Mit großen Schritten auf das Ziel zu
Lehre uns, unsere Zeit zu nutzen,
damit wir weise werden.
Psalm 90,12
Bedenken Sie, dass Sie als treues Kind Gottes eine
Beförderung zu erwarten haben.
Vance Havner
Was mich in meinem Leben am meisten überrascht hat, war die Tatsache, alt zu werden. Die Jungen leben für das Hier und Jetzt. Wenn sie sich überhaupt Gedanken über ihre Zukunft machen, beschränken sich diese oft auf Träume, die allesamt ein märchenhaftes Ende nehmen. Obwohl ich mittlerweile fast 93 Jahre alt bin, scheint es mir noch nicht lange her zu sein, dass auch ich einer von diesen Träumern war. Ich hegte große Erwartungen und sah eine Zukunft vor mir, in der sich alle meine Wünsche erfüllen würden. Da es in meinem Leben nur wenig gab, das ich mehr liebte als Baseball, widmete ich mich als junger Mann ganz dem Sport und hoffte, dass mich meine Leidenschaft für dieses Spiel direkt in die Spitzenliga führen würde. Ich hatte nur ein simples Ziel: Ich wollte mit einem Schläger in der Hand auf dem Spielfeld stehen und an einem wichtigen Spiel teilnehmen. Ich stellte mir oft vor, wie ich den Ball mit einem rekordverdächtigen Schlag mitten in die Stadionränge beförderte und, begleitet von dem tobenden Gebrüll der Menge, um die Bases (die Male auf dem Rand des Spielfeldes) lief – auf das Ziel zu.
Ich hätte mir nie träumen lassen, was mich erwartete. Nachdem ich mein Leben Jesus Christus anvertraut hatte und von da an entsprechend seines Willens leben wollte, warf ich meine Träume zusammen mit meinem Baseballschläger über Bord und ließ mich voller Glauben ganz auf Gottes Pläne ein. Ich vertraute darauf, dass er mich auf meinem Weg anleiten würde. Er tat es, er tut es noch und wird es immer tun.
Wenn ich heute zurückblicke, erkenne ich, wie Gott mich geführt hat. Ich spüre, dass mich sein Heiliger Geist noch immer begleitet, und das Wissen, dass er mich auch während meines letzten Lebensabschnitts bis zu meiner Heimkehr nicht verlassen wird, ist mir ein großer Trost. Wenn ich daraus keine Hoffnung schöpfen kann, gibt es gar keine Hoffnung für mich.
Ein Mitstreiter für Gott
Obwohl ich kein Profi geworden bin, bin ich doch ein Baseballfan geblieben, wobei sich meine Begeisterung weniger auf ein bestimmtes Team konzentriert als vielmehr auf das Spiel an sich: das Teamwork, die strategische Spielführung und die Herausforderung, den Gegner zu schlagen. Baseball war kein Bestandteil des Plans, den Gott für mich hatte. Dennoch zeigte er mir, wie ich die grundlegenden Elemente dieses Spiels in meinen Dienst für ihn einbinden konnte. Gott hat mich mit einem Team treuer Männer und Frauen gesegnet, die denselben Wunsch im Herzen tragen wie ich: die Menschen zu Christus zu führen, damit sie die Ewigkeit mit ihm verbringen können. Unsere Teamstrategie besteht darin, das Gebot Gottes zu erfüllen und den Menschen auf der ganzen Welt von Christus zu erzählen.
Als ich meinen Dienst begann, lag es nie in meiner Absicht, in einem Baseballstadion oder einer ähnlichen Örtlichkeit zu predigen. Ich war es gewohnt, in den Gemeinden zu predigen, die ich als Pastor besuchte, oder in den dafür bereitgestellten Sälen, wenn ich mit Youth For Christ (kurz: YFC, dt. Jugend für Christus) auf Reisen war. Bei Kriegsende im Jahr 1945 aber hatten einige aus unserem YFC-Team das Vorrecht, im Soldier-Field-Stadion in Chicago zu predigen.
Auch wenn ich die näheren Einzelheiten nicht mehr vor Augen habe, erinnere ich mich noch gut daran, wie ich das Evangelium zum ersten Mal unter freiem Himmel verkündete. Ich war eingeladen worden, in Shreveport, Louisiana, eine evangelistische Veranstaltung abzuhalten. Wie sich jedoch herausstellte, reichten die vorgesehenen Räumlichkeiten für die Menge der zu erwartenden Teilnehmer nicht aus, sodass die Veranstalter keine andere Wahl hatten, als das Ereignis nach draußen zu verlegen. Da ich nicht wusste, wie die Menschen es aufnehmen würden, dass eine evangelistische Veranstaltung in einem Stadion stattfand, war ich ziemlich nervös. Doch dann dachte ich an die Träume aus meiner Jugend. Statt mit einem Baseballschläger in der Hand auf einem Spielfeld zu stehen, genoss ich jetzt ein, wie ich heute weiß, weit größeres Vorrecht: Ich stand mit der Bibel in der Hand hinter einem Rednerpult und war mit der Kraft des Heiligen Geistes erfüllt. Ich befand mich nicht auf dem Spielfeld, um vor den Fans, die sich auf den überdachten Tribünen drängten, sportliche Leistungen zu erbringen. Stattdessen durfte ich Menschen, die noch auf der Suche nach dem richtigen Weg und der Wahrheit waren, das Wort Gottes verkünden.
