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E-Book

Rücken Qi Gong

AutorHelko Brunkhorst
VerlagGeorg Thieme Verlag KG
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783132003217
FormatePUB/PDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Das einzige Rücken Qi Gong-Buch für Therapeuten! Die 24 taoistischen Gesundheitsübungen für rücken- und stressgeplagte Patienten - mobilisieren die Gelenke und dehnen sanft die Muskeln, - kräftigen die Muskulatur, - verbessern die Koordination und das Gleichgewicht, - schulen die Körperwahrnehmung.

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Leseprobe

2 Die Entwicklung des Menschen in modernen Industrienationen


„Der moderne Mensch leidet an Bewegungsmangel. Manche halten eine Wanderniere bereits für eine ausreichende körperliche Betätigung.“

Piet Vlanders

2.1 Ursachen für mangelnde Bewegung


2.1.1 Erfindungen und Lebensstil


Die kulturhistorische Dominanz der aristotelischen Lehre, wonach die Welt vor allem verstanden und nicht mehr erlebt werden soll, ist eine Hauptursache für den menschlichen Forschungsdrang. Wir verdanken ihm Entdeckungen und Entwicklungen wie zum Beispiel die Elektrizität, die Medizintechnik oder die Computertechnologie mit einer immer stärkeren Durchdringung des täglichen Lebens. Geistige Erkenntnisse bedeuten leider nicht, dass auch der menschliche Körper davon gleichzeitig profitiert. Gegenwärtig scheint der Körper sogar trotz einer beachtlichen Steigerung des Wissens immer mehr zu verkümmern.

Ein wichtiger Grund dafür ist die Erfindung von großartigen oder teilweise sinnlosen Geräten und Maschinen zur sogenannten Lebenserleichterung. Diese Erfindungen werden häufig anders gebraucht, als ursprünglich geplant war. Der Fahrstuhl ist nützlich, wenn der Mensch hohe Bauwerke erklimmen möchte. Allerdings wird er auch als Alternative zur Bewältigung nur weniger Treppenstufen verwendet. Autos ermöglichen der Menschheit eine vollkommen neue Dimension der Mobilität. Wahrscheinlich ist es jedoch nicht im Sinne des Erfinders, damit die Brötchen vom Bäcker um die Ecke zu holen.

Die heutigen Menschen können – im Gegensatz zu den Tieren in freier Wildbahn – fast vollständig ohne großen Einsatz ihres Körpers überleben.

Das im Tierreich und bei früheren Menschen lebensnotwendige körperliche Leistungsniveau zur Verteidigung oder Nahrungsgewinnung ist in der heutigen Zeit nicht mehr zwingend erforderlich. Sind wir vor evolutionsbiologisch relativ kurzer Zeit noch weit gelaufen und haben schwer getragen, um die Nahrung in die Höhle zu transportieren, jagen wir heute unser Essen abgestützt auf rollenden Drahtgestellen. Mit größeren Blechwagen bringen wir die Beute möglichst dicht an unsere Behausung heran, um sie dann eventuell mit einem fahrenden Treppenersatz keuchend in unserer Höhle zu lagern. Neben der Nahrungsgewinnung, die nahezu ohne großen körperlichen Einsatz erfolgt, ist auch deren Zubereitung auf dem Feuer ohne mühsames Sammeln und Transportieren von Brennmaterial möglich.

Weitere Grundbedürfnisse können vollständig ohne eigenen Energieverbrauch befriedigt werden. Die Wärmeerzeugung in der Höhle war vor einigen Jahren wenigstens noch mit dem Tragen von Kohlen verbunden. Heute reicht eine minimale Rotation im Unterarm und demnächst das Eintreffen eines Smartphones mit dem dazugehörigen Besitzer in der volldigitalisierten Behausung.

Mittlerweile legen viele von uns durchschnittlich nur etwa 700 Meter Fußweg zurück und sitzen oftmals 12 bis 14 Stunden pro Tag.
Wir mutieren vom Bewegungswunder zum dauersitzenden Denkwunder (▶ Abb. 2.1).

Abb. 2.1 Die Entwicklung des Menschen.

2.1.2 Sitzen


Bereits unsere Vorfahren und alle Naturvölker haben sitzende Haltungen eingenommen, allerdings nicht annähernd so lange und so statisch. In vielen Ländern wurde und wird auch heute noch wesentlich mehr gekniet, gehockt, gekauert oder gelegen (▶ Abb. 2.2). Die japanische Art des Sitzens auf dem Boden beispielsweise ist in europäischen Ländern fast nur noch von kleinen Kindern nachzuvollziehen. Die meisten Erwachsenen in Europa würden sich bei diesen Positionen erheblich zerren, auskugeln, überdehnen oder anderweitig verletzen.

