Die 14 größten Finanzierungsfehler und wie man sie vermeidet
Wer Anschaffungen oder Investitionen finanzieren möchte, hat meistens mehrere Alternativen. Es geht darum, Angebote einzuholen, Konditionen zu vergleichen sowie Vor- und Nachteile abzuwägen. Schließlich muss eine Entscheidung getroffen werden. Leider kann diese auch falsch sein. Solche Finanzierungsfehler können fatale Folgen haben. Um unnötiges Lehrgeld zu vermeiden, erfahren Sie in diesem Beitrag mehr zu den 14 größten Finanzierungsfehlern.
Finanzierungsfehler 1: Die beantragte Kreditsumme ist zu niedrig.
Häufig wird der Fehler gemacht, einen niedrigeren Kredit zu beantragen, um die Chance auf die Kreditgewährung zu erhöhen. Die Gefahr besteht, dass die Bank nicht aufstockt, falls weiterer Kreditbedarf entsteht. Des Weiteren wird eine „Nachfinanzierung“ negativ betrachtet, es entsteht leicht der Eindruck einer unzureichenden Planungsrechnung. Durch gewissenhafte Planung wächst seitens der Bank im Laufe der Zeit Vertrauen in die kaufmännischen Fähigkeiten des Unternehmers. Dies erhöht in schwierigeren Zeiten den Spielraum gegenüber der Bank.
Bei der Nachfinanzierung hat man oft nicht mehr die Möglichkeit, zu einer anderen Bank zu wechseln. Diese Tatsache und die sich aus der Nachfinanzierung ergebende Risikoerhöhung nutzt die Bank meistens durch höhere Konditionen aus. Eventuell ist es sinnvoll, eine kleine Reserve einzubauen, um in jedem Fall ausreichende Mittel für das Vorhaben bereit zu haben. Deshalb sollte man einen Kredit in jedem Fall in Höhe des tatsächlichen Kapitalbedarfs beantragen.
Finanzierungsfehler 2: Es fehlt eine Liquiditätsreserve.
Um Zahlungsunfähigkeit zu vermeiden, sollte besonders bei einem schwankenden Kapitalbedarf für eine ausreichende Liquiditätsreserve gesorgt werden.
Schwankender Kreditbedarf entsteht z. B. bei Unternehmen, die starken saisonalen Einflüssen unterworfen sind. Auch bei der Abwicklung von Kundenaufträgen, die der Höhe nach stark schwanken, kann ein wechselnder Kapitalbedarf entstehen, z. B. für die Vorfinanzierung des Materialeinkaufs, der erforderlich ist, um den Kundenauftrag abzuwickeln. Der Unternehmer muss zunächst das erforderliche Material einkaufen, das er für den Kundenauftrag benötigt, und er muss die Löhne seiner Mitarbeiter bezahlen, die den Kundenauftrag abwickeln. Erst bei „Lieferung“ des fertigen Produktes kann der Unternehmer die Rechnung stellen. Oft muss auch ein Zahlungsziel gewährt werden. Hieraus wird erkennbar, dass ein Finanzierungsvorlauf entsteht, der ausreichend zu berücksichtigen ist. Eventuell kann der Unternehmer bei Großaufträgen Teilzahlungen oder Vorkasse mit dem Auftraggeber vereinbaren. Dies ist natürlich von der Verhandlungsposition abhängig.
Finanzierungsfehler 3: Unzureichende Kapitalbedarfsplanung
Um richtig zu finanzieren, muss besonders sorgfältig geplant werden. Eine Kapitalbedarfsplanung hilft, Liquidität zu sichern und Zahlungsunfähigkeit zu vermeiden. Bei der Kapitalbedarfsplanung unterteilt man in den langfristigen und kurzfristigen Kapitalbedarf. Langfristiger Kapitalbedarf besteht z. B. für Investitionen in Maschinen oder Betriebs- u. Geschäftsausstattung. Ein kurzfristiger Kapitalbedarf ergibt sich für den sogenannten Betriebsmittelbedarf. Dies sind z. B. die fixen Betriebsausgaben wie Miete, Personal- und Fahrzeugkosten. Weiterhin zählt dazu die Finanzierung der Forderungen an Kunden von der Rechnungsstellung bis zum Zahlungseingang. Ein wichtiger Faktor bei der Kapitalbedarfsplanung sind die Privatentnahmen, die der Unternehmer tätigen muss, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Darüber hinaus ist es wichtig, für alle Eventualitäten eine Liquiditätsreserve zu haben.
Finanzierungsfehler 4: Die Laufzeit der Finanzierung ist zu kurz.
Kreditnehmer äußern sich häufig wie folgt: „Ich will den Kredit so schnell wie möglich zurückzahlen.“ Dies ist aus Sicht des Unternehmers auch erstrebenswert, jedoch nicht immer durchführbar. Dies soll anhand folgender Erläuterungen deutlich werden:
Auf der linken Seite der Bilanz (Aktiva) stehen das langfristige Anlagevermögen (Maschinen, Fahrzeuge, Betriebs- und Geschäftsausstattung usw.) und das kurzfristige Umlaufvermögen (Warenbestand, Forderungen an Kunden, Kassenbestand usw.). Auf der rechten Bilanzseite (Passiva) sieht man, wie das Unternehmensvermögen finanziert ist. Hier steht zunächst das langfristige Eigenkapital zur Verfügung, weiterhin die langfristigen Bankdarlehen und die kurzfristigen Verbindlichkeiten an Warenlieferanten oder der kurzfristige Kontokorrentkredit der Bank.
