DURCHSCHNITT ODER EXTRAKLASSE?
WAS DIE BESTEN SCHÜTZEN ANDERS MACHEN
Als Trainer kennst du das: Immer wieder gibt es Schützen in deinem Team, die das Training kurzerhand absagen oder einfach wegbleiben. Andere kommen regelmäßig zu spät oder trainieren nur auf Sparflamme. Wenn du nach den Gründen fragst, erntest du meist Achselzucken und Antworten wie «keine Zeit» oder «zu viel Stress in der Schule». Was ist da los?
Aus meiner Erfahrung als Mentalcoach weiß ich: Das sind typische Ausreden! Ich hab dir hier meine Top 10 zusammengestellt:
Die zehn beliebtesten Ausreden
1.Keine Zeit
2.Zu viel Stress in der Schule
3.Keine Lust aufs Training
4.Die Übungen sind langweilig
5.Die Übungen bringen mir nichts
6.Die Trainingszeiten sind schlecht organisiert
7.So was muss ich nicht trainieren
8.Ich muss mich erstmal an die neue Ausrüstung/Trainingsgruppe gewöhnen
9.Mein ehemaliger Trainer hat etwas anderes gesagt
10.Schießen ist nur mein Hobby – ich sehe nicht ein, warum ich solche Übungen für Leistungsschützen machen muss
Immer wenn einer dieser Sätze fällt, weißt du, du hast einen unmotivierten Schützen vor dir. Ein motivierter Schütze setzt die gestellten Aufgaben in der Trainingseinheit um. Er ist dadurch hochmotiviert und konzentriert bei der Sache. Er stellt die Aufgabe nicht in Frage. Statt zu jammern erhebt er selbst die unbeliebteste Aufgabe zu seinem Tageshighlight.
Motzen oder einfach machen
Ich gebe dir dazu ein Beispiel aus meiner eigenen Trainingszeit: In unserem Verein waren früher die Übungszeiten eine ganze Zeit lang schlecht organisiert. Es kam nicht selten vor, dass man vor verschlossener Tür stand, weil die Schlüsselübergabe mal wieder nicht geklappt hatte. Was denkst du, wie unterschiedlich sind wohl die motivierten und die unmotivierten Schützen mit dieser Situation umgegangen?
Die unmotivierten machten ihrem Ärger über den Verein und die schlechten Trainingsbedingungen kräftig Luft und fuhren nach einer Viertelstunde Herumsitzen und Motzen wieder nach Hause. Die motivierten Schützen reagierten ganz anders: Sie holten Jonglierbälle aus ihren Rucksäcken und zeigten sich gegenseitig die neuesten Tricks. Sie machten Gleichgewichtsübungen auf der Gehweg-Kante und dazu ein Trockentraining, speziell den Stand und den Anschlag ohne Sportgerät, und korrigierten sich dabei gegenseitig. Wow, das waren tolle, wirklich außergewöhnliche Trainingseinheiten!
Von Kopf bis Fuß auf Fortschritt eingestellt
Woher kommt dieser unterschiedliche Umgang mit Störungen, Problemen und Hindernissen? Warum nutzen erfolgreiche Schützen schwierige Situationen, um sich zu verbessern, während andere entmutigt, verärgert und enttäuscht die Chance verstreichen lassen?
Antwort: Erfolgreiche Schützen haben einen positiven Umgang mit Problemen gelernt!
Die gute Nachricht: Auch unmotivierte Schützen können so eine positive Einstellung lernen. Es braucht allerdings mehr als nur ein paar «Tipps». Oft ist das Jammern und das nutzlose Aufregen über Dinge, die man eh nicht ändern kann, schon von Kindesbeinen an durch die Eltern vorgelebt worden und heute tief verankert im Verhalten. Verhaltensänderungen, ja Persönlichkeitsänderungen brauchen je nachdem, wie schlimm die Ausgangslage ist, vor allem eines: Zeit!
Jedoch wird der pessimistische, jammernde Schütze schnell durch seine ersten Erfolgserlebnisse motiviert sein, weiter an sich zu arbeiten. Du als Trainer unterstützt ihn dabei am besten, indem du ihn bereits für kleinste Fortschritte lobst. Für manche Schützen ist so eine winzige Entwicklung schon ein persönlicher Durchbruch!
«Erfolgreiche Schützen haben einen positiven Umgang mit Problemen gelernt.»
WECK DEN INNEREN ANTRIEB
MOTIVATION GEKONNT ANKURBELN
Motivation. Was heißt das eigentlich? Das Wort kommt vom lateinischen Verb movere, was so viel bedeutet wie veranlassen oder antreiben. Was bewegt einen Schützen? Wofür brennt er? Hat er Lust aufs Schießen?
Freude oder Zwang?
