Kapitel 2
MACHEN SIE SICH MIT DEN SCHLÜSSELFAKTOREN VERTRAUT
WIE DIE HORMONE IHREN STOFFWECHSEL BESTIMMEN
Erinnern Sie sich, wie ich Ihnen erzählte, dass sich mein Leben veränderte, als ich zum Endokrinologen ging? Das wirkliche Aha-Erlebnis hatte ich aber erst zwei Wochen später. Als mir mein Arzt sagte, dass ich mein Hormonsystem völlig überreizt hatte, war ich sprachlos vor Staunen. Ich überlegte: »Ich kenne mich da überhaupt nicht aus. Vielleicht will er mir nur Nahrungsergänzungsmittel andrehen?«
Ich bat meine beste Freundin Vanessa um Hilfe, um ihn zu testen. Vanessa ist eine dieser Frauen, die so beneidenswert leicht schlank bleiben. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass sie mehr Essen zu verschlingen in der Lage ist, als ihr zarter Körper in einem ganzen Leben verbrennen kann. Und doch nimmt sie niemals zu. Warum?
Wir sind gleich groß, ich habe viel mehr Muskeln als sie, dennoch musste ich auf jede einzelne Kalorie achtgeben und sie nicht. Würde der Endokrinologe zu dem Schluss kommen, dass er in ihrem Fall tätig werden muss, dann wäre klar, dass er nur auf Geld aus war. So weit mein Plan.
Um es kurz zu machen, als die Testergebnisse vorlagen, bekam ich eine Lektion. »Vanessa, ich habe Ihren Befund gelesen, und ich bin begeistert«, sagte der Arzt. »Sie haben den Testosteronspiegel eines achtzehnjährigen Jungen. Ihre Wachstumshormone sind perfekt. Ihre Schilddrüse ist außerordentlich gesund. Sie sind in einem ausgezeichneten Zustand. Sie müssen rein gar nichts unternehmen.« Vanessa dankte dem Arzt, und sie plauderten ein wenig, während ich dabeisaß und grün vor Neid wurde. Ich liebe Vanessa, aber warum hatte ausgerechnet sie so viel Glück?
Ich war entschlossen, es herauszufinden. Nachdem ich mich jahrelang abgearbeitet hatte, wollte ich endlich sein wie sie.
WAS BEDEUTET STOFFWECHSEL ÜBERHAUPT?
Die meisten Menschen verwenden das Wort Stoffwechsel und glauben fest daran, dass sie wissen, was es bedeutet. Sie sagen Dinge wie: »Ich habe einen langsamen Stoffwechsel« oder: »Er muss einen schnellen Stoffwechsel haben«, wenn sie ausdrücken wollen, dass Menschen langsam oder schnell Gewicht verlieren. Das drückt zwar aus, was der Stoffwechsel tut, aber es sagt nichts darüber aus, was er in Wahrheit ist. Was ist er also? Und kann er gestört oder gestärkt werden?
Wir stellen uns den Stoffwechsel gern wie einen Ofen vor, er ist jedoch eher wie ein chemisches Labor. Ihr Stoffwechsel ist die Kombination aller Moleküle, Hormone, Gehirn-, Darm- und Fettzellen-Botenstoffe; sie legen gemeinsam fest, wie viele Kalorien verbrannt werden. Wenn Sie essen, zerlegen die Enzyme in Ihrem Verdauungstrakt das Essen: Proteine werden in Aminosäuren verwandelt, Fette in Fettsäuren und Kohlenhydrate in Glucose. Das Blut bringt jeden Bestandteil in die Zellen, seine Ankunft dort aktiviert chemische Reaktionen, die bestimmen, in welchem Ausmaß er genutzt oder umgewandelt wird. Es hängt von den Hormonen ab, ob diese Energie auf der Stelle verbrannt, als Fett gespeichert oder genutzt wird, um Muskeln aufzubauen.
Im Grunde laufen alle Stoffwechselaktivitäten auf zwei Arten ab:
Bei katabolischen Vorgängen handelt es sich um Zerstörung – größere Moleküle werden zerlegt (wie Kohlenhydrate, Fette und Proteine in der Nahrung), um den Treibstoff freizusetzen, den der Körper zum Arbeiten braucht. Dieser Vorgang gibt uns nicht nur die Energie, umherzugehen, zu lächeln und zu denken, sondern auch die Energie, Körpergewebe bei den anabolischen Prozessen aufzubauen.
Bei anabolischen Vorgängen handelt es sich um den Aufbau von Stoffen – Zellen nehmen Glucose, Fettsäuren und Aminosäuren, die bei den katabolischen Prozessen entstehen, auf und verwandeln sie in Körpergewebe wie Muskeln, Fett und Knochen.
Viele Hormone, die unser Gewicht beeinflussen, sind typischerweise in einer dieser beiden Kategorien zu finden. Cortisol wird beispielsweise als katabolisches Hormon angesehen; Wachstumshormone sind anabolische Hormone. Weder katabolische noch anabolische Hormone sind definitiv gut oder böse – wir benötigen beide Arten von Hormonen, damit unser Stoffwechsel normal funktioniert. Der Trick besteht darin, das richtige Hormongleichgewicht zu haben, so wie Vanessa, damit Sie Fett verbrennen und Muskelmasse aufbauen, nicht umgekehrt – niemand will Fett aufbauen und Muskelmasse verbrennen.
