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E-Book

Unfallchirurgie in der Grund- und Notfallversorgung

VerlagGeorg Thieme Verlag KG
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl168 Seiten
ISBN9783132024618
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Dieses Werk vermittelt Ihnen kompakt und systematisch das aktuelle unfallchirurgische Facharztwissen für die Grund- und Notfallversorgung z.B. in der Allgemeinchirurgie. Es ist ideal für die begleitende Lektüre in der Weiterbildung und zur Vorbereitung auf die Facharztprüfung. Nachschlagewerk und Repetitorium zugleich: Sie erhalten eine prägnante Darstellung von Symptomatik, Diagnostik und Therapie, einschl. kurzer Beschreibung der OP-Techniken und der Nachbehandlung. Die Inhalte werden durch zahlreiche Grafiken veranschaulicht, was zum schnellen Lernerfolg führt. Kompakt und übersichtlich: - Optimal strukturierte, schnell erfassbare, stichwortartige Informationen. - Lernfreundlicher Aufbau mit hervorgehobenen Merksätzen und Praxistipps. Aktuellstes Wissen auf den Punkt gebracht: - Wesentliche Grundlagen zu Anatomie, Ätiologie und Klassifikation. - Prägnante Darstellung von Symptomatik, Diagnostik und Therapie. - Instruktive Beschreibung der OP-Techniken und Nachbehandlung. Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App haben Sie zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit. Das Lernen können wir Ihnen nicht abnehmen, aber wir können es Ihnen erleichtern!

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Leseprobe

1 Grundlagen der Frakturen


Carolina Pape-Köhler

1.1 Allgemeines


1.1.1 Klassifikationen


Die im Folgenden genannten Klassifikationen zu Fraktur und Weichteilschaden dienen der Feststellung des Schweregrads der Verletzung und bieten die Voraussetzung für die zu erfolgende Therapieoption.

1.1.1.1 AO-Klassifikation

Die AO-Klassifikation (Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen) ist die gängigste Frakturklassifikation ( ▶ Abb. 1.1). Sie unterscheidet die Frakturen nach Lokalisation (Knochen, Segment) und Morphologie (einfach, Keil, komplex).

Abb. 1.1 AO-Klassifikation der Frakturen (nach M. E. Müller) (aus: Hirner A, Weise K. Chirurgie. Stuttgart: Thieme; 2008).

Abb. 1.1a Lokalisation: Jeder Röhrenknochen hat eine Zahl, welche in Kombination mit dem Segment eine zweistellige Ziffer ergibt.

Abb. 1.1b Morphologie: An jeder anatomischen Region unterscheidet man abhängig vom Schweregrad A-, B- und C-Typen). Die weitere Differenzierung nach Gruppen (z. B. Beschaffenheit der Fragmente) und speziell definierten Untergruppen ist vornehmlich für wissenschaftliche Nachuntersuchungen gedacht.

1.1.1.2 Klassifikation des Weichteilschadens

Zur Einteilung der Weichteilschäden kommen hauptsächlich 2 Klassifikationen in Betracht, die Klassifikation nach Tscherne/Oestern ( ▶ Tab. 1.1) und nach Andersson/Gustillo ( ▶ Tab. 1.2).

Tab. 1.1 Klassifikation des Weichteilschadens nach Tscherne/Oestern.

Einteilung

geschlossene Fraktur

offene Fraktur

Grad 0

keine oder nur unbedeutende Weichteilschäden

Grad I

oberflächliche Schürfung oder Kontusion, Fragmentdruck von innen

Durchtrennung der Haut mit fehlender oder geringer Weichteilkontusion, unbedeutende bakterielle Kontamination (Fragmentdurchspießung von innen)

Grad II

tiefe kontaminierte Schürfung, lokalisierte Haut- oder Muskelkontusion, drohendes Kompartmentsyndrom

Durchtrennung der Haut, umschriebene Haut- und Weichteilkontusion, mäßige Kontamination

Grad III

ausgedehnte Hautkontusion, Hautquetschung, Zerstörung der Muskulatur, dekompensiertes Kompartmentsyndrom, Verletzung des Hauptgefäßes (subkutanes Décollement)

Hautdurchtrennung mit ausgedehnter Weichteildestruktion, zusätzlich Gefäß- und Nervenverletzungen, starke Wundkontamination, jede offene Fraktur mit Ischämie

Grad IV

totale und subtotale Amputation; letzteres bedeutet immer eine komplette periphere Ischämie

Tab. 1.2 Klassifikation nach Andersson/Gustillo.

