Die empirische Untersuchung stellt den zweiten Hauptbestandteil dieser Arbeit dar. In diesem Kapitel wird zum einen das Untersuchungsobjekt, die Studierenden in Deutschland, präsentiert und zum anderen wird die dafür angewandte Methodik vorgestellt. Dabei werden außerdem die Operationalisierung und der Strukturbaum, der als Grundlage der Fragebogenerstellung dient, erläutert. Des Weiteren wird die definierte Zielgruppe vorgestellt und anhand dessen die Stichprobe näher beschrieben. Auf die explizite Durchführung der Untersuchung wird in diesem Kapitel ebenfalls eingegangen, wobei alle dafür durchlaufenen Phasen ihren Platz finden.
Für diese empirische Untersuchung stellen die Studierenden in Deutschland das grundlegende Untersuchungsobjekt dar. Dieses soll zu Beginn anhand aktueller Fakten und Zahlen näher betrachtet werden, da es die Grundlage für die folgenden Ausführungen darstellt. Nach aktuellen Zahlen des statistischen Bundesamtes sind zum Wintersemester 2016/2017 ca. 2.806.063 Studierende in Deutschland immatrikuliert. Dies bedeutet eine neue Rekordanzahl an Studierenden seit dem Wintersemester 2013/2014.[85]
Die folgende Abbildung zeigt dabei die Verteilung auf die verschiedenen Hochschularten, an denen in Deutschland studiert werden kann.
Abbildung 5: Anzahl der Studierenden in Deutschland[86] (Quelle: Statista (27.01.2017):https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1264/umfrage/anzahl-der-studenten-nach-hochschulart/)
96,3% aller Studierenden entscheiden sich im Wintersemester 2016/2017 für ein Studium an einer Universität oder an einer Fachhochschule. Die Universität und die Fachhochschule stellen damit den größten Anteil bei der Wahl der Hochschulart dar. Auch die Zahl der Studierenden an einer Fernuniversität bzw. an einer Fernhochschule weist einen Anstieg auf. Im Jahr 2013 gab es in Deutschland knapp 153.000 Studierende in einem Fernstudium, was im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um ca. 7% ausmacht.[87] Aktuelle Zahlen aus dem Jahr 2016/2017 sind jedoch noch nicht verfügbar.
Für die empirische Untersuchung sind nicht nur die Anzahl der Studierenden von Bedeutung, sondern auch deren persönliche, spezifische und relevanten Lebensbereiche. Diese sind vor allem für die Befragung als auch für die Analyse der psychischen Belastung von Studierenden von großer Bedeutung. Einen guten Überblick bietet die 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, welche durch das HIS-Institut für Hochschulforschung durchgeführt wurde (2012). Die Ergebnisse der 21. Sozialerhebung werden erst im Frühjahr 2017 veröffentlicht, sodass im Folgenden noch auf Ergebnisse der 20. Sozialerhebung zurückgegriffen wird.
Aus der Studie geht hervor, dass der Altersdurchschnitt bei Studienbeginn bei ca. 24,4 Jahren liegt und damit im Vergleich zu den Vorjahren gesunken ist. Eine weitere Senkung des Alters kann auch in Zukunft erwartet werden, z.B. hinsichtlich der Einführung des achtjährigen Gymnasiums. Des Weiteren konnte festgestellt werden, dass ca. 5% aller Studierenden mindestens ein Kind haben. Der Anteil an Studierenden mit Kind liegt bei Teilzeitstudiengängen hingegen bei ca. 20%. Die Studie liefert daneben auch Informationen zu den finanziellen Verhältnissen der Studierenden. „Normalstudierende“ verfügen lt. dieser Studie im Monat durchschnittlich über 864€. Diese setzen sich aus dem eigenen Verdienst, der Unterstützung durch die Eltern und dem Erhalt von BAföG oder Studienkrediten zusammen.[88] Dies ist auch ein bedeutender Punkt in der empirischen Studie dieser Abschlussarbeit, da die finanzielle Situation mitunter die psychische Gesundheit beeinträchtigen kann und dabei auch erhebliche Unterschiede zwischen Studierenden im Präsenz- und Studierenden im Fernstudium bestehen können. Hinsichtlich der Wohnsituation geht aus der 20. Sozialerhebung hervor: 37% aller Studierenden wohnen demnach allein oder gemeinsam mit dem/r Partner/in, 29% wohnen in einer Wohngemeinschaft und ca. 23% leben bei den Eltern oder anderen Verwandten.[89]
Die empirische Untersuchung für diese Arbeit betrachtet ebenfalls die oben aufgeführten Faktoren. Dabei sind nicht nur die verschiedenen Lebensbereiche getrennt voneinander von Bedeutung, sondern auch deren Zusammenhang und damit die möglichen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Studierenden. Diversen Studien zufolge werden bei Studierenden immer häufiger psychische Diagnosen gestellt, wonach ca. 21% der Studierenden unter einer psychischen Störung leiden. Diagnostiziert werden hauptsächlich Depressionen und Angststörungen.[90]
Eben diese Faktoren werden im Rahmen der Befragung untersucht. Das Vorgehen und die Ergebnisse werden im Verlauf der weiteren Arbeit vorgestellt.
