Menschen sind verunsichert, haben Angst, etwas falsch zu machen, krank und dick zu werden oder davor, auch die dritte Diät in diesem Jahr nicht durchzustehen. Wenn das Essen tatsächlich schmeckt, macht sich gleich das schlechte Gewissen breit. »War das gut für mich?«, »Durfte ich das?«, »Wollte ich nicht mehr Gemüse essen und nachhaltiger leben?«, »Geht Fleisch überhaupt noch?« – Man liest ja so viel. Dauernd wird ein neuer Trend verkündet. Ob Vegetarier, Veganer, Paleoaner, Frutarier oder Logianer – alle preisen gesundheitliche Heilversprechen an. Aber alltagstaugliche Lösungen fehlen oft.
Orientierung an den eigenen Bedürfnissen
Zur Beruhigung gleich vorweg: Für eine gute Ernährung brauchen Sie kein extremes Essprogramm. Viel wichtiger sind die eigenen Bedürfnisse. Wie schaffe ich es, viel Obst, Gemüse und mal Vollkorn zu essen? Auf zu viel Süßes, Fettiges, Alkoholisches und auf Fertiggerichte zu verzichten? Mich mehr zu bewegen? Wieder auf meinen gesunden Menschenverstand und mein Körpergefühl statt auf starre Regeln zu vertrauen und dabei auch noch Spaß zu haben, damit ich nicht gleich wieder aufhöre? Hier setzt mein Konzept »Schlank an einem Tag« an.
Wieder bewusst essen und genießen
Mit »Schlank an einem Tag« machen Sie erst einmal nicht mehr als einen Schnuppertag. Sie essen einen Tag lang gesund, bewegen sich, verändern Ihre Gewohnheiten, nehmen sich Zeit zum Genießen, legen Pausen (vom Essen und vom Alltag) ein und stellen am Ende fest: So schwierig ist es ja eigentlich gar nicht. Vielleicht machen Sie das nächste Woche noch ein- oder zweimal. Dann eventuell dreimal. Und wenn’s gut läuft, bald jeden Tag mit gelegentlichen Ausnahmen. Vor diesen Ausnahmen müssen Sie keine Angst haben. Sie sind erwünscht und gut, denn sie geben Ihnen die Gelegenheit, das alte Essverhalten zu reflektieren und den Kontrast zu spüren, um daraus zu lernen.
Ausgewogen und vernünftig essen – das klingt erst einmal langweilig. »Das weiß ich doch schon längst, das ist ja nichts Neues«, werden Sie jetzt vielleicht denken – und haben damit recht. Dass Kohlrabi besser ist als Karamellpudding, das ist in der Tat nicht neu. Nur der Weg dahin ist anders als bei herkömmlichen Diäten.
Ein gutes Gefühl wiederentdecken: Essen ist erlaubt
Ich gebe Ihnen mit »Schlank an einem Tag« praxistaugliche Anleitungen für eine vernünftige, gesunde und schlanke Lebensweise, bei der das Beste aus der Natur mit den Vorzügen der modernen Welt verbunden wird. Mit Lust und Leichtigkeit, ohne Dogmen, ohne Ideologien. Lernen Sie, endlich wieder das gute Gefühl zu genießen, dass Essen erlaubt ist, satt machen und schmecken darf. Das gelingt nur, wenn wir dem Körper geben, was er braucht und was ihn optimal formt – beim Essen und beim Bewegen.
Alles selbstverständlich? Schon lange bekannt? Klar, aber noch lange nicht umgesetzt. Wir wissen zwar, was wir tun sollten, tun es aber nicht. In Deutschland sind mehr als die Hälfte aller Männer und mehr als 40 Prozent der Frauen zu dick. Selbst Kinder leiden unter Übergewicht. Jedes fünfte Kind bringt zu viel auf die Waage.
Das internationale Forschungsinstitut für Ernährungspolitik untersuchte 129 Länder und kam zu der Erkenntnis, dass fehlerhafte Ernährung weltweit inzwischen Normalität ist. In 44 Prozent der Länder leiden die Menschen an Fettsucht genauso oft wie an Unterernährung. Sie essen zu viel oder zu wenig und dabei meist das Falsche. Sie sind übergewichtig oder mangelernährt. Zu dick, zu dünn, aber immer seltener normal.
Unsere Urahnen waren Allesfresser ohne Essbremse
Gleichgültig, welchem Prinzip man in Sachen Ernährung folgt: Die meisten berufen sich auf eine natürliche Basis, die dahintersteckt. Paleo-Anhänger erklären den Gesundheitseffekt ihrer Methode damit, dass der Mensch ursprünglich Fleischfresser war. Vegetarier sehen das oft anders.
Biologisch gesehen haben beide Denkrichtungen recht. Der Mensch ist ein Allesfresser. Er kann sich hervorragend anpassen. Immerhin ist er ja nicht ausgestorben. Probleme machen ihm weder die Zahnstellung noch die Magenform, sondern ein anderes Erbe.