Einteilung

Weichteilschaden

Grad I

Hautläsion < 1cm, nicht verschmutzt; Durchspießung

von innen, minimale Muskelkontusion;

einfache Quer- oder Schrägfraktur

Grad II

Hautläsion > 1 cm, ausgedehnter Weichteilschaden mit Lappenbildung oder Décollement; geringe bis mäßige Muskelquetschung; einfache Quer- oder kurze Schrägfraktur mit kleiner Trümmerzone

Grad III

ausgedehnter Weichteilschaden unter Einbeziehung von Haut, Muskulatur und neurovaskularen Strukturen; oft Rasanztrauma mit schwerer Gewebsquetschung

IIIA

ausgedehnter Weichteilschaden mit noch adäquater Knochendeckung; Stückfrakturen; Schussverletzungen

IIIB

ausgedehnter Weichteilschaden mit Deperiostierung und frei liegendem Knochen; massive Kontamination

IIIC

rekonstruktionspflichtige Gefäßverletzung

1.1.2 Frakturheilung


Lebendes Knochengewebe unterliegt ständigen Umbauvorgängen, um sich an veränderte Belastungen zu adaptieren. Im Falle einer Fraktur wird die Osteoblastenaktivität gesteigert, um die Fraktur zügig zu stabilisieren. Durch Kompression der Hauptfragmente und Ruhigstellung verläuft die Frakturheilung am besten.

Wichtig hierfür ist:

  • guter Fragmentkontakt

  • gute Durchblutung (Periost muss erhalten bleiben)

  • stabile Fixation der Hauptfragmente (am besten unter Kompression)

1.1.2.1 Direkte und indirekte Frakturheilung

Unterschieden werden die direkte Frakturheilung ohne Kallusbildung und die indirekte mit Kallusbildung. Die direkte Frakturheilung ist selten, da sie nur bei absolut stabilem Kontakt der Fragmente über mindestens 2–3 Monate möglich ist, also nur bei Osteosynthesen mit interfragmentärer Kompression (z. B. Plattenosteosynthese). Bei allen anderen Osteosyntheseformen oder bei konservativer Frakturbehandlung erfolgt die indirekte Frakturheilung unter Bildung von „Ersatzknochen“, dem sog. Kallus. Mikrobewegungen im Frakturbereich fördern die Kallusbildung.

Die Phasen der Frakturheilung sind:

  • Verletzungsphase: Entstehung der Fraktur und des Frakturhämatoms

  • Entzündungsphase: Zelleinsprossung in das Frakturhämatom

  • Granulationsphase: die in das Hämatom eingewanderten Fibroblasten bilden Kallus (5.–6. Woche)

  • Kallushärtungsphase: aus weichem, nicht verkalktem Kallus wird fester Kallus (Dauer: 3–4 Monate)

  • Remodeling: überschüssiger Kallus wird abgebaut

Die Dauer der Frakturheilung liegt bei Erwachsenen bei etwa 8–16 Wochen, bei Kindern bei 3–6 Wochen.

Merke

Kommt es zu gestörter Kallusbildung, so ist eine absolute Stabilität nötig.

1.1.2.2 Störung der Frakturheilung

Ist die Fraktur nach 4 Monaten nicht durchbaut (engl. Delayed Union), spricht man von einer verzögerten Bruchheilung, nach 6 Monaten von einer Pseudarthrose ( ▶ Abb. 1.2). Zeichen der Pseudarthrose sind Belastungsschmerz, pathologische Beweglichkeit, Schwellung und Reizzustände.

Es werden 2 Formen der Pseudarthrose unterschieden:

  • hypertrophe Pseudarthrose (straffe Pseudarthrose)

    • Knochen ist gut durchblutet, Kallus wird gebildet, aber die Fraktur ist nicht ausreichend stabil

