4. Bedrohungen
Bei der Betrachtung von Geschäftsergebnissen verwenden viele Unternehmen das „Ampelmodel".
- Grün bedeutet: alles OK
- Gelb bedeutet: Achtung, Ziele sind gefährdet
- Rot bedeutet: Ziele wurden nicht erreicht
Das können Sie auch auf Ihr persönliches Frühwarnsystem anwenden. Sobald Sie den Eindruck haben, hier stimmt etwas nicht, gehen Sie auf Gelb:
- Sie beobachten Ihr Umfeld jetzt intensiver
- wechseln Sie falls angebracht in eine der pVSt (später mehr dazu)
Wenn Gelb sich bestätigt und sich eine Bedrohung aufbaut, wechseln Sie auf Rot. Das bedeutet:
- Sie sind bereit sich zu verteidigen
- bringen Ihr Adrenalin unter Kontrolle
- werden aktiv (Deeskalation, Flucht oder Angriff)
Wie Sie ja schon erfahren haben, entstehen Bedrohungen nicht aus dem Nichts heraus. Es gibt immer eine Vorgeschichte. Die meisten Menschen nehmen Sie aber nicht wahr, weil Ihre Aufmerksamkeit eingeschränkt ist. Sie abgelenkt sind oder es einfach verdrängen. Sie wollen nicht wahrnehmen, was gerade geschieht, sich anbahnt. Warum nicht?
Weil sie nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen, weil sie Angst haben verletzt zu werden oder etwas falsch zu machen. Statt aktiv zu werden schauen sie weg, senken den Kopf, schauen in ihre Zeitung, damit sie uninteressant erscheinen, nicht bemerkt werden. Sie wissen inzwischen, das ist falsch. Damit qualifizieren Sie sich geradezu zum Opfer. Sie verschenken wichtige Zeit und Möglichkeiten, der Bedrohung zu entgehen oder sich vorzubereiten. Warum wiederhole ich das hier nochmals? Weil es fundamental ist. Verhalten Sie sich in dieser 1 Phase falsch, verfangen Sie sich in der Spirale von Angst, Unsicherheit und Passivität. Es geht um den Punkt, wo Sie erkennen können, hier könnte es Probleme geben.
- da ist die Gruppe aggressiver Jugendlicher
- Fußballfans, in öffentlichen Verkehrsmitteln
- Schritte die Sie hinter sich wahrnehmen
- jemand der Sie mit Blicken mustert.
- jemand der sich eindeutig auf Sie zu bewegt
- die Falsche Kneipe
- Betrunkene ob allein oder in Gruppen
- der soziale Brennpunkt
- das gefährliche Stadtviertel
- die Neonazi Demo etc. "
All das sind eindeutige Signale, die auf mögliche Probleme hindeuten können, und denen Sie immer noch ausweichen können. Ihre Person an sich, spielt natürlich auch noch eine Rolle. Sind Sie männlich, weiblich, wirken Sie vermögend, ortsfremd, unsicher, verhalten bei Blickkontakt. Wenn Sie all das ignorieren dann sind Sie natürlich total überrascht, wenn Sie wie aus dem Nichts bedroht werden. Mit dann all den beschriebenen Problemen von Angst, Überraschung, Adrenalin, Handlungsunfähigkeit. Ich kann es wirklich nicht oft genug wiederholen:
Aufmerksamkeit ist fundamental
4.1 Distanzen
Viele Dinge sind wichtig zu wissen und zu beachten, um sich erfolgreich verteidigen zu können. Der Beachtung der Distanz kommt aber eine besondere Bedeutung zu. Je näher ein potenzieller Angreifer an Ihnen dran ist, umso schwieriger wird es für Sie, sich vorzubereiten, einen Angriff zu erkennen und zu reagieren. Deshalb gilt grundsätzlich: je größer der Abstand umso besser.
kurze Distanz (Körperkontakt bis ca. 30 cm Abstand)
Angriffe: Kopf, Ellenbogen, Haare, Würger, Klammern, Fassen, Knie, Waffen.
In einer Bedrohungssituation ist diese Distanz auf gar keinen Fall akzeptabel. Wenn Sie in dieser Distanz angegriffen werden, ist es nur noch schwer möglich zu reagieren. Wirklich gefährlich wird es, wenn Sie dann noch einen Gegner haben, der im Nahkampf spezialisiert ist. (Ringer, Judoka).
Vermeiden Sie unbedingt, dass jemand so nah an Sie herankommen kann. Gehen Sie weg, benutzen Sie etwas als Abtrennung usw.
Ist das nicht mehr möglich, so nehmen Sie spätestens jetzt eine der passiven Verteidigungsstellungen ein. Seien Sie bereit, den Genitalbereich vor Kniestößen zu schützen, ihren Kopf vor Kopfstößen oder Schwingern.
mittlere Distanz (30 cm bis ca. 80 cm, etwas mehr als Armlänge) Angriffe: Kopf, Schwinger, gerade Stöße, Hände, Knie, Schienbein, Waffen. Wird auch als „Infight“ (Boxen) oder „Intimdistanz“ bezeichnet. Gespräche zwischen Freunden, Familie und guten Kollegen.