Unsere Urahnen hatten keine eingebaute Essbremse. Das heißt: Wenn etwas da war, musste es vertilgt werden. Für Vorratshaltung fehlte der Kühlschrank. Also richtete die Natur es so ein, dass selbst ein gut gefüllter Magen sich auf Überkapazität ausdehnen ließ. Damals war es praktisch, dass auch jenseits der Sättigungsgrenze immer noch was reinging. Als reine Vorsorge für die nächste Hungerperiode. Da konnte der Magen sozusagen Tetris spielen und alles so gut schachteln, dass noch mehr reinpasste. Heute ist das zum Fluch geworden. Magere Zeiten sind in der Überflussgesellschaft keine Bedrohung mehr. Essen ist fast immer und überall verfügbar. Wir können weit über den normalen Hunger hinaus futtern und mit klarem Verstand treuherzig erklären: »Sorry, das ist genetisch bedingt.«
Locker bleiben: Unser Körper nimmt sich, was er braucht
Ist es wirklich so kompliziert, gesund zu essen? Eigentlich nicht. Zumindest nicht, wenn Sie sich nicht verrückt machen lassen. Manches klingt nämlich nur schwierig, ist aber ganz einfach.
Von außen zuführen: Baustoffe für ein gesundes Leben
Zum Beispiel würde ich beim Anblick der nachfolgenden Auflistung essenzieller Nährstoffe erst einmal verzweifeln. Wie soll ich das denn schaffen, mich so zu ernähren, dass ich meinem Körper wirklich alles liefere, was er benötigt? Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen steckt in diesen 47 Stoffen alles drin, was wir brauchen.
Vitamine; A, D, E, K, C, B-Komplex (B1 = Thiamin, B2 = Riboflavin, B3 = Niacin, B5 = Pantothensäure, B6 = Pyridoxin, B7 = Biotin, Folsäure, B12 = Cobalamin).
Mineralstoffe; Magnesium, Kalzium, Natrium, Kalium, Phosphor.
Spurenelemente; Bor, Chlorid, Chrom, Eisen, Fluor, Jod, Kobalt, Kupfer, Lithium, Mangan, Molybdän, Nickel, Rubidium, Schwefel, Selen, Silizium, Vanadium, Zink.
Aminosäuren; Isoleucin, Leucin, Valin, Methionin, Lysin, Tryptophan, Phenylalanin, Threonin, Histidin (semi-essenziell).
Fettsäuren; Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren.
Die Auflistung sieht eindrucksvoll aus, oder? Aber wo kaufe ich Phenylalanin? Wer liefert mir Bor? Und wie spreche ich Pyridoxin ohne Spickzettel an der Ladentheke aus? An welcher Ladentheke überhaupt? Wie soll ich die 47 Teile dosieren, damit sie optimal wirken? Locker bleiben. Unser Körper nimmt diese Stoffe gerne auf. Es ist ihm dabei aber völlig gleichgültig, aus welcher Lebensmittelgruppe sie kommen und ob ich sie aus ernährungsreligiösen, praktischen oder geschmacklichen Gründen esse. Hauptsache, sie kommen! Und das tun sie bei einer Ernährung mit vielen Vitalstoffen, Wasser, Eiweiß, Omega-3-reichen Ölen, fettem Fisch und ein bisschen weniger Kohlenhydraten. Wenn Sie nach der Ernährungsuhr essen (mehr dazu ab siehe hier), funktioniert das von ganz allein.
Hilfreich für schwache Momente: Wenn die Lust auf Kuchen, Chips und Co. einen schier überwältigt, ist Nachgeben erlaubt. Süße Seelentröster sind nicht verboten. Doch sie sind Platzklauer. Sie nehmen den guten essenziellen Nährstoffen einfach den Raum weg, der ihnen zusteht. Erst die ganze Rolle Schokokekse, dann den Apfel (wegen der Vitamine!) hinterher – das ist auf Dauer keine Lösung. Wenn Sie beim schnellen Futtern rechtzeitig daran denken, hilft das beim Maßhalten.
Äpfel sind gesund. Genießen Sie sie regelmäßig.
Diskussionen über das Essen
Wer sich allzu viel mit dem Für und Wider einzelner Lebensmittel beschäftigt, stößt schnell an unüberwindbare Hürden.
Schon ein Apfel verursacht Kontroversen
Zum Beispiel: Einfach mal einen Apfel essen? Das geht heute kaum noch, wenn man dabei gesehen wird. Denn selbst ein harmloses Äpfelchen regt zu reichlich Diskussionen an. Kaum zu glauben, was da alles drinsteckt. Einfach reinbeißen? Huch, in der Schale könnten gefährliche Pestizide sein. Schale abschneiden? Um Gottes Willen, das ist schon fast ein Tötungsdelikt, wo doch die wertvollsten Stoffe direkt unter der Apfelhaut hocken. Sicherheitshalber die Biovariante kaufen? Nee, darauf ist ja heutzutage kein Verlass. Steht einfach nur Bio drauf? Oder stammt der Apfel aus einem zertifizierten Betrieb? Überhaupt: Wo kommt der eigentlich her? Hoffentlich vom Baum nebenan, aber natürlich nicht geklaut aus Nachbars Garten. Also besser gekauft vom Obstbauern drei Straßen weiter (regional!). Aber nur wenn der keine Pflanzenschutzmittel verwendet und daneben nicht seinen Diesel laufen lässt. Tut er das doch, wäre der Apfel aus Südtirol dann besser? Ist das Biolabel dort zuverlässig? Kam die Apfelkiste mit der Bahn, mit dem Flugzeug ohne Klimaausgleichszugschlag, im Lkw mit Elektromotor?
Und wie sieht der Apfel eigentlich aus? Ist die runzelige Schale ein gutes Zeichen dafür, dass er giftfrei groß wurde? Oder lag er einfach zu lange im Lager? War es dort vielleicht zu warm, weil der Energieverbrauch...