Das Leben ist voller Überraschungen.
Heute, all diese Jahre später, habe ich immer noch Freude daran zuzusehen, wie ein Schlagmann erfolgreich das Spielfeld umrundet. Aber nichts begeistert mich mehr als zu beobachten, wie der Heilige Geist die Menschen verändert, wenn das Evangelium in die ganze Welt hinausgetragen wird. Ein Baseball mag in die hinterste Ecke des größten Stadions abdriften, aber das Wort Gottes gelangt bis in die entlegensten Winkel der Erde und bringt den Menschen die gute Nachricht der Erlösung. Ich bin immer noch begeistert, wenn ich darüber nachdenke, welche Auswirkungen das hat.
Jesus Christus hat den Tod überwunden, und durch seine Auferstehung trug er den Sieg davon. Bevor er die Erde verließ, erteilte er seinen Jüngern den größten Auftrag aller Zeiten: „Geht hinaus in die Welt und verkündigt das Evangelium.“ Nachdem er diese Worte gesprochen hatte, sahen sie, wie ihr Erlöser den Weg in sein letztes Zuhause antrat.
Auf welches Zuhause bereiten Sie sich vor? Manche Menschen verbringen ihr ganzes Leben damit, ihr Traumhaus zu bauen, in dem sie dann ihren Lebensabend genießen können. Andere plündern ihr Bankkonto, um ihre letzten Jahre in einer Anlage für betreutes Wohnen zu verbringen. Wieder andere sind in ihren letzten Tagen auf die Unterbringung in einem Pflegeheim angewiesen. Aber allen von Ihnen, die Jesus noch nicht kennen, möchte ich sagen: Die Wahl Ihres ewigen Heims ist die wichtigste Entscheidung, die Sie je treffen werden. Für einen Christen ist der letzte Abschnitt seines Weges ein Beweis für Gottes Treue, denn Jesus sagte: „… ich gehe voraus, um euch einen Platz vorzubereiten“ (Johannes 14,2).
Ganz gleich wo Sie am Abend Ihren Kopf niederlegen, hoffe ich, dass sich Ihre Gedanken um Ihr letztes Zuhause drehen. Auf diese Gedanken möchte ich auf den folgenden Seiten etwas näher eingehen.
Jemand sagte einmal: „Das Geschenk des hohen Alters ist die Erinnerung.“ Obwohl ich mich den größten Teil meines Lebens einschränken musste, begeistert mich das Leben noch immer, wenn ich sehe, wie Gottes Hand wirkt – nicht nur in meinem Leben, sondern auch in dem meiner Mitmenschen und der Menschen auf der ganzen Welt. In den letzten paar Jahren durfte ich erleben, was für ein Geschenk es ist, mein Leben im Rückblick zu betrachten und mich an vergangene Zeiten und Ereignisse zurückzuerinnern. Für manche mag sich das abschreckend anhören, aber Erinnerungen sind biblisch:
Erinnert euch an den ganzen Weg, den der Herr,
euer Gott, euch … führte.
5. Mose 8,2
Denke nun daran … und bewahre es …
Offenbarung 3,3; ELB
… ihr sollt an alle meine Gebote denken und sie tun …
4. Mose 15,40; LUT
Denkt an das Wort … des Herrn.
Josua 1,13; NKJV (aus dem Amerikanischen übersetzt)
Denkt an seine mächtigen Taten, an seine Wunder …
1. Chronik 16,12
Diese Erinnerungen sind es wert, sie sich immer wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Ich höre oft, wie Menschen, die jünger sind als ich, von ihren schlaflosen Nächten berichten. Auch ich habe Nächte, in denen ich keinen Schlaf finde. Dann denke ich an die wunderbaren Werke, die Gott getan hat, und rufe mir in Erinnerung, was der Psalmist so poetisch formuliert hat:
Wenn ich in der Nacht wach liege,
denke ich über dich nach,
die ganze Nacht denke ich nur an dich.
Ich denke daran, wie sehr du mir geholfen hast;
ich juble vor Freude, beschützt im Schatten deiner
Flügel. Ich halte mich nah zu dir,
denn deine rechte Hand hält mich sicher.
Psalm 63,7-9
Über ihn nachzudenken, kann uns großen Trost spenden – auch uns älteren Menschen.
Gott sagt uns jedoch nicht nur, woran wir uns erinnern sollen. In der Bibel lesen wir auch, woran er selbst sich erinnert und woran er sich bewusst nicht erinnert. Da heißt es: „… er denkt daran, dass wir nur Staub sind“ (Psalm 103,14), und zu denjenigen, die sich zur Umkehr entschlossen haben, sagt er: „Und ich will ihnen ihre Sünden vergeben und nicht mehr an ihre bösen Taten denken“ (Jeremia 31,34). Ich bin sehr froh, dass ich mich an dieses Versprechen erinnern kann. Weil ich zu ihm umgekehrt bin, hat Gott meine Fehler vergessen. Das gewährt uns einen kurzen Blick auf die Herzenshaltung unseres Retters.
Im Alten Testament finden wir unzählige derartige Erinnerungen. Hier heißt es sogar: „Denkt an das, was früher galt, in uralten Zeiten …“ (Jesaja 46,9; EU). In unserer heutigen Gesellschaft mag das Wort „alt“ verpönt...