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Thailand - VISTA POINT Reiseführer weltweit

Reiseführer

AutorMartina Miethig
VerlagVista Point Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783957335890
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Thailand ist ein sehr vielseitiges und kontrastreiches Land. Die Autorin führt auf vier abwechslungsreichen Routen, unterteilt in 29 Tagesetappen mit sieben zusätzlichen Abstechern, durch das Königreich mit seinen zahlreichen Kulturschätzen und Naturwundern. Entdecken Sie die schönsten Seiten des Landes und erfahren Sie alles über die landschaftlichen, kulturellen und historischen Besonderheiten. Zahlreiche übersichtliche Landkarten sowie Stadtpläne von Bangkok, Chiang Mai und Phuket erleichtern die Orientierung und helfen bei der Reiseplanung.

Martina Miethig studierte Politologie und Lateinamerikanistik in Berlin. Der Ausbildung zur Journalistin folgte die Arbeit als Lokalredakteurin bei einer Berliner Tageszeitung. Vor rund 20 Jahren begannen die (journalistischen) Erkundungen in Südostasien und Indochina, die heute zum Schwerpunktgebiet der freiberuflichen Reisejournalistin und Reisebuchautorin gehören.

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Leseprobe

Chronik
Ein Streifzug durch Thailands Geschichte


Die ethnologische Herkunft der Thailänder ist bis heute unklar. Die historischen Wurzeln der Thai als ethnisches Volk liegen verschüttet unter den Ruinen Ayutthayas: Die feindlichen Burmesen überfielen die Königsstadt vor mehr als 200 Jahren, plünderten und setzten alles in Brand und zerstörten so auch die königlichen Bibliotheken, in denen die gesamte Geschichtsschreibung Siams aufbewahrt wurde.

Einige Wissenschaftler glauben, dass die Thai von den Polynesiern aus dem indonesisch-melanesischen Raum abstammen, die im ersten Jahrtausend die Andamanensee bevölkerten. Neuere Vermutungen stützen sich auf die 6000–7000 Jahre alten archäologischen Funde in Ban Chiang im Nordosten Thailands. Hier hatte 1966 ein US-amerikanischer Anthropologiestudent bei archäologischen Ausgrabungen einen sensationellen Fund gemacht: mit Spiralmuster verzierte Tontöpfe, Bronze- und Eisenwerkzeuge sowie Schmuck und Haushaltsgegenstände. Das Alter der Fundstücke ließ die Forscher vermuten, dass sich dort die älteste Siedlung in Thailand und zugleich die erste und älteste Bronzekultur der Weltgeschichte (älter als Mesopotamien) befand. Die Funde veränderten die Erkenntnisse über die historische Entwicklung der Metallverarbeitung: Bronzeguss-Kunst entstand etwa ab 2000 v. Chr. (wie Äxte, Pfeil- und Speerspitzen beweisen), das Eisenschmelzen wurde ab 800 v. Chr. in Ban Chiang praktiziert. Wissenschaftlich gesichert ist, dass die frühzeitlichen Siedler von Ban Chiang von Tierzucht und Reisanbau lebten (früher als die Chinesen), Kleider webten und eine herausragende Bronze- und Töpferkunst pflegten. Etwa im Jahre 300 n. Chr. lösen sich alle Spuren der Ban-Chiang-Siedler im Nichts auf – als Grund dafür wird ein Versiegen der Wasserquellen vermutet.

Frühe Einwanderer: chinesische Großfamilie in Ayutthaya

Die meisten Wissenschaftler vertreten dagegen noch heute die These, dass die Thai aus Yunnan in Südchina stammen und erst ab dem 7. Jahrhundert allmählich nach Süden in Richtung des heutigen Thai-Territoriums zogen – auf der Flucht vor der übermächtigen Armee Kublai Khans und den sich ausbreitenden Han-Chinesen. Fest steht, dass auf dem Gebiet des heutigen Thailands lange vor den Thai bereits drei andere Völker siedelten – die Mon, die Khmer und die Bewohner des Reiches Srivijaya aus Indonesien. Der Niedergang der Mon-Dynastie begann etwa im 9. Jahrhundert mit der Ausdehnung des Khmer-Reiches, dessen Verfall im 13. Jahrhundert einsetzte. Im Laufe des 13. Jahrhunderts konnten die Reiche nach mehrfachen Eroberungszügen den Thai-Reichen eingegliedert werden.

In den Süden Thailands wanderten vor allem die Völker aus dem indonesischen und malaiischen Raum ein, wo zwischen dem 7. und 13. Jahrhundert die Könige des Srivijaya-Imperiums herrschten. Später siedelten sich dort mehr und mehr Moslems und Hindus an, die als Händler aus Indien kamen. Die Malaiische Halbinsel blieb unter seinen Gouverneuren noch bis ins 19. Jahrhundert hinein relativ autonom, und der indonesische und malaiische Einfluss ist hier bis heute deutlich spürbar. Mehr als in anderen asiatischen Ländern ist in Thailand die chinesische Kultur verbreitet, da sich überwiegend chinesische Einwanderer als Händler vor allem in Bangkok und Phuket unters Volk mischten.