Die „goldene Finanzierungsregel“ besagt, dass langfristige Wirtschaftsgüter langfristig und kurzfristige Wirtschaftsgüter kurzfristig zu finanzieren sind. Dies ist ein entscheidender Faktor zum Erhalt der erforderlichen Liquidität.
So hat z. B. eine Maschine eine lange Nutzungsdauer. Somit ist dieses Wirtschaftsgut auch langfristig zu finanzieren. Finanziert der Unternehmer die Maschine z. B. über den kurzfristigen Kontokorrentkredit, so fehlt dem Unternehmen die Kreditlinie zur Finanzierung des kurzfristigen Umlaufvermögens (z. B. Wareneinkauf). Finanziert der Unternehmer die Maschine mit einem kurzfristigen Darlehen, führen die zu hohen Tilgungsraten zum Aufbau der Beanspruchung der Kontokorrentlinie. Somit würde die Maschine schrittweise de facto teilweise über den Kontokorrentkredit finanziert und dies engt die Kreditlinie, die zur Finanzierung kurzfristiger Vermögenswerte benötigt wird, unnötig ein.
Die Maschine muss entsprechend der Nutzungsdauer langfristig finanziert werden, da zum Zeitpunkt der Ersatzinvestition das hierfür aufgenommene Darlehen zurückgezahlt sein soll, denn für die Folgeinvestition muss erneut ein Darlehen aufgenommen werden. Die Konditionen für langfristige Darlehen sind in der Regel auch günstiger als der kurzfristige Kontokorrentkredit.
Kurzfristige Vermögenswerte, wie z. B. der Wareneinkauf, sollen auch kurzfristig, z. B. über den Kontokorrentkredit oder Kredite der Lieferanten, finanziert werden. Hier fließen dem Unternehmen auch wieder kurzfristig die Mittel aus den Lieferungen an die Kunden zu, um die kurzfristigen Verbindlichkeiten zu begleichen.
Somit ist die Einhaltung der „goldenen Finanzierungsregel“ elementar wichtig, um dem Unternehmen eine gute und richtige Finanzierungsstruktur zu geben.
Nochmals zur Wiederholung:
langfristige Wirtschaftsgüter - langfristig finanzieren
kurzfristige Wirtschaftsgüter – kurzfristig finanzieren
Als Ausnahme von der „goldenen Finanzierungsregel“ können jedoch kurzfristige Wirtschaftsgüter auch langfristig finanziert werden. So kann es z. B. sinnvoll sein, den Sockelbestand des Warenlagers auch langfristig zu finanzieren, denn dieser ist ja auch langfristig im Unternehmen vorhanden. Jedoch: Nie umgekehrt.
Finanzierungsfehler 5: Unzureichende Liquiditätsplanung
Um langfristige Liquidität zu sichern, ist eine sorgfältige und optimale Liquiditätsplanung für jeden Unternehmer ein absolutes „Muss“. Mindestens auf Monatsbasis sollten die Einnahmen den Ausgaben gegenübergestellt werden. Tipp: 3-Monats-Rollover-Liquiditätsplanung.
Wenn der Unternehmer das Zahlenmaterial aufgrund des Umfangs nur schwierig selbst aufbereiten kann, ist der Steuerberater mittels EDV-gestützter Programme behilflich (monatliche Datev-Auswertungen). In kritischeren Unternehmensphasen ist es möglich, dass die Hausbank solche Planungsunterlagen vom Unternehmer einfordert, um die Entwicklung des Unternehmens zu begleiten. Bei größeren Unternehmen kann es auch Sinn machen, zur Unterstützung ein externes Beratungsunternehmen zu beauftragen.
Finanzierungsfehler 6: Keine freien Kreditsicherheiten mehr in der Reserve
Bei der Beurteilung eines Kreditantrages ist für die Bank von entscheidender Bedeutung, dass der Kreditnehmer aus seinem Unternehmen heraus, also aus der Liquidität, in der Lage ist, die Kreditraten (Kapitaldienst) zu tragen. Eine Bank wird niemals ausschließlich wegen einer guten Besicherung eines Kredites dem Kreditwunsch entsprechen.
Eine Bank kann nicht das unternehmerische Risiko tragen und wird deshalb auf eine angemessene Besicherung des Kredites achten. Wichtig ist, für beide Seiten eine gute Balance zu finden, d. h. nicht mehr Sicherheiten zu stellen, als unbedingt erforderlich. In erster Linie sollte der Kreditnehmer Sicherheiten anbieten, die aus der Vermögenssphäre des Unternehmens stammen. Dies können z. B. die Sicherungsübereignung der Maschine oder des Fahrzeugs oder die Abtretung der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sein. Für langfristige Darlehen kann auch eine Sicherheit am Grundstück und Gebäude des Unternehmens angeboten...