3. Der Ewigkeitsgehalt der eddischen Runen
Werner von Bülow
Der Grundriss arisch-reiner Weisheit und des runischen Jungbrunnens Vorrede:
Es wird Zeit, dass der Adler sich ein neues Nest baue. Das Feuer einer Weltenwende hat sein altes Nest zerstört, seine Brut gemordet, seine Schwingen verbrannt. Mit wütenden Schnabelhieben verteidigte er Nest und Brut. Aber die Macht der Widersacher wurde zu groß. Sie waren im Bunde mit den Würmern, die am (quabbalistischen) Weltenbaume nagen. Würmer krochen ihm bis an sein Herz und lähmten seine Kräfte. Ein armseliger Vogel, dem auch noch die letzten Federn ausgerissen werden sollen, hüpft er am Boden, froh noch des kärglichen Fraßes, mit dem die Widersacher aus großmütig sich geberdender Niedertracht das Leben ihm fristen.
Denn: Aus Ureigentum nur kann ihm Rettung werden!
Wir wussten noch nicht, dass unsere Seele krank war; im Taumel jagten wir falschen Zielen nach, die Jagd nach Geld, Gewinn, Genuss zog alle Kräfte an sich. Über den Tag hinaus warfen wir kaum noch Ziele. Höhere Ziele heißt es wieder über uns aufstellen, die den ganzen (dreifachen) Menschen erfassen, für die es sich lohnt zu leben.
Durch Speise und Trank das Leben zu fristen, damit wir essen und trinken können, welch´ armseliger Kreislauf, welch´ erstickende Luft der Niederungen! Wie Maulwürfe und Regenwürmer wühlten wir in der Erde. Kein Strahl der Erhabenheit des Weltalls fiel in die dem nackten Nutzen ergebene, von ihm verdunkelte Seele. Wir sahen am nächtlichen Himmel das Heer der Sterne mit kalten nüchternen Augen: „Was sollen uns die Sterne? Sie nützen uns nichts, Nachtgedanken sollen uns nicht den satten Schlaf stören.“
Wer hat heute noch in den breiten Massen wahre Religion? Pfaffenkram, die Massen zu knechten, ist sie den einen; ohne viel Denken mitgemachter Formelbrauch, dessen Widerspruch zur eignen Lebensführung sie kaum noch gewahr werden, den andern. Die Denkenden wähnen: Für die Denkenden sei die Wissenschaft da, als vollgültiger Ersatz. Sie löst alle Fragen in Bewegung der Materie auf, hat uns einen ungeheuren Aufschwung der Technik gebracht und lehnt alles überflüssige Fragen als überspannt und unwissenschaftlich ab.
Aber ist nicht die Art, in der die alten ewigen Heilswahrheiten von der Kanzel verkündet werden in der uns fremd gewordenen Sprache vergangener Jahrhunderte, selber Schuld daran? Die Art, in der man über Widersprüche zwischen Lehre und Leben, Dogma und Wissenschaft, hinweggeht, ohne die Lösung zu suchen, und in den mystischen Kern aller Dinge einzudringen. Die Massen fühlen instinktiv die Widersprüche, ihnen fehlt aber der gewaltige Riegel der Urd, der die Lösung bringen kann. So kehrt das Volk, von Scheinwahrheiten geblendet, den Kirchen den Rücken, die die Zeit der Not nur vorübergehend zu füllen vermochte. Im Taumel der Tanzböden suchten die Massen das Vergessen verderblicher Gegenwart. Denn wo saß Gott im Regimente, als er so ungeheure Niedertracht und Ungerechtigkeit zuließe? Viele der Besten haben den Glauben verloren; wo soll man ihn suchen? Vielleicht bei der Philosophie? Sie ist schon lange verstummt. Kant´s System der Erkenntnis steht wohl noch unerschüttert da, aber keine Nachfolger konnten durch gewaltige Denkarbeit es doch nur zur Negation, zum Pessimismus bringen.
„Denn alles was entsteht,
Ist wert, dass es zugrunde geht!
Drum besser war´s, dass nichts entstünde.“
Wohl kämpfte der einsame Kranke von Sils Maria dagegen an, aber sein „Übermensch“ blieb eine Seifenblase. Weil er, der Wortgewaltige, nicht auf die Stimme der Natur lauschte, weil er, der alles Umwendende, nicht eindrang in ihren Wunderbau, blieb, was er schuf, ohne Wurzel.
Wie kommen wir zu einer besseren Weltweisheit?
Zu uralten Quellen müssen wir steigen, aus denen der Strom unseres Blutes quillt. Uralten Mythos müssen wir wieder verstehen lernen. So aus Ureigenstem schöpfend, dürfen wir nicht auf künstlich erdachte Systeme uns stützen, sondern müssen an das im intuitiven Schauen Gefundene organisch anknüpfen. So kommen wir zum System eines mystischen Realismus. Die harten und nackten Tatsachen können wir nicht umstoßen, strenge exakte Wissenschaft nicht entbehren, wenn wir nicht den Boden unter den Füßen verlieren wollen. Mit Versteckspielen, mit faulen Kompromissen locken wir keinen Hund hinter dem warmen Ofen seiner Behaglichkeit hervor. Nüchtern und ehrlich allein finden wir Vertrauen und können den geschwinden Schwätzen das Wasser abgraben.