Die Psychologen unterscheiden zwei Arten der Motivation: Wer von innen heraus, also intrinsisch, motiviert ist, geht einer bestimmten Tätigkeit um ihrer selbst willen nach. Zum Beispiel, weil sie Freude bereitet oder eine Herausforderung darstellt. Ein intrinsisch motivierter Sportler kommt also zum Training, weil es ihm Spaß macht. Anders sieht es aus, wenn er extrinsisch, also von außen, motiviert ist. In diesem Fall nimmt er vielleicht am Training teil, um eine Belohnung zu erhalten oder einer Strafe zu entgehen.
Heißt das, ein Sportler kann nur intrinsisch oder extrinsisch motiviert sein? Nein! Das würde nicht funktionieren. Bei diesen Begriffen handelt es sich vielmehr um die Pole eines Kontinuums. Jeder Sportler, und auch jeder andere Mensch, schöpft seine Motivation sowohl von innen als auch von außen. Es kommt vielmehr darauf an, wo sein Hauptantrieb liegt.
Ohne «Tritt in den Hintern» geht es nicht
Welche Art der Motivation ist die bessere? Eindeutig die intrinsische. Der Sportler hat Freude an dem, was er tut, und nimmt aus eigenem Antrieb am Training teil. Seine Ergebnisse sind oft besser als bei dem Sportler, der nur auf den Wunsch seiner Eltern zum Training kommt. Die Empfehlung in der Fachliteratur – vielleicht hast Du es selbst schon gelesen – lautet daher: immer den inneren Antrieb wecken, motiviere intrinsisch!
Auf den ersten Blick einleuchtend. Doch dieser Ansatz stimmt meiner Meinung nach nicht ganz, beziehungsweise nur für bestimmte Bereiche. Gerade Sportler benötigen hin und wieder den berühmten «Tritt in den Hintern», also eine eindeutig extrinsische Motivation. Das gilt besonders bei Kindern: Sie kommen häufig nicht aus eigenem Antrieb zum Training, sondern weil ihre Freunde sie mitbringen oder weil ihre Eltern sie dorthin schicken.
Von außen nach innen
Das langfristige Ziel besteht natürlich immer in der inneren Motivation. Nur der Weg dorthin führt häufig über einen äußeren Anstoß wie eine Belohnung oder eine Strafe.
Stell dir folgendes Beispiel vor. Du sagst zu einem Sportler: «Von nun an läufst du einmal in der Woche 5.000 Meter, dann bekommst du eine Belohnung» (im Härtefall: « … sonst bekommst du eine Strafe»). Der Sportler ist alles andere als begeistert, aber er fügt sich der Anweisung. Schließlich will er die Belohnung erhalten (oder der Strafe entgehen).
Mit der Zeit merkt der Sportler allerdings, dass ihm der Lauf guttut: Seine Ausdauer verbessert sich, er fühlt sich fitter und verliert vielleicht sogar ein paar Kilos. Bis er eines Tages nur noch um des Laufens willen die Joggingschuhe anzieht – ganz unabhängig von Belohnung oder Strafe.
Im Schießsport funktioniert das selbstverständlich ebenfalls: Schaffe zunächst starke äußere Anreize für deinen Schützen, zum Training zu kommen. Sind seine Eltern ebenfalls an der sportlichen Laufbahn ihres Nachwuchses interessiert? Hole sie mit ins Boot! Achte allerdings darauf, nicht zu viel Zwang auszuüben. Der Sportler muss immer die Möglichkeit haben, mit dem Schießen aufzuhören, sollte es ihm wirklich überhaupt keine Freude bereiten.
Idealerweise merkt der Schütze irgendwann: «Hey, das Training macht ja richtig Spaß! Und es bringt mir was – in der Schule kann ich mich jetzt viel besser konzentrieren.» Schon steht er von selbst wieder auf der Matte. Mit anderen Worten: Manchmal muss man einen Sportler zu seinem Glück zwingen. Du kennst doch sicher das Sprichwort: Der Appetit kommt beim Essen. Im nächsten Kapitel stelle ich dir viele Methoden vor, mit denen du ein richtig abwechslungsreiches Menü für deine Schützen zusammenstellen kannst.
KONZENTRIERTER LIFESTYLE
GANZ ODER GAR NICHT
Wünschst du dir, dass deine Schützen während des Trainings mehr bei der Sache wären? Lassen sie sich viel zu leicht ablenken durch Klassenarbeiten, Partyplanung, Liebeskummer oder Stress mit den Eltern? Auch ich kenne dieses Problem aus meiner Praxis als Mentaltrainer nur zu gut. Sportler fragen mich oft, wie sie es schaffen, sich besser zu konzentrieren und mit ihren Gedanken nicht ständig abzuschweifen. Aus diesem Grund habe ich einen eigenen Ansatz entwickelt: den konzentrierten Lifestyle. Er folgt einem ganz einfachen Prinzip. Widme jeder Tätigkeit deine volle Aufmerksamkeit, ganz egal was du gerade machst. Für deine Sportler hieße das also:
•Wenn du deine Hausaufgaben erledigst,...