Abb. 2.2 Haltung in verschiedenen Kulturen.

Das Sitzen auf Stühlen ist etwas ganz Besonderes. Ursprünglich war dies nur den Königen, Kaisern und Kirchenoberen zur Machtdemonstration vorbehalten. Es entwickelte sich etwa 1500 n. Chr. in unserer Region eine gesellschaftsfähige Sitzkultur. Zu dieser Zeit wollte auch das Bürgertum an der kulturellen Errungenschaft des Stuhlsitzens teilhaben.

Die Grundidee für das Sitzen war neben der Machtdemonstration zu späterer Zeit eine Energiesparfunktion des Körpers. Geistige Ressourcen sollten durch körperliche Einsparungen frei werden. Diese Idee war bereits im 19. Jahrhundert in deutschen Schulen angekommen. „Was dabei dem körperlichen Bewegungsdrang vorenthalten wird, soll sich zu einem geistigen Bewegungsdrang, zu einer geistigen Freiheit weiten.“ (Eickhoff, H.)

Dauersitzen ist allein deshalb unökonomisch, weil auch das Gehirn Sauerstoff zum Arbeiten benötigt. Der Sauerstoff kommt aber nur im Gehirn an, wenn der Herzmuskel durch Muskelaktivität jenseits der Fingertipp- oder -schreibbewegung angeregt wird. Bewegtes Lernen in Grundschulen belegt eindrücklich diese These. Die Denkleistung verbessert sich durch Bewegungsangebote im Unterricht.

Der Beginn des Sitzzwangs bereits im frühesten Kindesalter ist erschreckend. In der Kita (Kindertagesstätte) befinden sich die Kinder in einem Alter, in dem viele motorische Grundlagen entwickelt werden müssen. In dieser entscheidenden Phase sitzen die Kinder durchschnittlich fünf bis sechs Stunden täglich. Diejenigen Kinder, deren natürlicher Bewegungs- und Entdeckungsdrang immer wieder das sozio-kulturell angepasste Verhalten zum dauerhaften Stillsitzen torpediert, werden nicht selten auf ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) diagnostiziert und mit chemischen Substanzen ruhig gestellt. Das ADHS-Problem steigert sich erheblich, wenn der Sitzzwang mit Bildschirmmedien kombiniert wird.

Spätestens in der Schule müssen wir dann alle lernen, sitzend zu lernen.

Die Diskrepanz zwischen der Benutzung des Körpers im Verhältnis zum Gehirn wird in ▶ Tab. 2.1 deutlich:

Tab. 2.1 Diskrepanz zwischen der Benutzung des Körpers im Verhältnis zum Gehirn

Bewegungsapparat

Gehirn

Knochen

Muskeln

Gewicht (70 kg schwerer, untrainierter Mann)

12,2 kg

30,6 kg

1,4 kg

Prozentualer Anteil am Gesamtgewicht

17,5 %

43,7 %

= 61,2 %

2.0 %

...

Durchschnittliche Stundenanzahl in deutschen Schulen (33 h)

