Modul I: Plötzlich schwanger
I.1. Hallo, hier bin ich!
Eine Frau erfährt: Ich bin schwanger. Die Reaktionen sind unterschiedlich: Freude, Überraschung, auch Erschrecken oder gar Angst, je nachdem, in welcher persönlichen Situation sich die Frau/Familie gerade befindet. Anhand authentischer Fallschilderungen erarbeiten die Schüler, welche Probleme der unerwartete Nachwuchs für die Mutter und die Umgebung aufwerfen kann und welche Verantwortung ihr soziales Umfeld (Kindsvater, eigene Eltern etc.) hat. Die folgende Unterrichtseinheit vermittelt den Schülern einen Eindruck davon, um wen es neben der Schwangeren auch noch geht – den neuen Menschen.
Im Internet finden sich zahlreiche Liedtexte auch von bekannten Bands und Sängern, die sich mit der Thematik befassen (z.B. Madonna: Papa don’t preach, Flipsyde: Happy Birthday; Purple Schulz: Herz voller Gold). Leider ist es aus Gründen des Copyrights nicht möglich, diese hier abzudrucken. Eine Erweiterungsaufgabe sieht daher vor, den Schülern die Möglichkeit zu geben, die Lieder selbst zu finden und im Unterricht vorzustellen.
Material (Hinweise immer auf das Schülerbuch):
Text /Abbildung 1: Familie mit Baby
Text 2 S. 8-10: Fallbeispiele
Text 3 S. 10: Rollenspiel – Der Fall Janine N.
Übersicht
I.1.1 Impuls / Brainstorming
Methode: Lehrer/Schülergespräch
Material: Foto eines Babys / einer Mutter/eines Vaters mit Kind; Abbildung 1
Folgende Fragen können eine Auseinandersetzung mit der Thematik einleiten:
- Was denkt ihr, wenn ihr ein Babyfoto / eine junge Mutter mit Kind seht?
- Was denkt und fühlt man, wenn sich Nachwuchs ankündigt?
- Welche Reaktionsmöglichkeiten könnt ihr euch vorstellen?
- Von welchen Umständen hängen diese Reaktionen ab?
- Was würde sich in eurem Leben ändern?
Mögliche Antworten:
Babyfotos / Mutter mit Kind: positive Reaktionen, die meisten Menschen lächeln beim Anblick eines Babys; Beschützerinstinkt
Nachricht von einer Schwangerschaft: Freude / Schock / Angst / Erleichterung; abhängig von Situation der Eltern / Mutter und der Frage, ob die Schwangerschaft geplant / sehnlich erwartet / unerwartet ist
Leben der Schüler: große Probleme – Bewältigung des Schulabschlusses schwierig, plötzliche Verantwortung, finanzielle Bürde, Angst, Sorge, eingeschränkte Freizeit
I.1.2 Erarbeitung: Fallbeispiele
Methode: Gruppenarbeit mit anschließendem Schülervortrag
Material: Schülerbuch S. 8-10: Fallbeispiele
Sofern möglich, sollte für diese Gruppenarbeit ein zusätzlicher Raum gebucht werden oder aber in einen möglichst großen Raum gewechselt werden.
Vorgehensweise:
Die Lerngruppe wird in Gruppen von 5-7 Schülern eingeteilt.
Die ersten beiden Fragen sollten von der gesamten Gruppe diskutiert werden. Die letzte Frage sollte arbeitsteilig erfolgen, wobei jedes Gruppenmitglied eine Rolle übernimmt und sich hierzu Gedanken macht (Kindsvater, Vater / Mutter von Marie, Maries Freundin, Beraterin in der Beratungsstelle). Je nach Gruppengröße können weitere Rollen besetzt werden, z.B. Schwiegereltern, die Ärztin / der Arzt. Eine Schülerin übernimmt die Rolle der Schwangeren und bearbeitet die letzte Frage.
Nach Bearbeitung der letzten beiden Fragen stellen die Schüler sich im Kreis um die Schülerin auf, die die Rolle der Schwangeren übernimmt, gehen langsam um sie herum und teilen ihr ihre Ratschläge mit, wobei alle gleichzeitig sprechen. Die in der Mitte stehende Schülerin versucht die Ratschläge aufzugreifen und darauf zu reagieren.
Die Gruppe reflektiert gemeinsam ihre Ratschläge / Maries Reaktionen. Im Plenum werden die Ergebnisse vorgestellt.
Gruppe 1: Der Fall Marie M.
Arbeitsaufträge:
- Welche Möglichkeiten gehen Marie wohl durch den Kopf?
- Welche Folgen hätten die unterschiedlichen Möglichkeiten für Marie?
- Welche Ratschläge / Hilfen würdest du Marie als Berater/in (Freund/in, Mutter) anbieten?
- Welche Hilfen könnte Marie sich wünschen?
