2 Lungen-Leitbahn
▶ Abb. 2.1
2.1 Wichtigste Punkte
Lu 1: Alarmpunkt (Mu-Punkt)
Lu 5: Sedierungspunkt
Lu 7: Passagepunkt (Luo-Punkt), Einschaltpunkt für das Konzeptionsgefäß Ren Mai
Lu 9: Quellpunkt (Yuan-Punkt), Tonisierungspunkt, Meisterpunkt für das Gefäßsystem
Lu 11: lokaler Punkt
2.2 Zugeordnete Punkte
2.3 Kopplungsverhältnisse
▶ Abb. 2.2
Oben-unten-Kopplung: Lunge – Milz
Yin-Yang-Kopplung: Lunge – Dickdarm
2.4 Lu 1 – Zhong Fu
Residenz der Mitte, Alarmpunkt (Mu-Punkt)
Lok.: 6 Cun lateral der Mittellinie, 1 Cun unterhalb der Klavikula, etwas medial der kaudalen Begrenzung des Processus coracoideus auf Höhe des 1. ICR (▶ Abb. 2.3)
Auffinden des Processus coracoideus: im Verlauf der vorderen Achselfalte nach kranial palpieren bis hin zu einem deutlich tastbaren Knochenmarker. Am leichtesten lässt sich der Processus coracoideus tasten, wenn man mit dem Finger am kaudalen Rand der Klavikula nach lateral gleitet. Vor der gesuchten Knochenstruktur rutscht der Finger in eine weiche Vertiefung (Fehlen der knöchernen Rippen). Unmittelbar weiter lateral findet sich der Processus coracoideus.
Processus coracoideus – Tuberculum minus humeri: Während leichter Armaußenrotation bei gebeugtem Ellenbogen bewegt sich der Processus coracoideus nicht. Das Tuberculum minus humeri geht sofort in der Bewegung mit.
Lu 1 liegt im Bereich der Sehnenansätze von M. pectoralis minor, M. biceps brachii (Caput breve) und M. coracobrachialis, die bei Fehlhaltungen im Thorakalbereich oft verkürzt und druckdolent sind.
Stichtiefe: 0,3 bis 0,5 Cun.
Der Punkt zählt zu den allgemein gefährlichen Punkten, da bei unsachgemäßer Nadelung nach mediodorsal die Gefahr der Entstehung eines Pneumothorax bestehen könnte (z. B. Emphysemblase bei älteren Patienten). Die Auslösung eines Pneumothorax setzt allerdings besondere anatomische Gegebenheiten und eine falsche Nadeltechnik voraus. Der Punkt sollte nur in laterodorsaler Richtung genadelt werden, d. h. in Richtung auf den Processus coracoideus bzw. tangential auf den Processus coracoideus.
Ind.: Erkrankungen des Respirationstrakts, Husten und Bronchitis mit Schleim, Asthma bronchiale, Tonsillitis, Schulter-Arm-Syndrom, Thorakodynie
Bedeutung in der TCM: reguliert die Zirkulation des Lungen-Qi bei Lungen-Qi-Stagnation
Abb. 2.1 Wichtigste Punkte der Lungen-Leitbahn.
(Hecker HU, Steveling A, Peuker ET, Hrsg. Praxis-Lehrbuch Akupunktur. Stuttgart: Hippokrates; 2010, S. 132/133)
Abb. 2.2 Kopplungsverhältnisse der Lungen-Leitbahn.
(Hecker HU, Steveling A, Peuker ET, Hrsg. Praxis-Lehrbuch Akupunktur. Stuttgart: Hippokrates; 2010, S. 133)
Abb. 2.3 Lu 1.
(Hecker HU, Steveling A, Peuker ET, Kastner J, Liebchen K. Taschenlehrbuch der Akupunktur. 3. Aufl. Stuttgart: Hippokrates; 2007, S. 5)
2.5 Lu 5 – Chi Ze
„Ellenbogenteich“, Sedierungspunkt
Lok.: radial der Bizepssehne in der Ellenbeugefalte (▶ Abb. 2.4)
Das Auffinden der Bizepssehnen erfolgt am leichtesten bei Unterarmflexion und Supination.