Frühzeit (vor 27 000–30 000 Jahren)Die Region mit den meisten prähistorischen Funden in Thailand ist zweifellos das Hochplateau im Nordosten; hier gruben Wissenschaftler eines der mit 20 Millionen Jahren weltweit ältesten Dinosaurier-Skelette aus. Erste Spuren menschlicher Besiedlung wie primitive Steinwerkzeuge wurden in den zahlreichen Höhlen in Südthailand bei Krabi gefunden; auch im Westen Thailands bei Kanchanaburi lässt eine Begräbnisstätte (Tham Phra) auf eine Besiedlung vor circa 12 000 Jahren schließen. 8000–9000 Jahre alte Tongefäße wurden in Gräbern in der Provinz Mae Hong Son entdeckt (Tham Lot).
1. Jh.
n. Chr.
Die ersten indischen Händler und Seefahrer erreichen die Malaiische Halbinsel und hinterlassen weitreichende Spuren in Kunst, Architektur und Religion. Der Buddhismus gelangt vermutlich im 2. Jahrhundert von Ceylon (heute Sri Lanka) aus nach Thailand und löst allmählich den Hinduismus ab – oder besser: Die beiden Weltreligionen vermischen sich in vielen Ritualen und im Götterglauben miteinander. Bis heute finden sich die indischen beziehungsweise hinduistischen Elemente in der Thai-Kultur: sei es die aus Indien stammende Legende des »Ramayana« (thailändisch: Ramakien), Feste und Rituale wie das Wasserfest »Songkran« und die königliche Pflugzeremonie, die Verehrung des Weltenschöpfers Brahma, des Elefanten-Gottes Erawan sowie der drachenköpfigen Schlange naga, die als hinduistischer Halbgott für Fruchtbarkeit zuständig ist. Auch der Name der Chakri-Dynastie hat hinduistische Ursprünge (chakra).
250–600Wissenschaftler vermuten den Sitz des ältesten südostasiatischen Königreiches, Funan, in Zentralthailand.
6. Jh.Die Mon: Das buddhistische Dvaravati-Reich des Mon-Volkes entsteht auf den Überresten des zerfallenen Funan. Zentrum ihres Herrschaftsbereiches ist die Stadt Nakhon Pathom im Westen Thailands. Die Mon, ein stark indisch beeinflusstes Volk, das sich von Burma nach Osten ausbreitet, wahrscheinlich bis nach Kambodscha, beeinflussen die thailändischen Künste, vor allem in Plastik und Literatur. Etwa zur gleichen Zeit siedeln die Lawa rund um Lopburi: Dieses Volk zieht schließlich weiter nach Norden, da sie von den höher entwickelten Mon und Khmer allmählich verdrängt werden.
7. Jh.Die Khmer aus Kambodscha, ebenfalls »indisiert«, breiten sich immer weiter gen Westen aus. Der Süden des (heute thailändischen) Territoriums wird zur gleichen Zeit Teil des indonesischen Srivijaya-Reiches, etwa bis zum Isthmus von Kra.
10. Jh.Das Volk der Thai wandert von Südchina (Yunnan) langsam weiter in Richtung des heutigen Staatsgebiets. Die Thai bestehen vermutlich aus mehreren Volksstämmen, die sich in unterschiedlichen Gebieten ansiedeln und konkurrierende Fürstentümer gründen: Die Shan (Thai Yai, »Große Thai«) beispielsweise ziehen nach Burma, die Thai Noi (»Kleine Thai«) in die nordthailändischen Berge und ans Ufer des Mekong (Chiang Saen).
11.–13. Jh.Die Khmer: In dieser Zeit herrschen die Khmer über Zentralthailand – eine Epoche, die sich noch heute in den zahlreichen Tempelbauten und Ruinen widerspiegelt, etwa in Lopburi und Sukhothai. Die besterhaltenen architektonischen Hinterlassenschaften stehen heute abseits der üblichen Touristenrouten in Nordostthailand bei Phimai und Phanom Rung; diese wuchtigen Bauwerke im typischen »Bayon«-Stil verband vor tausend Jahren eine 240 Kilometer lange Straße nach Osten mit dem weltberühmten Khmer-Heiligtum Angkor Wat in Kambodscha.
7.–13. Jh.Das Reich Srivijaya: Auf der Malaiischen Halbinsel existieren im ersten Jahrtausend einige unabhängige Stadtstaaten, beispielsweise Tampaling (auch: Tambralinga), das heutige Nakhon Si Thammarat, und Kratak Kola (heute Takua Pa an der nördlichen Küste der Andamanensee). Ab dem 7. Jahrhundert etabliert sich hier das Srivijaya-Reich, dessen Einfluss vom indonesischen Archipel (Sumatra) bis zum Isthmus von Kra reicht. Der Süden Thailands wird zu seinem Vasallenstaat mit Chaiya als wichtigem Handelszentrum.
13.–14. Jh.Die thailändischen Königreiche: Die geschwächten Khmer werden von mehreren aus dem Norden stammenden Thai-Fürsten in ihrer Siedlung Sukhothai besiegt und endgültig vom Thai-Territorium verjagt. Das erste unabhängige (und historisch belegte) Thai-Reich wird hier 1238 gegründet und kann sich bis Mitte des 14. Jahrhunderts behaupten: Sukhothai gilt fortan als die »Wiege der Thai-Kultur«. Es erreicht unter dem dritten König Ramkamhaeng (1275–1317) seine Blütezeit mit vielen wertvollen kulturellen Errungenschaften sowie regem Handel und Austausch mit anderen asiatischen Ländern, besonders mit China und Sri Lanka (Ceylon): Die Spuren sind beispielsweise am Baustil der Tempel-Stupas in Sukhothai zu sehen, die in ihrer Dagoba-Glockenform eindeutig ceylonesischen Ursprungs sind. Gleichzeitig entsteht erstmals ein unverwechselbarer eigener Thai-Stil; die damaligen thailändischen Skulptur-Künste werden als Sukhothai-Stil über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Bestes Beispiel ist der schreitende und lächelnde Buddha im Ramkamhaeng National Museum in Sukhothai.
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