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So rede ich richtig mit meinem Kind

Wie Worte wirken. Konflikte fair lösen. Stressfreier erziehen. Für Eltern von 3- bis 10-jährigen Kindern

AutorDoris Heueck-Mauß
VerlagHumboldt
Erscheinungsjahr2016
Reihehumboldt - Eltern & Kind 
Seitenanzahl168 Seiten
ISBN9783869107240
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Stressfrei durch das Vor- und Grundschulalter! Wenn Kinder sprachlich geschickter werden und ihren Willen äußern können, sind Konflikte mit Eltern und Geschwistern vorprogrammiert. Auf Verbieten, Schimpfen und Ermahnen folgen oft Geschrei, Tränen und Frust. Doch es geht auch anders! Dieser Ratgeber zeigt, wie Sie mit einer offenen und klaren Kommunikation Ihre Ziele bei Kindern erreichen. Schlafen, Aufräumen, Hausaufgaben: Die Autorin gibt ganz praktische Tipps für alle typischen Lebenslagen. So lösen Sie Konflikte einfach mit Worten.

Doris Heueck-Mauß, Mutter zweier Kinder, ist Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin. Seit 1982 führt sie eine eigene psychotherapeutische Praxis in München. Sie hält Vorträge im Bereich Erziehung und Entwicklung des Kindes und leitet Supervisionen mit Erzieherteams in sozialen Einrichtungen.

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Leseprobe

Das Leben mit Kindern verändert Erwachsene. Sobald sie Eltern werden, verfolgen sie einen pädagogischen Auftrag, sie übernehmen Verantwortung, „damit aus dem Kind etwas wird“. Sie wollen es so formen, dass es ihrem Ideal von Kind entspricht. Je älter das Kind wird, desto mehr nimmt die spontane, herzliche und offene Kommunikation ab. Eltern senden ständig Botschaften, wie das Kind zu sein hat, wie es sich benehmen soll, was es leisten soll, was es nicht tun darf.

Die Gedanken gehen in die Vergangenheit und in die Zukunft und beeinflussen damit die Erwartungen der Eltern an ihr Kind oder ihren Partner. Wie schon erwähnt, können in der familiären Kommunikation 80 Prozent der täglichen verbalen Äußerungen aus negativen Botschaften bestehen. Das hat nicht nur Auswirkungen auf das Verhalten und die Empfindungen der Kinder, sondern auch der Eltern. Sie sind ständig unter erzieherischem Leistungsdruck, empfinden Anstrengung und Belastung.

Schon kleine Kinder spüren durch die Art und Weise, wie ihre Eltern mit ihnen sprechen und sich verhalten, ob sie angenommen und wertschätzend behandelt werden. Das wird bereits über das Geschlecht des Kindes vermittelt: Ein Mädchen soll sich „mädchenhaft“ zeigen, ein Junge soll mutig sein und später ein richtiger Kerl werden. Wenn der Vater zur Mutter sagt „Du verweichlichst unseren Sohn, der soll doch mal ein Mann und keine Memme werden“, spürt der Junge, dass er so, wie er gerade ist, seinem Vater nicht gefällt. Auch „Ein Mädchen tut das nicht“ ist eine jener typischen Botschaften, die immer wieder gesagt werden. Geschlechtsrollenstereotypien werden damit bewusst oder unbewusst weitergegeben.

Eltern und Großeltern gehen in ihren Botschaften nicht immer konform. Elterliche Botschaften werden häufig so weitergeben, wie die Erwachsenen sie selbst als Kinder bekommen haben. Diese werden auch durch den Bildungsstand und das soziale Umfeld beeinflusst, in dem die Familie wohnt. Aber auch Erwartungen an das Kind, bestimmte Situationen, der Tageszeitpunkt und die eigenen Stimmungen der Eltern können die jeweiligen Botschaften beeinflussen.

Kinder spüren, ob sie als Person angenommen werden oder nur über ihr Verhalten, ihre Leistungen. Ob sie destruktive Botschaften wie Ermahnen, Tadeln, Schimpfen und viele Vorschriften bekommen oder konstruktive Botschaften wie Aufforderungen, die ermutigen. Anerkennung, Lob und Wertschätzung, aber auch konstruktive Rückmeldungen haben Einfluss auf ihr Verhalten und ihre Gefühle.

