Glaubenssätze erkennen und auflösen
Glaubenssätze sind Überzeugungen über mich und die Welt, die sich primär in der Kindheit bilden. Ich unterscheide positive, unterstützende Glaubenssätze wie: »Egal was passiert, ich finde immer eine Lösung«, und negative, schwächende Glaubenssätze wie: »Ich kann mich anstrengen, wie ich will, es hat ja sowieso keinen Sinn.« Beide Glaubenssätze sind subjektiv, und doch ist klar, dass der Mensch, der den ersten Glaubenssatz verinnerlicht hat, anders durchs Leben geht als derjenige, der den zweiten Glaubenssatz in sich trägt. Bei Glaubenssatz 1 ist zu vermuten, dass das Umfeld, vermutlich die Eltern dieses Menschen, in seiner Kindheit sehr unterstützend und liebevoll waren. Bei Glaubenssatz 2 hat das Kind vermutlich immer wieder Situationen erlebt, in denen es sich vergeblich angestrengt hat und die Eltern, Lehrer etc. ihm nicht die ersehnte Liebe, Anerkennung, Aufmerksamkeit oder anderes gegeben haben.
Wir verfügen über viele unterschiedliche Glaubenssätze. Sie bilden unsere innere Landkarte der Welt und bestimmen, wie wir die Welt wahrnehmen. Dementsprechend kann diese Landkarte groß/geöffnet oder verkleinert/verengt sein.
Kein Mensch nimmt die Welt, sich selbst und andere so wahr, wie sie sind, sondern nur durch seine Glaubenssatzbrille und seine bisherigen Erfahrungen. Das heißt, keiner von uns kann für sich beanspruchen, dass er die Welt objektiv und realistisch sieht. So versteht schon jeder Mensch unter einem Wort wie »Auto« was anderes. Entsprechend meiner inneren Landkarte und Erfahrungen werde ich bei dem Wort Auto entweder an meine letzte Panne oder einen Oldtimer oder die letzte Urlaubsreise mit dem Auto denken. Ich kann mit dem Wort »Auto« nur das verbinden, was ich bisher in meinem Leben erfahren habe.
Glaubenssätze sind sehr resistent, sie halten sich oft ein Leben lang und verfestigen sich durch Wiederholung. Sie verändern sich von alleine nur selten, manchmal jedoch durch neue Erfahrungen des Betroffenen. Hierzu ein einfaches Beispiel:
Ein Kind wird von seinem Vater immer wieder als unsportlich bezeichnet, obwohl es im Sport einiges kann; so schwimmt es besser als alle anderen in der Klasse. Es hat aber vielleicht einige Bereiche im Sportunterricht, die ihm schwerer fallen. Es hört diesen Satz mit der entsprechenden Verachtung in der Stimme des Vaters sehr oft. Dementsprechend bildet sich in ihm der Glaubenssatz: »Ich bin unsportlich.« Deshalb kann es seine eigenen Leistungen im Schwimmen nicht würdigen und geht mit diesem Glaubenssatz weiterhin durchs Leben. Im schlechtesten Fall wirkt dieser Satz noch bis ins Erwachsenenalter nach. Er kann sogar dazu führen, dass sich das Kind und der spätere Erwachsene wirklich unsportlich und tolpatschig verhält, obwohl er von der Veranlagung her schlank und sportlich sein könnte. Selbst wenn dieser Erwachsene dann Sport treibt, kann er das Gefühl haben, unsportlich zu sein, bzw. versucht es gar nicht erst, irgendwo in einer Sportgruppe mitzumachen. Im besten Falle macht er irgendwann in einem Fitnessstudio die Erfahrung: He, ich kann ja doch etwas, mein Körper fühlt sich toll an, ich sehe ja richtig gut aus! Wunderbar – dann konnte sich durch die neue Erfahrung der alte Glaubenssatz »wie von selbst« auflösen, und der Erwachsene erkennt: Das stimmt ja gar nicht, was mein Vater immer behauptet hat! Mir macht Sport Spaß, ich kann das!
Ich denke, obiges Beispiel ist sehr einfach, aber doch recht eindrücklich, um die Wirkweise von Glaubenssätzen zu verstehen. Nicht so einfach ist es hingegen, die eigenen Glaubenssätze zu erkennen und zu verändern – eine Möglichkeit zum Ausprobieren stelle ich im Übungsteil vor. Der Leser findet eine Basisübung auch in einer beigefügten Audio-Datei, mit der er selbständig in den Theta-Zustand gelangen und von dort aus mit den verschiedenen Übungen experimentieren kann.
In Bezug auf das Erfahren und Verändern von Glaubenssätzen ist Theta-Balance sicherlich einzigartig, denn im Theta-Zustand erfahre ich mühelos hellsichtig die Glaubenssätze, die einen Klienten blockieren, und kann diese sofort auflösen. Ich lasse mir dann vom »Schöpfer von allem, was ist« die Glaubenssätze eingeben, die für diesen Klienten förderlich sind, und verankere diese quasi im Glaubenssystem des Klienten. Man spricht hier von sogenannten Downloads.
Mittlerweile arbeite ich weniger mit einzelnen Glaubenssätzen, weil sich im Laufe der Arbeit herauskristallisiert hat, dass wir über viele Glaubenssätze zu ein und demselben Thema (z.B. Selbstliebe) verfügen. Wichtig wäre es hier, den zugrundeliegenden Glaubenssatz, den sogenannten Schlüsselglaubenssatz zu finden. Wir nennen ihn auch »Kernüberzeugung«, und auch mit ihm lässt sich arbeiten.
