Der besondere, gesellschaftliche Einfluss des Sports liegt nach AHLERT und MEYER hauptsächlich in seiner positiven Wirkung auf die Gesundheit.[50] In Folge des ökonomisch-gesellschaftlichen Wandels vergrößerte sich die Bedeutung des Freizeit- und Unterhaltungsbereiches, hierbei beansprucht der Sportbereich einen bedeutenden Anteil. Sowohl das aktive als auch das passive Interesse am Sport hat in den vergangenen Jahren zugenommen.[51] Die Entwicklungen im Sport zeigen, dass dieser sich in seinen vielfältigen Erscheinungen immer stärker zu einer ökonomischen „Veranstaltung“ entwickelt. Auch in diesem Bereich gibt es Anbieter (Sportvereine, Sportstudios, Sportschulen usw.) und Nachfrager von Sportleistungen (Zuschauer, Sporttreibende usw.), es entstehen Lohn- und Gewinneinkommen, es werden Konsum- und Investitionsentscheidungen getroffen als auch Steuern gezahlt.[52] Demnach sprechen viele Gründe dafür, die ökonomische Bedeutung des Sports zu erfassen.
Nach HEINEMANN kann der Gegenstand „Die Wirtschaft des Sports“ mit drei Tatbeständen gekennzeichnet werden. Das wirtschaftliche Entscheiden und Handeln ist eine der drei Tatbestände. Die Beschaffung und Verwendung von Geld für Konsum und Investition oder die Verwendung von Zeit für Arbeit und Freizeit gehören zu solchen Entscheidungen. Ein weiteres Kennzeichen sind die institutionellen Arrangements, in die diese wirtschaftlichen Aktivitäten bzw. Entscheidungen eingebunden und miteinander koordiniert werden. Der letzte Punkt befasst sich mit den sachlich-materiellen Voraussetzungen und den Konsequenzen dieses Wirtschaftens. Zu diesem Bereich zählen die Infrastruktur, die Wertschöpfungen, die Art und der Umfang der Beschäftigung in den verschiedenen Sektoren des Sports und die nicht intendierten Nebenfolgen des Wirtschaftens im Sport. Demnach umfasst die Wirtschaft des Sports nach HEINEMANNs Verständnis eine Vielzahl ökonomischer Entscheidungen über Angebot und Nachfrage, über Produktion, Verteilung und Konsum sportbezogener Güter und Dienste.[53]
In diesem Zusammenhang sind im Laufe der Zeit eine Reihe beachtenswerter Beiträge erschienen, so liefert BÜCH eine adäquate Definition zur Sportökonomie: „Sportökonomie – das ist die Lehre von Angebot und Nachfrage im Sport und zugleich die Lehre von der Anwendung rationalen Handelns im Bereich des Sports und seiner Organisation. Sportökonomie sollte Aussagen zu den Märkten umfassen, auf denen Güter und Dienste aus dem Bereich der Sportökonomik getauscht werden [...]. Der wesentliche Baustein einer Sportökonomik wird das auf Eigeninteresse ausgerichtete, rationale Handeln der im Sport Tätigen sein. Dabei muss es aber immer darum gehen, die Eigenarten des Sports mit einzubeziehen, denn darin liegen die Besonderheiten einer Sportökonomie.“[54]
Aus diesem Grund ist es erforderlich, diese Besonderheit weitergehend zu analysieren und es zu einem Forschungsgegenstand zu erklären. So wird beispielsweise in der Wirtschaftstheorie der zu untersuchende Gegenstandsbereich in drei Forschungssegmente bzw. respektive analytische Ebenen (Mikroökonomie, Mesoökonomie und Makroökonomie) gegliedert.
HICKEL geht davon aus, das sich die mikroökonomisch ausgerichtete Sportökonomie auf die Funktionsfelder konzentriert, die allgemein für die Unternehmen in der Betriebswirtschaftlehre gelten (z. B. Allgemeines Management, Personalmanagement, Marketing, Controlling und Kosten- Leistungsrechnung). Zur Mikroökonomie sollten insbesondere Anbieter des Sports gehören, die gemeinwirtschaftlich ausgerichtet sind, wie Vereine oder andere gemeinnützige Einrichtungen.
