EINDRINGLICHKEIT
Erlaube dir heute einmal, ein Eindringling zu sein.
Mische dich ein, statt zu schweigen, wenn du Unrecht wahrnimmst.
Schaue die dir begegnenden Menschen an.
Mache schon durch deine bloße Reaktion auf dich aufmerksam.
Wie gestaltest du deinen Blick, wenn er eindrücklich werden soll?
Kannst du eindrücklich fragen, bitten, fordern?
Wie klingst du, wenn deine Stimme eindrücklich wird?
Kannst du leise und doch eindrücklich Kontakt aufnehmen?
Es gibt eine Eindrücklichkeit der Stille, allein geprägt durch die Intensität deiner Anwesenheit.
Es gibt ebenso eine Eindrücklichkeit des Verhaltens; ohne viel zu reden, kannst du einfach konsequent handeln.
„Unsere Sprache ist eindringlich, wenn unser Tun redet. Ich beschwöre euch daher, lasst doch euren Mund verstummen und eure Taten reden“ (Antonius von Padua, früher Lehrer der Franziskaner Gemeinschaft).
ICH FINDE MICH
Weißt du, wo und wie du bist?
Gehst du manchmal auf die Suche nach dir selbst?
Du bist es wert, dass du dich um dich kümmerst!
Stimmt dich die Aufgabe ratlos?
Das ist nicht verwunderlich.
Wir leben außenorientiert, wir erfüllen Rollenanforderungen, wir präsentieren uns auf der Suche nach Fremdbestätigung.
Die Selbstakzeptanz läuft lediglich mit.
Teile mir mit, wie ich wirke, dann werde ich prüfen, ob ich mit mir zufrieden sein kann.
Findest du innere Messinstrumente, zum Beispiel eine eigenständige Begutachtungsinstanz?
Wie und wo stellst du fest, dass du dich wohl fühlst?
Bemerkst du noch was dir gut tut?
Nutze einige deiner dir von Geburt an geschenkten Wegweiser.
Erlaube dir, voller Genuss ein- und aufzuatmen.
Überlasse dich der unermüdlichen Regelmäßigkeit deiner Herzaktion.
Nimm dein „Bauchgefühl“ ernst.
Begrüße die Schmetterlinge in dir.
AUFFORDERUNGSCHARAKTER
Es gibt keine wahrnehmbare Wirklichkeit an sich.
Wirklichkeit gestaltet sich jederzeit und an jedem Ort exklusiv für jeden von uns.
Nimm daher so oft wie möglich die Aufforderungen an und für dich an.
Gesichter blicken dich an, lächeln dir zu, oder sie sind spürbar mit sich beschäftigt.
Jede Situation besitzt einen persönlichen Aufforderungscharakter, den zunächst nur du erkennst.
Suche exemplarisch die Verbindungen von Signalen und Reaktionen, die du gelernt hast.
Welche Farben bedeuten für dich welche emotionalen Botschaften?
Überlasse dich deinen Farbimaginationen.
Spüre das zarte Grün in den Körperkontakten.
Schwelge in der Lust des Blaubades.
Erfahre die Wärme des Rotlichts und genieße ihre und deine Wachstumsenergien.
Lasse das gleißende Weiß wie das Licht eines Suchscheinwerfers deinen Erkenntniseifer steuern.
Ruhe dich im Schwarz-Dunkel aus und erlebe dich geschützt und geborgen.
INNERE RÄUME
Hast du eine Vorstellung davon, wie viele innere Räume du in der realen und imaginären Körpererfahrung besitzt und erforschen kannst?
Du wirst letztendlich nicht zählbare Orte in dir finden, an denen du dich aufhalten und in denen du dich makroskopisch und mikroskopisch umsehen darfst.
Lasse dich auf die folgende Selbsterfahrungsübung ein und nutze dazu deine natürliche Atmung.
Stelle zunächst fest, dass du in vier Phasen atmest: einatmen – kurze Pause – ausatmen – längere Pause.
Erlebe dann, dass du mit der Tiefe der Atemzüge die größere Pause verlängern kannst.
Halte dich mit Vorfreude und innerer Neugierde in deinen Atempausen auf.
Spüre die Unfassbarkeit und vielfache Grenzenlosigkeit deiner eigenen Erfahrungsräume.
Verknüpfe deine Wahrnehmungsebenen: Weite, Tiefe, Intensität, Größe, Exklusivität.
Lasse dich in dein inneres Raumerleben fallen, wie ein Gleitflieger sich loslässt in der Freiheit der Lüfte.
HERZLICHST, DEIN HERZ!
„Man sieht nur mit dem Herzen gut“, lässt Antoine de Saint-Exupéry seinen kleinen Prinzen sinnieren.
Blaise Pascal postuliert eine „Logik des Herzens“, die einen besseren Zugang zum Selbst und zur Welt eröffnet.
Hast du jemals den fragenden, dialogischen Kontakt zu deinem Herzen gesucht?
Der unermüdliche Taktgeber und Garant deines Überlebens verdient deine Aufmerksamkeit.
