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E-Book

U-Deutschlands Fahrt

AutorDr. Fritz Skowronnek
Verlagepubli
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl109 Seiten
ISBN9783745001563
Altersgruppe18 – 99
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Spannende Hintergrundinformationen über die Entstehung, den Bau und Fahrt eines der beiden einzigen Handels-U-Boote bis heute. Der Überseehandel des Deutschen Reiches wurde durch die englische Seeblockade unterbunden. Wie es dennoch gelang, die Seeblockade zu umgehen, wird in diesem Buch detailliert und mit bissigem Humor beschrieben. Die Meisterleistung des Kommandanten Paul König findet in diesem Buch hinreichend Platz.

Fritz Skowronnek, ein heimatverbundener Schriftsteller aus Lyck/Ostpreußen.

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Leseprobe

1. Kapitel – Phantasien im Bremer Ratskeller.


Weiß und hell wölbten sich die spitzen Bogen der Decke über den Räumen des Ratskellers. Zu stummer Reihe standen die Fässer mit ihrer geschnitzten Gallion, wenn ich mich dieses Schiffsausdrucks hier bedienen kann. Pausbäckig und frech machte Bacchus, der nackte Knabe, weiter seinen vielhundertjährigen Ritt aus dem riesigen Faß und blickte hinab auf die dunklen Reihen der Tische, auf denen sein Gold, das er aus dem Golde der Sonne gefächst hatte, in hellen Römern grüngoldig glänzte und seinen feinen Duft in die wohlige Atmosphäre des Kellers verströmte.

An einem der Tische saßen sieben, acht Herren, lauter Kenner natürlich, die genau wußten, wie man einen guten Tropfen genießt. Und sie sprachen. Von der Schwere aber auch der Größe der Zeiten. Von dem wundervollen Geist, der sie und die Menschheit erfüllte. Von den riesigen Errungenschaften, die als Herolde dieser Zeit ihr vorausgeeilt waren und sie lange schon angekündigt hatten, ehe man sie selber begriff.

„Ja, ja,“ sagte der eine, „wer hätte gedacht, daß wir das alles erleben werden! Wie haben wir gestaunt, als vor knappen zwei Jahrzehnten die Automobile uns unerhörte Verkehrsmöglichkeiten schufen und mit den Eisenbahnen wetteiferten, die Entfernungen zu verschlingen und uns jeden Punkt dieser Erde näher zu bringen. Wie staunten wir damals, als die ersten lenkbaren Luftschiffe surrend über unsere Köpfe dahinflogen und wie jubelten wir den ersten Zeppelinen zu . . .

„Deren Bedeutung“, fiel der Professor ein, der bis dahin sinnend und ohne zu trinken in sein Glas gesehen hatte, „das Volk besser erkannt hatte, als manch ein spöttelnder Fachmann.“

„Ganz recht. Ohne das Unglück von Echterdingen, ohne all die Unglücksfälle, die der greise Erfinder erlitt, ohne den Enthusiasmus, den das Volk fand zu zeigen, wie sehr es von der Bedeutung durchdrungen war, hätten wir vielleicht keine mehr gehabt. Jedenfalls nicht so viele und nicht so wunderbare wie jetzt.“

„Und die Flieger“, fiel der Ingenieur ein. „Was sagen Sie dazu, Herr Senator?“

„Ich? Ich schlürfe die Erinnerung in mich ein, wie ich dies Glas edlen Weines schlürfe und berausche mich an ihrem Duft. Ja, ja, die Flieger. Weiß Gott, wenn meine Knochen nicht schon zu alt dazu wären, ich würde selbst noch in ein Flugzeug klettern und mich durch die Lüfte schwirren lassen, denn es muß wunderbar sein.“

„Nicht wunderbarer, als mit unseren U-Booten in die Tiefe des Meeres zu tauchen“, meinte der Kapitän. „Wer hätte uns das gesagt, daß wir auch damit so weit kommen würden, wo wir alle glaubten, daß die Tauchkunst noch in ihren Anfängen steckte... Ich weiß, was Sie sagen wollen, Herr Professor“, fuhr er fort, als er das besserwissenwollende Lächeln auf jenes Lippen sah. „Sie wollen sagen, daß der Holländer Drebbel“

„Mit Nichten“, unterbrach ihn der Professor in überlegenem Ton. „Cornelius Drebbel war keineswegs der erste, der die Tiefen des Wassers auf- suchte, wenn er auch schon 1624.. ., war das nicht die Jahreszahl, Herr Kapitän?... ., unter der Themse mit seinem Unterwasserboot von Westminster nach Greenwich fuhr. O nein, da müssen Sie viel weiter zurückgehen. Schon 1190 soll sich Morolf den Nachtstellungen König Salmons dadurch entzogen haben, daß er in seinem „Schifflin sich senkte nieder uff den Grunt.“

„Was Sie nicht sagen“, rief der Senator. „Das habe ich wahrhaftig noch nicht gewußt. Also so alt sind die Vorfahren unserer U-Boote schon?“

„O nein, viel älter und auch viel vornehmer, denn daß sogar eine Religion, eine Philosophie, die heute noch Geltung hat, einem Tauchboot, sagen wir, ihre Tiefe verdankt, das wird Ihnen, meine Herren, wahrscheinlich wohl neu sein.“

„Eine Religion? Na, da wäre ich aber wirklich neugierig, welche das sein kann.“

„Die Religion des Tao.“

„Tao?“

Alle sahen sich an. Von der hatten sie noch nie etwas gehört. Nur einer, der Schriftsteller, sann nach. „Ist das nicht das Ding von dem Laotse?“

„Ganz richtig. Es ist die tiefe Gedanken-Weisheit des La-ot-se, der zweifellos einer der tiefsten Denker aller Zeiten gewesen ist und der uns eine Philosophie hingestellt hat, von der wir noch heute alle zehren können.“

„Hört, hört!“ Der Professor ließ sich aber nicht aus dem Konzept bringen, denn nun war er in seinem Element.