Auf der Ebene der Mesoökonomie werden insbesondere regionalwirtschaftlich relevante Projekte der Sportökonomie untersucht. Im Mittelpunkt dieser Untersuchungen stehen Bewertungsinstrumente, die die öffentlichen Grundlagen und Wirkungen der Sportökonomie berücksichtigen (z. B. Kosten-Nutzen- bzw. Cost-Effectivness-Analysen, sowie Imagestudien)
Sportökonomie auf der Stufe der Makroökonomie ist stark mit der regionalwirtschaftlichen Ebene verbunden. In diesem Bereich werden die Grundlagen und Wirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung untersucht (z. B. Kreislaufzusammenhänge, Wachstumsprozesse und Multiplikatoren). Strukturanalysen dienen dazu, die Entwicklung der Nachfrage nach Sport aus grundlegenden Veränderungen der Arbeitswelt und der Präferenzen der Konsumenten zu erklären.[55] Zusammenfassend ist erkennbar, dass die Ökonomie des Sports trotz aufsteigender Bemühungen, die existierenden Forschungsmissstände zu reduzieren, noch erhebliche Untersuchungsdefizite aufweist. Trotzdem ist HEINEMANN der Meinung, dass der Entwicklungsstand der Wirtschaft des Sports und des Verhältnisses von Sport zur Wirtschaft der Gesellschaft unerlässlich dazu führen, dieser Wirtschaft des Sports einen eigenständigen Wissenschaftszweig zu widmen.[56]
Aus diesem Grund ist zunächst die Besonderheit der Sportökonomie herauszustellen. Es soll gezeigt werden, aus welchen Bereichen die Sportökonomie ihre Wurzeln trägt und welche Probleme sie beinhaltet. Ausgehend vom dargestellten Stand der Sportökonomie sollen in diesem Kapitel die Güter und Dienstleitungen aus dem Sportbereich beschrieben werden, um abschießend eine wesentliche Institution des Sports (Vereine) und ihre ökonomische Entwicklung beschreiben zu können.
Unter dem Namen der Sportökonomie versammeln sich viele volkswirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Autoren. Sie sind daran interessiert den Markt der Sportunternehmen und diese selbst in ihrem Wettbewerbs- und Kooperationsverhalten zu untersuchen. Die Sportökonomie ist eine junge Teildisziplin der Sportwissenschaft auf der einen und der Wirtschaftswissenschaften auf der anderen Seite. Sie gilt daher als eine Schnittstelle der beiden Wissenschaftsbereiche und ist nach ALBACH und FRICK ein spannendes Forschungsgebiet. Aus dieser Betrachtung heraus vereinen sich die neoklassische Theorie, Informationsökonomie, Vertragstheorie und Transaktionstheorie, aber auch Verhaltenstheorie und Spieltheorie zu einem sach- und problemadäquaten Methoden-Mix. Dennoch gibt es keine eigenständige Theorie der Sportökonomie.
Dass die Sportökonomie trotzdem nicht als ein „Hobby-Fach“ in der Wirtschaftswissenschaft angesehen wird, kann dadurch unterstrichen werden, dass im Jahr 1996 ein Arbeitskreis „Sportökonomie und Sportmanagement in Deutschland e.V.“ gegründet wurde. Dieser Arbeitskreis trägt zu einer weiteren wissenschaftlichen Fundierung bei, indem er z. B. im November 1997 an der Deutschen Sporthochschule Köln erstmals ein „Sportökonomie-Kongress“ durchgeführt hat. Ein solches Vorgehen betont die Erwartung, welche die Praxis des Sports an die Entwicklung der Sportökonomie knüpft.[57]
„In der Wirtschaftswissenschaft werden jene materiellen oder immateriellen Mittel, die geeignet sind, unmittelbar oder mittelbar einen Beitrag zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse zu leisten, als Gut bezeichnet.“[58] Aufgrund der unterschiedlichen, ökonomisch relevanten Besonderheit wird zwischen mehreren Güterarten unterschieden. So gibt es materielle Güter (Waren), immaterielle Güter (Dienstleistung) und sog. freie Güter (Atemluft im Freien). Soweit Güter vom Menschen hergestellt bzw. produziert werden, handelt es sich um wirtschaftliche Güter bzw. Produkte. Der Begriff „Produkt“ steht dabei sowohl für materielle als auch für immaterielle Güter.[59]
Beim Sport wird nach HICKEL zweifellos eine Dienstleistung nachgefragt und angeboten. Dabei müssen seiner Meinung nach zwei verschiedene Arten der Dienstleistung Sport unterschieden werden. Demnach ist Sport zum einem eine inter-aktive Dienstleitung. Die Anbieter sind in diesem Bereich einerseits gemeinnützige Vereine und andererseits im Zuge der Kommerzialisierung kleine mittelständische Unternehmen. Zum anderen beinhaltet Sport eventbezogene Großsportangebote, die unter den Begriff Zuschauersport eingeordnet werden.[60]
Beim individuellen Sport als inter-aktive Dienstleitung handelt es sich nach HICKEL „um ein „Gut“, dessen Qualität durch die Art der sozial-humanen Interaktion definiert wird. Die Qualität dieser Dienstleitung hängt von der Interaktion zwischen dem Nachfrager und dem Anbieter ab.“[61] Dementsprechend teilt HEINEMANN die Dienstleistung Sport in verschiedene Produktgruppen ein. Insofern unterscheidet er zwischen dem „Erlernen einer Sportart“ (durch Trainer, Übungsleiter, Animateur), dem „Training“, der „Förderung“ (Talente), der „Beratung“ (Programmberatung, Einweisung in Geräte, Ernährungs- und Gesundheitsberatung etc.), der „Betreuung“ (bestimmter Personengruppen oder im Kontext bestimmter Probleme), und den „sportlichen Veranstaltungen“ (Wettkämpfe, Showkämpfen etc.).[62]
HEINEMANN sieht jedoch im Wirtschaftsgut Sport nicht nur eine Dienstleitung, sondern er klassifiziert Sport in weitere Produktgruppen wie z. B. Sportgelegenheit, Sportausrüstung und...