I. Teil: Vorzeitiger Samenerguss und Sexualberatung
Woher kommt das Problem "vorzeitiger Samenerguss"? Noch vor einigen Jahren war dieses Thema gänzlich unbekannt oder wurde als Bagatelle abgetan. Heute handelt es sich um eine der am weitest verbreiteten Sexualstörungen. Sie wird von allen Beteiligten als besonders gravierend empfunden.
Experten schätzen, dass etwa 10% – 20% aller Männer bzw. Paare in geschlechtsfähigem Alter mehr oder weniger unter diesem Problem leiden.
Im Tierreich ist die sofortige Ejakulation (=Samenerguss) des Männchens instinktiv und normal. Dieses spezifische Verhalten aller Säugetiere dient der Arterhaltung. Ein längerer Sexualakt hätte keinen zusätzlichen genetischen Nutzen, er brächte nur unnötige Gefahren mit sich, die aus der Schutzlosigkeit und fehlenden Aufmerksamkeit für die natürlichen Feinde resultieren.
Erst der moderne Mensch problematisiert diese Verhaltensweise. So setzt die sexuelle Revolution, liebevoll "die Sechziger" genannt, hier endgültig neue Maßstäbe: Denn Sexualität ist nicht länger ein Tabu-Thema, sondern Mann und Frau sprechen offener über Ihre Wünsche und Vorlieben. Der Geschlechtsverkehr wird kultiviert; beide Partner wollen höchstmöglichen Genuss daraus ziehen. Insbesondere die Frauen bringen Ihr Bedürfnis nach sexueller Befriedigung immer deutlicher zum Ausdruck.
Durch diesen Wertewandel definiert sich männliche Potenz heute nicht mehr nur an dem "wie oft", sondern auch an dem "wie lange". Damit ist aus einer altbekannten und schon immer weitverbreiteten Erscheinung ein Problem entstanden: Ejaculatio praecox, der vorzeitige oder schnelle Samenerguss des Mannes.
Normalerweise lernt man(n) im Laufe seiner ersten Sexualkontakte recht bald, seine Ejakulation zu steuern. So wie man normalerweise früh lernt, seinen Harndrang zu kontrollieren und nicht mehr bettzunässen.
Manchmal schafft der Mann diesen wichtigen Schritt jedoch nicht, oder die ehemals vorhandene Kontrolle verschwindet sogar wieder. Leistungsdruck, Angst und verschiedene psychologische Probleme sorgen zusätzlich dafür, dass das Phänomen in unserer schnell-lebigen Zeit immer öfter und immer massiver auftritt. Der betroffene Mann ejakuliert dann bereits bei direkter Berührung der Genitalien durch die Partnerin oder kurz nach Einführen des Penis in die Scheide (vorzeitige Ejakulation); andere Männer kommen unkontrolliert nach ein bis zwei Minuten des Koitus zum Samenerguss (frühe bzw. schnelle Ejakulation).
Wenn im Folgenden von Ejaculatio praecox (abgekürzt als E.p.) die Rede ist, so ist damit sowohl der vorzeitige als auch jeder frühe/schnelle Samenerguss gemeint. Beide Formen verhindern die sexuelle Befriedigung mindestens einer der Partner. Wie jedes andere Verhalten kann auch die ejakulatorische Kontrolle systematisch erlernt werden. Hierbei handelt es sich jedoch um die Veränderung von langfristig erworbenen Verhaltensmustern.
- Ein defektes Teil am Auto oder Handy lässt sich schnell reparieren oder tauschen. Bei sexuellen Schwierigkeiten versagen jedoch die scheinbar immer gültigen Erfahrungen des mechanistischen Weltbildes: Ejaculatio praecox will be- und verarbeitet sein!
Ein wissenschaftlich fundiertes Programm und konzentriertes Arbeiten sind daher notwendige Voraussetzungen, diese tief verwurzelten Gewohnheiten zu überwinden. Manchmal helfen auch neuartige Medikamente, einen Erst-Erfolg zu erreichen und damit die Motivation für das weitere Übungsprogramm zu bilden. Mit Hilfe der in diesem Buch dargestellten klaren Verhaltensanweisungen der modernen Sexualberatung können auch Sie es endlich schaffen!
Auswirkungen und Folgen von Ejaculatio praecox
Der vorzeitige oder frühe Samenerguss kann viele negative Reaktionen auslösen. Jeder Betroffene weiß dies leider nur zu gut, und die meisten Sexualberater hören täglich die Leidensgeschichten der betroffenen Männer:
Der frustrierende frühe Orgasmus des Mannes sowie der wegen des kurzen Koitus ausbleibende Höhepunkt der Frau führen zu Minderwertigkeitsgefühlen bei beiden Partnern. Der Mann fühlt sich schuldig; beide empfinden ihr Sexualleben als unbefriedigend.
Das insgesamt geschwächte Selbstvertrauen des unter Ejaculatio praecox leidenden Mannes überträgt sich dann auch schnell auf weite Bereiche seiner Persönlichkeit wie allgemeines Wohlbefinden, Beruf und Freizeit. Man(n) fühlt sich überall schwach und als Versager.
Oft kommt es vor, dass die Betroffenen aus lauter Versagensangst jeden Kontakt zum anderen Geschlecht meiden. Eingeschüchtert und verängstigt weichen sie Flirts und anderen zwanglosen Ereignissen (Partys, Discobesuche usw.) aus. Man traut sich nicht einmal mehr den normalen ungeschlechtlichen Kontakt zu.
Mit jedem Versagen zieht man sich weiter von den Frauen zurück, wird dann noch nervöser – ein Teufelskreis, der sich immer weiter steigert. Kennen Sie das?
