Der Begriff Konjunktur definiert die gesamtwirtschaftliche Lage und Entwicklung eines Staates bzw. internationaler Wirtschaftsgruppen. Die Merkmale der Konjunktur sind unter anderem der Stand der Arbeitslosigkeit, Inflation, außenwirtschaftliche Beziehungen, Wirtschaftswachstum, Umweltbelastung und Einkommensverteilung. In der Regel wird davon ausgegangen, dass die Konjunktur in Zyklen eingeteilt werden kann. Ein Zyklus beinhaltet einen Aufschwung und einen Abschwung der Konjunktur.[160]
Üblicherweise wird der gesamte Konjunkturzyklus in vier Phasen eingeteilt. Die Phase I wird gerne als Boom- oder Hochkonjunkturphase bezeichnet. In diesem Zyklus liegt die Produktion über derjenigen bei Normalauslastung und wächst mit abnehmenden Zuwachsraten. In der zweiten Phase findet eine Konjunkturabschwächung oder der Konjunkturabschwung statt. Die Produktion sinkt, befindet sich aber noch über dem Normalauslastungsniveau. Phase III wird als Rezession definiert. In der Rezessionsphase sinkt die Produktion unter den Normalauslastungswert. Die Erholung oder der Konjunkturaufschwung findet in Phase IV statt. In diesem Zyklus steigt die Produktion mit wachsenden Zuwachsraten, allerdings liegt das Produktionsniveau noch unter dem bei Normalauslastung. In Phase I und II ist eine überdurchschnittliche Kapazitätsauslastung gegeben und es ist mit relativ hohen Inflationsraten zu rechnen. Hingegen haben Phase III und IV eine unterdurchschnittliche Kapazitätsauslastung und als Folge eine relativ hohe Arbeitslosenquote.[161]
Der Rezessionsbegriff wird nun etwas näher erläutert, da zahlreiche Volkswirtschaften aufgrund der Subprime-Krise in die Wirtschaftskrise und daher in die Rezession schlitterten.
Der Begriff Rezession wird von Konjunkturanalytikern generell auf wirtschaftliche Schwächephasen angewendet, deren Dauer, Tiefe und Verbreitung über das übliche Maß hinausgeht. Technisch betrachtet ist dann eine Rezession gegeben, wenn ein Rückgang des saisonbereinigten realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in mindestens zwei aufeinander folgenden Quartalen gegeben ist. Das BIP ist der umfassendste Indikator für die wirtschaftliche Aktivität und mit der kritischen Zeitspanne von wenigstens sechs Monate wird mit dieser einfachen Regel den beiden Kriterien Verbreitung und Dauer zugleich Rechnung getragen.[162]
In den Medien wird aktuell der Begriff „Depression“ im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise verwendet. Darunter ist ein über mehrere Jahre anhaltender Rückgang des BIP zu verstehen (negative Wachstumsraten). Eine Depression führt zu Wohlstandsverlust und zunehmender Armut. Die Weltwirtschaftskrise von 1929, die bis in die dreißiger Jahre anhielt, wird als die „Große Depression“ bezeichnet.[163]
Die Keynesianische Lehre, welche ihren Ursprung in der Weltwirtschaftskrise von 1929 hat, steht für eine aktive Konjunkturpolitik. In ihrer Konzeption ist sie eine antizyklische staatliche Einnahmen- und Ausgabenpolitik mit dem Fokus, stabilisierend auf den Wirtschaftsprozess einzuwirken. Die Budgetgestaltung des Staates sollte nach „Postkeynesianischer“ Ansicht dem Konjunkturzyklus entgegengesetzt gestaltet werden. Diese Stabilisierungspolitik kann dabei durch automatische Stabilisatoren des Steuersystems und/oder durch einen fallweisen antizyklischen Einsatz der fiskalpolitischen Instrumente erreicht werden.[164] Keynes hält die Fiskalpolitik für wirkungsvoller als die Geldpolitik, da damit die Nachfrage direkt beeinflusst wird. In Hochkonjunkturphasen soll der Staatshaushalt dämpfend wirken, während im Konjunkturtal mit kreditfinanzierten staatlichen Konsum- und Investitionsausgaben expansive Impulse gesetzt werden sollen.[165]
Nach Ansicht der Keynesianer ergeben sich aus einer Erhöhung der Staatsausgaben (expansive Budgetpolitik) ein höheres BIP und eine höhere Beschäftigung, d.h. die Arbeitslosigkeit sinkt. Durch das höhere BIP steigt das Steueraufkommen und damit finanzieren sich zum Teil die höheren Staatsausgaben von selbst (Wirkung der automatischen Stabilisatoren). Die Neoklassiker gehen davon aus, dass eine Erhöhung der Staatsausgaben das BIP nicht erhöht, sondern private Nachfrage nur verdrängt, das wiederum zu Inflation und höhere Zinsen führt.[166]
