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Kann man sich wirklich jemals ändern?
Die Eltern meines Mannes hatten ihren Besuch angekündigt. Grund genug, wie jede Frau weiß, noch schnell den Keller zu streichen, ganz zu schweigen davon, den Kühlschrank gründlich sauberzumachen. Wenn wir Besuch erwarten, geben wir unser Bestes, vor allem, wenn es sich um die Schwiegereltern handelt. Wir färben unser Haar, kaufen ein neues Oberteil und kaschieren die von Nägeln zurückgelassenen Löcher in den Wänden mit Zahnpasta. Wir versuchen erneut, dem Hund Gehorsam beizubringen und unseren Kindern das Lesen, gerade sitzen und mit geschlossenem Mund Kauen – und das alles innerhalb von achtundvierzig Stunden.
Einige Tage vor ihrem Eintreffen ließ Johns Mutter mich wissen, dass sie mich während ihres Aufenthaltes zu einem Massagetermin mitnehmen wolle.
Du lieber Himmel!
Ich war noch nie in meinem Leben massiert worden, und der Gedanke, dass eine fremde Person meinen Körper berühren würde, gefiel mir gar nicht. Meine Schwiegermutter versicherte mir, dass ich es toll finden würde. Ich hoffte es, glaubte aber nicht daran. Wissen Sie, ich mochte meinen Körper nicht. Im Gegenteil: Ich schämte mich für meinen Körper. Die Idee, ihn den Händen einer unbekannten Masseurin zu überlassen, löste nicht gerade Entzücken bei mir aus. Kann man in vier Tagen zehn Pfund abnehmen? Ich forschte über Google nach und fand heraus, dass man dazu massenweise Zitronensaft und Cayennepfeffer schlucken muss. Ich konnte einfach nicht zu dieser Massage gehen! Aber ich musste. Es war das Geschenk meiner Schwiegermutter. Sie freute sich so sehr darauf, es mir zu schenken. Also musste ich dafür dankbar sein oder zumindest so tun als ob.
Nachdem wir in dem Wellnesscenter eingecheckt hatten, händigte man uns weiche, luxuriöse Bademäntel und ein Paar Plastikschlappen aus. Man führte uns in den Umkleidebereich, wo es Schließfächer für unsere Kleider, Handtaschen und unseren Schmuck gab. Ich sah Mom an und fragte ängstlich: „Alle unsere Kleider?“
„Ja, alle unsere Kleider.“ Als sie meinen Gesichtsausdruck sah, fügte sie gnädig hinzu: „Du kannst deine Unterwäsche anbehalten, wenn du dich damit wohler fühlst.“
Mmmm … Ja.
Es war nun an der Zeit, mich diskret auszuziehen, den Bademantel anzuziehen und dabei darauf zu achten, dass kein Zentimeter meiner Haut von irgendeiner Frau, die in meine Richtung blicken könnte, zu sehen war. Kein leichtes Unterfangen, aber ich war fest dazu entschlossen. Ich fühlte mich unwohl. Und dann wäre ich vor Scham am liebsten im Boden versunken. Der Bademantel in Einheitsgröße bedeckte nicht meinen ganzen Körper. Ich war zu breit.
Also setzte ich ein nüchternes, undurchdringliches Gesicht auf, zog mir meine Kleider wieder an, ging zur Rezeption und sprach die gefürchteten Worte aus: „Dieser Bademantel passt mir nicht. Haben Sie einen größeren?“
Ja, sie hatten einen größeren Bademantel, einen für Männer. Einen extraweiten Männerbademantel mit einer Farbe, die sich deutlich von der Farbe der Frauenbademäntel unterschied.
Da saßen wir nun in diesem Wellnesscenter im Warteraum, umgeben von lauter Frauen, die passende Bademäntel trugen, während ich einen anhatte, auf dem ebenso gut in orangefarbener Leuchtreklame das Wort „übergewichtig“ stehen könnte.
Ich lief zur Toilette und weinte. Ich schwor mir, niemals wieder eine solche Situation zu erleben.
Doch elf Jahre später, nachdem ich einhundert Pfund ab- und neunzig wieder zugenommen hatte, befand ich mich in derselben Situation. Ein anderes Geschenk, ein anderer Bademantel, doch diesmal gab es keinen größeren.
Warum schaffe ich es nicht? Warum konnte ich keine dauerhafte Veränderung erreichen? Was läuft bei mir falsch? Kennen Sie solche Gedanken? Vielleicht nicht in Bezug auf Ihr Gewicht, aber in Bezug auf andere Bereiche Ihres Lebens?
Warum hier und nicht dort?
Ich erinnere mich an das Lachen einer älteren Freundin über meine Unfähigkeit, Gewicht zu verlieren. Es war kein gemeines Lachen, sondern ein fröhliches. Mit vor Vergnügen blitzenden Augen und wissendem Blick fragte sie mich, wie schwierig es meiner Ansicht nach für Gott sei, sich um dieses Problem zu kümmern. Sie schnippte mit den Fingern, um zu demonstrieren, wie rasch er mich von meinem inneren Drang, mir durch Essen Trost, Schmerzerleichterung oder einfach einen Fluchtweg zu schaffen, befreien könnte.
Nun, wenn das so einfach für ihn war, warum tat er es dann nicht? Ich hatte ihn oft darum gebeten, ja angefleht und zu ihm gerufen, mir in dieser Sache zu helfen – mich zu verändern. Also war es seine Schuld. So dachte ich.