Stichtiefe: 0,5 bis 1 Cun senkrecht
Ind.: Asthma bronchiale, Bronchitis, Krupp, Tonsillitis, Epikondylopathie, Hauterkrankungen, bei Fülle-Erkrankungen eventuell Mikroaderlass, bei Schwächezuständen eventuell Moxibustion (Cave: Asthma, Beifußallergie), Schmerzen und Schwellungen an der Knieinnenseite, Schulterschmerzen
H. Schmidt: bei Krupp mehrere Moxen
J. Bischko: bei Hauterkrankungen im Gesicht
Bedeutung in der TCM: vertreibt Schleim-Hitze aus dem Lungen-Funktionskreis.
2.6 Lu 7 – Lie Que
„Wolkenbruch“, Passagepunkt (Luo-Punkt), Einschaltpunkt für das Konzeptionsgefäß
Lok.: radialseitig des Unterarms, in einer V-förmigen Rinne proximal des Processus styloideus radii 1,5 Cun proximal der Handgelenkbeugefalte (▶ Abb. 2.5)
Diese Rinne entsteht durch die Sehne des M. brachioradialis, die hier unter dem M. abductor pollicis longus am Radius inseriert.
Zum Auffinden kann auch der Tigermundgriff (▶ Abb. 2.6) benutzt werden. Lu 7 liegt hierbei an der Grenze Innen-Außenseite des Unterarms direkt vor der Zeigefingerkuppe.
Als Punkt einer Yin-Leitbahn liegt Lu 7 gerade noch im Yin-Bereich.
Zum Auffinden: Vermeide eine Abwinkelung zwischen Hand- und Unterarmbereich beim Tigermundgriff bei beiden Armen.
Stichtechnik: Haut durch Hautfaltenbildung proximal des Processus styloideus radii abheben, Nadel dann in der abgehobenen Falte schräg proximal führen
Stichtiefe: 0,5 bis 1 Cun
Ind.: Asthma bronchiale, Bronchitis, Husten, Arthralgien des Handgelenks, Migräne, Zephalgien, vegetative Fehlregulation, Tics im Gesichtsbereich, verstopfte Nase, Fazialisparese
Bedeutung in der TCM:
reguliert und senkt das Lungen-Qi ab
reguliert Lungendisharmonie bei Trauer
befreit die Oberfläche von pathogenen klimatischen Faktoren
Abb. 2.4 Lu 5.
(Hecker HU, Steveling A, Peuker ET, Kastner J, Liebchen K. Taschenlehrbuch der Akupunktur. 3. Aufl. Stuttgart: Hippokrates; 2007, S. 6)
Abb. 2.5 Lu 7.
(Hecker HU, Steveling A, Peuker ET, Kastner J, Liebchen K. Taschenlehrbuch der Akupunktur. 3. Aufl. Stuttgart: Hippokrates; 2007, S. 7)
Abb. 2.6 Tigermundgriff.
(Hecker HU, Steveling A, Peuker ET, Kastner J, Liebchen K. Taschenlehrbuch der Akupunktur. 3. Aufl. Stuttgart: Hippokrates; 2007, S. 6)
2.7 Lu 9 – Tai Yuan
„Äußerst tiefes Wasser“, Quellpunkt (Yuan-Punkt), Tonisierungspunkt, Meisterpunkt der Blutgefäße
Lok.: radiale Seite der Handgelenkbeugefalte, lateral der A. radialis (▶ Abb. 2.7). Von den vorhandenen Handgelenkbeugefalten ist diejenige zu nehmen, die am Übergang Radius – Ulna einerseits und dem Handwurzelbereich andererseits liegt. Es ist die Falte zu nehmen, die distal des gut tastbaren Endes des Processus styloideus radii liegt.
Gewünscht ist die Nadellage in Nähe zur A. radialis. Hierdurch erfolgt eine direkte Wirkung auf das...