Stellen Sie sich einen Baum vor. Die Zweige repräsentieren die Glaubenssätze und die Äste die Kernüberzeugungen dazu. Schneide ich sozusagen nur die Zweige ab, verändere ich also die Glaubenssätze, dann sind die »Äste«, die zugrundeliegenden Kernüberzeugungen, immer noch da und führen dazu, dass die alten, »gelöschten« Glaubenssätze wieder nachwachsen.
Deshalb frage ich in meiner Arbeit gleich den tiefsten Ursachenpunkt einer Problematik ab und arbeite damit. Denn verändere ich diesen Ursachenpunkt, dann verändern sich die Glaubenssätze sowie die gesamten dazugehörigen Themen automatisch, und ich muss mich mit den einzelnen Ausprägungen des gleichen Themas gar nicht mehr aufhalten. Hierzu ein Beispiel aus meiner Praxis:
Theresa kommt, wie die meisten meiner Klienten, auf Empfehlung zu mir. Sie ist Anfang fünfzig, hat eine erwachsene Tochter und ist in einem Büro fest angestellt. Sie möchte keine langwierige Therapie, sondern sozusagen kurz und effizient an einer bestimmten Problematik arbeiten.
Im Theta-Zustand kann ich sofort abfragen, wie viele Sitzungen in etwa nötig sein werden, so dass der Klient weiß, welcher Zeitaufwand und welche finanzielle Investition auf ihn zukommen. Auf diese Weise gibt es hier später keine unangenehmen Überraschungen, der Klient weiß, was ihn erwartet, und hat die nötige Sicherheit und Entscheidungsfreiheit. Bei Theresa »sah« ich drei bis fünf Stunden. Insgesamt wurden es dann vier.
Erste Sitzung
Theresa benennt folgende Ziele:
Ich möchte ich selbst sein, ich möchte dazu stehen, wer ich bin.
Ich möchte einen neuen Partner finden, mich neu verlieben, ohne mich »unterbuttern« zu lassen.
In ihrer Kindheit war ihr Vater nicht präsent, damit hatte Theresa auch kein Rollenvorbild für einen späteren Partner. Die Mutter erlebte sie als sehr dominant. Die Eltern stritten sich vor den Kindern nie. Theresa war das älteste von drei Kindern und ist im Großen und Ganzen bei der Großmutter aufgewachsen. Großeltern und Eltern lebten gemeinsam in einem Haus. Die Mutter ging wieder arbeiten, als Theresa sechs Wochen alt war. Welch ein Schock für das Neugeborene. Was das für ein Baby und für die Bindung zur Mutter bedeuten muss! Theresa hatte hier noch Glück im Unglück – sie musste nicht in die Krippe, sondern konnte bei den Großeltern bleiben. Dementsprechend hatte sie zu ihrer Oma ein sehr inniges Verhältnis. Das zum Opa war eher distanzierter.
Theresa wuchs primär mit Erwachsenen auf, war nie in der Kita, was wiederum sicher ungünstig war: Sie fühlte sich dadurch oft alleine. Sie konnte also erst in der Schulzeit andere Kinder erleben und sich in der Freude und Auseinandersetzung mit ihnen wahrnehmen. Das war sehr spät für sie. Deshalb und aufgrund der fehlenden Bindung zur Mutter blieb immer eine große Unsicherheit über sich selbst und ihre »Richtigkeit«.
Theresa fühlte sich – und das wurde auch als Glaubenssatz im Theta-Zustand erkennbar – nicht geliebt. Ihre Mutter war sehr streng zu ihr, als große Tochter war sie immer schuld, wenn mit den kleineren Geschwistern etwas passierte. Möglicherweise war sie auch kein Wunschkind.
Es ist ganz wesentlich, die Kindheit des Klienten zu recherchieren, ob durch die Erzählung der Klientin wie bei Theresa oder dadurch, dass der Therapeut im Theta-Zustand darauf schaut. Selbst wenn die Klientin bestimmte wichtige Faktoren aus der Kindheit verdrängt oder »vergessen« hat, kann sie der Therapeut dennoch wahrnehmen, wenn sie relevant sind, spätestens im hellsichtigen Theta-Zustand. Unsere Kindheit, ob wir ein »Wunschkind« waren oder nicht, wie wir aufgewachsen sind, wie die Geburt war, ob wir viel Körperkontakt zur Mutter hatten etc. – all das prägt uns erheblich, wie man inzwischen weiß. Oft wiederholen wir diese Prägungen ein Leben lang und verstehen nicht, warum wir mit unserem Leben so unglücklich sind oder uns immer wieder die gleichen unangenehmen Sachen passieren. Dabei wiederholen wir ganz einfach unsere Kindheitsmuster so lange, bis sie erlöst sind.
Bei Theresa ging es auch ganz zentral um den Glaubenssatz »Ich bin nicht geliebt« und um das ungeliebte »innere Kind«. Deshalb holten wir dieses innere Kind auch zu ihr zurück, was sehr berührend für uns beide war, als Theresa tatsächlich das Gefühl hatte, ihr kleines Mädchen säße auf ihrem Schoß. Dieses kleine Mädchen war sehr traurig und wurde in diesem Fall erst einmal mit Theta-Balance »nachversorgt«. Zu Hause sollte sich Theresa weiter um die Kleine kümmern, schauen, was sie brauchte und welche Bedürfnisse sie hat.
Theresa wurden von mir außerdem etliche Glaubenssätze um das Thema »Ich bin richtig so, wie ich bin« als »Download« zur Verfügung gestellt, oder, wie man in der Theta-Methode...