Das folgende Kapitel dient der präzisen Darstellung der empirischen Untersuchung. Dabei werden sämtliche Vorgehensschritte der Untersuchung einzeln vorgestellt, wobei mit der Wahl der Methodik begonnen und mit der Durchführung der geplanten empirischen Untersuchung geschlossen wird.
Die Befragung selbst verfolgt das Ziel die psychische Belastung von Studierenden im Präsenzstudium und von Studierenden im Fernstudium zu messen, um einen Vergleich zwischen den beiden Gruppen ziehen zu können und die in Kapitel 2.4 vorgestellten Forschungsfragen beantworten zu können.
Um die bereits vorgestellten Forschungsfragen zu beantworten, wurde für das methodische Vorgehen eine quantitative Online-Befragung der Studierenden gewählt. Mit diesem Vorgehen können in kürzester Zeit eine Vielzahl an Daten erhoben werden, da die Zielgruppe online schnell erreichbar ist. Des Weiteren werden mit dieser Methode Daten erhoben, die eine einfache und schnelle Auswertung ermöglichen (siehe Kapitel 4).[91] Aufgrund der sensiblen Thematik dieser Untersuchung bietet die Online-Befragung den Schutz der Daten durch absolute Anonymität. Die Daten werden vertraulich behandelt und lassen keine Rückschlüsse auf die teilnehmende Person zu. Dies wird u.a. durch die Vergabe von sogenannten IDs[92] gewährleistet.
Nichtsdestotrotz ist zu berücksichtigen, dass bei einer Online-Befragung die Problematik der Repräsentanz besteht. Als Voraussetzung für repräsentative Daten müssen alle Einheiten der vorab definierten Grundgesamtheit eine berechenbare Chance haben für die Stichprobe ausgewählt zu werden. Dies wäre aber nur der Fall, wenn theoretisch alle Menschen über das Internet ansprechbar und antwortfähig wären.[93] Bei einer gegenwärtigen Internetdichte von ca. 79% (2016) ist dies jedoch nicht der Fall.[94] Für die Ergebnisse bedeutet dies, dass sie nicht vorbehaltslos als repräsentativ angesehen werden dürfen. Im konkreten Fall der Befragung von Studierenden bedeutet dies, dass zum einen nicht alle Studierende aktive Internetnutzer sind und auch ältere Studierende, die häufiger im Fernstudium vertreten sind, nicht so gut erreichbar sind. Durch die Verbreitung der Online-Befragung besteht zusätzlich das Problem der sog. Selbstrekrutierung. Das heißt, die (potentiellen) Teilnehmer entscheiden selbst, ob sie an der Befragung teilnehmen möchten oder nicht. Somit wird keine Zufallsstichprobe aus der Grundgesamtheit gezogen und die notwendige Repräsentativität ist erneut nicht gegeben.[95] Dieser Mangel an Repräsentativität muss entsprechend bei der Auswertung der Ergebnisse berücksichtigt werden. Trotz dieser Problematik stellt die Online-Befragung die beste Möglichkeit dar, um die Zielgruppe und die gewünschte Stichprobengröße zu erreichen. Eine andere Erhebungsmethode ist aufgrund verschiedener Faktoren, z.B. aufgrund nicht vorhandener Kontaktdaten, nicht möglich und verhilft nicht zur Erreichung der Zielsetzung.
Der Aufbau des Befragungsinstrumentes und die Durchführung dieser Online-Befragung werden im weiteren Verlauf des Kapitels im Detail vorgestellt.
Die Zielgruppe für die Befragung stellen die Studierenden in Deutschland dar, die in Kapitel 3.1 bereits kurz vorgestellt wurden. Die Studierenden müssen demnach aktuell an einer Universität, Fachhochschule, Fernhochschule o.ä. in Deutschland immatrikuliert sein. Studierende die nicht in Deutschland immatrikuliert sind werden von der Befragung ausgeschlossen. In Anbetracht der Fragestellung sind für die Zielgruppe nicht nur Studierende in einem Präsenzstudium relevant, sondern auch Studierende in einem Fernstudium. Studierende, die ein duales Studium absolvieren fallen nicht in die Stichprobe. In einem dualen Studium werden gleichzeitig ein Studium an einer Hochschule und eine Berufsausbildung bzw. Praxisphasen in einem Unternehmen absolviert.[96] Aufgrund dieser Besonderheit lässt sich diese Form des Studiums nicht eindeutig einem Präsenzstudium zuordnen. In einem dualen Studium wird zwar an einer...