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Topica Universalis

Eine Modellgeschichte humanistischer und barocker Wissenschaft

AutorWilhelm Schmidt-Biggemann
VerlagFelix Meiner Verlag
Erscheinungsjahr1995
ReiheParadeigmata 1
Seitenanzahl328 Seiten
ISBN9783787328871
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis59,99 EUR
Wer bezweifelt, dass es Sinn hat, Geschichte in Epochen zu gliedern, und insbesondere bestreitet, dass sich das Selbstverständnis solcherart angenommener Epochen verbindlich bestimmen lasse, kann seinen Zweifel kaum besser begründen als durch den Hinweis auf die Vagheit der Bezeichnungen 'Humanismus', 'Renaissance', oder 'Barock'. Obwohl im Gebrauch und in Grenzen tauglich, die geistesgeschichtliche Entwicklung Europas im 15., 16. und 17. Jahrhundert zu beschreiben, blieben sie als 'Epochenbegriffe' unscharf - schon deshalb, weil die unter diesen Begriffen gemeinten geistigen Strömungen sich regional unterschiedlich artikulierten. Entsprechend verfügt die Forschung bislang zwar über eine Fülle von Einzelstudien, nicht aber über eine systematische Gesamtdarstellung der als 'Epoche' nicht fasslichen Epoche. Die vorliegende Studie will und kann dem nicht abhelfen. Sie nennt den Grund: Der Wissenschaftsbegriff eines Zeitalters, das den Begriff des Systems erst hervorbrachte, läßt sich nicht systematisch definieren. Gerade darum, weil in der hier zu beschreibenden Phase der Geschichte des Denkens erstmals die Möglichkeit entdeckt und erprobt wird, Wissenschaft nicht mehr nur als Form des Wissens, sondern als Technik zu begreifen, deren Beherrschung es erlaubt, den Bereich des Wissbaren systematisch zu erweitern, bildet das schließlich in der 'Scientia universalis' seinen höchsten Ausdruck findende Modell humanistischer und barocker Wissenschaft das erste Paradeigma neuzeitlicher Wissenschaft überhaupt. In der hier vorlegten Studie wird die Entstehung des Modells im Ausgang von den Konstituentien nachgezeichnet, in denen es vorbereitet wurde, ohne bereits vor Augen zu stehen. So wird von innen her erfasst, was von außen nicht faßlich ist: das Selbstverständnis des Zeitalters der 'Topica universalis'.

Wilhelm Schmidt-Biggemann (* 23. Juni 1946 in Olpe) ist ein deutscher Philosophiehistoriker und Hochschullehrer in Berlin. Wilhelm Schmidt-Biggemann studierte von 1966 bis 1974 Philosophie, Literaturwissenschaft, Geschichte und Theologie an der Ruhr-Universität Bochum. 1974 beendete er sein Studium mit einer Dissertation zu 'Maschine und Teufel. Jean Pauls Jugendsatiren nach ihrer Modellgeschichte'. Von 1974 bis 1976 forschte er an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel zur frühen Neuzeit und zur Religionsphilosophie von Hermann Samuel Reimarus. Von 1976 bis 1979 war er Abteilungsleiter am dortigen Wissenschaftsprogramm. Als Assistent am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin habilitierte Schmidt-Biggemann 1981 mit einer Arbeit zu 'Topica universalis. Eine Modellgeschichte humanistischer und barocker Wissenschaft'. Seit 1989 ist Schmidt-Biggemann Professor für Philosophie an der Freien Universität Berlin. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Religionsphilosophie, Geschichte der Philosophie und Philologie in der Frühen Neuzeit, Geschichtsphilosophie, Geschichte der Metaphysik und Geschichte der politischen Philosophie.