Ein bekanntes Phänomen ist aber auch das "Don-Juan-Symptom": Jedes weibliche Wesen wird dabei zum Objekt, das es zu verführen gilt. Dies geschieht in der Hoffnung, mit der neuen Partnerin endlich auch ein glückliches Sexualleben zu finden. Jeder weitere Misserfolg des Don Juan erhöht jedoch wieder dessen Versagensängste, verstärkt den Drang, endlich die wirklich richtige Partnerin zu finden usw. Der Teufelskreis schließt sich auch hier; die Folgen für die Psyche des Mannes sind fatal: Leistungsdruck und Minderwertigkeitsgefühle verstärken das Problem, anstatt Offenheit für neue Lösungswege zu schaffen.
Vielleicht haben Sie bisher versucht, mit einigen Tricks den Samenerguss zu verzögern. Das Multiplizieren vierstelliger Zahlen im Kopf oder Gedanken an den nächsten Besuch der Schwiegermutter sind hierbei sehr beliebt. Auch diverse, jegliche Empfindung und Spontaneität raubende, Betäubungsmittel (Betäubungssalben usw.) werden in diesem Zusammenhang gerne eingesetzt.
- Aber was nutzt Ihnen das längere Durchhalten, wenn Sie nichts mehr davon spüren und keinen Spaß dabei haben? Lernen Sie, wirkliche Kontrolle über Ihren Samenerguss zu entwickeln und Sex tatsächlich zu genießen!
Bringen Sie sich nicht um das Glück erfüllter Sexualität, indem Sie sich mit "anetwas-Anderes-denken-Strategien" oder sonstigen sehr zweifelhaften Ratschlägen schaden! Lernen Sie stattdessen, Ihren Körper und dessen Gefühle bewusst wahrzunehmen! Durch die erlernbare Ejakulationskontrolle und den damit beliebig verlängerbaren Koitus haben Sie dann die Chance,
- Ihre Sexualität zusammen mit Ihrer Partnerin (wieder) als Freude zu empfinden und jede Sekunde wirklich zu genießen,
- Glück und volle Erfüllung für sich selbst und in der gesamten Partnerbeziehung zu finden,
- Ihr Selbstvertrauen durch die Beseitigung eines bisher als unüberwindlich angesehenen Hindernisses immens zu stärken.
Bei konsequentem Arbeiten können Sie schon in wenigen Wochen ein glückliches, harmonisches Sexualleben führen, den Geschlechtsverkehr genießen und sich an einem erheblich gesteigerten allgemeinen Wohlbefinden und Selbstvertrauen erfreuen. Beginnen wir mit dem Lernprozess!
Der Lernprozess in der Sexualberatung
Lernen im sexuellen Bereich ist im Allgemeinen schwierig, weil sich kaum beobachten lässt, wie der Geschlechtsakt bei anderen Menschen abläuft. Wir sind darauf angewiesen, den sonstigen Informationen zu glauben, die wir über das Geschlechtsleben erhalten. Leider handelt es sich hierbei oft um Pseudo-Informationen, Klischées und Mythen, die nur dazu dienen, Verkaufszahlen oder Einschaltquoten der entsprechenden Medien zu steigern oder Werbeklicks im Internet zu generieren. Die tatsächlichen sexuellen Gegebenheiten werden dabei verzerrt und übertrieben. Das Bild des immer-potenten Supermannes wird genauso als Standard dargestellt, wie der weibliche Riesenbusen. Kein Wunder, dass viele Menschen "lernen", nicht richtig gebaut zu sein oder nicht richtig zu funktionieren.
In den nächsten Wochen befassen wir uns mit passenderen Lernmethoden in der Sexualität. Der Lernprozess in der Sexualberatung verläuft nämlich genau wie in anderen Bereichen, in denen man sich weiterbildet: Man muss die notwendigen Techniken kennen und sie konsequent anwenden – dann lässt sich früher Erlerntes bewusst wieder verlernen und durch angemessenere neue Verhaltensweisen ersetzen. Genau diese Prozesse werden durch das 3-Stufen-Programm umfassend unterstützt.
Erinnern Sie sich noch an andere Lernprozesse Ihres Lebens? Wissen Sie noch, wie befangen Sie nach Erhalt Ihres Führerscheins Auto gefahren sind? Ständig überlegten Sie, welcher Fuß wann auf welchem Pedal sitzt, in welchem Gang Sie gerade fahren usw. Mit der Zeit lernten Sie, die Dinge ohne bewusstes Nachdenken zu tun – die Abläufe wurden spontan. Eine angemessene neue Verhaltensweise war erlernt.
Wissen Sie noch, wie Sie sich ein Empfindungsvermögen für die Belange des Autos erarbeiten mussten? Bei wie vielen Umdrehungen man schaltet, und in welchen Abständen man Kraftstoff nachfüllen muss... . All das haben Sie in Theorie – und vielleicht auch schmerzvoll in der Praxis – erlernt. Wenn Sie solch einen Lernerfolg bei der Handhabung der dummen Maschine Auto erzielt haben, wird Ihnen sicherlich noch viel mehr mit der Empfindungsfähigkeit Ihres Körpers gelingen!
Das Programm zur Beseitigung von Ejaculatio praecox hilft Ihnen dabei: Zu Beginn werden Sie sich vielleicht etwas gehemmt und verunsichert fühlen; vieles wirkt noch zu mechanisch. Je mehr Sie aber üben und je mehr sich das Empfindungsvermögen für Ihren Körper verbessert, umso eher werden diese Merkmale verschwinden. Sie können sich dann...