„Die sportliche Leistungsfähigkeit stellt den Ausprägungsgrad einer bestimmten sportmotorischen Leistung dar und wird aufgrund ihres komplexen Bedingungsgefüges von einer Vielzahl spezifischer Faktoren bestimmt“ (Weineck 1997, 21). Aus Abbildung 1 (S. 11) gehen die zahlreichen Komponenten hervor, welche die spezielle Leistungsfähigkeit des jugendlichen Fußballers beeinflussen.
Im Bereich der konstitutionellen und gesundheitlichen Faktoren ist im Jugendalter insbesondere auf entwicklungsbedingte Unterschiede zu achten.
Bei den Eigenschaften und Komponenten, welche die psychischen und sozialen Fähigkeiten beeinflussen, wie z.B. die Persönlichkeitsstruktur, kann bei Jugendlichen durch erzieherische Maßnahmen noch deutlich mehr verändert und erreicht werden als bei Erwachsenen. Allerdings ist dies bei postpubertären Fußballern im Alter von 17/18 Jahren bereits deutlich schwieriger als bei jüngeren Spielern.
Nach Martin/Carl/Lehnertz (1993, 16) ist sportliches Training „ein komplexer Handlungsprozess, der auf die planmäßige Entwicklung bestimmter sportlicher Leistungszustände und deren Präsentation in sportlichen Bewährungssituationen, speziell im sportlichen Wettkampf, ausgerichtet ist“.
Aus sportbiologischer bzw. leistungsphysiologischer Sicht ist Training ganz allgemein als ein ständiger Anpassungseffekt an Belastung zu verstehen. Dabei sind Trainingsreize als Störung der Homöostase, also des biochemischen Gleichgewichts, die Ursache für adaptative Veränderungen der beanspruchten Systeme. „Die Entwicklung des Adaptationsniveaus (Trainingszustandes) erfolgt bei Trainingsbeginn sehr rasch und wird dann immer langsamer und schwieriger“ (Weineck 1997, 77). Als Ursache dieses Kurvenverlaufs wird der Grad der Veränderung bei der Homöostasestörung genannt, der durch die Verbesserung des Trainingszustandes immer geringer ausfällt.
Abbildung 2: Allgemeine Belastungsprinzipien des sportl. Trainings (nach Weineck 1997, 29).
In der Folge werden die aus Abbildung 2 hervorgehenden Prinzipien nach Weineck (1997, 28 ff.) kurz charakterisiert:
„Das Prinzip des trainingswirksamen Reizes beinhaltet die Notwendigkeit, dass der Belastungsreiz eine bestimmte Schwelle überschreiten muss, damit ein Leistungszuwachs erzielt werden kann“.
„Das Prinzip der individualisierten Belastung beinhaltet die Forderung nach Trainingsreizen, die der psychophysischen Belastbarkeit, der individuellen Akzeptanz und den speziellen Bedürfnissen der jeweiligen Sportler entsprechen“.
Nach dem Prinzip der ansteigenden Belastung „müssen die Anforderungen an den Sportler bezüglich der konditionellen, koordinativen, sporttechnischen, taktischen, intellektuellen und willensmäßigen Vorbereitung systematisch gesteigert werden“.
Das Prinzip der richtigen Belastungsfolge ist v. a. in Trainingseinheiten wichtig, in denen mehrere Leistungskomponenten geschult werden:
Am Anfang der Trainingseinheit stehen Übungen, deren Effektivität einen erholten psychophysischen Zustand erfordern (z.B. Koordinations-, Schnelligkeits- und Kraftübungen). Es folgen Übungen, deren Effektivität auf einer unvollständigen Pausengestaltung beruht (z.B. Schnelligkeits- und Kraftausdauerübungen). Am Ende stehen Übungen, die der Schulung der Ausdauer dienen.
Mit dem Prinzip der variierenden Belastung wird versucht, „durch ungewohnte Belastungsmodalitäten weitere Homöostasestörungen mit nachfolgenden Adaptationsvorgängen im Organismus des Sportlers auszulösen“.
Beim Prinzip der wechselnden Belastung geht es um die optimale und so ökonomisch wie mögliche Entwicklung der einzelnen leistungsrelevanten motorischen Eigenschaften. Dazu bedarf es der Kenntnis der unterschiedlichen Regenerationsdauer je nach Belastungsart. Der richtige Wechsel von Belastungen verschiedener Akzentuierung ermöglicht demnach ein Mehr an Umfang und Intensität im Training.