Bitte beachten Sie, dass der Gegner sich durch einen kurzen Schritt in Nahkampf-Distanz befindet und Sie durch Klammern oder eine Wurftechnik schnell zu Boden bringen kann. Wenn im Nahkampf der Ringer Ihr Albtraum ist, so ist es hier der Boxer. Die meisten Schlägereien starten in der mittleren Distanz, weil der Bedrohte zu lange gezögert hat oder weil er überrascht wurde.
Bei den Softskills wurde beschrieben, wie sich eine Auseinandersetzung in Schritten entwickelt. Denken Sie bitte daran, dass es auch Typen gibt die das Vorgeplänkel überspringen und sofort angreifen. Besonders gefährlich ist es, wenn er sich schon in der mittleren Distanz befindet und dann mit einem Kopfstoß eröffnet.
Bei Personen die sich nicht gut kennen, wird diese Distanz meist als unangenehm empfunden.
Zu beachten ist jedoch, dass Südeuropäer da anders empfinden. Dort ist es eher üblich sich in der mittleren Distanz sich unterhalten oder auch zu streiten.
lange Distanz (80 cm bis ca.150 cm)
Angriffe: Fußtritte, Sprungtritte, Drehtritte, Gegenstände werfen, Waffen. Gewöhnliche Entfernung zwischen Menschen, die sich unterhalten und nicht kennen. Sie fühlen sich sicher in dieser Distanz.
Hier können Sie böse überrascht werden, wenn Sie sich „noch sicher“ fühlen, aber dann plötzlich mit einer schnellen Tritttechnik angegriffen werden. Nicht nur große Menschen greifen so an. Der Vorteil bei dieser Distanz ist, das Sie auf jeden Fall mehr Zeit haben zu reagieren, als bei den anderen Distanzen. Wenn Sie aufmerksam sind, haben Sie auch gute Chancen zum kontern.
Erkenntnis:
Die Distanz zum Gegner ist fundamental wichtig und bestimmt ob Sie überhaupt und wenn ja, wie reagieren können. Sie entscheidet über mögliche Abwehr- und Angriffstechniken. Hierbei ist es entscheidend, dass Sie nicht völlig überrascht werden und den Angriff erwartet oder wenigstens für möglich gehalten haben.
Versuchen Sie die Distanz zu bestimmen und gehen Sie nicht davon aus, dass der Gegner Sie in einer bestimmten Art und Weise angreifen wird.
Ein Beispiel dazu: Ich beobachtete mehrfach wie jemand von kleinerer Statur sich gerne größere Opfer aussuchte. Er gelang ihm immer auf mittlere Distanz an seine Opfer heran zu kommen, weil er natürlich unterschätzt wurde. Er sprang dann hoch, griff mit beiden Händen in die Haare seines Opfers, riss sie mit seinem Körpergewicht nach unten und rammte ihnen dann sein Knie ins Gesicht, natürlich mehrfach.
Seien Sie also mit allen Merkmalen der verschiedenen Distanzen vertraut. Dringt jemand in Ihren mittleren Distanzbereich ein, so müssen Sie reagieren und haben dazu folgende Alternativen:
- Sie weichen ohne Hektik aus oder gehen zurück
- Sie sagen „Stopp, das ist mir zu nah“
- Sie greifen an
Für welches Verhalten Sie sich entscheiden ist absolut davon abhängig, wie Sie die Situation oder Bedrohung einschätzen.
- egal welche Distanz Sie auch zum Gegner haben, nehmen Sie immer eine der passiven Verteidigungsstellungen ein
4.2 Verteidigungsstellungen
Grundsätzliches
- versuchen Sie sich so zu stellen, dass Sie einen möglichen Fluchtweg, der vielleicht gerade blockiert ist leichter erreichen können
- vermeiden Sie das Personen sich hinter Ihnen
- eine Wand im Rücken ist nicht immer die beste Wahl, Sie sind in Ihren Bewegungen nach hinten blockiert, bei evtl. mehreren Angreifern sind Sie auch wesentlich schneller umzingelt
passive Verteidigungsstellung (pVSt)
Mit einer pVSt können Sie unterschiedliche Eindrücke hervorrufen: Sie zeigen Interesse, Sie beobachten aufmerksam, Sie hören gut zu, Sie wollen beruhigen/verhandeln oder aber, Sie sind nicht interessiert. Grundsätzlich gilt:
- Kinn leicht nach unten, um den Kehlkopf zu schützen
- Oberkörper und Unterkörper leicht weggedreht vom Gegner
- Arme vor dem Körper
- stabiles Gleichgewicht
- hohe Aufmerksamkeit
- Atmung kontrollieren
- Distanz beachten
Der Gegner darf nicht erkennen, dass Sie sich auf einen möglichen Angriff vorbereiten. Deshalb muss Ihre Position neutral bis defensiv erscheinen.
pVSt: Hände übereinander
Hände liegen auf Ihrem Unterleib, die Hand zum Gegner liegt oben.
pVSt: Arme übereinander gelegt
Unterarme vor dem Solar Plexus.
Arm zum Gegner liegt oben, Hände...