Dein Herzschlag variiert in der Stärke, in der Regelmäßigkeit und in der Frequenz.
Er spiegelt dir Erregung, Glücksgefühle oder Ängste wider.
Die Herzenswärme und Herzensgüte der Poeten kannst du in dir erfahren.
Zentriere dich in deiner Herzmeditation.
Lasse dich von deinen Pulswellen tragen.
Spüre die unendliche Ausdauer und Verlässlichkeit deiner Herzaktion.
Erlebe dich sicher und von vorgegebenen Rhythmen gesteuert.
Verknüpfe die natürlichen Kräfte, die emotionale Stärke, die Erkenntnisfähigkeit und die mitmenschliche Wärme deiner „Herzlichkeit“.
SCHAU AUS DEM
FENSTER!
Spürst du wieder einmal die Enge und die lästigen Routinen deines Alltags?
Projizierst du die Beschränktheit deiner Handlungsräume auf deinen Körper und auf deine Psyche?
Erlebst du in der Folge Beklemmung und Angst?
Suche Gegenstrategien und Erwiderungshaltungen.
Stelle dich ans Fenster und schaue hinaus.
Nimm die unbegrenzte Weite deiner Sichträume wahr.
Erlebe Unendlichkeit in ihrer visuellen Form.
Du blickst über alles hinweg und hinaus.
Du weißt, dass es selbst hinter dem Horizont noch weitergeht, wenn du dich dorthin bewegen möchtest.
Du erfährst die nicht endende Vielfalt des Seienden.
Du darfst blicken, wohin du willst.
Du darfst alles Wahrgenommene in deine momentane Selbsterfahrung einbauen und es frei nutzen.
Entdecke die Vielzahl der Fenster, die dir Ausblicke ermöglichen!
VERSTEHEN
Kannst du das folgende Paradoxon erfassen?
„Erkläre dich selbst, glaube aber keinesfalls, dass du dich verstehen wirst!“
Wenn du davon ausgehst, dass du dich über wissenschaftliche Erfahrungen, Gesetze und Beweise selbst begreifen kannst, dann wirst du dich lediglich als funktionierendes Teilsystem der Natur deuten.
Es wird keine wesentlichen Unterschiede zwischen dir und der übrigen lebendigen und toten Materie geben.
Du wirst lediglich graduell anders und ein typischer Mensch sein.
Naturgesetze werden für dich nur geringfügig verändert werden müssen.
Gehe daher auf einem fundamental anderen Weg auf dich zu.
Verstehe dich!
Fühle dich in dich ein, statt dich logisch erklären zu wollen.
Erlebe den Einklang mit dir selbst im Verständnisvollen.
Wenn du dich selbst verstehen willst, wirst du einen in jeder Hinsicht offenen Dialog mit dir führen, neugierig sein wie ein Kind, nach allem was in dir vorgeht fragen, weil es dein Leben ist.
Nur über das Selbst-Verständnis wächst das Individuelle.
UNZERSTÖRBAR
Glaubst du an das letztendlich Heile in dir und in der Welt?
Gehe davon aus, dass du immer und überall Schutz und einen Zufluchtsort für dich und dein Selbst finden wirst.
Suche die geeigneten Wege!
Finde die Elemente des Kosmischen, die dich mit der Welt verbinden!
Erlebe deinen Atem als Teilhabe; nutze das unendliche Angebot an lebenspendenden Sauerstoff.
Erfahre vorgegebene Rhythmen in dir, die ohne dein Zutun geregelt sind.
Begib dich in die Zentren der Geborgenheit und in die Tiefe deines Körpers.
Erfahre den Gegensatz von Begrenztem und Unbegrenztem.
Entdecke dein wahres Selbst, das in dir und über dich hinaus in jeder Wahrnehmungsrichtung unverändert bleibt, das deine Gedanken und Gefühle übersteigt.
Du wirst dich als Teil des Ganzen erleben, das über deine Selbstgrenzen hinaus unendlich in seinen unfassbaren Dimensionen unzerstörbar bleibt.
Du wirst in stillem Jubel deinem Heil begegnen.
ADLER SUCHT LANDEPLATZ
Erlaube dir eine Tagtraumreise:
Verlasse deinen Körper, gönne ihm und dir eine Ruhe- und Erlebnispause.
Spüre wie dir mächtige Flügel wachsen, deren Spannweite dir kühne Sicherheit schenkt.
Hebe ab und erreiche mit wenigen kraftvollen Flügelschlägen deinen Adlerhorst.
Schaue mit deinen scharfen Augen herab.
Erfahre, wie stark und mächtig du bist, wie klein und unbedeutend die Welt unter dir erscheint.
Du genießt die Distanz des Erhabenen.
Alles verliert an Aktualität und Herausforderungskraft.
Du hebst mit der Leichtigkeit deiner Lebensstärke ab.
Du lässt dich von den aufsteigenden Lüften tragen.
Ohne erhebliche Anstrengung gleitest du über weite Himmelsstrecken.
Die Landschaften unter dir liegen wie zur Betrachtung ausgebreitet.
Trunken vor Daseinsfreude lässt du dich fallen, steigst...