Die Konsumnachfrage ist abhängig von der Höhe des verfügbaren Einkommens der Haushalte und deren Erwartungen. Steigt das verfügbare Einkommen, so steigt auch der Konsum,[167] das BIP sowie die Beschäftigung (Kaufkraftthese)[168] und vice versa. Allerdings nicht proportional zur Einkommenssteigerung, da ein Restbetrag gespart wird.[169] Wird das verfügbare Einkommen durch höhere Löhne erzielt, so sind damit höhere Lohnstückkosten verbunden und die Unternehmen versuchen dies in die Preise einzuberechnen. Dies führt zu Inflation. Dadurch geht in einer offenen Volkswirtschaft ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und somit eine Dämpfung von Export und BIP einher, so die Meinung der Keynesianer. Die Neoklassik sieht bei höheren Löhnen eine Verschiebung der relativen Preise von Arbeit und Kapital. Daraus folgt, dass Unternehmer kapitalintensiver produzieren werden und die Beschäftigung weiter sinkt (Substitutionsthese). Es sinken auch die Gewinne bei höheren Löhnen und damit wird weniger investiert (Gewinnthese).[170]
Im Keynesianismus hängen die Investitionen von den Finanzierungskosten und den Erwartungen der Unternehmer ab. Sinken die Zinsen und sind die Erwartungen positiv, so wird mehr investiert und das BIP wird steigen. Hingegen führen sinkende Zinsen und pessimistische Erwartungen, wie z.B. in der Rezession gegeben, nicht unbedingt zu einem Anstieg der Investitionen („Investitionsfalle“). Eine Ausweitung der Geldmenge und niedrigere Zinsen führen nach den Neoklassikern zu einer Inflation. Es wird weiters ein Zusammenhang zwischen Sparquote der Haushalte und niedrigen Zinsen hergestellt. Je niedriger die Zinsen, desto niedriger die Sparquote und demnach umso weniger Kapital für Investitionen.[171]
Nach Auffassung der Österreichischen Schule liegt das Übel an der Geldpolitik, die „Boom-and-Bust“-Zyklen provoziert. Aufgrund der Ausweitung der Kredit- und Geldmengen kommt es nämlich kurzfristig zu einem inflationären Wirtschaftsaufschwung. Dies führt zu Fehlinvestitionen und Spekulationswellen, die früher oder später in einer Finanz- und Wirtschaftskrise münden.[172]
Die Zentralbanken senken die Zinsen und weiten das Kredit- und Geldmengenangebot immer weiter aus um eine drohende Rezession abzuwenden. Nach der Österreichischen Schule löst eine solche Geldpolitik nicht etwa die von ihr verursachte Krise, sondern verlagert sie nur in die Zukunft. Im schlimmsten Fall vergrößert sie das Problem, indem das Kreditsystem
letztlich zusammenbricht. Denn diese geldpolitische Ideologie weitet das Kreditangebot stärker aus als die Einkommen steigen und dadurch steigen die Verschuldungslasten immer weiter an. Bei monetär verursachten Finanz- und Konjunkturkrisen weisen die Vertreter der Österreichischen Schule auf ein weiteres Problem hin. Die Schuld liegt nicht am Versagen des Kapitalismus, sondern am Versagen des staatlichen Geldsystems. Die Lösungen sind nicht ein Mehr an Regulierungen, Protektionismus und Verboten, denn dies führt einzig zu Wohlfahrtseinbußen. Vielmehr müsste die geldpolitische Fehlentwicklung entgegengewirkt werden. [173]
Der erste Schritt wäre die nationalen Geldmengen in einem festen Umtauschverhältnis an das Gold anzubinden, dass mit dem Recht verknüpft ist, Geldhaltern jederzeit das Recht einzuräumen, ihre Bankguthaben immer in Gold umtauschen zu können. In einem zweiten Schritt wäre die Privatisierung des Geldsystems denkbar. Die Geschäftsbanken würden nachwievor als Anbieter von Einlagen und Krediten tätig sein, allerdings würde durch Kreditgewährung die Geldmenge nicht mehr verändert werden. Es wäre vorstellbar, dass der Marktstandard für gutes Geld ein durch Gold und/oder Silber gedecktes Geld sein wird. Der Vorteil eines solchen Systems wäre nicht nur ein „besseres Geld“, sondern auch eine Glättung der Konjunkturverläufe, da freies Marktgeld Fehlinvestitionen und damit Wirtschaftskrisen entgegenwirkt. Wachstumsschädliche Marktinterventionen würden zurückgedrängt, die ansonsten regelmäßig zu Finanz- und Wirtschaftskrisen führten. Auch die Bedrohung der Freiheit und die latente Gefahr monetärer Planwirtschaft würden entschärft, daher ist, nach Ansicht der Vertreter der Österreichischen Schule, freies Marktgeld die beste Versicherung gegen die Unbeherrschbarkeit und Willfährigkeit des staatlichen Papiergeldmonopols.[174]
Wenn die Erwartungen der Marktakteure für die Zukunft trüb sind, dann helfen erhöhte Staatsausgaben nicht sehr viel um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Vor allem dann nicht, wenn die Staatsausgaben in Industriezweige gepumpt werden, die nur den Zweck haben, vorübergehend...