    • ...
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Zu den Herausgebern7
Abkürzungsverzeichnis8
Anschriften13
1 Grundlagen der Frakturen15
Allgemeines15
Klassifikationen15
Frakturheilung16
Therapie17
Konservative Frakturtherapie17
Operative Frakturtherapie18
Osteosyntheseverfahren19
Schraubenosteosynthese19
Plattenosteosynthese19
Fixateur externe21
Marknagelung23
Elastische stabile intramedulläre Nagelung (ESIN)23
Bohrdrahtosteosynthese24
Cerclage25
Zuggurtung25
Endoprothesen25
2 Schwerstverletztenversorgung28
Allgemeine Grundlagen28
Scores28
Infrastruktur29
Schockraummanagement und Versorgungsstrategie29
ABCDE-Algorithmus30
Diagnostik30
Therapie30
Damage-Control-Strategie30
Schädel-Hirn-Trauma31
Diagnostik31
Therapie32
Thoraxtrauma32
Klinische Untersuchung32
Radiologie32
Therapie33
Abdominaltrauma34
Epidemiologie34
Anamnese34
Diagnostik34
Therapie35
3 Infektionen38
Einführung38
Weichteilinfekte38
Erysipel38
Abszess38
Nekrotisierende Infektionen38
Knocheninfektionen39
Akute Osteitis39
Chronische Osteitis40
Gelenkinfekte40
Klinisches Bild40
Diagnostik40
Therapie40
Postoperative Infektionen40
Wundinfektionen40
Implantatassoziierte Infekte41
4 Wiederherstellungschirurgie43
Hautverletzungen und Verbrennungen43
Spalthautübertragung43
Vollhautübertragung43
Muskel- und Sehnenverletzungen44
Sehnennaht44
Nahttechnik und Nachbehandlung44
Knochendefekte und Pseudarthrosen45
Ursachen45
Therapie45
Gefäßverletzungen46
Arterielle End-zu-End-Makroanastomose46
Arterielle End-zu-End-Mikroanastomose46
Arterielle End-zu-Seit-Anastomose47
Tipps zu arteriellen Anastomosen47
Tipps zu venösen Anastomosen47
Nervenverletzungen47
Nervennaht47
Einflüsse auf den Erfolg der Operation47
Nahttechnik und Nachbehandlung48
Epineurale Naht48
Interfaszikuläre Nervennaht48
5 Amputationen50
Definition50
Traumatische Amputation50
Primäre Maßnahmen50
Klinische Untersuchung50
Grundlagen der Amputationschirurgie51
Weichteile51
Amputation langer Röhrenknochen52
Exartikulation52
Nachbehandlung52
Replantation52
Prothetische Versorgung52
6 Kindertraumatologie54
Frakturklassifikationen im Wachstumsalter54
Epi- und metaphysäre Frakturen55
Therapie der epiphysären Frakturen55
Therapie der metaphysären Frakturen55
Diaphysäre Frakturen56
Therapie der diaphysären Frakturen57
Typische Verletzungen im Kindesalter57
Proximale metaphysäre Humerusfraktur57
Suprakondyläre Humerusfraktur57
Chassaignac-Luxation58
Unterarmfrakturen58
Epiphyseolysis capitis femoris (ECF)59
Femurschaftfraktur59
Unterschenkelschaftfraktur59
Übergangsfraktur des distalen Unterschenkels59
Kindesmisshandlung60
Erkennen der Misshandlung60
Handlungsempfehlungen bei Verdacht auf Kindesmisshandlung60
7 Schulter und obere Extremität62
Schulter und Schultergürtel62
Anatomische Grundlagen62
Klinische Untersuchung62
Frakturen des Schultergürtels68
Luxationen des Schultergürtels72
Degenerative Erkrankungen77
Humerusschaftfraktur81
Unterarm82
Anatomie82
Untersuchungstechniken85
Frakturen des Ellenbogens87
Weichteilverletzungen des Ellenbogens91
Unterarmschaftfraktur92
Degenerative Erkrankungen am Ellenbogen93
Ellenbogenendoprothetik95
Hand97
Anatomie und Untersuchung der Hand97
Frakturen der Hand102
Luxationen und Bandverletzungen109
Sehnenverletzungen112
Amputationsverletzungen114
Hautverletzungen der Finger115
Fremdkörperverletzungen und Infektionen der Hand115
Häufige degenerative Erkrankungen118
Literatur120
8 Beckengürtel und untere Extremität122
Becken, Hüfte und Oberschenkel122
Anatomie des Beckens und Oberschenkels122
Untersuchungstechniken122
Frakturen des Beckens123
Luxationen des Hüftgelenks124
Hüftgelenknahe Femurfrakturen125
Femurschaftfrakturen128
Distale Femurfrakturen128
Knie129
Anatomie129
Untersuchungstechniken130
Bandverletzungen130
Meniskusverletzungen131
Unterschenkel, Sprunggelenk, Fuß131
Anatomie131
Untersuchungstechniken132
Patellafrakturen und proximale Tibiafrakturen132
Frakturen des Unterschenkelschafts134
Distale Unterschenkelfrakturen135
Kompartmentsyndrom135
Bandverletzungen des Sprunggelenks136
Frakturen des Sprunggelenks136
Frakturen von Talus und Kalkaneus138
Frakturen und Luxationen des Mittel- und Vorfußes139
Achillessehnenruptur139
9 Wirbelsäule141
Einführung141
Halswirbelsäule141
Anatomie141
Untersuchungstechniken141
Verletzungen der oberen Halswirbelsäule142
Verletzungen der subaxialen Halswirbelsäule145
Brust- und Lendenwirbelsäule146
Anatomie146
Untersuchungstechniken146
Verletzungen der Brust- und Lendenwirbelsäule146
Degenerative Erkrankungen148
Bandscheibenvorfall151
Spondylodiszitis151
Querschnittlähmung152
Klassifikation152
Therapie152
10 Recht und Begutachtung154
Arbeitsunfall und berufsgenossenschaftliches Heilverfahren154
Gesetzliche Unfallversicherung154
Berufsgenossenschaftliches Heilverfahren154
Durchgangsarzt155
Verletztengeld und Verletztenrente156
Begutachtung156
Pflichten des Gutachters156
Vorbereitung des Gutachtens157
Ablauf und Durchführung eines Gutachtens157
Gesetzliche Unfallversicherung158
Private Unfallversicherung158
Haftpflichtversicherung158
Gesetzliche Rentenversicherung159
11 Sachverzeichnis160

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