Doch in Wirklichkeit habe ich tatsächlich eine Veränderung erlebt – eine übernatürliche Veränderung. Kurze Zeit bevor ich mit Anfang zwanzig Christ wurde, hatte ich mir vorgenommen, mein Leben in Ordnung zu bringen. Mir war auf einmal bewusst geworden, dass ich von Drogen und Alkohol abhängig war, dass ich sie jeden Tag konsumierte, um mein Leben zu ertragen oder zumindest den Schmerz zu betäuben. Ich entschloss mich zu einem radikalen Entzug. Ich würde keine Joints mehr rauchen, keine Drogen mehr nehmen und keinen Alkohol mehr trinken, und da ich schon dabei war, wollte ich auch noch aufhören, Süßigkeiten zu essen. Ich hielt es keine vierundzwanzig Stunden durch, nicht mal in Bezug auf eine der genannten Drogen.
Verflixt!
Eines Nachts, voller Verzweiflung und Hoffnung, gab ich es auf, mein Leben in Ordnung bringen zu wollen, und stürzte mich in die wartenden Arme von Jesus. Ich nahm seine Einladung an: „Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben. Lasst euch von mir in den Dienst nehmen, und lernt von mir! Ich meine es gut mit euch und sehe auf niemanden herab. Bei mir findet ihr Ruhe für euer Leben. Mir zu dienen ist keine Bürde für euch, meine Last ist leicht“ (Matthäus 11,28-30). Nachdem ich diese Verse gelesen hatte, war ich auf den Boden gesunken.
Ich war unsagbar erschöpft. Mein Leben war ein Scherbenhaufen, mein Herz ein Trümmerfeld. Und ich hatte eine Menge zu diesem Trümmerfeld beigetragen. Ich bekannte Gott meine tiefe Not und bat ihn, mich anzunehmen, wenn er mich haben wollte. Ich gab Jesus mein Leben, das ganze Chaos meines Lebens, das ganze Chaos meiner Person, und er nahm mich an. Mein kurzes Gebet um Erlösung hatte funktioniert.
Zwei Wochen später wurde mir bewusst, dass ich seit jenem Gebet keinen einzigen Joint mehr geraucht, keine härteren Drogen genommen und keinen Alkohol getrunken hatte. Zwei Wochen. Das brach alle Rekorde der vorangegangenen zehn Jahre. Es war ein echtes, wahrhaftiges Wunder. Und Gott befreite mich sogar von dem Verlangen, diese Dinge zu konsumieren. Ich wollte sie nicht, und ich brauchte sie auch nicht. Stattdessen hatte ich meine Seele entdeckt und war offen geworden für die Präsenz Gottes und für die Hoffnung. Natürlich gab es auch schwierige Tage, ganz bestimmt, doch Gott griff unzählige Male gerade rechtzeitig und auf übernatürliche Weise in mein Leben ein.
Damals war Essen kein wirkliches Problem für mich. Ich war nicht übergewichtig und spürte auch nicht den Drang, mich ständig mit Essen vollzustopfen. Das kam später. Doch als es kam, kam es mit solcher Macht, dass all meine Gebete und Bemühungen, meine Reue, Entschlossenheit und Willenskraft nichts dagegen ausrichten konnten.
Gott hatte mich schon einmal gerettet. Warum sollte er nicht erneut mit dem Finger schnippen und mich befreien?
Viele Frauen haben das Gefühl, als Frau versagt zu haben. Ich weiß, dass ich mich oft so sehe. Eigentlich sogar als ein Misserfolg als Mensch schlechthin. Dieses Gefühl hat beinahe alles, was ich getan oder nicht getan habe, beeinflusst. Aber weder als Frau noch als Mensch bin ich ein Misserfolg. Ganz tief in meinem Innern weiß ich das. Ich mache Fehler, ja. Aber ich bin kein Fehler. Ich enttäusche. Aber ich bin keine Enttäuschung. Doch wenn ich wieder an dieser Stelle ankomme – wenn ich den Kampf um meine Schönheit, meinen Körper, mein Herz verliere –, dann fühle ich mich in jeder Hinsicht als Versager. Geht es nicht jeder Frau so? Haben wir nicht alle unsere geheimen Bereiche, in denen wir nicht den Sieg erleben, nach dem wir uns sehnen? Bereiche, die unsere Sicht auf uns selbst beeinträchtigen. Ist es nicht so, dass diese Dinge eine Barriere zwischen uns und den Menschen in unserem Leben errichten? Eine Mauer, die uns von der Liebe Gottes trennt?
Oder geht es nur mir so?
Ich glaube nicht.
Manchmal verlieren wir jede Hoffnung auf Veränderung, einfach weil unsere persönliche Lebensgeschichte mit gescheiterten Versuchen, uns zu ändern, angefüllt ist. Wo war nur der Schutzengel, der unsere Zunge behüten und uns daran hindern sollte, unsere Kinder so hart anzufahren? Was ist mit jener Frucht des Geistes geschehen, die uns dazu befähigt, diszipliniert zu sein und an der Konditorei vorbeizufahren? Gott hat mir nicht einen „Geist der Furchtsamkeit“ gegeben, warum also reibe ich mich vor Sorge um meine Kinder, meine finanzielle Situation und meine Zukunft auf? Wenn die „Menschenfurcht ein Fallstrick“ ist, warum habe ich dann immer noch Angst davor, mein wahres Ich zu zeigen und womöglich abgelehnt zu werden? Mein Esszwang hat sich als Lügner und Dieb enttarnt, und doch tappe ich noch allzu oft in diese Falle, wenn ich schwierige Momente erlebe.
Gott weiß...