Der Operationsbetrieb stellt im klinischen Bereich einen erheblichen Kostenfaktor dar; ca. 15% der Gesamtkosten der Univ. Klinik Innsbruck entstehen bei der Planung, Durchführung und im Umfeld des Operationsbereiches. Im Jahr 2001 wurden in 58 Operationssälen 40044 Operationen durchgeführt [HaLe02]. Dabei fielen für den OP – Bereich Gesamtkosten in der Höhe von 60,28 Mio. Euro an [HeMe03].
Daher besteht seitens der Administration der Wunsch, einerseits kosteneinsparende und andererseits effizienzsteigernde Vorteile zu realisieren, ohne dabei die Qualität der medizinischen Leistung zu beeinträchtigen bzw. diese noch zu effektivieren.
Neben der tatsächlichen Aufgabenstellung, nämlich der Einführung einer integrierten Softwarelösung für den Operationsbereich, sollen in dieser wissenschaftlichen Arbeit ganz gezielt die während des Projektmanagements und der Implementierung auftretenden Besonderheiten aufgezeigt, hinterfragt, mitberücksichtigt und letztendlich auf die spezielle Situation des Gesundheitsbereiches gesehen, implementiert werden.
Alle herausgearbeiteten und für den medizinischen Sektor relevanten Bereiche des strategischen Projektmanagements werden genau beschrieben und analysiert; und um die Zusammenhänge der einzelnen Bereiche untereinander sowie deren Interaktion zu erkennen, wird eine Sensitivitätsanalyse durchgeführt. Ebenso soll für die auftretenden Probleme des Projektmanagements – soweit möglich – ein Lösungsansatz geboten werden.
Als genereller Leitfaden für das gesamte Projekt dient das Phasenschema nach Haux [HaLa98] (eine Vorstellung erfolgt in Kap. 10.3.3). Ähnliche Modelle finden sich beispielsweise bei Heinrich [Hein96] oder Heilmann [Heil00] (vorgestellt in Kap. 3.2). Die Implementierung des Projektes erfolgt nach dem erstgenannten Schema. Der Aufbau dieser wissenschaftlichen Arbeit orientiert sich nur grob an der beschriebenen Vorgehensweise, das Kapitel strategisches Projektmanagement soll nur Überblicksweise behandelt werden.
Die Arbeit soll vielmehr zwei Hauptthemen umfassen:
Die Sensitivitätsanalyse (SA) soll die Zusammenhänge die für ein IT – Projekt im Gesundheitswesen zu untersuchenden Bereiche aufzeigen. Es soll deren Verflechtung untereinander sowie deren Interaktion mit Stakeholdern im Gesundheitsbereich dargestellt und analysiert werden. Die im Laufe einer Projektdurchführung auftretenden Besonderheiten, die nur im Gesundheitsbereich relevant sind, bzw. sich im Gesundheitsbereich von anderen Bereichen (z.B. Industrie) unterscheiden; sollen genau hinterfragt und untersucht werden um der besonderen Sensitivität des Gesundheitswesens Rechnung zu tragen. Neben einer allgemeinen Definition des Begriffs in Kapitel 4, sowie der Vorstellung des erarbeiteten Modells in Kapitel 5 wird im Anschluss an jedes Kapitel; in denen Elemente des Projektmanagements untersucht werden; nochmals erläutert, warum gerade dieser Bereich in der SA Beachtung gefunden hat und wie die Ergebnisse des Modells zu interpretieren sind.
Elemente des IT – Projektmanagements, sowie deren spezielle Ausprägung im Gesundheitsbereich sollen vorgestellt, einer Analyse unterzogen und ihre Stellung innerhalb des Sensitivitätsmodells geklärt werden.
Der erste Teil setzt sich neben theoretischen Konzepten in verschiedenen Bereichen, die sich aus der oben beschriebenen Definition des zu untersuchenden Problems ergeben (Kapitel 3, 4 und 6).auch mit dem im Rahmen dieser Arbeit entwickelten Sensitivitätsmodell (Kapitel 5) und den Rahmenbedingungen der Institutionen des Gesundheitswesens (Kapitel 7) auseinander.
Im zweiten Teil (Kapitel 8 bis 13) werden typische Bereiche, die im IT – Projektmanagement im Gesundheitswesen auftreten, behandelt. Ebenso werden verschiedene Konzepte vorgestellt, die für das strategische Projektmanagement relevant sind und zur Problemlösung herangezogen werden können.
Im Anhang wird exemplarisch die im Laufe des Projektes durchgeführte Modellierung des Bereiches der OP – Organisation (analog der in Kapitel 10 vorgestellten UML) dargestellt.