Mystisch ist die Erkenntnis, dass die Grenzen unseres Erkenntnisvermögens eine volle Erfassung der Wahrheit, des Dinges an sich, nicht zulassen, dass daher hinter der offenbaren Welt eine höhere unoffenbare ruht, an die wir nicht heran können, von der wir nur ahnungsweise in Bildern und Gleichnissen etwas vernehmen können. Mystisches ist kein Trug- und Traumbild, sondern was hinter aller Wirklichkeit steckt und der Natur abgelauscht ist, denn
„Geheimnisvoll am lichten Tag
Lasst sich Natur des Schleiers nicht berauben.“
Mystisch war von jeher die Religion der Arier. In Griechenland lebte sie in Delphi, in den Eleusinischen Mysterien. Im Lande der formschönen apollinischen Architektur und Politik war sie ausgesprochen dionysisch. In Indien wucherte sie aus der Überschwänglichkeit einer tropischen Natur heraus in großartiger Fruchtbarkeit, aber selbst in dem nüchternen hausbackenen Rom gab es Sibyllinische Bücher. Auch das Urchristentum kann seine Wesensverwandtschaft mit der arischen Mystik, die in Meister Eckhart, in Jacob Böhme schöne Blüten entfaltete, nicht verleugnen. Guido von List lehrte uns freilich in Einzelheiten anfechtbar, in der Edda hinter dem Naturmythos den mystischen Kern schauen. Mystisch ist die Stimme des arisch-reinen Blutes. Zu dieser Kraftquelle des höheren geistigen Lebens müssen wir zurückkehren, wenn wir materielle Einbußen durch geistige Kräfte ersetzen wollen.
In der Edda finden wir im Havamal, in den Sprüchen des Hohen einen Abschnitt über Wotans Runenkunde, der mit folgenden Versen anfängt:
„Ich weiß, wie ich hing am windkalten Baum
neun ewige Nächte.
Vom Speere verwundet, dem Wotan geweiht.
Ich selber geweiht mir selber.
An jenem (Lebens-)Baum, der jedem verbirgt,
wo er den Wurzeln entwachsen.
Sie boten mir weder Brot noch Met;
Da neigte ich spähend mich nieder:
Auf klagenden Ruf wurden Runen mir kund,
Bis ich vom Baume herabsank.
Vor Weltenentwicklung war Wotans Wissen:
Woher er gekommen, dahin kehrt er zurück.“
In diesen Versen stecken vier elementare Lehren:
- Das Primat des Geistes über die Materie.
- Das heroische Ideal in Wotans freiwilliger Opferweihe durch Bindung an den windkalten Baum der Materie, an die von eisigen Stürmen umbrauste Erde.
- Die Lehre der Unsterblichkeit, der ewigen Wiederkehr.
- Die Lehre vom zyklischen Charakter der Weltenentwicklung durch die Zeitangabe der 9 ewigen Nächte.
Diesem Liede folgen in dem verhüllenden Gewande von Zauberformeln Andeutungen der Kernbegriffe der einzelnen Runen, die sich aus dem reichen Stammwortschatz unserer Sprache, deren Grundpfeiler ebenfalls die Runen sind, erweitern lassen.
Ich schicke den Runen die einzelnen Eddaverse voraus. Der Leser, der sich in den Geist, den neu zu beleben ich in den folgenden Versen versucht habe, zu vertiefen weiß, wird aus ihrem Zyklus noch andere wichtige Gesetze herausfinden:
- Das Gesetz der Polarität, bei Anordnung der Runen kreisweise um einen Mittelpunkt (Akasha),
- das Gesetz der Dreistuftigkeit und
- das Gesetz der Periodizität.
So mögen denn die Verse hinausgehen als Wahrheitskünder und die Zeichen unserer Zeit deuten an der Hand der großen Weltentwicklungs-Runenuhr. Möge dieses Buch weitesten Kreisen die Augen öffnen über die Fülle der Weisheit und den Kulturreichtum unserer ältesten Vorzeit.
„Bereitet Euch den steilen Weh zu gehen!
Ursprünge durch Ursprüngliches verstehn.“
1. Die FA-Rune.
Urbild: Vieh
Urzeichen: Fater, facere-machen, schaffen, erzeugen. Fehu-Vieh (Besitz, Feuer. Vernichtung.
Edda: | Hilfreich zu helfen verheißt Dir das Eine in Streit und in Jammer und jeglicher Not. |
| Du heiliger Vatername, der die Welt in seinen Armen forterzeugend hält, Gib, dass das alte Lied, das urgeheiligt hehre, Von neuem Glanz erfüllt, zu neuem Leben kehre! Verborgen ruht unwandelbar das Sein, Das Werdende ist nur sein Widerschein. Die Urkraft zeigt sich wechselnd von Gestalt, Als Wärme, Licht und Schall, als Schwere bald, Als wunderbarer Strahlen dunkles Wesen, Wer mag den Sinn in diesem Spiele lesen? Gleich wie des Stromes hochgeschwollnen Lauf Nicht Wall, nicht Wehr hält in der Talfahrt auf, So rollt von Ewigkeit zu Ewigkeiten Werdend die Welt durch ungeahnte Weiten. Und keines Menschen Mund mag je... |