Mögliche Antworten:
Möglichkeiten für Marie: Schwangerschaftsabbruch / Kind austragen
Schwangerschaftsabbruch: keine weitere finanzielle Einschränkung, Weiterführung des Lebensplans, keine Umstellung auf neue, unbekannte Situation
Kind austragen: deutliche finanzielle Einschränkung, möglicherweise ablehnende Reaktionen des Umfelds, zusätzliche psychische Belastung, aber auch Freude über das Kind / an dem Kind; Vorteile für das ältere Geschwisterkind (Spielpartner, Erlernen von Sozialverhalten)
Mögliche Ratschläge / Hilfen:
Vater: Die Schwangerschaft beenden / eine Beratungsstelle aufsuchen, die hierbei hilft / mehr Unterstützung im Haushalt / bei der Kindererziehung/Babypflege
Freundin: Vorteile eines Geschwisterkindes aufzeigen / Hilfe bei der Kinderbetreuung anbieten / Babysitterdienste anbieten
Großeltern: die Schwangerschaft beenden / zum Arzt / zur Beratungsstelle begleiten/ finanzielle Unterstützung, Hilfe bei der Kinderbetreuung / Einrichtung des Babyzimmers / im Haushalt
Berater: die Schwangerschaft beenden / Liste mit Ärzten aushändigen, die solche Abbrüche durchführen / von Erfahrungen anderer Frauen berichten, die abgetrieben haben / finanzielle Unterstützungen durch staatliche Stellen / Kirchen / private Organisationen / gemeinnützige Vereine anbieten
Maries Wünsche: Entlastung im Haushalt / bei der Verantwortung für die Familie, Mut machen, gut zureden, Trost / Halt / ernst genommen werden / nach den eigenen Wünschen gefragt werden
Gruppe 2: Der Fall Lena S.
Arbeitsaufträge:
- Welche Möglichkeiten gehen Lena wohl durch den Kopf?
- Welche Folgen hätten die unterschiedlichen Möglichkeiten für Lena, welche für ihr Kind?
- Welche Hilfen / Ratschläge würdest du Lena als Berater/in (Freund/in, Mutter) anbieten?
- Welche Hilfen könnte Lena sich wünschen?
Mögliche Antworten:
Möglichkeiten für Lena: Schwangerschaftsabbruch / Kind austragen
Schwangerschaftsabbruch: keine „Schande“ für die Eltern, kein Gerede im Dorf, evtl. Versöhnung mit dem Freund / Leid und Trauer um das Kind
Kind austragen: Ertragen des Geredes der anderen, der Vorwürfe der Eltern, Scham, evtl. endgültiges Ende der Beziehung zum Vater des Kindes; langwieriger Rechtsstreit um Unterhaltszahlungen
Mögliche Ratschläge / Hilfen:
Kindsvater: Drängen auf Abtreibung, Drohen mit endgültigem Ende der Beziehung
Großeltern: Vorwürfe, Drängen auf Abtreibung, Erläuterung der Schwierigkeiten, die sich ergeben: Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Erziehung; finanzielle Einbußen
Beraterin: Schwangerschaft beenden /Liste mit Ärzten aushändigen, die solche Abbrüche durchführen / von Erfahrungen anderer Frauen berichten, die abgetrieben haben / finanzielle Unterstützungen durch staatliche Stellen / Kirchen / private Organisationen / gemeinnützige Vereine anbieten
Freundin: an die eigentlichen Gefühle Lenas erinnern / auf das Positive eines Lebens mit Kind verweisen / Unterstützung anbieten /die Bedeutung von Dorfgerede in Frage stellen
Lenas Wünsche: Verständnis bekommen, Trost und Zuspruch erfahren, Mut zugesprochen bekommen, Hilfsangebote, keine Vorwürfe
Gruppe 3: Der Fall Janine N.
Arbeitsaufträge:
- Welche Möglichkeiten gehen Janine wohl durch den Kopf?
- Welche Folgen hätten die unterschiedlichen Möglichkeiten für Janine, welche für ihr Kind?
- Welche Hilfen / Ratschläge würdest du Janine als Klassenlehrerin (Berater/in, Freund/in, Mutter) anbieten?
- Welche Hilfen könnte Janine sich wünschen?
Möglichkeiten für Janine: Schwangerschaftsabbruch / Kind austragen
Schwangerschaftsabbruch: Fortsetzen der Schullaufbahn, Realschulabschluss, danach geplanter weiterer Lebensweg – gemeinsame Wohnung mit Freundin, Lehre
Kind austragen: Ertragen des Geredes der Klassenkameraden / Lehrer, Vorwürfe der Eltern, Scham, evtl. Ende der Beziehung zum Vater des Kindes; Verzögerung des Schulabschlusses; Schwierigkeit, eine Lehrstelle zu finden; möglicherweise keine gemeinsame Wohnung mit...