Destruktive Botschaften


Die überholte Meinung „Nur Tadel formt das Kind“ wird durch eine andere Position widerlegt: „Sage deinem Kind oft genug, wie schlecht es ist, wie dumm es ist, und es wird daran glauben und sich schlecht und dumm verhalten!“

Negative und destruktive Botschaften schränken Kinder ein, sie können ihre Potenziale nicht ausschöpfen, da sie sich zunehmend nur noch über Funktionieren und Leisten definieren müssen und sich als Person minderwertig fühlen. Wenn sie älter werden, können sie gegen diese Botschaften rebellieren, oder aber sie geben auf und werden überangepasst oder depressiv. Es gibt zunehmend neue pädagogische Ratgeber, Vor allem aus sehr leistungsorientierten Ländern wie Japan, die diesen autoritären Erziehungsstil wieder empfehlen: Von klein auf Drill, nur so können gute Leistungen erzielt werden. Nach den Gefühlen wird nicht gefragt, in der Gesellschaft zählt nur Leistung. So werden kleine Kinder auf Wunderkinder getrimmt.

Erziehen sollte aber über positive, konstruktive Botschaften und Wertschätzung geschehen, also darüber, das Kind in seiner Persönlichkeit mit seinen Anlagen anzunehmen, es liebevoll zu stärken, anzuregen und zu ermutigen, Neues auszuprobieren. Sie sollten altersgerechte Grenzen setzen und sich als Elternteil Ihrer Vorbildfunktion bewusst sein.

Elterliche Botschaften können ein Kind stark wie einen Felsen werden lassen, der den Stürmen des Meeres standhält, oder klein halten und schwächen wie Kiesel, die von der Welle hin und hergespült werden, die haltlos sind.

Übung

Nehmen Sie ein DIN-A4-Blatt und schreiben Sie die unten stehenden Kategorien der destruktiven Botschaften auf. Machen Sie jedes Mal einen Strich dahinter, wenn Sie sich dabei ertappen, dass Sie diese destruktiven Botschaften zu Ihrem Kind oder Ihrem Partner gesagt haben. Beobachten Sie Ihr verbales Verhalten eine Woche lang, täglich. Sie können Ihr Verhalten erst ändern, wenn Sie es zunächst beobachten. Hören Sie sich selbst zu und beobachten Sie auch, wie Ihr Kind darauf reagiert.

Befehlen, Anordnen, Kommandieren:

„Du musst …“

„Mach endlich …“

„Erledige das sofort …“

„Benimm dich …“

„Sag Hallo …“

„Hör sofort auf damit …“

„Gib endlich Antwort …“

Tadeln, Ermahnen, Drohen:

„Immer musst du …“

„Nie kannst du mal …“

„Wann machst du endlich …“

„Schmatz nicht so …“

„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du …“

„Wenn du nicht…, dann …“

Moralisieren:

„Ein anständiges Mädchen tut das nicht …“

„Wir wären so stolz gewesen, aber du hast uns enttäuscht, weil du nicht …“

„Mama ist ganz traurig, weil du so böse bist …“

„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht …“

„Es gibt so viele hungrige Kinder, die würden das gerne essen …“

„Wenn du so weitermachst, bringst du mich noch ins Grab …“

Ratschläge geben und Vergleiche ziehen:

„Ich an deiner Stelle würde es so machen …“

„Die anderen sagen das auch alle, nur du bist so …“

„Deine Schwester räumt ihr Zimmer immer auf …“

„Andere Eltern würden …“

Verurteilen und Beschuldigen:

„Nie ist auf dich Verlass …“

„Aus dir wird nichts werden …“

„Du bist das Allerletzte …“

„So ein faules Kind hab ich noch nie erlebt …“

„Das machst du doch mit Absicht …“

„Dumm geboren und nichts dahinter, aber große Klappe …“

„Mit dir zu reden hat keinen Sinn, du kapierst das nicht …“

„Du bist schuld, dass ich mir so Sorgen mache …“

„So wirst du nie die Schule schaffen …“

Kritisieren und widersprechen:

„Das stimmt nicht, du täuschst dich …“

„Das siehst du ganz falsch …“

„Das habe ich nicht gesagt, das hörst du falsch …“

„Das ist doch kinderleicht …“

„Wie sieht es denn in deinem Zimmer aus …“

„Du bist schlampig …“

„Rede nicht so schnell …“

„Schau nicht so blöd …“

„So brauchen wir gar nicht weiterzureden …“

Interpretieren:

„Du bist nur eifersüchtig …“

„Du kannst es, aber du willst nicht, weil du den Kopf woanders hast …“

„Du traust dir einfach nichts zu …“

„Du bist immer so aggressiv, weil du …“

„Du bist so verträumt …“

„Du willst nur immer deine Vorteile …“

...

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