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Helko Brunkhorst: Rücken Qi Gong1
Innentitel4
Anschriften5
Impressum5
Vorwort6
Inhaltsverzeichnis7
Teil I Allgemeiner Teil10
Kapitel 1 Der Mensch – ein Bewegungswunder11
1 Der Mensch – ein Bewegungswunder12
Die Leistungsfähigkeit des Menschen12
Der Bewegungsapparat des Menschen12
Kapitel 2 Die Entwicklung des Menschen in modernen Industrienationen14
2 Die Entwicklung des Menschen in modernen Industrienationen15
Ursachen für mangelnde Bewegung15
Erfindungen und Lebensstil15
Sitzen15
Die Folgen17
Kapitel 3 Die Anpassungsfähigkeit des Menschen19
3 Die Anpassungsfähigkeit des Menschen20
Gründe für Anpassung20
Möglichkeiten der Anpassung20
Kapitel 4 Rücken und Wirbelsäule22
4 Rücken und Wirbelsäule23
Einleitung23
Statistik der Rückenbeschwerden23
Aufbau und Funktion des Rückens23
Ursachen von Rückenbeschwerden26
Rückenschulen27
Kapitel 5 Bewegung – das Beste für einen gesunden Rücken28
5 Bewegung – das Beste für einen gesunden Rücken29
Einleitung29
Gymnastik, Turnen und Sport29
Sport29
Bewegung – aber kein Sport30
Wie finden wir für uns das richtige Bewegungsangebot?31
Bewegung gegen Rückenbeschwerden31
Kraft31
Beweglichkeit32
Koordination33
Körperwahrnehmung34
Kapitel 6 Qi Gong35
6 Qi Gong36
Einleitung36
Die Chinesische Medizin36
Gesundheit und Krankheit36
Krankheitsursachen36
Yin und Yang36
Qi37
Schreibweise38
Begriffe38
Geschichte39
Qi Gong-Arten41
Die konfuzianische Schule41
Die daoistische Schule41
Die buddhistische Schule41
Die Schule der Kampfkunst42
Die medizinische Schule43
Kapitel 7 Rücken Qi Gong44
7 Rücken Qi Gong45
Einleitung45
Rücken Qi Gong gegen Rückenbeschwerden45
Verbesserung der Kraft45
Verbesserung der Beweglichkeit45
Verbesserung der Koordination45
Verbesserung der Körperwahrnehmung46
Rücken Qi Gong – Übungen mit Tradition46
Die Struktur der Rücken Qi Gong-Übungen46
Rücken Qi Gong zwischen Ost und West47
Kapitel 8 Allgemeine Übungshinweise48
8 Allgemeine Übungshinweise49
Einleitung49
Übungshinweise zu den Dao-Yin-Übungen und ihre Interpretation49
Übungshinweise von49
Interpretation der Übungshinweise von49
Weitere wichtige Übungshinweise50
Übungsintensität50
Übungsdauer50
Übungsort50
Übungsbekleidung50
Übungsverbot50
Kapitel 9 Allgemeine Haltungs- und Bewegungsprinzipien51
9 Allgemeine Haltungs- und Bewegungsprinzipien52
Individuelle Haltungs- und Bewegungsmuster52
Haltungs- und Bewegungsprinzipien in Ost und West53
Zehn wichtige Haltungs- und Bewegungsprinzipien54
Aufrichtung (wie ein Baum)54
Ausdehnung (wie ein Ball)54
Schönheit (wie eine Perlenkette)54
Leichtigkeit54
Offenheit (in den Gelenken)55
Atmung55
Gleichzeitigkeit (der Extremitäten)55
Bewegungsfluss56
Langsamkeit56
Geschmeidigkeit56
Kapitel 10 Spezielle Haltungs- und Bewegungshinweise57
10 Spezielle Haltungs- und Bewegungshinweise58
Spezielle Haltungshinweise59
Spezielle Bewegungshinweise – Wirbelsäule61
Spezielle Bewegungshinweise – Schultern und Arme63
Spezielle Bewegungshinweise – Becken und Beine64
Teil II Die Rücken Qi Gong-Übungen in der Praxis66
Kapitel 11 Beispiel für die Kombination von Übungen67
11 Beispiel für die Kombination von Übungen68
Kapitel 12 Wirbelsäule70
12 Wirbelsäule71
Zwei Drachen schwingen sich um die Säule71
Der König des Himmels stützt seinen Rücken73
Das Nashorn trinkt Wasser75
Die Wassermühle dreht sich77
Das Nashorn schaut zum Mond79
Der fliegende Adler dreht seinen Kopf81
Gleichmäßig schön83
Die heilige Schildkröte paddelt85
Die Augen schließen, um den Geist wiederzubeleben87
Kapitel 13 Schultern und Arme88
13 Schultern und Arme89
Öffnen und Schließen89
Die fliegende Taube breitet ihre Flügel aus91
Die Wellen der See kräuseln sich93
Schmetterlinge fliegen in Paaren95
Tanzen mit dem Regenbogen97
Sich in der Form des Pa Qua drehen99
Den Affen vertreiben101
Wolkenhände103
Die Augen schließen, um den Geist wiederzubeleben105
Kapitel 14 Becken und Beine106
14 Becken und Beine107
Tai Chi Yin Yang107
Der himmlische König Li stemmt die Pagode109
Der goldene Affe reicht die Früchte111
Himmel und Erde vereinen sich113
Zunehmender und abnehmender Mond115
Ausbreiten der Flügel nach rechts und links117
Das Kind betet zu Kwan Yin119
Alte Luft ausatmen und frische Luft einatmen121
Die Augen schließen, um den Geist wiederzubeleben125
Kapitel 15 Sitzen126
15 Sitzen127
Zwei Drachen schwingen sich um die Säule127
Tai Chi Yin Yang129
Der König des Himmels stützt seinen Rücken131
Öffnen und Schließen133
Der fliegende Adler dreht seinen Kopf135
Schmetterlinge fliegen in Paaren137
Den Affen vertreiben139
Wolkenhände141
Die Augen schließen, um den Geist wiederzubeleben143
Teil III Anhang144
Literaturverzeichnis145

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