Abbildung 3: Phasen der Veränderung der Leistungsfähigkeit nach einem Belastungsreiz: 1 = Phase der Abnahme der sportl. Leistungsfähigkeit; 2 = Phase des Wiederanstiegs der sportl. Leistungsfähigkeit; 3 = Phase der Superkompensation bzw. der erhöhten sportl. Leistungsfähigkeit (nach Weineck 1997, 33).
Abbildung 4: Verbesserung der sportlichen Leistungsfähigkeit durch optimal gesetzte Trainingsreize (nach Weineck 1997, 33).
Das Prinzip der optimalen Relation von Belastung und Erholung zeigt die Voraussetzung für eine Leistungssteigerung: Wiederholte belastungsbedingte Erschöpfungserscheinungen führen in der Erholungsphase zu einer Anhebung des Leistungspotenzials. Belastung und Erholung müssen demnach also als Einheit geplant werden. Die Abbildungen 3-6 demonstrieren die Funktionsweise dieses Prinzips eingehend.
Abbildung 5: Effekt der „summierten Wirksamkeit“ (nach Weineck 1997, 34).
Abbildung 6: Abnahme der sportl. Leistungsfähigkeit durch zu schnell aufeinander folgende Belastungen (nach Weineck, 1997 34).
Kontinuierliche Belastungen - im Sinne einer regelmäßigen Trainingsfolge nach dem Prinzip der kontinuierlichen Belastung - „führen zu einem fortlaufenden Anstieg der sportlichen Leistungsfähigkeit bis zum Erreichen der individuellen, genetisch festgelegten Leistungsgrenze“. Wird die Kontinuität jedoch unterbrochen, kommt es zu einem Abfall der Leistungsfähigkeit.
Das Prinzip der periodisierten Belastung beinhaltet die Tatsache, dass der „Wechsel zwischen Belastung und Entlastung, zwischen Umfangserhöhung und Intensitätserniedrigung etc. einem periodischen Wandel unterzogen werden muss“. Dadurch wird ermöglicht, zum richtigen Zeitpunkt (wichtiger Wettkampf) die optimale Form zu erreichen, ohne dabei das Prinzip der kontinuierlichen Belastung außer Acht zu lassen.
Beim Prinzip der periodisierten Regeneration wird versucht, die bei jahrelang im Hochleistungsbereich trainierenden Spitzenathleten eintretende Stagnation durch eine längere Wettkampfpause (6-12 Monate) in Verbindung mit regenerativen Maßnahmen und dem „Wiederauftanken“ der psychophysischen Reserven zu überwinden.
Nach dem Prinzip der Altersgemäßheit geplante Trainingsbelastungen müssen auf das biologische Alter der jungen Sportler ausgerichtet sein, um das vorliegende Leistungspotenzial unter Berücksichtigung der „sensiblen Phasen“ zeitgerecht auszuschöpfen.
Das Prinzip der zielgerichteten Belastung schlägt sich in einer zunehmend spezifischeren Auswahl der eingesetzten Trainingsmethoden und –inhalte nieder. Im langfristigen Trainingsprozess äußert sich dies in einer zunehmenden Übereinstimmung der Übungen mit der Bewegungs- und Belastungsstruktur der Zielsportart.
Nach dem Prinzip der optimalen Relation von allgemeiner und spezieller Ausbildung verändern sich die Anteile der allgemeinen und speziellen Methoden und Inhalte des Trainings im Sinne einer zunehmenden Spezialisierung. „Das Allgemeine hat stets dem Speziellen vorauszugehen“.
Das Prinzip der optimalen Relation der Entwicklung der Leistungskomponenten beinhaltet das voneinander abhängige und aufeinander bezogene Training z.B. von Kondition, Technik und Taktik. Da sich die verschiedenen Leistungskomponenten wechselwirkend bedingen oder in extremen Ausprägungen sogar diametral gegenüberstehen (z.B. Schnelligkeit und Ausdauer), ist dies die schwierigste und wissenschaftlich am wenigsten geklärte Forderung.
Nach Martin/Carl/Lehnertz (1993, 247) ist Periodisierung „die Festlegung einer Folge von Perioden, deren inhaltliche, belastungsmäßige und zyklische Gestaltung die Herausbildung der optimalen sportlichen Form für einen bestimmten Zeitraum innerhalb des Periodenzyklus ansteuert“.
Ein Fußballer kann sich im Verlaufe eines langjährigen Trainingsprozesses nicht ununterbrochen „in Form“ befinden. Nach Harre (1986, 98) verläuft die Entwicklung...