Die Ergebnisse der Hormontests von Vanessa und von mir waren wie Tag und Nacht. Ich musste unwillkürlich einen Blick auf sie werfen und mich fragen: »Warum? Wie kann das sein?« Ich überlegte mir die Unterschiede zwischen uns beiden:
•Ich machte seit etwa fünfzehn Jahren Diäten und aß kalorienreduziert. Vanessa hatte noch nie eine Diät gemacht.
•Ich hatte Tonnen von Pseudo-Nahrung verdrückt, fettfrei oder Low Carb. Vanessa aß vollwertige Lebensmittel – das hatte sie immer getan.
•Ich trank Unmengen Diät-Cola pro Tag. Vanessa trank niemals Softdrinks.
•Ich achtete nicht darauf, wo oder wie mein Essen angebaut und produziert wurde. Vanessa aß Bio-Lebensmittel, wann immer das möglich war.
Ich studierte die »Ich mache/sie macht«-Liste, bis ich Kopfschmerzen bekam. Das Ergebnis war niederschmetternd, aber es wies mir den Weg aus meinem Dilemma.
Was ich verstand, nachdem ich (a) schockiert war und (b) eine Lektion erhalten hatte, ist die Tatsache, dass der Stoffwechsel, unser biochemisches Labor, dynamisch ist, nicht statisch. Das heißt, dass er glücklicherweise verändert werden kann, und zwar sowohl zum Schlechteren als auch zum Besseren. Schon einige kleine Änderungen in Ihrem Ernährungsplan, Ihren Gewohnheiten und Ihrem Lebensstil können einen starken Einfluss auf Ihren Stoffwechsel beziehungsweise den Muskelaufbau und die Fettverbrennung haben.
Wenn Sie schnelle Ergebnisse haben wollen und es Ihnen lieber ist, Hormone in Pillenform zu nehmen oder täglich eine Spritze zu setzen, dann könnten Sie zum Arzt gehen, sich ein Rezept geben lassen und fertig. Aber bedenken Sie, dass dieser Ansatz den Körper von äußerer Unterstützung abhängig macht, und das bringt große Risiken mit sich. Unser Plan geht tiefer an die Wurzel des Problems, er optimiert Ihren Hormonspiegel und aktiviert Ihren Stoffwechsel auf natürliche Art und Weise.
Wenn Sie Ihrem Körper die Nahrung geben, für die er gemacht ist, helfen Sie den Hormonen zu tun, was sie tun sollten, und lassen Ihren Stoffwechsel für Sie arbeiten anstatt gegen Sie. Es freut mich sehr, dass ich nun von einem starken Stoffwechsel profitieren kann, lange Zeit jedoch waren meine Hormone nicht auf meiner Seite. Ich hatte keine Ahnung, wo sie waren und welche Funktionen sie hatten, ich wollte nur, dass sie für mich arbeiten. Lassen Sie mich an diesem Punkt beginnen.
FETTLEIBIGKEIT BEI NORMALGEWICHT – IST ES DAS, WAS SIE HABEN?
Selbst wenn Sie offiziell nicht übergewichtig sind, ist es möglich, dass Sie einen zu hohen Körpferfettanteil haben – und dieses überflüssige Fett macht Sie anfällig für Insulinresistenz. Eine jüngst von der Mayo Clinic durchgeführte Studie zeigt, dass auch viele Erwachsene mit Normalgewicht einen hohen Anteil Körperfett – größer als 20 Prozent bei Männern und 30 Prozent bei Frauen –, aber auch Herzprobleme und Stoffwechselstörungen haben. Die Forscher fanden diese »Fettleibigkeit trotz Normalgewicht« (was ich »skinny fat« nenne) bei mehr als der Hälfte der Patienten mit normalem Body-Mass-Index (BMI). Sie hatten auch eine Tendenz zu erhöhten Blutfettwerten (hohes Cholesterin), erhöhtem Leptin (ein Hormon, das im Fett zu finden ist und bei der Regulierung des Appetits eine Rolle spielt) und zeigten eine höhere Anfälligkeit für das metabolische Syndrom. Die Körperzusammensetzung ist das, was wirklich zählt, nicht das Gewicht.
ANGEBOT UND NACHFRAGE BEI HORMONEN
Hormone sind chemische Botenstoffe, die die Aktivitäten im ganzen Körper koordinieren. Die Hauptaufgabe des Hormonsystems ist die Aufrechterhaltung der Homöostase, die Selbstregulierung des Gleichgewichts, damit der Körper genau so viel Insulin, Cortisol, Schilddrüsenhormone etc. zur Verfügung hat, um richtig zu funktionieren.
Wenn die Menge bestimmter Hormone abnimmt oder der Körper davon ausgeht, dass aus irgendeinem Grund mehr notwendig sind, werden die endokrinen Drüsen aktiviert. Sie schütten Hormone aus, die durch das Blut zu ihren Empfängern in Geweben und Organen gelangen. Jedes Hormon passt zu seinem Rezeptor wie ein Schlüssel ins Schlüsselloch. Rastet der Schlüssel »ein«, werden Körperprozesse wie Hunger, Durst, Verdauung, Muskelaufbau, Fettspeicherung, Menstruation, sexuelle Lust aktiviert. Probleme gibt es, wenn wir zu viel oder zu wenig von einem bestimmten Hormon im Körper haben. Eine häufige Ursache dafür: Chemikalien und Toxine in Nahrung und Umwelt senden Signale an den Körper, sodass er mehr oder weniger Hormone produziert als normalerweise. Diese Toxine agieren wie Hormone und stören damit die Funktion des endokrinen Systems. Wir werden in Kapitel 3 Umwelthormone und ihren Einfluss...