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Inhaltsverzeichnis
Cover1
Inhaltsverzeichnis9
Vorbemerkung13
Einleitung15
ERSTES KAPITEL . Die Basis : Humanistische Leitbegriffe27
I. Agricolas dialektische Inventionen29
1 . Rhetorik und Logik30
2. Die kategoriale Gleichschaltung in der Topik32
3 . Invention als Ziel der Topik35
4. Die Einzelheit und die Empirie37
II. Loci41
1 . Die Rhetorisierung der Loci41
2. Sinnspruch, B eispiel, Enthymem43
3 . Loci communes45
III. Historie47
1. Invention und Historie47
2. Historie und Wissenschaften49
3 . Die Verschränkung von Epistemologie und Psychologie:51
4 . Ordo und signatura rerum55
IV. Methode und System. Ramistische Wissenschaft57
1 . Wissensordnungen. Der Weg zum Ramismus57
2 . Ramus : Die Einführung der Methode65
3 . System75
4 . Ramistische Facetten : Kompetenzbereiche von Methode78
5 . Topica universalis85
ZWEITES KAPITEL . Aristoteliker und Ramisten am Ende utopisch93
I. Zabarella : Methodenänderung und Metaphysik94
1 . Bereichsmethoden9
2. Psychologie, Methoden, Wissenschaften und Künste im Verbund9
II. Metaphysik, Methode, Historie107
1 . Das System und die Einheit der Wissenschaften: Clemens Timpier107
2. Historie und System : Bartholomäus Keckermann115
3. Historie, Loci communes , Wissenschaft120
4. Die Wissenschaften und die Philosophie122
III. Das ganze Feld des Wissens. Topik und Enzyklopädiebei Johann Heinrich Alsted126
1 . Leben und Lehre, ein akademischer Zusammenhang127
2 . Die Basis der Disziplinen131
3. Lullismus : Die Grundlage der Wissenschaften lexikalisch133
4. Mnemonik als psychologische Fundamentalkunst139
5 . Philosophie, Enzyklopädie und Memoria145
6 . Die Philosophische Enzyklopädie von 1620151
7 . Die Enzyklopädie von 1630157
IV. Pansophie und Pädagogik . Comenius' utopische Enzyklopädik10
1 . Pansophie und teilhabende Erkenntnis167
2 . De rerum humanarum emendatione consultatio catholica172
3. Pansophie und Didaktik176
DRITTES, Lullistisches Kapitel181
I . Idea brevissima Lulliana182
1 . Lullismus als Philosophia perennis182
2 . Alphabet und Inventionsfiguren : Einführung in Lullistische Argumente , erster Teil187
3 . Lullistische Inventionen humanistischer und barocker Lullisten191
4 . Kombinations figuren : Einführung in Lullistische Argumente, zweiter Teil197
5 . Phantastische Dispositionen. An der Nahtstelle von Lullismusund Ramismus201
II. An der inneren Grenze universaler Topik : Athanasius Kircher202
1 . Universale Lexikalik202
2 . Kombinatorik und Enzyklopädie205
III. Leibniz : Ein offener Ausgang212
1 . Loci communes der Leibnizschen Scientia Generalis212
2 . Charakteristik215
3 . Kombinatorik222
4. Enzyklopädische Fundierungsprobleme: Weisheit und Historie228
5 . Ein Modellkonflikt : Disposition und Kombinatorik210
VIERTES KAPITEL . Natur und Utopie. Grenzen der Polyhistorie238
I . Bacons doppeldeutige Wissenschaft240
1 . Natur241
2. Das psychologische Inventar und das wissenschaftliche Feld245
II. Modellwechsel: Selbsterhaltung, Campanellas Naturwissenschaft251
1 . Natürliche Selbsterhaltung252
2 . Selbsterhaltung und Moral257
3. Philosophia rationalis sive naturalis260
III. Utopia264
FÜNFTES, Eklektisches Kapitel275
1 . Die Umdeutung des Judiciums275
2. Die Neubestimmung von Judicium277
I. Enzyklopädischer Eklektizismus : Gerhard Johannes Vossius281
1 . Logik und Rhetorik285
2 . Philosophie, am Ende Kritik287
II. Loci communes als Polyhistorie : Daniel Georg Morhof291
1 . Eklektisch-rhetorische Psychologie292
2 . Historie, ein homogener Vorrat293
3. Stoffhäufung als pädagogischer Prozeß : Die Gliederung des"Polyhistor"294
III. Kritischer Eklektizismus: Christian Thomasius298
1 . Die Praxisorientierung der Wissenschaft301
2 . Logik, empirisch und historisch308
3 . Logik, pädagogisch-hermeneutisch311
4. Absorptionen : Schwundstufen von Polyhistorie314
SCHLUSSKAPITEL. Modellwechsel zur Erkenntnis und ästhetisches Ende319
1 . Die Umwandlung des Methodenbegriffs : Descartes319
2 . Die Disqualifizierung der Historie : Wolff323
3. Ästhetisches Ende : Alexander Gottlieb Baumgarten325
Bibliographie331
Personenregister347
Begriffsregister351

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