„Das Tao“, erklärte er, „ist das höchste Wissen, das Wissen in uns. Es ist der Urgrund aller philosophischen und moralischen Werte. Er ist die Verinnerlichung in uns selbst. Ist der Mensch als Selbstzweck: Das Ich. Der Mensch soll mit Hilfe des Tao streben, sich in das Tao, das heißt, in sich selbst zu versenken, sich zu begreifen, um sich zu wandeln und zu seinem höheren Ich zurückzukehren.

Mit einem Wort also,“ fiel ein anderer ein, das γνῶθι σεαυτόν erkenne dich selbst.“

Der Professor nickte.

„Was aber hat das alles mit dem Tauchboot zu tun“, rief der Kapitän, weil er die Langatmigkeit des Professors begreiflicherweise fürchtete.

„Sehr viel, denn Laotse brauchte Sammlung und Konzentration, um zu der Tiefe seiner Lehre zu kommen. Da ihm aber seine Jünger keine Möglichkeit zum Nachdenken ließen, sondern ihn verfolgten, um die Worte seiner Weisheit zu hören, suchte er seine Zuflucht in den Abgeschiedenheiten des Wassers. Er baute sich eine Kugel, mit dem er sich auf den Grund des Weiflusses niederließ und in der er 88 Tage verblieb, während deren ihn die Strömung bis in die tiefen Seen des Janktsekiang trieb.“

„Donnerwetter,“ rief der Kapitän, „das nenne ich mir einen Aktionsradius. Das müssen ja an die sechshundert Seemeilen sein.“

„Das weiß ich nicht, da sind Sie kompetenter als ich, aber jedenfalls ist bewiesen, daß das Tauchboot göttlicher Abstammung ist. Und darauf leeren wir unser Glas.“

Acht Gläser klangen hell aneinander.

Die Entwicklung des U-Bootes.

In angeregtester Weise ging die Unterhaltung fort. Man kam auf die moderne Entwicklung des U-Bootes. Von Drebbel auf den Amerikaner Buschnell, der 1773 U-Boote baute, die technisch schon ganz Außerordentliches leisteten, wenn sie sich auch militärisch nicht bewährten. Von Fultons Nautilus, dem es gelang, mit seinem Unterseeboot als Erster ein feindliches Fahrzeug in die Luft zu sprengen, der acht Meter tief tauchen konnte und sich mit vier Mann vier Stunden unter Wasser hielt.

„Ist es mir nicht, fragte der Journalist“, als hätte Fulton mit einem seiner U-Boote Napoleon von St. Helena entführen wollen?

„Das sollte er allerdings“, erwiderte der Professor. „Und Joachim Murat verhandelte in Triest wochenlang mit ihm, aber es kam zu nichts und sein Schiff geriet in Vergessenheit. Das erste Fracht-Unterseeboot aber. . . .“

„Gab es denn das,“ fragte der Kapitän, der sich natürlich für Handelsschiffe ganz besonders interessierte.

„Selbstverständlich. Aber keines, um dem reellen Handel zu dienen, sondern um Schmuggelwaren den Douaniés zu entziehen.“

„Also ein Franzose?“

„Ja, Baudoin, aber er blieb mit seinen Schmuggelfahrten nicht allein, denn auch der Däne Jansen baute ein U-Boot und machte sich durch den Schmuggelhandel mit Deutschland ein Riesenvermögen.

Eine Art Übergang vom eigentlichen Unterseeboot — das nur unter der See fuhr — und dem Tauchboot, das, wie die U-Boote unserer Zeit fast nur über See fuhr, war der Halbtaucher des Engländers Nasmyth, ein Schraubendampfer „der nicht völlig unter Wasser verschwinden, sondern sich bis auf wenige Schiffsteile der Sicht und der Geschützwirkung entziehen sollte.“

„Richtig,“ sagte der Kapitän, der seine Sachkenntnis doch auch zeigen wollte. „Das war das Schiff, das bis zum oberen Ende seines Schornsteins tauchen konnte, wenn es sein mußte und das als Waffe eine einzige ungeheure Sprengbombe hatte, die in einer Mörservertiefung des Vorderschiffes lag. Schade, daß das famose kleine

Boot nach jedem Schuß in den Hafen laufen mußte, sich eine Bombe zu holen, sonst wäre es noch heute als Lenkmine eine brauchbare Waffe geblieben.“

Der Professor nickte. „Es war allerdings ein vielversprechender Anfang auf dem Wege von den Soumarins zu den Submersibles, aber vorläufig brachen sich diese nicht Bahn und sogar bis auf den heutigen Tag blieb Dänemark bei dem reinen U-Boot-Typ, von dem es jetzt erst allmählich abkommt. Ein Deutscher . . .“

„Ah,“ sagte der Ingenieur, „jetzt kommen Sie auf Bauer.“

„Ja, jetzt komme ich auf Bauer, Deutschlands ersten Submarineingenieur, wie er sich selbst genannt hat. Wie Sie wohl alle wissen, machte er seine ersten Unterwasserversuche ebenso wie unser Zeppelin seine Luftversuche, auf dem Bodensee. Als diese gelungen waren, in der Kieler Förde. Da aber ereignete sich jene große Tragödie, die Ihnen wohl allen bekannt ist.“

„Mir nicht,“ sagte der Schriftsteller, „deshalb bitte ich Sie, sie zu erzählen.“

 

Eine Tragödie auf dem Grunde des Meeres.

„Es war der 1. Februar des Jahres 1851, ein trüber,...

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