Die Kapitel sind wie folgt eingeteilt:
Kapitel 2 stellt eine einleitende Betrachtung zum Thema „Kosten im Gesundheitswesen“ dar. Der steigende Kostendruck, der mittlerweile auch im Gesundheitswesen sehr stark spürbar ist, ist bekanntermaßen einer der Hauptgründe für ein effizientes Projektmanagement einerseits und dem verstärkten Einsatz von Informationsmanagement andererseits.
Das Kapitel 3 beschäftigt sich mit theoretischen Konzepten zum strategischen Projektmanagement in der Wirtschaftsinformatik. Es soll ein Überblick über die Aufgaben des strategischen Projektmanagement gegeben werden, ebenso ein grober Überblick die Gründe, warum ein effizientes, ganzheitliches Projektmanagement gerade im Gesundheitsbereich unabdingbar ist. Ergänzt durch Verweise auf die Literatur wird dieses Kapitel so kurz als möglich gehalten, da Abhandlungen zum Thema Projektmanagement auf der einen Seite zahlreich existieren und auf der anderen Seite das nicht das Hauptthema dieser wissenschaftlichen Arbeit sein soll.
Im Kapitel 4 wird auf die Sensitivitätsanalyse eingegangen; neben theoretischen Konzepten (Technologiemanagement, Vernetztes Denken, Systemansatz von Vester, …) wird anhand eines praktischen Beispiels die Erstellung einer Sensitivitätsanalyse nach Vester beschrieben.
Die in Kapitel 4 dargestellte Methode wird dann in Kapitel 5 dazu verwendet, das Sensitivitätsmodell „IT – Projektmanagement im Gesundheitsbereich“ zu konstruieren.
Kapitel 6 befasst sich mit medizinischer Informatik allgemein; mit Begriffsdefinitionen, der Entstehung der und dem derzeitigen Stand der verschiedenen Bereiche der medizinischen Informatik.
Das Kapitel 7 beleuchtet grob die Institutionen des Gesundheitswesens und deren Verflechtung mit der medizinischen Informatik.
Im Kapitel 8 geht es um medizinische Dokumentation und deren Ziele, Arten, Qualität und Medien. Weiters wird die medizinische Dokumentation im Routinebetrieb beleuchtet und analysiert.
Das Kapitel 9 geht auf die Problematik von Wissensbasierten Systemen und Entscheidungsunterstützung in der Medizin. Es wird erläutert, wie die Integration in ein Informationssystem erfolgen und wie rechnerunterstützte Wissensverarbeitung in der Medizin umgesetzt werden kann.
Kapitel 10 behandelt das Thema Krankenhausinformationssysteme, deren Aufgabe, deren Modellierung und die Möglichkeit Krankenhausinformationssysteme zu managen.
Im Kapitel 11 werden Möglichkeiten gesucht, den Patienten in medizinische Informationskreisläufe zu integrieren bzw. Ansätze aufgezeigt, die Patienteninformierung mit IT zu unterstützen.
Die Telematik im Gesundheitswesen, deren Rahmenbedingungen und deren Ausprägungen werden im Kapitel 12 beleuchtet.
Im Kapitel 13 wird eines der Hauptziele der Arbeit, nämlich das Qualitätsmanagement analysiert. Neben den Grundlagen werden Modelle des medizinischen Qualitätsmanagements beschrieben, sowie die Möglichkeit einer Integration in die medizinische Informatik und der dafür benötigten Werkzeuge aufgezeigt.
Durch die Beschreibung der „sensitiven Bereiche“ für ein IT – Projektmanagement im Gesundheitsbereich soll für zukünftige Projekte eine ganze Reihe von Verbesserungen, sowohl aus medizinischer, kostenrechnerischer, administrativer als auch patientenorientierter Sichtweise realisiert werden können.
Wie und ob diese im gewünschten Ausmaß realisiert werden können, hängt nicht zuletzt aufgrund der Sensitivität des Gesundheitswesens auch von den aufgeworfenen und untersuchten Besonderheiten eben dieses Bereiches ab.
Ob es nun beispielsweise der Fortschritt in der Informationstechnologie, die duale Sichtweise (medizinische und administrative Sicht), die besonderen Datenschutzbestimmungen und andere gesetzliche Vorgaben oder der Patient sind, die ebendiese Besonderheiten des Projektmanagements in diesem Bereich ausmacht; diese Punkte sollen untersucht werden und das Gerüst für diese Arbeit bilden.
Ob durch die objektorientierte Sichtweise des Projektes Frameworks (Lösungsmuster) geschaffen werden können, die sich generell für andere Projekte in diesem Bereich anwenden lassen, oder ob die Geschäftsprozesse und Benutzerwünsche im geplanten Ausmaß in die Implementierung miteinfließen können, wird die Untersuchung ebenso zeigen wie die besondere Stellung und Situation des Informationsmanagements (IM) bzw. des IM – Projektmanagements im Gesundheitswesen.
Die Arbeit soll dann als...